Der didaktische Schwerpunkt der heutigen Stunde liegt auf der rezeptionsorientierten
Auseinandersetzung mit dem Werk „Pop Shop Quad I“ von Keith Haring. In
Anlehnung an das Werk sollen die Schüler in Gruppenarbeit eine ausgesuchte
Begebenheit ihrer Grundschulzeit unter Berücksichtigung der Gestaltungselemente
Harings auf Karton zeichnen, indem sie die Körper der miteinander agierenden
Kinder, die vor dem Plakat stehen und den Begebenheiten entsprechende
Körperhaltungen einnehmen, mit Kreide umfahren.
Bezug zur Fachwissenschaft
Keith Haring (1958-1990) wurde in den frühen achtziger Jahren durch seine
Kreidezeichnungen, die er in der New Yorker Untergrund-Bahn auf nicht vermietete
Werbetafeln zeichnete, bekannt. Um möglichst viele Menschen mit seiner Kunst zu
erreichen und sie an der Entstehung der Werke teilhaben zu lassen, zeichnete er
seine Bilder in den U-Bahnhöfen zu Hauptverkehrszeiten. So konnte er seine Kunst
den Passanten näher bringen und Menschenmassen versammelten sich um ihn,
waren erstaunt, wie er mit schneller Hand und wenigen Linien ein Kunstwerk schuf
und spekulierten über die Bedeutung seiner Bilder (vgl. Celant 1992, 10).
„Wenn ich in den New Yorkern U-Bahnstationen zeichne, passiert es mir
oft, daß ein Passant stehen bleibt und mir geduldig zuschaut. Wenn ich
dann gehen will, ruft er schnell, ‚Aber was bedeutet es?? Ich gebe dann
meistens die Antwort: ‚Das ist Ihre Sache, ich mache nur die
Zeichnungen.?“
(Haring, zit. n. Celant 1992, 50)
Keith Harings Bilder sind durch Zufall und Spontaneität gekennzeichnet. Seine
Zeichnungen sind nicht im Vorfeld geplant gewesen, und es unterliegen ihnen keine
vorher angefertigten Skizzen. Haring wurde in seinem Malstil von Graffitikünstlern
beeinflusst, da sie ebenfalls nach dem Prinzip des Zufalls arbeiten (vgl. Celant 1993,
9). [...]
Inhalt
1 Thema der Reihe
2 Aufbau der Unterrichtsreihe
3 Didaktischer Schwerpunkt der Unterrichtsstunde
4 Übergeordnete Aufgabe und Teilaufgaben im Sinne von Lernanforderungen und –möglichkeiten
5 Lernvoraussetzungen der Schüler bezogen auf die Teilaufgaben
6 Stundenverlauf
7 Literatur
1 Thema der Reihe
„Wir hinterlassen unsere Spuren in der Schule“: Kennen lernen sowie produktive und rezeptionsorientierte Auseinandersetzung mit Graffitis und dem Maler Keith Haring mit dem Ziel, die Stilmerkmale für eigene Gestaltungsabsichten zu nutzen und des Weiteren die entstandenen Werke als Erinnerung an die Klasse in der Schule zu platzieren.
2 Aufbau der Unterrichtsreihe
2.1 Auflistung der Stundenthemen
2.1.1 „Graffiti – Kunst in unserer Umgebung“: Ausflug zu einer Graffitiwand sowie Abzeichnen einzelner Buchstaben mit dem Ziel einer ersten Auseinandersetzung mit der Thematik sowie Kennen lernen besonderer Merkmale des Graffitis.
2.1.2 „Graffiti – Kunst oder Schmiererei?“: Sichten und Besprechen verschiedener Graffitiabbildungen und anschließende Skizze des eigenen Namens mit dem Ziel, weitere Merkmale des Graffitis zu erarbeiten, diese in der Skizze anzuwenden sowie eine kritische Stellung gegenüber Graffitis zu entwickeln.
2.1.3 „Mein Graffiti-Name wird bunt“: Übertragen der Skizze sowie farbliches Gestalten des eigenen Schriftzuges mit dem Ziel, ein individuelles Graffiti zu entwickeln und des Weiteren die Graffitis als Erinnerung an die Klasse im Flur aufzuhängen.
