Die Vorstellungen von einem übernatürlichen Kosmos haben sich auf Java teils unabhängig teils parallel zu religiösen Einflüssen und Vorstellungen entwickelt. Unzählige Geistervorstellungen verschiedenen Ursprungs haben sich im Lauf der Jahrhunderte vermischt und koexistieren nun (vergl. Daszenies 1987: 17,18). Diese Geister haben unterschiedliche Charakterzüge und Fähigkeiten und werden verschieden wahrgenommen. Oft können sie auch ihre Gestalt wandeln. Das Bild von einem bestimmten Geisterwesen ist lokal, geschichtlich und individuell geprägt. Schon die Kategorien „gut“ und „böse“ können falsch sein, da fast alle Geister beide Aspekte in sich tragen und je nach Verehrung oder Mißachtung die Menschen entweder beschützen oder ihnen Unheil bringen. Mit Hilfe von Opfergaben, Ritualen und Zeremonien zu ihren Ehren hofft man die Geister zu besänftigen und dankt ihnen für gewährten Schutz, um so vor Unheil bewahrt zu bleiben (vergl. Daszenies 1987: 19).
Geisterglaube ist ein weltweit verbreitetes Phänomen. In der Regel dienen Geister dazu Unbegreifliches greifbar zu machen (vergl. Daszenies 1987: 105). Verschwundene Habseligkeiten oder die Angst, die jemand nachts allein in der Dunkelheit verspürt, werden durch ihre Anwesenheit erklärt. Es gibt aber auch Geister durch deren Verehrung man indirekten Einfluss auf ein Geschehen nehmen kann, das unserer westlichen Auffassung nach nicht beeinflussbar ist, sondern dem Zufall unterliegt. Kyai Sapujagad zum Beispiel ist der Geist des Vulkans Merapi (vergl. Schlehe 1998: 149). Er schützte schon das Mataramreich vor Vulkanausbrüchen (Schlehe 1996: 395). Die Reisgöttin Dewi Sri ist auch als Göttin der Fruchtbarkeit bekannt. Auf Java, wie in anderen Regionen auch, ist sie zuständig für erfolgreiche Ernteerträge der Bauern (vergl. Appel 1991: 28). Neben diesen und unzähligen anderen Geistern gibt es eine spirituelle Königin, die über alle Geister Javas herrscht: Ratu Kidul, Königin des südlichen Meeres. Um eine Idee von der Komplexität einzelner Geister zu vermitteln, möchte ich in dieser Arbeit dem Leser einen Überblick über die Figur Ratu Kiduls verschaffen und sie mit der Reisgöttin Dewi Sri vergleichen. Als Hüterin der Lebensgrundlage Reis hat auch sie recht großen Einfluss und wird in vielen Quellen erwähnt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurze Vorstellung der beiden Geisterfiguren „Ratu Kidul“ und „Dewi Sri“
- Ratu Kidul
- Dewi Sri
- Ursprungsmythen
- Ratu Kidul
- Dewi Sri
- Machtbereich
- Ratu Kidul
- Dewi Sri
- Reich und Erscheinungsform
- Ratu Kidul
- Dewi Sri
- Formen der Verehrung
- Ratu Kidul
- Dewi Sri
- Aktueller Einfluss
- Ratu Kidul
- Dewi Sri
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, einen Überblick über die Geisterfiguren Ratu Kidul und Dewi Sri auf Java zu geben und diese im Vergleich zu betrachten. Der Fokus liegt auf der Darstellung ihrer Macht, ihres Einflusses und ihrer Verehrung. Die Arbeit untersucht die Ursprungsmythen der beiden Figuren und beleuchtet die Verschmelzung von mythischen und historischen Erzählungen in ihrem jeweiligen Kontext.
- Vergleich der Geisterfiguren Ratu Kidul und Dewi Sri
- Untersuchung der Ursprungsmythen und ihrer Variationen
- Analyse des Macht- und Einflussbereiches beider Geister
- Darstellung der Formen ihrer Verehrung
- Betrachtung des aktuellen Einflusses beider Figuren auf die javanische Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Entwicklung und das Nebeneinander von Geisterglauben und religiösen Einflüssen auf Java. Sie betont die Vielfältigkeit der Geisterwesen, ihre unterschiedlichen Charaktere und die Ambivalenz von "gut" und "böse". Der Geisterglaube dient dazu, Unbegreifliches zu erklären und Schutz vor unkontrollierbaren Mächten zu suchen. Die Arbeit konzentriert sich auf den Vergleich von Ratu Kidul und Dewi Sri als besonders einflussreiche Geistergestalten.
