Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwieweit es möglich ist, Dialekt und Jugendsprache in liturgischen Feiern zu verwenden. Das bisher wissenschaftlich kaum untersuchte Thema ist gerade heute aktuell:
Gottesdienste, liturgische Feiern und die Kirche im Allgemeinen haben in der heutigen Gesellschaft scheinbar nur einen geringen Stellenwert. Ein Aspekt könnte der sein, den ich in meiner Arbeit untersuche: Vielleicht, weil die Sprache der Kirche, die Sprache der Liturgie und deren Feiern nicht die Sprache der Gläubigen ist. Das Gedicht von Alfons Jestl (siehe S. 1) bringt dies zum Ausdruck. Die Menschen werden von der Kirche und ihrem Glauben nicht mehr angesprochen. Gebete und Texte scheinen zu Formeln erstarrt zu sein, die es Bedarf aufzubrechen. Oder sind gerade diese Gebete und Texte, diese liturgische Sprache ein Zeichen des Zusammenhalts der Kirche und ihres tiefen Glaubens?
Worte müssen verstanden werden, müssen die Sinne ansprechen und den Menschen in seinem Leben und seiner Zukunftsgestaltung bestärken und unterstützen. Der Dialekt und die Jugendsprache vermögen dies im alltäglichen Umgang untereinander und miteinander. Kann und darf die Freude und Lebenskraft die aus dem Dialekt und der Jugendsprache entspringt (und spricht) auch Verwendung in der Liturgie finden?
Die Frage nach der Sprache in der Liturgie scheint, nachdem das Hochdeutsche Eingang in die Liturgie fand, nicht mehr gestellt zu werden. Doch die Probleme der Kirche und des Kirchenbesuchs hängen vielleicht doch damit zusammen, dass die Kirche eine „andere Sprache“ wie die Gläubigen spricht. Nicht nur in ihren Enzykliken und Verlautbarungen, sondern auch in ihrer Sprache, in ihrem Sprechen an sich.
Die vorliegende Arbeit stellt deshalb die Frage, inwieweit die Verwendung von Dialekt und Jugendsprache neue Zugänge und neue Möglichkeiten in und eine neue Identifikation mit der Liturgie bewirken kann, aber auch wo die Verwendung von Dialekt und Jugendsprache in der Liturgie an ihre Grenzen stößt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
[A] Theoretische Betrachtungen
1. Definition von Dialekt
1.1. Das Wort „Dialekt“ und seine Bedeutung
1.2. Definitionen und Definitionsansätze für „Dialekt“
1.3. Zusammenfassung und Versuch einer eigenen Definition von Dialekt
2. Herkunft und Geschichte der deutschen Dialekte
3. Definition von Jugendsprache
3.1. Jugendsprache als Sprache im Jugendalter
3.2. Definitionen und Definitionsansätze für „Jugendsprache“
3.3. Zusammenfassung und Versuch einer eigenen Definition
4. Definition des Begriffs: „liturgischen Feiern“
4.1. Definitionsansätze zu den Begriffen „Liturgie“ und „liturgischen Feiern“
4.2. Der Begriff „Liturgie“ und seine Bedeutung (Katholisches Liturgieverständnis) gemäß dem 2. Vatikanischen Konzil
4.3. Evangelisches Liturgieverständnis
5. Theologie-geschichtlicher Bezug
5.1. „Sprache“ und Bibel
5.1.1. Sprache der Heiligen Schrift
5.1.1.1. „Sprache“ im AT
5.1.1.1.1. Die Sprache in der Zeit des AT
5.1.1.1.2. Das Thema „Sprache“ und deren Auseinandersetzung im AT
5.1.1.2. „Sprache“ im NT
5.1.1.2.1. Die Sprache in der Zeit des NT
5.1.1.2.2. Das Thema „Sprache“ und deren Auseinandersetzung im NT
5.1.2. Bibelübersetzungen
5.1.2.1. Bibelübersetzungen des AT
5.1.2.1.1. In verschiedene Sprachen
5.1.2.1.2. Bibelübersetzungen ins Lateinische
5.1.2.2. Bibelübersetzungen des NT und der gesamten Bibel
5.1.2.2.1. Bibelübersetzungen bis Luther
5.1.2.2.2. Bibelübersetzungen ab Luther
5.1.2.2.3. Übersetzungen seit dem 2. Vatikanischen Konzil
5.1.2.2.4. Übersetzungen in andere Sprachen
5.2. Sprache in der Missionierung
5.3. Sprache in der Katechese
6. Die Sprache der Kirche in der liturgischen Praxis
6.1. Vom Urchristentum bis zum Beginn des Mittelalters
6.2. Vom Mittelalter bis zum Beginn der Reformation
6.3. Entwicklung in der katholischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert bis zum II. Vatikanischen Konzil
6.4. Entwicklung in den christlichen Kirchen seit dem 16. Jahrhundert
6.5. Entwicklung in der evangelischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert
6.6. Entwicklung in der kath. Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil
6.6.1. Teile des Konzilsbeschluss „Sacrasanctum Concilium“
6.6.2. Die ersten vier Instruktionen zur Liturgiekonstitution
6.6.3. Die aktuelle fünfte Instruktion zur Liturgiekonstitution
[ B] Praktische Betrachtungen
1. Der Einzug des Dialektes und der Jugendsprache in die kirchlichte Liturgie
1.1. Katholische Tradition
1.2. Evangelische Tradition
1.3. Spezielle Verwendung von Jugendsprache in liturgischen Feiern
2. Gründe für und gegen die Verwendung des Dialekts und der Jugendsprache in liturgischen Feiern
2.1. Gründe für die Verwendung von Dialekt und Jugendsprache
2.2. Gründe gegen die Verwendung von Dialekt und Jugendsprache
3. Möglichkeiten zur Verwendung des Dialektes und der Jugendsprache
3.1. Liturgische Feiern, in denen Dialekt und Jugendsprache verwendet werden könnte
3.2. Beispiele
3.2.1. Biblische Übersetzungen und Übertragungen für Jugendliche
3.2.2. Biblische Übersetzungen und Übertragungen in Dialekte