2.1.4 „Was hat Keith Haring mit Graffiti zu tun?“: Museumsrundgang zu einer klasseninternen Keith Haring- Ausstellung in Verbindung mit einer Museums-Rallye mit dem Ziel, einigen Werken des Künstlers zu begegnen, seinen Malstil kennen zu lernen, Besonderheiten zu erarbeiten sowie Parallelen zu Graffitis zu erkennen.
2.1.5 „Lauter kleine Männchen“: Begegnung mit dem Werk „Pop Shop Quad I“, Nachstellen einer ausgewählten Szene des Werkes mit der Methode des Standbildes, Notieren einer ausgesuchten Begebenheit der Grundschulzeit sowie Vorüberlegungen zu möglichen interagierenden Körperhaltungen mit dem Ziel, die Absichten des Malers zu verstehen und die Erkenntnisse für die weitere Gestaltungsaufgabe zu nutzen.
2.1.6 „Keith Harings Männchen werden lebensgroß“: Rezeptionsorientierte Auseinandersetzung mit dem Werk „Pop Shop Quad I“ in Form des lebensgroßen Darstellens und Skizzierens interagierender Körperhaltungen auf Karton mit dem Ziel, eine der im Laufe des Grundschulzeit erfahrene Begebenheit in Anlehnung an Harings Gestaltungsstil zu zeigen sowie formatfüllend und großflächig zu arbeiten.
2.1.7 „Keith Harings Männchen werden bunt“: Farbliches Gestalten der Skizzen unter Berücksichtigung der von Haring benutzten Farben mit dem Ziel, die Farben entsprechend der Gefühlslage und Begebenheit auszuwählen.
2.1.8 „Wir verabschieden uns“: Aufstellen und Montage der Gruppenarbeiten mit dem Ziel, die Freude an der eigenen Arbeit zu entwickeln, ein Erinnerungsstück in der Schule zu hinterlassen sowie die Besucher der Schule mit den Figuren freundlich zu begrüßen.
2.1.9 Das habe ich im Kunstunterricht des vierten Schuljahres gelernt und wünsche mir für die neue Schule…“: Eintragen der im Laufe des Schuljahres gewonnenen Erkenntnisse in das Lerntagebuch mit der Absicht, sich über das Gelernte bewusst zu werden, Wünsche für den Kunstunterricht an den weiterführenden Schulen zu nennen sowie eine Abschlussresümee zu ziehen.
3 Didaktischer Schwerpunkt der Unterrichtsstunde
Der didaktische Schwerpunkt der heutigen Stunde liegt auf der rezeptionsorientierten Auseinandersetzung mit dem Werk „Pop Shop Quad I“ von Keith Haring. In Anlehnung an das Werk sollen die Schüler in Gruppenarbeit eine ausgesuchte Begebenheit ihrer Grundschulzeit unter Berücksichtigung der Gestaltungselemente Harings auf Karton zeichnen, indem sie die Körper der miteinander agierenden Kinder, die vor dem Plakat stehen und den Begebenheiten entsprechende Körperhaltungen einnehmen, mit Kreide umfahren.
Bezug zur Fachwissenschaft
Keith Haring (1958-1990) wurde in den frühen achtziger Jahren durch seine Kreidezeichnungen, die er in der New Yorker Untergrund-Bahn auf nicht vermietete Werbetafeln zeichnete, bekannt. Um möglichst viele Menschen mit seiner Kunst zu erreichen und sie an der Entstehung der Werke teilhaben zu lassen, zeichnete er seine Bilder in den U-Bahnhöfen zu Hauptverkehrszeiten. So konnte er seine Kunst den Passanten näher bringen und Menschenmassen versammelten sich um ihn, waren erstaunt, wie er mit schneller Hand und wenigen Linien ein Kunstwerk schuf und spekulierten über die Bedeutung seiner Bilder (vgl. Celant 1992, 10).
„Wenn ich in den New Yorkern U-Bahnstationen zeichne, passiert es mir oft, daß ein Passant stehen bleibt und mir geduldig zuschaut. Wenn ich dann gehen will, ruft er schnell, ‚Aber was bedeutet es?‛ Ich gebe dann meistens die Antwort: ‚Das ist Ihre Sache, ich mache nur die Zeichnungen.‛“
(Haring, zit. n. Celant 1992, 50)
Keith Harings Bilder sind durch Zufall und Spontaneität gekennzeichnet. Seine Zeichnungen sind nicht im Vorfeld geplant gewesen, und es unterliegen ihnen keine vorher angefertigten Skizzen. Haring wurde in seinem Malstil von Graffitikünstlern beeinflusst, da sie ebenfalls nach dem Prinzip des Zufalls arbeiten (vgl. Celant 1993, 9).