Kurze Vorstellung der beiden Geisterfiguren „Ratu Kidul“ und „Dewi Sri“: Dieses Kapitel stellt Ratu Kidul als mächtigste Geistergestalt Javas vor, die mit den Herrschern verheiratet ist und deren Macht legitimiert. Ihr Unmut äußert sich in Naturkatastrophen. Im Gegensatz dazu wird Dewi Sri, eine Figur der indischen Mythologie, in ganz Indonesien verehrt und ist für den Schutz des Reisanbaus verantwortlich. Ihr fehlender Schutz führt zu Missernten.
Ursprungsmythen: Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Ursprungsmythen von Ratu Kidul und Dewi Sri. Die Herkunft Ratu Kiduls ist umstritten und wird mit verschiedenen Figuren der Mythologie in Verbindung gebracht, einschließlich vager Erzählungen von Atlantis und Majapahit. Ihre Geschichte ist mit mythischen und historischen Überlieferungen verflochten, wie im Babad Tanah Jawi dargestellt. Die Ursprünge von Dewi Sri liegen in der indischen Mythologie und sind weniger umstritten als die von Ratu Kidul.
Schlüsselwörter
Ratu Kidul, Dewi Sri, Geisterglaube, Java, Indonesien, Mythologie, Macht, Verehrung, Ursprungsmythen, Naturkatastrophen, Reisanbau, Fruchtbarkeit, Babad Tanah Jawi, spirituelle Königin, Südmeer, Geisterwelt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich der Geisterfiguren Ratu Kidul und Dewi Sri auf Java
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die beiden einflussreichen Geisterfiguren Ratu Kidul und Dewi Sri auf Java. Sie untersucht ihre Ursprungsmythen, ihren Machtbereich, ihre Erscheinungsformen, ihre Verehrung und ihren aktuellen Einfluss auf die javanische Kultur. Der Fokus liegt auf dem Vergleich beider Figuren und der Analyse ihrer mythischen und historischen Kontexte.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Vergleich von Ratu Kidul und Dewi Sri, Untersuchung der Ursprungsmythen beider Figuren, Analyse ihres Macht- und Einflussbereiches, Darstellung der Formen ihrer Verehrung, Betrachtung des aktuellen Einflusses auf die javanische Kultur, Verschmelzung von mythischen und historischen Erzählungen in ihren Geschichten.
Wer ist Ratu Kidul?
Ratu Kidul wird als die mächtigste Geistergestalt Javas dargestellt, deren Macht mit den Herrschern verbunden ist und deren Unmut sich in Naturkatastrophen äußert. Ihre Ursprünge sind umstritten und werden mit verschiedenen mythischen Figuren und Erzählungen in Verbindung gebracht (einschließlich vager Bezüge zu Atlantis und Majapahit).
Wer ist Dewi Sri?
Dewi Sri ist eine in ganz Indonesien verehrte Figur aus der indischen Mythologie. Sie ist verantwortlich für den Schutz des Reisanbaus, und ihr fehlender Schutz führt zu Missernten. Im Gegensatz zu Ratu Kidul ist ihre Herkunft weniger umstritten.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene mythische und historische Überlieferungen, darunter der Babad Tanah Jawi. Die genauen Quellen werden im Haupttext detailliert aufgeführt (im gegebenen Auszug nicht enthalten).
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Vorstellung von Ratu Kidul und Dewi Sri, ein Kapitel zu ihren Ursprungsmythen, Kapitel zu ihrem Machtbereich, ihrer Erscheinungsform, ihrer Verehrung und ihrem aktuellen Einfluss, sowie eine Schlussbetrachtung. Es wird ein detailliertes Inhaltsverzeichnis bereitgestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Ratu Kidul, Dewi Sri, Geisterglaube, Java, Indonesien, Mythologie, Macht, Verehrung, Ursprungsmythen, Naturkatastrophen, Reisanbau, Fruchtbarkeit, Babad Tanah Jawi, spirituelle Königin, Südmeer, Geisterwelt.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse der Themen in strukturierter und professioneller Weise.
- Arbeit zitieren
- Lotte von Lignau (Autor:in), 2003, Ratu Kidul, Meeresgöttin des Südens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29398