Der Essay analysiert die Unternehmenskultur Krupps und arbeitet die Kollision von Denkmuster der Unternehmensethik im historischen Kontext heraus.
Das analysierte Beispiel behandelt die Debatte um Krupps Beteiligung an der Rüstungspolitik des Deutschen Kaiserreichs am Ende des 19. Jahrhunderts.
Dazu wird zunächst eine allgemeine Einleitung zum Rüstungsgeschäft des Unternehmens Krupp gegeben.
Inhaber Friedrich Krupp hatte damit begonnen, das Rüstungsgeschäft auszubauen und dabei die sehr guten persönlichen Kontakte zu Kaiser Wilhelm I. genutzt, um das Unternehmen erfolgreich auf dem Markt zu positionieren und Zuschläge für staatliche Aufträge zu erhalten. Belegt ist die Bedeutung des Rüstungsgeschäfts dadurch, dass bei Übernahme der Firmenleitung durch Friedrich Alfred Krupp im Jahr 1887 der Anteil der Rüstungsgeschäfte am Gesamtumsatz bei 42,4% lag. Der Anteil von Rüstungsgütern am Gesamtumsatz unterlag zwar danach starken Schwankungen, erreichte jedoch mit 55,9% im Geschäftsjahr 1893/94 seinen Höhepunkt, wobei sich der Gesamtumsatz des Konzerns unter F.A. Krupp bis zum Jahre 1900 im Vergleich zu 1887 mehr als verdoppelte.
Die Analyse der ethischen Dimension des Rüstungsgeschäfts stützt sich auf Studien zur Rüstungs- und Flottenpolitik unter Kaiser Wilhelm II., welche die Interessen der unterschiedlichen Akteure analysieren. Zudem, sind Arbeiten zu F.A. Krupps politischer Überzeugungen und seiner Geschäftspolitik vorhanden. Darüber hinaus kann auf Quellensammlungen zur Korrespondenz Krupps mit staatlichen Stellen zurückgegriffen werden. Vielversprechend ist ebenso die Monographie von Barbara Wolbring zur Öffentlichkeitsarbeit Krupps. Damit können Aussagen über den Zusammenhang von Normbestimmung und praktischer Ausrichtung der Unternehmenstätigkeit getroffen werden. Die vorhandenen Arbeiten müssen demnach bei dieser Untersuchung zusammengeführt und quergelesen werden. Die Analyse frei verfügbarer Quellen dient zur spezifischen Einordnung ethischer Bezugnahme der Akteure.
Inhaltsverzeichnis
- Krupp: Rüstung und Patriotismus
- Nationalinteresse als ordnungsethische Norm
- stärkere Internationalisierung
- Krupp und der Streit um das moralische Geschäft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Unternehmenskultur von Krupp im späten 19. Jahrhundert, insbesondere im Kontext der Rüstungspolitik des Deutschen Kaiserreichs. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Krupp und dem Kaiser, der ethischen Dimension des Rüstungsgeschäfts und der Rolle von Nationalinteresse und Patriotismus in der Unternehmensstrategie.
- Die Beziehung zwischen Krupp und dem Kaiser Wilhelm II.
- Die ethische Dimension des Rüstungsgeschäfts bei Krupp.
- Die Rolle des Nationalinteresses in Krupps Geschäftspolitik.
- Die öffentliche Wahrnehmung von Krupps Rüstungsaktivitäten.
- Die Auswirkungen von Krupps Entscheidungen auf die deutsche Politik.
Zusammenfassung der Kapitel
Krupp: Rüstung und Patriotismus: Dieses Kapitel beleuchtet Krupps Beteiligung an der Rüstungspolitik des Deutschen Kaiserreichs im späten 19. Jahrhundert. Es beschreibt den Ausbau des Rüstungsgeschäfts unter Friedrich Krupp und Friedrich Alfred Krupp, den hohen Anteil der Rüstungsaufträge am Gesamtumsatz und die Bedeutung der persönlichen Beziehungen zu Kaiser Wilhelm I. und II. Die Analyse stützt sich auf verschiedene Studien zur Rüstungspolitik, auf Arbeiten zu F.A. Krupps politischen Überzeugungen und auf Quellen zur Korrespondenz Krupps mit staatlichen Stellen. Der Zusammenhang zwischen Normbestimmung und praktischer Ausrichtung der Unternehmenstätigkeit wird untersucht.
Nationalinteresse als ordnungsethische Norm: Dieses Kapitel untersucht die enge Beziehung zwischen F.A. Krupp und Kaiser Wilhelm II., die auf gegenseitigem Vertrauen und Loyalität beruhte. F.A. Krupp sah die Autorität des Kaisers als notwendig an, um deutsche Interessen zu vertreten und unterstützte dessen außenpolitische Maxime. Das Kapitel analysiert die Interdependenz zwischen Krupp und dem Kaiser: Krupp profitierte von lukrativen Rüstungsaufträgen, während der Kaiser Krupps technische Führung benötigte. Die Ablehnung einer Beteiligung an einer Rüstungsfabrik in England wird als Beispiel für die Priorisierung des nationalen Interesses vor wirtschaftlichem Gewinn angeführt. Das Unternehmen berief sich auf eine firmeninterne Norm, die auf patriotischer Verpflichtung basiert.
stärkere Internationalisierung: Dieses Kapitel beschreibt die zwei konstitutiven Aspekte des Vorgangs in Kapitel 2: erstens die Berufung auf eine firmenintern gebildete Norm und zweitens das Handeln des Unternehmens ohne äußeren Druck. Die "Sinnstiftung" des Unternehmens lag im nationalen Interesse. F.A. Krupp und der Kaiser stimmten überein, dass die marktwirtschaftliche Organisation sich an der patriotischen Verpflichtung orientieren müsse. Krupp war zwar gegen staatliche Einmischung, aber der Bezug beider Akteure auf eine gemeinsame, als legitim erachtete Norm, ist entscheidend.