3.2.3. Lieder im Dialekt
3.2.4. Lieder in der Jugendsprache
3.2.5. Gebete im Dialekt
3.2.6. Gebete in der Jugendsprache
3.2.7. Predigten und Predigtgottesdienst im Dialekt
4. Stellungnahmen der Landeskirchen, Bistümer und Priester
4.1. Stellungnahmen der Landeskirchen
4.2. Stellungnahmen der Bistümer
4.3. Stellungnahmen der Priester
4.4. Zusammenfassung
Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwieweit es möglich ist, Dialekt und Jugendsprache in liturgischen Feiern zu verwenden. Das bisher wissenschaftlich kaum untersuchte Thema ist gerade heute aktuell:
Gottesdienste, liturgische Feiern und die Kirche im Allgemeinen haben in der heutigen Gesellschaft scheinbar nur einen geringen Stellenwert. Ein Aspekt könnte der sein, den ich in meiner Arbeit untersuche: Vielleicht, weil die Sprache der Kirche, die Sprache der Liturgie und deren Feiern nicht die Sprache der Gläubigen ist. Das Gedicht von Alfons Jestl (siehe S. 1) bringt dies zum Ausdruck. Die Menschen werden von der Kirche und ihrem Glauben nicht mehr angesprochen. Gebete und Texte scheinen zu Formeln erstarrt zu sein, die es Bedarf aufzubrechen. Oder sind gerade diese Gebete und Texte, diese liturgische Sprache ein Zeichen des Zusammenhalts der Kirche und ihres tiefen Glaubens?
Worte müssen verstanden werden, müssen die Sinne ansprechen und den Menschen in seinem Leben und seiner Zukunftsgestaltung bestärken und unterstützen. Der Dialekt und die Jugendsprache vermögen dies im alltäglichen Umgang untereinander und miteinander. Kann und darf die Freude und Lebenskraft die aus dem Dialekt und der Jugendsprache entspringt (und spricht) auch Verwendung in der Liturgie finden?
Die Frage nach der Sprache in der Liturgie scheint, nachdem das Hochdeutsche Eingang in die Liturgie fand, nicht mehr gestellt zu werden. Doch die Probleme der Kirche und des Kirchenbesuchs hängen vielleicht doch damit zusammen, dass die Kirche eine „andere Sprache“ wie die Gläubigen spricht. Nicht nur in ihren Enzykliken und Verlautbarungen, sondern auch in ihrer Sprache, in ihrem Sprechen an sich.
Die vorliegende Arbeit stellt deshalb die Frage, inwieweit die Verwendung von Dialekt und Jugendsprache neue Zugänge und neue Möglichkeiten in und eine neue Identifikation mit der Liturgie bewirken kann, aber auch wo die Verwendung von Dialekt und Jugendsprache in der Liturgie an ihre Grenzen stößt.
In dem theoretischen Teil beschäftigt sich die Arbeit zuerst mit den Definitionen, die sich aus der Fragestellung ergeben. Das nächste Kapitel beinhaltet einen theologie-geschichtlichen Bezug zur Verwendung von Dialekt und Jugendsprache im Kontext von Bibel, Urchristentum, Missionierung und Katechese. Das letzte Kapitel des Theorie-Teils stellt die Entwicklung des Gebrauchs der Jugendsprache und des Dialektes im Rahmen von liturgischen Feiern vor (inklusive der offiziellen Bestimmungen zu dem Thema).
Die praktischen Betrachtungen behandeln den aktuellen Stand der Verwendung von Dialekt und Jugendsprache in liturgischen Feiern. Der erste Teil legt den Einzug in die römisch-katholische und in die evangelische Kirche dar. Das folgende Kapitel erörtert die Gründe für und gegen einen solchen Einzug und Gebrauch in liturgischen Feiern. Das dritte Kapitel stellt Beispiele vor und analysiert diese auf deren Verwendung in der Liturgie hin. Im abschließenden Kapitel werden Fragebögen, die ich an Landeskirchen, Bistümer und an 56 katholische Priester verschickt habe, ausgewertet und deren Stellungnahme zum Gebrauch von Dialekt und Jugendsprache offengelegt.
[A] Theoretische Betrachtungen
1. Definition von Dialekt
1.1. Das Wort „Dialekt“ und seine Bedeutung
Den Begriff „Dialekt“ zu definieren, erweist sich als recht schwierig. Verschiedene Betrachtungsweisen, Ansätze und Kriterien müssen hierfür berücksichtigt werden.
Das Wort „Dialekt“ kommt aus dem Lateinischen „dialectos“, was vom griechischen Wort „¢h dialektoV“ (abgeleitet aus dem Verb „dialegesJai“ {sich bereden; sprechen}) übernommen wurde und „Ausdrucksweise“ bedeutet.[1]
Löffler versteht unter „¢h dialektoV“ die Unterredung und unter „dialegesJai“ „sich unterhalten, die Art des Redens, die Redeweise“[2]. Für die Dialektologen Niebaum und Macha hat „¢h dialektoV“ drei Bedeutungsdimensionen: „1. Gespräch, Unterhaltung, 2. generell: Redeweise und 3. speziell: Redeweise von Personenkollektiven. Ursprünglich ging es also um (mündliche) ’Kommunikation’ bzw. um deren Erscheinungsformen. [...] Dialekt ist also etymologisch nicht per se mit regionaler Sprache gleichzusetzen, die Bezeichnung hatte vielmehr ursprünglich ein breiteres semantisches Spektrum als in der heutigen deutschen Mundartforschung und in „volkslinguistischer“ Sprachverwendung üblich. [...] Zur Kennzeichnung des arealen Aspekts von Sprache benutzten die antiken griechischen Autoren neben Dialekt (in der Bedeutung 3) als weitere Bezeichnung auch glotta bzw. glossa. Homer z.B. charakterisiert in der ‘Odyssee’ (19. Gesang, 172ff, vgl. Homer 1956) sprachliche Unterschiede innerhalb Kretas mit dem Ausdruck glossa“[3].