Die Bildfiguren Harings bestehen aus einer geschlossenen Umrisslinie. Sie sind durch Klarheit, Eindringlichkeit und Einfachheit gekennzeichnet.
„Für den durch den Flur Eilenden, Wartenden oder mit dem Zug Vorbeifahrenden sind die Zeichnungen markant und einprägsam. In Erinnerung an ähnliche Kompositionen an verschiedenen Stationen entsteht die Vorstellung einer permanent rekombinierbaren immateriellen Zeichenwelt“ (Dreher 1993, 10). Haring beabsichtigte also, mit seiner Kunst eine Sprache zu erfinden, die jeder verstehen konnte.
In seinen Bildern thematisiert er Unterschiede zwischen schwarz und weiß, hetero- und homosexuell sowie zwischen Mensch und Tier. Obwohl seine Themen meist provokativen Charakter haben und sein Leben als Homosexuellen kommentieren, akzeptiert ihn die sonst eher prüde Gesellschaft der USA als innovativen Maler (vgl. Pröschel 2003, 25).
In einzelnen Werken, wie z.B. im Werk „Pop Shop Quad I“, sind die Zeichen einander so zugeordnet, dass der Eindruck einer Szene entsteht (vgl. Dreher 1993, 10). Die Männchen interagieren miteinander oder mit Objekten.
Harings Figuren werden auf den verschiedensten Gegenständen in Massenauflagen verbreitet. Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler hat er es geschafft, einen Zugang zu einem breit gefächerten Publikum zu erreichen und die Grenzen zwischen populärer und elitärer Kunst aufzuheben (vgl. Celant 1993, 30). „‚Meine Arbeit muss reproduziert werden‛“ (Haring, zit. n. Dreher 1993, 10).
Bezug zur Fachdidaktik
Die Kinder setzen sich in der heutigen Stunde mit zeitgenössischer Kunst am Beispiel des Malers Keith Haring auseinander. Die kindliche Kunsterfahrung richtet sich nicht nur auf die kritische Beurteilung eines bestimmten Werkes, sondern besonders auf die subjektiven Erkenntnisprozesse. Hierbei können die Kinder das wahrnehmen, was die Bilder präsentieren, und bringen diese Wahrnehmungen mit ihren eigenen Wünschen, Vorstellungen und Erfahrungen in Verbindung (vgl. Kirchner 1996, 17).
KIRCHNER nennt verschiedene Formen des Umgangs mit künstlerischen Objekten: „zu Bildern zeichnen, malen, spielen, sammeln, sprechen, nachdenken, reflektieren, schreiben, nachlesen, Infos heranziehen, Geschichten erfinden, Anregungen in eigene Gestaltungen aufnehmen etc“ (ebd.). Die Kinder können demnach in der heutigen Stunde die durch das gemeinsam besprochene Bild hervorgerufenen Gedanken oder Gefühle für ihre eigene Gestaltung nutzen. Sie treten in einen Dialog mit dem Kunstwerk, indem sie die Wirkung des eigenen Bildes mit dem Harings vergleichen und dabei Absicht und Wirkung gegenüberstellen. Im Dialog mit dem genannten Kunstwerk lernen die Schüler die Ausdrucksweise Haring zu verstehen und erweitern ihre Kompetenzen, indem sie die technischen Gestaltungsmöglichkeiten Harings auf ihre eigenen Arbeiten übertragen (vgl. ebd.).
Die Schüler können in Bezug auf die Begegnung mit Kunst verschiedene Fähigkeiten erwerben. Nach AISSEN-CREWETT lernen die Schüler vor allem, etwas genauer wahrzunehmen, zu beobachten, zu beschreiben und zu interpretieren (vgl. 1992, 104). AISSEN-CREWETT sieht ein Ziel des Kunstunterrichts in dem Verständnis für Kunst.
„Je mehr wir über Kunst lernen, über ihre Techniken, über die Arbeit einer bestimmten Künstlerin und eines bestimmten Künstlers, ihre Malstile oder die technischen Vorgänge des künstlerischen Schaffens, desto eher sind wir in der Lage, ein wirkliches Verständnis für Kunst aufzubringen“ (ebd.).
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- Quote paper
- Alexandra Illgen (Author), 2003, Keith Haring, Wir hinterlassen unsere Spuren in der Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29366
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