Die Waffen-SS war, als militärischer Arm der bekanntesten und verrufensten Organisation des Dritten Reiches, schon bald nach dem Kriegsende in ihrer Bewertung wie keine andere umstritten. Auf der einen Seite wurde sie in Nürnberg als verbrecherische Organisation eingestuft, auf der anderen Seite in einer Rechtfertigungsliteratur heroisiert oder als bloßer vierter Wehrmachtsteil dargestellt. In den folgenden Jahren war selbst in wissenschaftlichen Publikationen das Bild einer besonderen militärischen Leistungsfähigkeit der Waffen-SS fest verankert: So soll die größte Tugend ihrer Kerndivisionen gewesen sei, ihren Kampfgeist auch bei einer Niederlage zu bewahren. Ebenso wurden sie als „Inbegriff soldatischer Standhaftigkeit“ bewertet, in ihr habe ein Kriegertum gekämpft, dass „von keiner anderen Truppe erreicht oder gar übertroffen“ worden wäre. Begründet wird dieser besondere, fanatische Kampfgeist in der Waffen-SS immer wieder mit ihrer besonderen Indoktrination mit den "Idealen" der NS-Ideologie.
Das ist erstaunlich, lassen doch neuere Untersuchungen erkennen, dass ein besonderer Status der Waffen-SS nicht grundsätzlich gerechtfertigt erscheint. Weder hatten die SS-Divisionen höhere Verluste zu erleiden als das Heer, noch wurden ihr mehr höhere Orden verliehen. Ebenso scheint die Bewaffnung selbst ihrer Kernverbände nicht so exklusiv gewesen zu sein, wie es vielfach behauptet wird.
So stellt sich die Frage, wie es zu diesem Bild von der Waffen-SS als fanatischen Elite des Dritten Reiches und Feuerwehr der Ostfront kommen konnte. Zur deren Klärung erscheint es angebracht, den Blick auf die möglichen Wurzeln zu lenken. Dabei ergibt sich aus zahlreichen zeitgenössischen Quellen schnell, dass die SS-Truppen schon in der Kriegszeit in der Bevölkerung den Ruf hatten, eine elitäre, wenn auch starke Verluste erleidende und gegen den Feind rücksichtslos vorgehende Truppe zu sein. Dieses Bild ist so allgemein, dass alles auf eine gemeinsame Quelle hinweist. Für diese Zeit ist dabei vor allem an die NS-Propaganda zu denken, deren Darstellungsweise der Waffen-SS aber bisher noch nicht untersucht worden ist. Diese Lücke soll in dieser Arbeit anhand einer Untersuchung der Berichterstattung dreier zeitgenössischer Zeitungen geschlossen werden. Sollte schon damals das Bild einer ideologisch-militärischen Elite Waffen-SS verbreitet worden sein, dann wäre das ein deutlicher Hinweis auf eine Wirksamkeit der damaligen Propagandaparolen über das Kriegsende hinaus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinweise zu dem tatsächlichen Wert der Waffen-SS
- Hitlers fanatische Glaubenskrieger?
- Verluste der Waffen-SS
- Einsatzgebiete
- Ordensverleihungen
- Zwischenergebnis
- Medien und Kriegsberichterstattung im Dritten Reich
- Gelenkte Darstellung - welche Möglichkeiten gab es?
- Die Propagandakompanien
- Verwendete Zeitungsliteratur
- Andere Medien
- Auswertung der untersuchten Zeitungen
- 1939 - Der Polenfeldzug
- ,,Völkischer Beobachter“
- „Das schwarze Korps“
- 1940 Im Westen
- ,,Völkischer Beobachter“ und „Das Reich“
- „Das schwarze Korps“
- 1941 - Balkan und Barbarossa
- ,,Völkischer Beobachter“
- ,,Das Reich“
- „Das schwarze Korps“
- 1942 Demjansk
- ,,Völkischer Beobachter“
- „Das Reich“
- „Das Schwarze Korps“
- 1943 – Charkow, „Zitadelle“ und Rückzug
- „Völkischer Beobachter“
- „Das Reich“
- „Das Schwarze Korps“
- 1944 Tscherkassy und Invasion
- ,,Völkischer Beobachter“
- ,,Das Reich“
- ,,Das Schwarze Korps“
- 1945 Ardennen, Ungarn und Untergang
- „Völkischer Beobachter“ und „Das Reich“
- „Das Schwarze Korps“
- Zwischenergebnis
- 1939 - Der Polenfeldzug
- Gründe für eine Bevorzugung in der Propaganda
- Ansehen bei Hitler
- Eigene Leistung der SS
- Unterstützung der Freiwilligenwerbung
- Europapropaganda
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Darstellung der Waffen-SS in der NS-Propaganda. Ziel ist es, die Strategien und Methoden der Propaganda im Hinblick auf die Waffen-SS zu analysieren und die Gründe für deren positive Darstellung zu beleuchten. Die Arbeit berücksichtigt dabei den tatsächlichen Wert der Waffen-SS, die Möglichkeiten der gelenkten Berichterstattung und die Auswertung ausgewählter Zeitungen.