Der Begriff des Dialekts ändert sich bis in die Neuzeit kaum. Definiert wird der Dialekt als eine Art zu Sprechen, eine Varietät neben der Sprache. Neben dem Begriff des Dialekts bildet sich der deutsche Begriff „Mundart“, der heute synonym verwendet wird. Jacob Grimm gebraucht die Mundart noch als Teilgebiet des Dialekts. Sie steht unter dem Dialekt und spezifiziert diese.[4]
1.2. Definitionen und Definitionsansätze für „Dialekt“
Nach Niebaum/Macha muss eine Definition von Dialekt den „Aspekt des Raumes mit seiner Bedeutung für Phonetik/Phonologie [Laut-, Stimmbildungslehre], Morphologie [Formenlehre, deren die Wörter durch Deklination und Konjunktion unterliegen], Semantik [Lehre, die sich mit den Bedeutungen sprachlicher Zeichen und Zeichenfolgen befassen] und Pragmatik [Lehre über das Sprachverhalten und das Verhältnis zwischen sprachlichen Zeichen und interpretierendem Menschen]“[5] beinhalten.
Bußmann definiert in seinem Lexikon der Sprachwissenschaft Dialekt als „von der Hoch- bzw. Schrift- oder Standardsprache unterschiedene, landschaftlich ausgeprägte Form gesprochener Sprache. [...] Unter genetisch-historischem Aspekt sind die Dialekte älter als die ‚Hochsprache’ und daher in ihrer heutigen Ausprägung als Reflex historischer Entwicklung anzusehen.“[6]
Christen (die sich mit den Schriften Bußmanns auseinander setzte) führt folgende Kriterien an: „Die Unterschiedlichkeit in Bezug auf ein sprachliches Bezugssystem und damit die Sicht des Dialekts als Subsystem einer Sprache; Das Kriterium der Beschränkung auf das Medium der gesprochenen Sprache und schließlich die areale Bedingtheit der Varietät. Häufig kommen als weitere Kriterien der Verwendungsbereich der Dialekte, die soziale Gruppenzugehörigkeit ihrer Benutzerinnen und Benutzer und die kommunikative Reichweite hinzu. Rein linguistische Kriterien zur Definition von Dialekten fehlen weitgehend, da auf einen Rückgriff auf außersprachliche Kriterien offenbar nicht verzichtet werden kann: Selbst jene, die Dialekte als Subsysteme einer bestimmten Sprache definieren, mit der zuständigen Bedingung, dass die gegenseitige Verstehbarkeit garantiert ist, können bis heute keine verbindlichen Aussagen darüber machen, wann einer Varietät der Status einer Sprache oder jener eines Dialektes zukommen soll.“[7]
Goossens (Autor der „Deutschen Dialektologie“) sieht im Dialekt eine Varietät der Standardsprache, die anhand von 4 Typen von Differenzierungen erörtert werden kann:
1. Eine „sozialschichtgebundene Differenzierung“ (Je höher die Schicht, um so stärker ist man der Standardsprache angenährt).
2. Eine „generationsgebundene Differenzierung“ (Je jünger die Generation, um so stärker ist sie der Standardsprache angenährt).
3. Eine „situationsgebundene Differenzierung“ (Je förmlicher die Rede sein soll, um so stärker ist sie der Standardsprache angenährt).
4. Eine „raumgebundene Differenzierung“ (flächenmäßige Gliederungen mit je eigenen Erscheinungen im Sprachgebrauch).
Dialekte weisen „sprachliche Differenzen“ in Lautkombinationen, Wortbildungen, der Morphologie, der Syntax, der Lexik und der Stilistik auf.[8]
Für Goossens ist Dialekt außerdem „der als Ausdrucksweise der Sprachgemeinschaft eines Ortes zu betrachtende, auf lokale Verwendung zielende Komplex von Sprechweisen, bei dem zur Aufhebung der Differenzen zum hochsprachlichen System, im Vergleich zu den anderen am gleichen Ort vorkommenden Sprechweisen dieser Sprachgemeinschaft, eine maximale Anzahl von Regeln notwendig ist.“[9]
Um die Zugehörigkeit eines Dialektes als deutschen Dialekt zu kennzeichnen stellt Goossens eine weitere Definition auf: „Deutsche Mundarten sind mit der deutschen Hochsprache verwandte (synchronisch: aus der deutschen Hochsprache herleitbare) Dialekte, die in einem Gebiet gesprochen werden, in dem das Deutsche, und keine enger verwandte Sprache, die Rolle einer Kultursprache erfüllt.“[10]
Erika Werlen, die eine empirische Studie zum Dialekt verfasst hat, sieht Dialekte als „Varietät“ an, die „auch Soziolekte [Varietäten, die in einer bestimmten sozialen Schicht behaftet sind] sein können“[11]. Allerdings hat der Dialekt „als unterscheidendes Merkmal die geographisch-territoriale Gebundenheit“[12].
Thomas L. Markey (ein britischer Dialektologe) sieht den Dialekt „als eine Sprachform, die landschaftlich, d.h. geographisch gebunden ist“[13] und „von einem überlandschaftlichen, standardisierten und normierten Ideal abweicht“[14]. Zwischenstufen zwischen Dialekt und Hochsprache sind die Umgangssprache, Stadtsprachen und andere „sprachliche Schichtungen innerhalb einer Landschaft“[15].
