Eine kurze Sequenz aus dem Leben des Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz bildet das Zentrum des "Lenz" genannten Fragments des Schriftstellers Georg Büchner. Eben dieses Werk wurde erst nach dem Tod Büchners veröffentlicht und über Jahrzehnte hinweg kaum beachtet.
Heutzutage stellt die Verleihung des Georg-Büchner-Preises für deutschsprachige Autoren eine besondere Auszeichnung dar. Dieser Literaturpreis wird an Dichter und Schriftsteller vergeben, die an der Gestaltung des deutschen Literaturlebens großen Anteil haben. Dabei wird der Preis jährlich Mitte Oktober verliehen, wobei dadurch Georg Büchner gedacht wird, der am 17. Oktober 1813 im Großherzogtum Hessen-Darmstadt geboren wurde.
Verblüffend ist diese nachträgliche Ehrung des Dichters deswegen, weil dieser in Form des "Hessischen Landboten" im Jahre 1834 zu einer Revolution gegen die damalige Staatsordnung aufgerufen hatte und anschließend von den polizeilichen Behörden per Steckbrief gesucht worden war. Schließlich konnte sich Büchner nur durch Flucht nach Frankreich vor einer Verhaftung retten.
Im Jahre 1831 setzte Büchner in Straßburg sein bereits begonnenes Medizinstudium fort und beschäftigte sich zeitgleich mit dem Lebenswerk von Jakob Michael Reinhold Lenz, der sich zwischen 1772 und 1775 ebenfalls in Straßburg aufgehalten hatte. Das Genie als Vertreter des Sturm und Drang war später in Moskau krank und verlassen verstorben.
Georg Büchner, der am 19. Februar 1837 in Zürich nach kurzer Krankheit an Typhus starb, hinterließ mit seinem "Lenz" ein Meisterwerk realistischer Literatur, das auf authentische Art und Weise seine Kunst- und Lebensauffassung darstellt.
In dieser Arbeit soll nun eben diese Kunstauffassung Büchners anhand einer repräsentativen Passage des Fragments, dem Kunstgespräch, dargeboten werden. Dabei treten die Abgrenzung Büchners vom Idealismus und die Entwicklung einer Kunsttheorie Büchners aus dem Kunstgespräch in den Mittelpunkt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Das Kunstgespräch in Georg Büchners Werk 'Lenz'
- Begriffsklärung
- Die Position des Kunstgesprächs im Handlungsverlauf
- Idealismus contra ästhetischer Realismus – Büchners Kunstauffassung anhand der Novelle 'Lenz'
- Die Metapher des Medusenhauptes - Widerspruch zu Büchners Ästhetik?
- Interpretation der beiden beschriebenen Gemälde innerhalb des Kunstgesprächs – Erzählende Bilder
- Lenzens Interpretation des ersten Gemäldes `Jesus und die Jünger von Emmaus`
- Lenzens Interpretation des zweiten Gemäldes `Die Frau am Fenster`
- Kurzzusammenfassung des Lebens von J.M.R. Lenz
- Jakob Michael Reinhold Lenz' kunsttheoretische Gedanken
- Das Verhältnis zwischen J.M.R. Lenz und Georg Büchner
- „Er hatte sich ganz vergessen“. Ist der formale Höhepunkt des Kunstgesprächs auch ein inhaltlicher?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Kunstgespräch in Georg Büchners Werk "Lenz" und analysiert Büchners Kunstauffassung im Kontext der Novelle. Dabei wird die Abgrenzung von idealistischen Ansätzen und die Entwicklung einer eigenen, realistischen Kunsttheorie im Fokus stehen.
- Büchners realistische Kunstauffassung im Vergleich zum Idealismus
- Die Rolle des Kunstgesprächs in der Handlungsstruktur der Novelle
- Die Bedeutung der beschriebenen Gemälde für die ästhetische Diskussion
- Die Beziehung zwischen Kunst und Leben in Büchners Werk
- Lenzens psychischer Verfallsprozess im Kontext des Kunstgesprächs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Büchners Werk "Lenz" und stellt den historischen Kontext des Stückes dar. Im zweiten Kapitel wird das Kunstgespräch als zentrales Element der Novelle eingeführt. Es wird eine Begriffsklärung des Kunstgesprächs gegeben und dessen Position im Handlungsverlauf erläutert. Der Fokus liegt auf dem Kontrast zwischen Idealismus und ästhetischem Realismus in der Diskussion zwischen Lenz und Kaufmann.
Das dritte Kapitel geht tiefer auf die ästhetischen Ansichten von Büchner ein und analysiert die Metapher des Medusenhauptes. Abschließend werden die beiden beschriebenen Gemälde – "Jesus und die Jünger von Emmaus" und "Die Frau am Fenster" – im Kontext des Kunstgesprächs interpretiert.
Schlüsselwörter
Georg Büchner, Lenz, Kunstgespräch, Idealismus, ästhetischer Realismus, Kunstauffassung, Schizophrenie, Medusenhaupt, Gemäldeinterpretation.
- Quote paper
- Thomas Körner (Author), 2010, Das Kunstgespräch in Georg Büchners Werk "Lenz", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288961