Im Gegensatz zur "klassischen" Annahme, jede Handlungsentscheidung des Menschen würde aufgrund von logischen Operationen im Gehirn getroffen, unter Ausschluß des Körpers, widerspricht Antonio R. Damasio dieser Überzeugung. Er führt das Modell der somatischen Marker ein, um seine Ansichten über die Entscheidungsfindung des Menschen zu erläutern. Zuerst soll dieser "Apparat" beschreiben werden. Weiter wird die Entstehungsweise dieser somatischen Marker beschrieben. Dem folgt eine Schilderung der sogennanten "Glücksspielexperimente" und deren Schlußfolgerungen. Im letzten Abschnitt wird kurz eine mögliche neurobiologische Lokalisierung der somatischen Marker erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Der Tendenzapparat
- Ursprünge somatischer Marker
- Unbewußte Ebene somatischer Marker
- Die Glücksspielexperimente
- Erster Versuch
- Zweiter Versuch
- Rückschlüsse
- Neurobiologische Hintergründe
- Der präfrontale Cortex und seine Verbindungen
- Weitere wichtige Gehirnareale
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Antonio Damasios Konzept der somatischen Marker und deren Rolle bei der menschlichen Entscheidungsfindung. Sie beleuchtet die Entstehung und Funktionsweise dieses „Tendenzapparates“, analysiert dessen unbewußte Ebene und bewertet die Ergebnisse von Glücksspielexperimenten, die zur Erforschung des Konzepts durchgeführt wurden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den neurobiologischen Grundlagen der somatischen Marker.
- Das Konzept der somatischen Marker als Entscheidungsmodell
- Entstehung und Funktionsweise somatischer Marker
- Die Rolle unbewußter Prozesse bei der Entscheidungsfindung
- Neurobiologische Korrelate der somatischen Marker
- Auswertung und Interpretation der Glücksspielexperimente
Zusammenfassung der Kapitel
Der Tendenzapparat: Dieses Kapitel führt in das Konzept der somatischen Marker ein und stellt die These in Frage, dass alle menschlichen Entscheidungen rein rational getroffen werden. Es beschreibt die somatischen Marker als einen „Tendenzapparat“, der wahrscheinliche Szenarien einer Entscheidung mit körperlichen Empfindungen verknüpft und so die Auswahl des „angenehmsten“ Szenarios unterstützt. Das Kapitel betont, dass somatische Marker keine Alternative zu logischen Denkprozessen darstellen, sondern diese ergänzen und optimieren, indem sie die Aufmerksamkeit auf wesentliche Aspekte lenken und die Effizienz des Entscheidungsprozesses erhöhen. Es wird die Alltagsrelevanz des Konzepts durch den Vergleich mit alltäglichen Entscheidungssituationen verdeutlicht, in denen oft „gefühlsmäßige“ Entscheidungen getroffen werden.
Ursprünge somatischer Marker: Hier werden die Entstehungsmechanismen der somatischen Marker beleuchtet. Es wird herausgestellt, dass diese Marker eine Verknüpfung zwischen erlebten (oder miterlebten) Reizen und den damit verbundenen Empfindungen des eigenen Körpers darstellen. Die Entstehung wird als ein Zusammenspiel von Prägung durch Erziehung und Sozialisation, insbesondere frühkindlicher Erfahrungen, und angeborenen, regulatorischen Dispositionen wie dem Überlebenswillen oder dem Lust-Unlust-Prinzip beschrieben. Das Kapitel unterstreicht die Bedeutung sowohl von Lernerfahrungen als auch von biologischen Grundlagen für die Entwicklung des „Tendenzapparates“.
Unbewußte Ebene somatischer Marker: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die unbewußte Wirkung der somatischen Marker. Es wird erklärt, wie körperliche Zustände, die durch Erinnerungen ausgelöst werden, unser Bewusstsein beeinflussen und unsere Gefühle modulieren. Auch unbewußte Marker werden thematisiert und ihr Einfluss auf unser Appetenz-Aversions-Verhalten verdeutlicht. Durch den Vergleich mit dem Verhalten unbewußter Tiere wie Bienen wird die evolutionäre Perspektive des Konzepts beleuchtet und die Bedeutung des unbewußten Tendenzapparates für schnelle und effiziente Entscheidungen herausgestellt. Der Zusammenhang zwischen unbewußten somatischen Markern und Intuition wird diskutiert.