Löffler, ein deutscher Dialektologe, unterscheidet die Mundart nach verschiedenen Kriterien. Um eine erste Definition zu geben, zeigt er eine Negation auf. Der Dialekt ist das Gegenstück zur Standardsprache und muss auch immer in Bezug zur Standardsprache stehen und daraus definiert werden. Andere Kriterien sind[16]:
1. Das „linguistische Kriterium“: Dialekt ist hier ein Subsystem, eine Varietät zur Standardsprache. Die Abweichung darf „auf allen grammatischen Ebenen nur so weit gehen, dass die gegenseitige Verstehbarkeit gewahrt bleibt.“[17]
2. Das „Kriterium des Verwendungsbereiches“: z. B. im familiär-intimen Bereich, örtlichen Bereich, Arbeitsplatz, mündliches Sprechen.
3. Das „Kriterium der Sprachbenutzer“: Demnach benutzt v.a. die soziale Unterschicht den Dialekt.
[mittlerweile hat sich allerdings gezeigt, dass sich die Kriterien des Verwendungsbereichs und der Sprachbenutzer, wie Löffler selbst erkennt[18], verändert haben und diese Abgrenzung nunmehr eher gering vorhanden ist]
4. Das „Kriterium der sprachgeschichtlichen Entstehung“: Dialekte bilden hier die Vorstufe zu einer neuen Einheitssprache. Nach Entstehung der Einheitssprache bilden sich die Dialekte weiter fort (z.B. „die italischen Dialekte, von denen der Dialekt Latiums zur Verkehrs- und Kultursprache (Latein) erhoben wurde. Daraus entstanden später wieder Ableitungen (Vulgärlatein), von denen der florentinische Dialekt wiederum als einheitliche Schrift-, Verkehrs- und Einheitssprache (Italienisch) die alte Kultursprache Latein ersetzte.“[19]
5. Das „Kriterium der räumlichen Erstreckung“: Dialekt ist „Orts- und raumgebunden“, sowie „landschaftsspezifisch“[20].
6. Das „Kriterium der kommunikativen Reichweite“: Dialekt ist „von begrenzter und dadurch minimaler kommunikativer Reichweite“. Sie erfasst den „geringsten Verständigungsradius“[21].
Ulla Brandhove, Marburger Sprachwissenschaftlerin und Philologin, klassifiziert den Dialekt anhand der Differenzen zur Standardsprache in „grammatischen, phonetischen, morphologischen und lexikalischen Merkmalen“[22]. In ihren Studien in sechs Marburger Stadtteilen lässt sie den Dialekt durch den Sprecher definieren. Was der Dialektsprecher als Dialekt wahrnimmt, wird dann auch als Dialekt übernommen.[23] Solch eine Definition ist in einer Studie durchaus möglich, allerdings als allgemeine Definition kaum hilfreich.
Ulrich Ammon stellt in einem Aufsatz zum Dialekt zwölf Thesen auf, die hier in aller Kürze wiedergegeben werden sollen[24]. Die Thesen widersprechen sich zum Teil oder führen eine These näher aus:
1. Dialekt ist eine Sprache; 2. Dialekt ist eine Varietät; 3. Dialekt ist eine Sprache, die der Schriftsprache vorausgeht („und von einem großen heimatgebundenen Personenkreis in bestimmten Sprechsituationen gesprochen wird“[25] ); 4. Dialekt ist eine Sprache, die in einem bestimmten Verhältnis zu einer „historischen Sprache“ [...] steht; 5. Dialekt ist eine Sprache mit einem größeren Gebrauchsgebiet (Landschaften, Provinzen, u.ä.); 6. Dialekt ist eine Gruppe von Mundarten mit gewissen sprachlichen Gemeinsamkeiten; 7. Dialekt ist die Erstsprache oder Muttersprache; 8. Dialekt ist ein Idiolekt [Sprachbesitz und –verhalten, sowie Wortschatz und Ausdrucksweise eines einzelnen Sprachteilhabers]; 9. Dialekt ist ein Diasystem zwischen Idiolekt und Hochsprache; 10. Dialekt ist eine verwandte Varietät; 11. Dialekt ist eine lokale, nur gesprochene, nur simultan mit einer Standardsprache auftretende Sprachart; 12. Dialekt ist ein Soziolekt, d.h. eine Gruppensprache, wobei soziale Gruppen soziale Schichten umfassen.
Nach diesen zwölf Thesen stellt Ammon seinen Versuch einer Definition vor: Er sieht einen Dialekt als ein Sprachsystem an. Für dieses gibt es mindestens ein weiteres Sprachsystem „mit hoher grammatischer Ähnlichkeit“. Außerdem grenzt der Dialekt sich „gebietsmäßig“ von anderen Sprachsystemen ab und ist in keinem anderen Sprachsystem schon enthalten. Daneben darf „weder ihre Schreibweise noch ihre Lautung noch ihr Lexikon noch ihre Syntax amtlich normiert“[26] sein.
1.3. Zusammenfassung und Versuch einer eigenen Definition von Dialekt
Die nun von mir erarbeitete Definition versucht die wichtigsten Aspekte zusammenzufassen.
Dialekt ist eine Sprachvarietät zur Standardsprache (Hoch-, Schriftsprache). Er findet sich vorwiegend in der mündlichen Kommunikation, meist auch in einer speziellen sozialen Schicht (Mittel- und Unterschicht) und ist üblicherweise situationsgebunden (Familie, Freunde, Freizeit). Durch seine ausschließlich regionale (geographisch-territoriale) Ausprägung und seiner speziellen und eigenen Phonetik, Morphologie, Pragmatik, Syntax, Lexik, Semantik und Stilistik (die von der Standardsprache abweicht) ist er nur von begrenzter kommunikativer Reichweite.
