Bei kaum einem anderen romantischen Text herrscht innerhalb der Forschung so große Uneinigkeit hinsichtlich der Gattungsbestimmung als bei Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert".
In weiten Teilen der Forschungsliteratur bietet die Frage nach der Einordnung in ein bestimmtes Genre Stoff für zahlreiche, zum Teil sehr differierende Interpretationsansätze.
Ob Märchen, Novelle, Märchennovelle, phantastische Novelle, Novellenmärchen, Anti-Märchen, Kunstmärchen – nahezu jede Idee einer Gattungsbestimmung ist vertreten, um dieses Phänomen der Vermischung der Gattungen zu erfassen.
Durch dieses Ineinandergreifen verschiedener Genres erfüllt sich Friedrich Schlegels Forderung nach einer progressiven Universalpoesie, denn Tiecks Erzählung verbindet Märchenhaftes und Novellistisches, Lyrisches und Idyllisches, Wunderbares und Tragisches. Tieck schafft somit das, was Friedrich Schlegel in seiner Progressiven Universalpoesie fordert: „alle getrennte Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen.“
Inhaltsverzeichnis
- Der Blonde Eckbert und das Problem der Gattungsfrage
- Die Märchennovelle: Wesensmerkmale einer literarischen Gattung
- Das Märchen
- Der Weg in die Waldeinsamkeit
- Die Waldeinsamkeit: Das Reich der Alten
- Das Ende der Waldeinsamkeit
- Die Novelle
- Ort, Zeit und Personen
- „Strohmian": der Wendepunkt
- Die Märchennovelle
- Zur Gattung
- Der Aufbruch der traditionellen Märchenhandlung
- Die Wirkungsmomente des Unheimlichen
- Die Psychologisierung des Märchens
- Eckbert zwischen Traum, Wirklichkeit und Wahnsinn
- Das Märchen
- Abschließende Bemerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Ludwig Tiecks „Der blonde Eckbert“ und untersucht die Frage der Gattungszuordnung. Sie beleuchtet die Merkmale des Märchens und der Novelle, um zu ergründen, inwieweit sich die Erzählung in die Gattung der Märchennovelle einordnen lässt. Dabei werden neuere literaturtheoretische Modelle herangezogen, um die Gattungsfrage mit der romantischen Gattungsästhetik in Verbindung zu setzen. Die Arbeit bezieht Aspekte der Literatursoziologie, der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und des spatial turns ein.
- Analyse der märchenhaften Elemente in der Binnengeschichte Berthas
- Herausarbeitung novellisticher Merkmale und des Wendepunkts der Erzählung
- Untersuchung der Aspekte, die „Der blonde Eckbert“ zur Märchennovelle machen
- Einordnung der Erzählung in die romantische Gattungsästhetik
- Bedeutung des Unheimlichen und der Psychologisierung des Märchens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Debatte um die Gattungszuordnung von „Der blonde Eckbert“ und stellt die verschiedenen Interpretationsansätze vor. Es wird deutlich, dass Tiecks Erzählung Elemente verschiedener Genres vereint und somit die Forderung nach einer progressiven Universalpoesie erfüllt. Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der Wesensmerkmale von Märchen und Novellen. Es werden die wichtigsten märchenhaften Elemente anhand der Binnengeschichte Berthas herausgearbeitet, wobei insbesondere das Motiv des Dummlings und die Flucht in die Waldeinsamkeit im Vordergrund stehen. Im Anschluss werden die novellistischen Merkmale und der Wendepunkt der Erzählung untersucht. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Gattung der Märchennovelle. Es werden die Merkmale dieser Gattung erläutert und die Einordnung von „Der blonde Eckbert“ in diese Gattung begründet. Dabei werden die Aspekte des Unheimlichen, der Psychologisierung des Märchens und die Rolle des Traums in der Erzählung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Märchennovelle, Ludwig Tieck, „Der blonde Eckbert“, Gattungsfrage, romantische Gattungsästhetik, Märchen, Novelle, Unheimliches, Psychologisierung des Märchens, Traum, Wirklichkeit, Wahnsinn, spatial turn, Literatursoziologie, psychoanalytische Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Christina Mühlbauer (Author), 2014, Gattungsbestimmung von Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert". Eine Märchennovelle?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293064