Gottfried Ephraim Lessings Nathan der Weise ist bis heute ein aktuelles Werk. In seiner Thematik trifft es noch heute den Nerv und die Brisanz eines Jahrhunderte dauernden Konflikts der großen abrahamitischen Religionen. Judentum, Christentum und der Islam treffen in dem von ihnen beanspruchten Jerusalem aufeinander. Lessings Werk wird oft unter der Lesart, die Menschlichkeit und nicht die Religion, als wichtigste Eigenschaft des Miteinanders zu begreifen und der Gleichwertigkeit aller religiösen Grundwerte rezipiert.
Sucht man heute zum Beispiel in der Bibliothek der Freien Universität Berlin nach Arbeiten zu Nathan der Weise, so findet man Forschungsarbeiten zu Religion, Toleranz, Erziehung und Aufklärung, wie beispielsweise bei Müller Nielaba oder Kröger . Auch historische Versuche die Figuren und ihren Kontext zu verstehen unternimmt u.a. Birus. All diese Herangehensweisen sind notwendig, um die Komplexität des Werkes zu erfassen. Als Leser muss die Machstruktur, der historische Kontext, der Konflikt der Religionen und die Lösungsversuche der Aufklärung begriffen werden, um tatsächlich eigene Erkenntnisse aus Lessings Werk gewinnen zu können.
Wer sich auf die Suche nach der Toleranz in Nathan der Weise begibt, merkt, dass sich die Spuren in dem Ansatz der Gleichwertigkeit der Religionen und dem humanen Miteinander verlieren. Was genau die Multikulturalität und Toleranz, die immer etwas zu tolerierendes, fremdes oder gegensätzliches voraussetzt, ausmacht, wird nach meiner Recherche bisher von niemanden anhand von Textbeispielen tiefgehend analysiert. Dabei dreht sich das gesamte Werk, in einer anderen Lesart, nur um Recha. Wird Nathan der Weise in Hinblick auf Recha gelesen, so bildet sich schnell ein neuer Handlungsstrang heraus, der mir besonders für die aktuelle Rezeption im Kontext der Globalisierung damit einhergehender Transkulturalität und Transkulturation wichtig ist. Diese Arbeit wird Recha auf ihre Transkulturalität untersuchen und daraufhin ihre Zirkulation als Eigentum und Pfand der Toleranz analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakterisierung und Transkulturalität Rechas
- Recha als Eigentum und Pfand der Toleranz.
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Figur Rechas in Lessings Nathan der Weise und analysiert ihre Transkulturalität sowie ihre Rolle als Eigentum und Pfand der Toleranz. Im Fokus stehen die Zuschreibungen von Identität, Herkunft und Kultur an Recha durch andere Figuren, sowie die daraus resultierenden Ansprüche auf sie. Die Arbeit möchte Recha als eine Figur der Transkulturalität vorstellen und Jerusalem als transkulturellen Raum anhand ihrer Figur veranschaulichen.
- Die Transkulturalität Rechas und die Zuschreibungen ihrer Identität durch andere Figuren
- Die Rolle Rechas als Eigentum und Pfand der Toleranz
- Jerusalem als transkultureller Raum
- Die Bedeutung von Recha für die aktuelle Rezeption des Werkes im Kontext der Globalisierung
- Die Bedeutung von Recha für die Diskussion um Toleranz und Transkulturalität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erläutert die Aktualität von Lessings Nathan der Weise im Kontext der großen abrahamitischen Religionen und stellt die gängige Lesart des Werkes als Verfechter der Menschlichkeit und Gleichwertigkeit aller religiösen Grundwerte dar. Sie beleuchtet die Forschungsliteratur zum Werk und stellt die Lücke fest, dass die Transkulturalität und Toleranz anhand von Textbeispielen nicht tiefgehend analysiert wurde.
Charakterisierung und Transkulturalität Rechas
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Figurenkonzeption Rechas und die Zuschreibungen von Identität durch andere Figuren. Es wird darauf hingewiesen, dass Recha durch ihre fehlenden Informationen über ihre Herkunft und ihre eigene Positionierung kaum Raum zur Selbstdefinition hat. Die Zuschreibungen von Identität basieren auf Religion, Verwandtschaft, Erziehung und Umgebung, und führen zu Widersprüchen. Die verschiedenen Identitäten, die Recha zugeschrieben werden, werden im Detail analysiert, um sie als Figur der Transkulturalität darzustellen.
- Quote paper
- Jan Russezki (Author), 2014, Eigentum und Pfand. Eine Analyse der Toleranz und Transkulturalität Rechas in "Nathan der Weise", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289359