Der Dialekt muss allerdings mit einer überregionalen Hoch- und Kultursprache (bei uns: Hochdeutsch) verwandt sein. Ein gegenseitiges Verstehen zwischen Dialekt und Standardsprache ist deshalb weitgehend gewährleistet. Der Dialekt selbst ist i.d.R. nicht normiert.
Auch heute noch gilt: Je älter der Dialektsprecher, umso distanzierter ist er i.d.R. zur Standardsprache.
2. Herkunft und Geschichte der deutschen Dialekte
Die deutschen Dialekte entstammen der indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachfamilie. Diese gliedert sich in mehrere Sprachzweige, z. B. in das Griechische, Italische, Keltische und Germanische[27].
Erste Erwähnungen eines „Gemeingermanisch“ finden sich zur Zeit Gaius Julius Caesars (100-44 v.Chr.). Das Germanische entlehnte Wörter aus dem Lateinischen (insbesondere aus den Bereichen der Landwirtschaft, dem Militär, der Verwaltung, der Haushaltung, dem Handel und dem Bauwesen). Das Germanische selbst gliederte sich dann in verschiedene germanische Dialekte, die von unterschiedlichen Stämmen benutzt wurden: Nordgermanen (mit dem Altnordischen, seit dem 5. Jh.), Ostgermanen (Goten, Vandalen, Burgunder), durch das Gotische seit dem 4. Jh. überliefert, Elbgermanen (Bairisch und Alemannisch, seit dem 8. Jh.), Weser-Rheingermanen (Althochdeutsch, seit dem 8. Jh.) und die Nordseegermanen (Altenglisch, Altsächsisch, seit dem 8. Jh.)[28].
Die Bedeutung des Begriffs „Althochdeutsch“ erklärt sich folgendermaßen: „Alt-„ grenzt sich zum Mittel- und Neuhochdeutschen bezüglich seiner zeitlichen Erscheinung (8. Jahrhundert bis 11. Jahrhundert) ab. „-hochdeutsch“ soll dagegen das geographische Gebiet abgrenzen (Allemannen, Baiern, Ost-, Rhein- und Mittelfranken). Kennzeichen sind in aller Kürze: die 2. Lautverschiebung, die Entwicklung des Artikels, des Perfekts, des Passivs und Futurs, der Übergang zur Schriftlichkeit und die Ablösung des Stabreims durch den Endreim.[29] Von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis circa 1150 findet sich das Frühmittelhochdeutsch, das dann in das Mittelhochdeutsche übergeht. Auch hier kennzeichnet das „Mittel-„ die temporale Abgrenzung (12. bis 14. Jahrhundert), während das „-hochdeutsche“ die geographische Abgrenzung charakterisiert. Kennzeichen sind dort v.a. phonetische und morphologische Veränderungen, daneben treten aber auch Veränderungen in der Syntax auf[30]. Weiterhin sind Dialekte die vorherrschende Sprache („So wenig wie es ein einheitliches Althochdeutsch gibt, so wenig gibt es ein einheitliches Mittelhochdeutsch. Es gibt hier wie dort nur Regionaldialekte – in mittelhochdeutscher Zeit nannte man sie ‚lantsprachen’ –, die gleichberechtigt nebeneinander bzw. neben anderen europäischen Sprachen (wie z. B. dem Französischen) standen. Man rechnete sie zwar zum Deutschen, doch stand keine dem Neuhochdeutschen vergleichbare überregional gesprochene oder geschriebene Einheitssprache zur Verfügung, auch wenn das die Bezeichnung mittelhochdeutsch suggeriert.“[31]
Das Frühneuhochdeutsche (14. bis circa 17. Jahrhundert) weißt ebenfalls noch keine Einheitlichkeit auf. Auch die Schriftsprache, die vor allem von den Kanzleien, der Verwaltung, der Wirtschaft, den Landesfürsten und den Städten ausgeht, ist dem unterworfen. Die Schriftsprache geht u.a. aus dem Buchdruck, dem Aufschwung der Wirtschaft und des Handels hervor.
Das „gemeine Deutsch“ geht als überregionale Schriftsprache zuerst von der Wiener Kaiserlichen Kanzlei aus. Im Osten und Südosten ist die schriftsprachliche Verständigung großräumig angelegt. Die kaiserliche Kanzlei wird hier oftmals (auch von Martin Luther) als Vorbild genutzt. Durch die Anlehnung an die Kanzleien, sowie an Luther (bzw. dessen meißnisch-sächsische Kanzlei), der die Bibel für breite Bevölkerungsschichten übersetzen wollte (vgl. auch Bibelübersetzungen) und die durch den Buchdruck resultierende gesteigerte Nachfrage wie auch des Angebots nach Büchern, beginnt allmählich eine Vereinheitlichung der deutschen Sprache. Erste Versuche ein Regelwerk zu erarbeiten unternehmen mehrere deutsche Grammatiker (u.a. Karl Weinhold, Rudolf von Raumer und die Brüder Grimm). Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts allerdings hatte „noch jede Druckerei eine eigene Hausorthographie, und an verschiedenen Schulen wurden verschiedene Rechtschreibungen gelehrt.“[32] Mitte des 19. Jahrhunderts erlassen dann mehrere Länder die ersten Rechtschreibeverordnungen. (1855 Hannover, übernommen in Bayern, 1857 Leipzig, 1861 Baden-Württemberg). Eine Konferenz zur Vereinheitlichung findet 1876 statt. Die Beschlüsse werden 1879 von Bayern und 1880 von Preußen übernommen. 1901 findet eine zweite Konferenz statt, „deren Regelwerk von allen Länderregierungen und auch von der Schweiz angenommen wurde“[33]. Seitdem „beginnt eine Phase der Normierung“[34], vor allem durch die Wörterbücher des Konrad Duden. Duden fasst 1915 seine „Buchdruckerduden“ mit seinem „Orthographischen Wörterbuch“ zusammen. Hinzu kommen Regeln für Zeichensetzung und für Zusammen- und Getrenntschreibung. In der BRD wurde dies erst 1955 aufgrund eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz amtlich, „die den ‚Duden’ als maßgebend in Zweifelsfällen anerkennt. Eine Aktiengesellschaft ist damit für den deutschsprachigen Raum zum normhütenden Organ geworden.“[35]
Der Zweck der Einheitssprache war eine weitreichende (vorwiegend schriftliche, aber mittlerweile auch mündliche) Kommunikation, d.h. die Beherrschung der Sprache sollte und soll vor allem in der Ober- und Mittelschicht verbreitet sein. Ziel dieser Kommunikation ist neben einer überregionalen Verbreitung in Wirtschaft und Verwaltung auch ein erleichterter, überregionaler Austausch von Kunst und Kultur (Literatur, Theater, usw.). Für die Kommunikation der Arbeiter ist durchaus auch der Dialekt ausreichend.