Krupp und der Streit um das moralische Geschäft: Dieses Kapitel befasst sich mit der wiederkehrenden Debatte um Krupps Rüstungsgeschäft, dargestellt am Beispiel des Flottenaufbaus. Der Kaiser und F.A. Krupp waren sich einig über die Notwendigkeit einer starken deutschen Flotte. Krupp sicherte sich Aufträge für Panzerplatten und engagierte sich in der öffentlichen Bewerbung der Flottenrüstung, unter anderem durch die Gründung der "Süddeutschen Reichscorrespondenz". Das Kapitel analysiert die Strategie Krupps, das nationale Interesse zu propagieren, die Rolle des Deutschen Flottenvereins und die Konflikte zwischen Krupp, der Öffentlichkeit und dem Marineamt. Die nach dem Nationalinteresse ausgerichtete Geschäftspolitik Krupps wurde als unglaubwürdig bewertet, was zu einer Öffnung des DFV für alle Klassen und Interessenvertretungen führte.
Schlüsselwörter
Unternehmenskultur Krupp, Rüstungspolitik, Kaiserreich, Kaiser Wilhelm II., Friedrich Alfred Krupp, Nationalinteresse, Patriotismus, ethische Dimension, Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Flottenverein.
FAQ: Krupp: Rüstung und Patriotismus - Eine Analyse der Unternehmenskultur
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Unternehmenskulture von Friedrich Krupp im späten 19. Jahrhundert, insbesondere im Kontext der Rüstungspolitik des Deutschen Kaiserreichs. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Krupp und dem Kaiser, der ethischen Dimension des Rüstungsgeschäfts und der Rolle von Nationalinteresse und Patriotismus in der Unternehmensstrategie.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Beziehung zwischen Krupp und Kaiser Wilhelm II., die ethische Dimension des Rüstungsgeschäfts bei Krupp, die Rolle des Nationalinteresses in Krupps Geschäftspolitik, die öffentliche Wahrnehmung von Krupps Rüstungsaktivitäten und die Auswirkungen von Krupps Entscheidungen auf die deutsche Politik.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst die Kapitel "Krupp: Rüstung und Patriotismus", "Nationalinteresse als ordnungsethische Norm", "stärkere Internationalisierung" und "Krupp und der Streit um das moralische Geschäft". Jedes Kapitel beleuchtet einen Aspekt der Beziehung zwischen Krupp, dem Kaiserreich und der ethischen Problematik des Rüstungsgeschäfts.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Krupp: Rüstung und Patriotismus"?
Dieses Kapitel beleuchtet Krupps Beteiligung an der Rüstungspolitik des Kaiserreichs, den Ausbau des Rüstungsgeschäfts unter Friedrich Krupp und Friedrich Alfred Krupp, die Bedeutung persönlicher Beziehungen zum Kaiser und den Zusammenhang zwischen Normbestimmung und praktischer Ausrichtung der Unternehmenstätigkeit.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Nationalinteresse als ordnungsethische Norm"?
Dieses Kapitel untersucht die enge Beziehung zwischen F.A. Krupp und Kaiser Wilhelm II. und analysiert die Interdependenz zwischen Krupp und dem Kaiser. Die Ablehnung einer Beteiligung an einer Rüstungsfabrik in England wird als Beispiel für die Priorisierung des nationalen Interesses vor wirtschaftlichem Gewinn angeführt.
Was ist der Inhalt des Kapitels "stärkere Internationalisierung"?
Dieses Kapitel beschreibt die Berufung auf eine firmeninterne Norm und das Handeln des Unternehmens ohne äußeren Druck. Es betont die "Sinnstiftung" des Unternehmens im nationalen Interesse und die Übereinstimmung zwischen F.A. Krupp und dem Kaiser bezüglich der Orientierung der marktwirtschaftlichen Organisation an der patriotischen Verpflichtung.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Krupp und der Streit um das moralische Geschäft"?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Debatte um Krupps Rüstungsgeschäft, dargestellt am Beispiel des Flottenaufbaus. Es analysiert Krupps Strategie, das nationale Interesse zu propagieren, die Rolle des Deutschen Flottenvereins und die Konflikte zwischen Krupp, der Öffentlichkeit und dem Marineamt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Unternehmenskultur Krupp, Rüstungspolitik, Kaiserreich, Kaiser Wilhelm II., Friedrich Alfred Krupp, Nationalinteresse, Patriotismus, ethische Dimension, Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Flottenverein.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich für die Geschichte des Deutschen Kaiserreichs, die Unternehmensgeschichte von Krupp, die ethischen Fragen des Rüstungsgeschäfts und die Rolle des Nationalismus im 19. Jahrhundert interessieren.
- Quote paper
- Julian Ostendorf (Author), 2012, Die Unternehmenskultur der Firma Krupp. Eine geschichtswissenschaftliche Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288611