Die Glücksspielexperimente: Das Kapitel beschreibt die von Damasio und seinem Team durchgeführten Glücksspielexperimente, die dazu dienten, das Konzept der somatischen Marker unter möglichst realitätsnahen Bedingungen zu untersuchen. Es werden die Methodik, die Auswahl der Probanden (normale Teilnehmer und Teilnehmer mit Schädigungen im frontalen Cortex) und die Protokollierung der Entscheidungen zusammen mit Messungen des Hautwiderstands detailliert beschrieben. Die Ergebnisse der Experimente werden zwar nur angedeutet, aber es wird deutlich gemacht, dass sie für das Verständnis der Rolle der somatischen Marker bei der Entscheidungsfindung unerlässlich sind.
Schlüsselwörter
Somatische Marker, Antonio Damasio, Entscheidungsfindung, Tendenzapparat, unbewußte Prozesse, Intuition, Neurobiologie, präfrontaler Cortex, Glücksspielexperimente, körperliche Empfindungen, Appetenz-Aversionsverhalten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Damasios Konzept der Somatischen Marker
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit Antonio Damasios Konzept der somatischen Marker und deren Rolle bei der menschlichen Entscheidungsfindung. Sie analysiert die Entstehung, Funktionsweise und die neurobiologischen Grundlagen dieser „Tendenzapparate“ und wertet dazugehörige Glücksspielexperimente aus.
Was sind somatische Marker?
Somatische Marker sind körperliche Empfindungen, die mit wahrscheinlichen Szenarien einer Entscheidung verknüpft werden und so die Auswahl des „angenehmsten“ Szenarios unterstützen. Sie ergänzen und optimieren logische Denkprozesse, indem sie die Aufmerksamkeit auf wesentliche Aspekte lenken und die Effizienz des Entscheidungsprozesses erhöhen. Sie sind keine Alternative zu rationalen Überlegungen.
Wie entstehen somatische Marker?
Die Entstehung der somatischen Marker basiert auf einem Zusammenspiel von Prägung durch Erziehung und Sozialisation (insbesondere frühkindliche Erfahrungen) und angeborenen, regulatorischen Dispositionen wie dem Überlebenswillen oder dem Lust-Unlust-Prinzip. Es ist also sowohl Lernerfahrung als auch biologische Grundlagen wichtig für ihre Entwicklung.
Welche Rolle spielen unbewußte Prozesse?
Somatische Marker wirken oft unbewusst. Körperliche Zustände, die durch Erinnerungen ausgelöst werden, beeinflussen unser Bewusstsein und modulieren unsere Gefühle. Unbewusste Marker prägen unser Appetenz-Aversions-Verhalten und sind wichtig für schnelle, effiziente Entscheidungen. Der Zusammenhang zwischen unbewußten somatischen Markern und Intuition wird diskutiert.
Welche Bedeutung haben die Glücksspielexperimente?
Die in der Arbeit beschriebenen Glücksspielexperimente von Damasio und seinem Team dienten der Untersuchung des Konzepts der somatischen Marker unter realitätsnahen Bedingungen. Die Methodik, die Auswahl der Probanden (normale Teilnehmer und Teilnehmer mit Schädigungen im frontalen Cortex) und die Ergebnisse der Experimente (mit Messungen des Hautwiderstands) sind essentiell für das Verständnis der Rolle der somatischen Marker bei der Entscheidungsfindung.
Welche neurobiologischen Grundlagen werden behandelt?
Ein Schwerpunkt liegt auf den neurobiologischen Grundlagen der somatischen Marker. Es wird die Rolle des präfrontalen Cortex und seiner Verbindungen sowie weiterer wichtiger Gehirnareale beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Somatische Marker, Antonio Damasio, Entscheidungsfindung, Tendenzapparat, unbewußte Prozesse, Intuition, Neurobiologie, präfrontaler Cortex, Glücksspielexperimente, körperliche Empfindungen, Appetenz-Aversionsverhalten.
Welche Kapitel sind enthalten?
Die Arbeit enthält Kapitel zu folgenden Themen: Vorwort, Der Tendenzapparat, Ursprünge somatischer Marker, Unbewußte Ebene somatischer Marker, Die Glücksspielexperimente (mit Unterkapiteln zu den Versuchen und Rückschlüssen), Neurobiologische Hintergründe (mit Unterkapiteln zum präfrontalen Cortex und weiteren Gehirnarealen), und eine Schlußbemerkung.
- Quote paper
- Felix Kapohl (Author), 2001, Das Konzept der somatischen Marker nach Antonio R. Damasio, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2925