Zwischen Hochsprache und Dialekt stand und steht die Umgangssprache. Sie wird von beiden beeinflusst und wird vor allem in Städten gesprochen. Es ist eine Synthese zwischen Hochsprache und Dialekt.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Dialekt beginnt im 19. Jahrhundert (durch Jakob Grimm u.a.) als eigenständige Wörterbücher (für z.B. das Bayrische, das Schweizerische, usw.) erarbeitet werden.
3. Definition von Jugendsprache
3.1. Jugendsprache als Sprache im Jugendalter
Die Definition von Jugendsprache erweist sich auf den ersten Blick ungleich leichter, als die des Dialekts. Jugendsprache ist eine Sprache, die Jugendliche sprechen. Schon hier stellt sich die Frage, ob dies eine eigene Sprache gegenüber der deutschen Hochsprache darstellt. Festzuhalten ist, dass die Jugendsprache ein Soziolekt ist. Eine Sprachform (Sprache oder Sprachvarietät) die von einer bestimmten sozialen Gruppe gesprochen wird. Diese soziale Gruppe beschränkt sich auf das Alter der Jugend. Aber auch hier sind Differenzen möglich. Wenn man das Gesetz zu Rate zieht beginnt das Jugendalter mit dem 14. Lebensjahr und endet mit dem 21. Lebensjahr. Dies scheint allerdings in diesem Fall nicht angemessen. Biologisch beginnt das Jugendalter mit dem Eintritt in die Pubertät (10-12 Jahre) und endet mit dessen Ende (18-21 Jahre). Aber dies hilft bei der Definition von „Jugend“ in dem Fall nicht weiter.
Es scheint bei einer Sprachbetrachtung zweckmäßiger zu sein die (soziale und sprachliche) Umwelt näher zu betrachten. Da die Übergänge von und zur Jugendsprache fließend sind, hängt diese auch von jedem einzelnen ab.
3.2. Definitionen und Definitionsansätze für „Jugendsprache“
Nach dem Jugendsprachforscher Ehmann ist die Jugendsprache schon seit fünf Jahrhunderten „als linguistisches Phänomen für den deutschen Sprachraum empirisch belegt – und zwar hauptsächlich in Gestalt verschiedener Studentenjargons, die das „Grundgerüst“ für jene Sprachformen bildeten, die wir heute unter dem Sammelbegriff „Jugendsprache“ zusammenfassen [...]. So stellte schon am Ende des 19. Jahrhunderts der Sprachforscher John Meier im Vorwort seiner ‚Hallischen Studentensprache’ fest: „In gleichmäßigem breiten Strome fließt das Leben unserer Gemeinsprache dahin. Von allen Seiten münden Bäche und Rinnsäle in das Bett des Flusses ein und werden mit ihm fortgerissen. [...] Drei große Gebiete sind es vor allem, aus denen der Gemeinsprache neues Material zugeführt wird. Es sind die Sprachen der verschiedenen Berufe. [...] Es sind weiter die verschiedenen Dialekte [...]. Eine der interessantesten Standessprachen ist die Studentensprache [...]. Auch hat keine Standessprache einen derartigen Einfluss auf unsere Schriftsprache ausgeübt, wie die Sprache der Studenten [...], und gar erst die Umgangssprache ist gänzlich von burschikoser Färbung durchdrungen“[36]. Ehmann sieht in der Jugendsprache v.a. durch einige Entwicklungstendenzen wie die „ständig zunehmende Quantität an aggressiven Brutalismen, Grobianismen und vulgäre Fäkalismen“ ein „Anzeichen eines noch unbedarften experimentellen Umgangs mit der Sprache“[37].
Ehmann unternimmt daneben noch ein Versuch die Jugendsprache anhand des Sprachgebrauchs zu charakterisieren. Kennzeichen im Sprachgebrauch sind: Oberflächlichkeit (z.B. „Trottelmuseum“ = Altenheim) und psychiatrische Anspielungen (z.B. „wahnsinnig“, „irrwitzig“, „Irrenanstalt“ = Schule), Degradierung menschlicher Personen zu Tieren oder gar Objekten (z.B. „Schnecke“ = Mädchen, „Schlachtschiff“ = dicke Person), sowie eine Sinnentleerung der Sprache (z.B. „anbaggern“, „aufreißen“ = kennenlernen)[38].
