„Wenn du dir die Macht im Staate sichern willst, dann fange damit im Gesundheitswesen an“.
So zitierte der langjährige Präsident der Bundesärztekammer Karsten Vilmar sinngemäß den Gründer der Sowjetunion Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin).
Solch ein Zitat ist bezeichnend und stellt eindrucksvoll das Bewusstsein dar, welches von den wichtigsten Akteuren im deutschen Gesundheitswesen entwickelt wurde.
Denn in Deutschland gilt das Gesundheitswesen als typisches Beispiel für ein neokorporatistisches System, welches sich weitgehend selbst verwaltet. Wichtig dabei ist, dass der „Gemeinsame Bundesausschuss“ als Entscheidungsorgan der verschiedenen relevanten Akteure seit Januar 2004 den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung ohne Einmischung des Staates gestalten kann.
Dieser setzt sich zusammen aus den Kostenträgern, repräsentiert durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen einerseits und den Leistungserbringern, repräsentiert durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Deutsche Krankenhausgesellschaft andererseits. Der Staat gibt also bezüglich der Gestaltung des Leistungskataloges der Gesetzlichen Krankenversicherung, sowie der Mittelverteilung, die nun ausschließlich im Gemeinsamen Bundesausschuss stattfindet, lediglich die Rahmenbedingungen vor, zieht sich somit also zunehmend als Akteur aus der Gesundheitspolitik zurück und stärkt damit gleichzeitig den Einfluss der erwähnten Verbände im Gesundheitswesen.
Problematisch ist dies vor allem, da die Verbände die Gestaltungsmacht über 230 bis 250 Mrd. € im Jahr und die Beschäftigung von 4,2 Mio. Menschen übernehmen.
Die Verfügungsgewalt über solch hohe Summen und über derart viele Beschäftigte müsste die Verbände zu sozialer Verantwortung verpflichten. Diese wird aufgrund der schweren Kontrollierbarkeit von Prozessen im Gesundheitssystem und dem starken Lobbyismus verschiedener Akteure unterlaufen. Dabei geht es nicht mehr um das Gemeinwohl der Patienten, sondern um die speziellen Interessen einzelner Unternehmen und Verbände. Durch Lobbyismus und Korruption geht im Gesundheitssystem so jedes Jahr viel Geld verloren, welches eigentlich einer besseren Versorgung der Patienten, die dieses System durch Kassenbeiträge finanzieren, zu Gute kommen sollte [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau und Interessen der Pharmaindustrie
- Pharmalobbyismus und seine Adressaten
- Einfluss der Industrie auf die Politik
- Einfluss der Industrie auf Ärzte und Apotheker
- Einfluss der Industrie auf Medien und Selbsthilfegruppen
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Lobbyismus der Pharmaindustrie in Deutschland. Sie untersucht die Struktur und Interessen der Pharmaindustrie, ihre Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger, Ärzte, Apotheker, Medien und Selbsthilfegruppen sowie die Auswirkungen dieser Einflussnahme auf das deutsche Gesundheitswesen.
- Struktur und Interessen der Pharmaindustrie
- Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger
- Einflussnahme auf Ärzte und Apotheker
- Einflussnahme auf Medien und Selbsthilfegruppen
- Auswirkungen des Lobbyismus auf das deutsche Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Lobbyismus der Pharmaindustrie ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext des deutschen Gesundheitswesens dar. Sie beleuchtet die Bedeutung des Lobbyismus für die Gestaltung des Leistungskatalogs der Gesetzlichen Krankenversicherung und die Verteilung von finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen.
Das zweite Kapitel beschreibt den Aufbau und die Interessen der Pharmaindustrie in Deutschland. Es stellt die wichtigsten Verbände der Pharmaindustrie vor und analysiert die Ziele und Interessen der Industrie, insbesondere die Gewinnmaximierung durch einen gesicherten Absatz zu hohen Preisen. Das Kapitel beleuchtet auch die Marketingstrategien der Pharmaindustrie und die Bedeutung der Einflussnahme auf das Zulassungsverfahren für Medikamente.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Pharmalobbyismus und seinen Adressaten. Es untersucht die Einflussnahme der Pharmaindustrie auf politische Entscheidungsträger, Ärzte und Apotheker sowie Medien und Selbsthilfegruppen. Das Kapitel analysiert die Methoden des Lobbyismus und die tatsächliche Wirksamkeit der Einflussnahme der Pharmaindustrie auf die verschiedenen Zielgruppen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Lobbyismus der Pharmaindustrie, die Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger, Ärzte, Apotheker, Medien und Selbsthilfegruppen, die Struktur und Interessen der Pharmaindustrie, das deutsche Gesundheitswesen, die Gestaltung des Leistungskatalogs der Gesetzlichen Krankenversicherung, die Verteilung von finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen, die Gewinnmaximierung der Pharmaindustrie, Marketingstrategien, das Zulassungsverfahren für Medikamente und die Auswirkungen des Lobbyismus auf das deutsche Gesundheitswesen.
- Quote paper
- M. A. Alexander Gajewski (Author), 2009, Der Lobbyismus der Pharmaindustrie in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292894