Einleitung
Im Rahmen des Themas Rassismus aus sozialpsychologischer Perspektive behandelten wir auch die evolutionäre Sozialpsychologie nach Archer. Diese Thematik fand ich aus zweierlei Gründen interessant: Zum einen ermöglicht dieser Ansatz neue Perspektiven auf gesellschaftliche Problematiken und im Bereich der Sozialpsychologie zu verortende Thematiken. Zum andern scheint diese Perspektive aber auch verengt, da die Erklärung menschlichen Verhalten mit Verzicht der Berücksichtung sozialer, erzieherischer, kultureller und politischer Aspekte auskommt. Archer entwirft ein Modell, nach dem der Mensch, von seinen archaischen Genen getrieben, überall gleich “funktionieren“ müsste, unabhängig in welchem gesellschaftlichem System er lebt. Die Zurückführung der Bedeutung von etwa pro- und asozialem, fremdenfeindlichem und tolerantem, misanthropischem und philanthropischem Verhalten auf Reproduktionsbegrifflichkeiten scheint, wenn die Annahme nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch andere „Mechanismen“ als angeborene (die Möglichkeiten sind unzweifelhaft angeboren) greifen, nicht hinreichend entwickelt. Da Archers Argumentationen keine Stellungsnahmen und Lösungsmöglichkeiten (die es aus seiner Perspektive auch nicht gebe kann, es sei denn über Genmanipulation) für die Szenarien, die er beschreibt, enthalten, könnte man seine Annahmen auch als Legitimation zur Fremdenfeindlichkeit bis hin zur Massenvernichtung, da diese als Handlungsmuster genetisch fixiert sind, (falsch?) interpretieren.
Die Aufgabe in dieser Arbeit ist im Wesentlichen eingegrenzt auf die Thematiken Altruismus, Eigen und Fremdgruppenidentifizierung und damit zusammenhängender Xenophobie. Aspekte wie die Herkunft des Urmenschen (aus Afrika) und der damit zusammenhängenden „wirklichen“ genetischen Verwandtschaft, Völkerwanderungen und „rassische“ Vermischungen (außer kurzes Beispiel, s.u. bei Elias/Scotson), Untersuchungen zur Identifikation mit der Eigen- bzw. Fremdgruppe nach recht „willkürlichen“ geschichtlichen (z.B. als Kriegsergebnisse oder Unionen) Verschiebungen von Nationalgrenzen (z.B. Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands) oder auch der die natürliche Auslese verlassenden Sozialstaat (da „Schwache“ und „Kranke“ mit versorgt werden) müssen aus Gründen des Umfanges außen vor bleiben. Zuerst werde ich versuchen, Archers Annahmen (grober Überblick, Altruismus, Xenophobie) kurz vorzustellen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Evolutionäre Sozialpsychologie nach Archer
- Kurzer Überblick über die Grundannahmen
- Erklärung altruistischen Verhaltens und Xenophobie
- Anmerkungen
- Sozialbiologie nach Irenäus Eibl-Eibesfeldt
- Kulturelle und stammesgeschichtliche Evolution
- Altruismus
- Xenophobie und Eigengruppe
- Anmerkungen
- Etablierte und Außenseiter- nach Norbert Elias /John L. Scotson
- Anmerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Xenophobie aus evolutionär-sozialpsychologischer Perspektive. Die Arbeit zielt darauf ab, die Grundannahmen der evolutionären Sozialpsychologie nach Archer zu beleuchten, um anschließend die Erklärung altruistischen Verhaltens und Xenophobie aus dieser Perspektive zu analysieren. Darüber hinaus wird die Perspektive der Sozialbiologie nach Irenäus Eibl-Eibesfeldt vorgestellt und die Thematik der Eigengruppe und Fremdgruppendifferenzierung im Kontext der Xenophobie unter Bezug auf die Ansätze von Elias/Scotson diskutiert.
- Evolutionäre Sozialpsychologie nach Archer
- Erklärung altruistischen Verhaltens und Xenophobie
- Sozialbiologie und Xenophobie
- Eigengruppe und Fremdgruppendifferenzierung
- Die Rolle von genetischer Verwandtschaft und Gesamtfitness
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Hintergrund der Arbeit dar und skizziert die Problematik der Xenophobie im Kontext der Sozialpsychologie. Sie führt die zentrale These der Arbeit ein, dass die evolutionäre Sozialpsychologie eine neue Perspektive auf gesellschaftliche Problematiken bietet, jedoch gleichzeitig die Komplexität menschlichen Verhaltens verengt, indem sie soziale und kulturelle Faktoren vernachlässigt.
- Evolutionäre Sozialpsychologie nach Archer: Dieses Kapitel behandelt die Grundannahmen der evolutionären Sozialpsychologie nach Archer, die sich auf die natürliche Selektion und die Verbreitung genetischen Materials fokussieren. Es werden die Konzepte der Gesamtfitness und die Erklärung von altruistischem Verhalten sowie Xenophobie anhand von genetischen Reproduktionsmechanismen erläutert.
- Sozialbiologie nach Irenäus Eibl-Eibesfeldt: In diesem Kapitel wird die Perspektive der Sozialbiologie nach Irenäus Eibl-Eibesfeldt vorgestellt, die die kulturelle und stammesgeschichtliche Evolution sowie das altruistische Verhalten aus einer nicht so radikalen Perspektive beleuchtet. Es wird die Rolle der Xenophobie und Eigengruppe in der stammesgeschichtlichen Entwicklung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen der evolutionären Sozialpsychologie, Xenophobie, Altruismus, Eigengruppe, Fremdgruppe, Gesamtfitness, natürliche Selektion, genetische Verwandtschaft, Sozialbiologie und kulturelle Evolution. Die Arbeit analysiert die Rolle dieser Konzepte im Zusammenhang mit der Erklärung von Feindseligkeiten gegenüber Fremdgruppen und dem menschlichen Verhalten im Kontext von sozialen Strukturen.
- Quote paper
- Arndt Keßner (Author), 2001, Evolutionäre Sozialpsychologie und Xenophobie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28981