Die Jugendsprache wird beeinflusst und entlehnt Ausdrücke von den Medien (Comics, Jugendzeitschriften wie Bravo, Jugendliteratur, Fernsehen, Internet, Kino, Computer) und v.a. der Musik (z.B. früher: BAP, Udo Lindenberg; heute: deutsche Rock und HipHop-Musik wie Fettes Brot, 5 Sterne deluxe, Absolute Beginner, u.a.), Idolen (Popstars, u.a.), Graffitimalereien, der Werbung, Fach- und Sondersprachen (v.a. Computer- oder Sportausdrücke, aber auch aus der Drogenszene: z.B. „bekifft“, u.ä.), Fremdsprachen (v.a. dem Englischen, z.B. „cool“, „Show“, „down“, „Feeling“), gesellschaftlichen Strömungen und von den Dialekten, da die Jugendlichen auch neben der Jugendsprache in ihrem Dialekt sprechen. So muss es auch möglich sein, dass die Ausdrücke in den Dialekt integriert werden können und dort „hineinpassen“.
Zweck und Ziel der Jugendsprache ist ein Protest gegenüber dem Althergebrachten, ein Spiel- und Innovationsaspekt (gegenüber der Sprache), ein kommunikativ-ökonomischer Aspekt (die Jugendsprache ist direkt, konkret und entkrampft die Gesprächssituation unter Jugendlichen. Sie kann z.T. Gefühle und Stimmungen besser ausdrücken als die Standardsprache). Hinzu kommt noch die Aufmerksamkeit (Originalität), die von den Sprechern angestrebt wird (wenn man z.B. neue Ausdrücke kreiert aber auch durch verletzende Ausdrücke provoziert oder gar diskriminiert) und die Abgrenzung von anderen sozialen Gruppen (anderen Jugendlichen und Erwachsenen). Ehmann sieht in der Jugendsprache auch ein „Aufbegehren gegen eine als unmenschlich empfundene Hochleistungsgesellschaft und deren (sprachliche) Normen, gegen die Verwissenschaftlichung, gegen die drohende Verzweiflung angesichts der Ohnmächtigkeit gegenüber weltpolitischen Ereignissen etc.“[39]
Nachweisbare Anfänge einer Jugendsprache[40] finden sich zur Zeit der Universitätsgründungen im 14. Jahrhundert (Prag 1348, Heidelberg 1368). „Die –zumindest ansatzweise- sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit der Studentensprache begann jedoch erst im 17. Jahrhundert, als das Lateinische durch die Einführung des Deutschen als Wissenschaftssprache abgelöst wurde (1687) und sich allmählich ein selbständiger deutscher Studentenwortschatz herauszubilden begann. Ihren Ursprung in dieser Zeit haben jugendsprachliche Dauerbrenner wie Besen, Mieze, Schnepfe [...] Daraus wird deutlich, dass Jugendsprache seit jeher als belebendes Element zur Sprachinnovation beitrug.“[41] In seinem überarbeiteten Lexikon zur Jugendsprache stellt Ehmann drei Thesen zur Jugendsprache auf: „1. Es gibt nicht die eine Jugendsprache, weil es die Jugend als homogene Gruppe nicht gibt. Vielmehr existieren mehrere Jugendsprachvarietäten nebeneinander, die sich wiederum gegenseitig inspirieren (Szene-Sprache, Musikerjargon, Schüler- bzw. Studentensprache, Knastjargon usw.); sie sind auch stets ein seismographischer Reflex des jeweiligen gesellschaftlichen Umfeldes. 2. Es gibt nicht die Jugendsprache an sich, wohl aber jugendspezifische Besonderheiten, die sich in sprachlicher, grammatikalischer, lautlicher und wortbildungsspezifischer Hinsicht deutlich von der Standardsprache abheben. 3. Es gibt nicht die Jugendsprache als mehr oder weniger komplettes Sprachsystem, sondern lediglich das schnelllebige, sich nicht zu einer festen Struktur verdichtende Sprechen von Jugendlichen.“[42]
Daneben sehen die Jugendsprachforscher Schlobinski, Kohl und Ludewigt, „dass die Jugendsprache nicht eine homogene Varietät des Deutschen ist, sondern ein ‚spielerisches Sekundärgefüge“, das folgende strukturelle Formen ‚favorisiert’[...]:
(1) Grüße, Anreden und Partnerbezeichnungen;
(2) Griffige Namen und Sprüche („Mach´n Abgang“);
(3) Flotte Redensarten und stereotype Floskeln („Ganz cool bleiben“);
(4) Metaphorische, zumeist hyperbolische [übertreibende] Sprechweisen („Obermacker“ = Direktor);
(5) Repliken mit Entzückungs- und Verdammungswörtern („saugeil“);
(6) Prosodische Sprachspielereien, Lautverkürzungen und Lautschwächungen sowie graphostilistische Mittel („wAhnsinnig“);
(7) Lautwörterkommunikation („bäh“, „würg“);
(8) Wortbildung: Neuwörter, Neubedeutung, Neubildung („ätzend“, „Macke“); Worterweiterung: Präfix- und Suffixbildung, Kurzwörter („abfahren“, „Schleimi“)“[43].
Typische Kennzeichen der Jugendsprache sind außerdem:
- Auffälligkeiten in Wortwahl und Wortbedeutung, z.B. bei Grußformeln, Anreden, usw. (siehe oben),
- Neologismen (Neue Wortbildungen, Wortneuschöpfungen): darunter zählen Worte, die ein Bedeutungswandel, -umdeutung, -verschiebung, -erweiterung erfahren haben (z.B. „geil“ = schön, gut), spontane Augenblickskomposita (Ex-und-hopp-Begriffe), Kurzwörter („Uni“, „Prof“),
- Wortbildungen durch: Wortzusammensetzungen („abklatschen“ = sich die Hand bei der Begrüßung geben), Wortartwechsel (Hinzufügen von –heit, -keit, -en, -lich, -ig, usw. z.b. „kultig“), Verstärker (Hinzufügen von Metapher {„gigantisch“}, Ergänzungen {„voll genial“}, Präfixe {„mega-„, „super-„}, Wortartwechsel), Hinzufügen von Präfix-/Suffixwörter („hauen“ wird zu „reinhauen“),
- Übernahme von Wörtern aus der Werbung und den Medien (z.B. Comicsprache),
- Worte mit Polysemie (ein Wort hat mehrere Bedeutungen (z.B. „Kohle“ = Heizmittel, Geld),
- Übernahme von Fremdwörtern aus anderen Sprachen, z.B. Anglizismen („Freak“ = komischer Kauz), aber auch aus Sondersprachen (Fachsprachen aus der Umwelt von Computer, Sport, Drogen, u.a.).