- Die Darstellung der Waffen-SS in verschiedenen NS-Medien
- Die Strategien der NS-Propaganda zur positiven Darstellung der Waffen-SS
- Der tatsächliche militärische Wert und die Verluste der Waffen-SS
- Der Einfluss der Waffen-SS auf die NS-Propaganda
- Der Vergleich der Berichterstattung in verschiedenen Zeitungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die kontroverse Bewertung der Waffen-SS nach dem Zweiten Weltkrieg, von ihrer Darstellung als verbrecherische Organisation bis hin zu Versuchen, sie als bloßen Teil der Wehrmacht darzustellen. Sie führt in die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit ein, die auf der Analyse von NS-Propaganda basiert.
Hinweise zu dem tatsächlichen Wert der Waffen-SS: Dieses Kapitel analysiert den tatsächlichen militärischen Wert der Waffen-SS, beleuchtet ihre Verluste, Einsatzgebiete und Auszeichnungen. Es stellt die Grundlage für die spätere Analyse der propagandistischen Darstellung dar, indem es den tatsächlichen Kontext liefert.
Medien und Kriegsberichterstattung im Dritten Reich: Hier werden die Möglichkeiten der NS-Propaganda und ihre Werkzeuge, wie die Propagandakompanien und die verwendeten Zeitungen, untersucht. Es wird die Methodik der gesteuerten Informationsverbreitung erörtert, um später die Ergebnisse der Zeitungsanalysen besser einordnen zu können.
Auswertung der untersuchten Zeitungen: Dieses Kapitel stellt den Kern der Arbeit dar. Es analysiert die Darstellung der Waffen-SS in verschiedenen Zeitungen (,,Völkischer Beobachter“, „Das Reich“, „Das schwarze Korps“) über verschiedene Phasen des Zweiten Weltkriegs. Es wird ein detaillierter Vergleich der Berichterstattung über wichtige militärische Ereignisse angestellt, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Propaganda aufzuzeigen.
Gründe für eine Bevorzugung in der Propaganda: Dieses Kapitel untersucht die Gründe für die positive Darstellung der Waffen-SS in der NS-Propaganda. Es beleuchtet Faktoren wie das Ansehen der Waffen-SS bei Hitler, ihre tatsächlichen militärischen Erfolge (die relativiert werden müssen im Kontext des Gesamtbildes des Krieges), die Bedeutung für die Freiwilligenwerbung und ihre Rolle in der Europapropaganda.
Schlüsselwörter
Waffen-SS, NS-Propaganda, ,,Völkischer Beobachter“, „Das Reich“, „Das schwarze Korps“, Kriegsberichterstattung, Drittes Reich, Militärische Leistung, Propagandaanalyse, Zeitungsanalyse, Hitler, Ideologie.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Darstellung der Waffen-SS in der NS-Propaganda
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert die Darstellung der Waffen-SS in der nationalsozialistischen Propaganda. Sie untersucht die Strategien und Methoden der Propaganda im Hinblick auf die Waffen-SS und beleuchtet die Gründe für deren positive Darstellung.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Analyse von NS-Propaganda, insbesondere der Berichterstattung in den Zeitungen „Völkischer Beobachter“, „Das Reich“ und „Das schwarze Korps“. Diese Zeitungen wurden über verschiedene Phasen des Zweiten Weltkriegs hinweg untersucht.
Welche Zeiträume werden in der Analyse berücksichtigt?
Die Analyse umfasst den Zeitraum des Zweiten Weltkriegs, beginnend mit dem Polenfeldzug 1939 und endend mit dem Untergang des Dritten Reiches 1945. Die Berichterstattung zu verschiedenen wichtigen militärischen Ereignissen wird verglichen.
Welche Aspekte des tatsächlichen Wertes der Waffen-SS werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht den tatsächlichen militärischen Wert der Waffen-SS, ihre Verluste, Einsatzgebiete und Auszeichnungen. Diese Aspekte bilden den Kontext für die Analyse der propagandistischen Darstellung.
Wie werden die Methoden der NS-Propaganda beschrieben?
Die Hausarbeit beschreibt die Möglichkeiten der NS-Propaganda und deren Werkzeuge, wie die Propagandakompanien und die verwendeten Zeitungen. Die Methodik der gesteuerten Informationsverbreitung wird erläutert.
Welche konkreten Fragen werden in der Arbeit beantwortet?
Die Arbeit beantwortet Fragen nach der Darstellung der Waffen-SS in verschiedenen NS-Medien, den Strategien der NS-Propaganda, dem tatsächlichen militärischen Wert und den Verlusten der Waffen-SS, dem Einfluss der Waffen-SS auf die NS-Propaganda und dem Vergleich der Berichterstattung in verschiedenen Zeitungen.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum tatsächlichen Wert der Waffen-SS, ein Kapitel zu Medien und Kriegsberichterstattung im Dritten Reich, ein Kapitel zur Auswertung der untersuchten Zeitungen, und ein Kapitel zu den Gründen für eine Bevorzugung der Waffen-SS in der Propaganda. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Waffen-SS, NS-Propaganda, „Völkischer Beobachter“, „Das Reich“, „Das schwarze Korps“, Kriegsberichterstattung, Drittes Reich, militärische Leistung, Propagandaanalyse, Zeitungsanalyse, Hitler, Ideologie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist die Analyse der Strategien und Methoden der NS-Propaganda in Bezug auf die Waffen-SS und die Beleuchtung der Gründe für deren positive Darstellung.
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- M. A. Jochen Lehnhardt (Author), 2004, Die Waffen-SS im Spiegel der NS-Propaganda, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293919