Typische Kennzeichen sind daneben auch Regionalismen, Archaismen („Klampfe“ = Gitarre), bestimmte Wortbildungsmodelle und Sonderwortschätze („jm. einen Scheitel ziehen“ = zurechtweisen), Analogiebildungen („auf den Docht/Keks gehen“ = sich über jm. aufregen) und bedeutungsveränderte Wörter in fest gefügten Wort- und Satzformen („einen im Tee haben“ = verrückt sein). Ebenso ist in der Sprechweise eine Benutzung „von Laut-, Wort- und Satzverkürzungen sowie deren Abbrüche und Verschmelzung“[44] festzustellen. „Weitere syntaktische Merkmale sind Dehnungsphrasen, Unsicherheits- und Rückversicherungspartikel sowie sich häufig wiederholende Floskeln“[45].
Die Jugendsprache tritt nahezu ausschließlich als Sprechform, seltener im schriftlichen Gewand, auf.
Androutsopoulos, eine Jugendsprachforscherin aus Heidelberg, sieht in der Jugendsprache eine Sondersprache und Sprachvarietät. Wobei die Jugendsprache „letztendlich das soziale (im Gegensatz zum biologischen) Alter der Jugendlichen als zentrale soziolinguistische Variable [als] den gemeinsamen Nenner bei der Erforschung [...]“[46] darstellt. In der Jugendsprache spielt nicht „die soziale (schichtenspezifische) Herkunft, sondern auch die Gruppenzugehörigkeit oder ein selbstgewählter Lebensstil“[47] eine Rolle. Auch in allen anderen Sprachen begegnet man der Jugendsprache.[48]
Wichtig erscheint außerdem der Dialekt im Bezug zur Jugendsprache: „Während die [...] norddeutschen Dialekte in der Regel keine messbaren Auswirkungen auf das sprachlich-kommunikative Verhalten Jugendlicher haben, ist – je südlicher der zugrundeliegende Sprachraum angesiedelt ist – genau das Gegenteil festzustellen.“[49] Bei Jugendlichen aus ländlichen Regionen ist auch eine „Kreierung regional gefärbter jugendsprachlicher Ausdrücke“ festzustellen, dagegen nutzen die städtischen Jugendlichen v.a. „Entlehnungen aus anderen Fremdsprachen“[50]. Daher sieht Ehmann in einer Untersuchung von Jugendsprache und Dialekt als Fazit, dass „in eher noch traditionell dialektgeprägten (ländlichen) Regionen [...] die jeweilige Heimatmundart in der sprachlich - kommunikativen Tätigkeit Jugendlicher die Funktion einer Jugendsprache“[51] einnimmt.
3.3. Zusammenfassung und Versuch einer eigenen Definition
Die Jugendsprache ist eine Sprachvarietät bzw. Soziolekt der deutschen Standardsprache. Sie wird von Jugendlichen benutzt. Wobei die Bedeutung des Wortes „Jugendliche“ sich auf deren soziale Umwelt bezieht.
Die Jugendsprache ist stets einem aktuellen und raschen Wandel unterworfen und zeichnet sich durch eine große Experimentierfreudigkeit aus.
Gegenüber der Standardsprache unterscheidet sich die Jugendsprache durch Besonderheiten in Lexik, Semantik, Pragmatik, Linguistik, Morphologie, Stilistik und Syntax. Die Jugendsprache bedient sich auch vielfach des Dialekts. Sie wird meist im Umgang mit Gleichaltrigen verwendet (und ist daher auch eine Gruppensprache). Funktion der Jugendsprache ist u.a.: Eine Eigenständigkeit im Denken, Fühlen und Handeln betonen, sich gegenüber der Sprache von Kindern und Erwachsenen, wie auch anderer (Jugend-)Gruppen abzugrenzen; Außenstehende mit ihrer Sprache provozieren; Vertrautheit und Zusammenhalt in der Gruppe herstellen und sichern; sich mit der Sprache und der Gruppe identifizieren und komplizierte oder schwer verständliche Sprache einfach auszudrücken.
4. Definition des Begriffs: „liturgischen Feiern“
4.1. Definitionsansätze zu den Begriffen „Liturgie“ und „liturgischen Feiern“
Liturgie (leitourgia) kommt vom griechischen leiton ergon, was übersetzt „Dienst am Volk“ heißt. Es bezeichnet ursprünglich „die Tätigkeit in einem öffentlichen Amt, auch die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben“[52]. Die Liturgie ist also Dienst am Volk (vom Volk). Sie stellt (neben der Martyria und der Diakonia) ein Grundvollzug des christlichen Handelns dar. Liturgie ist „in ihrem tiefsten Wesen Vergegenwärtigung und Zuwendung des Heilswerks Christi, sie ist Aktionsgemeinschaft des Hohenpriesters Christus und seiner Kirche zur Heiligung der Menschen und zur Verherrlichung Gottes [...] So hat jeder Gottesdienst der Christen eine dialogische Struktur: Gott ist in Christus tätig in Richtung auf den Menschen, diese aber preisen und verehren in und mit Christus den Vater [...]. In diese liturgischen Feiern ist die ganze Gemeinde einbezogen, aufgerufen zur tätigen Teilnahme. [...] Zur Liturgie rechnen nach dem Gesagten die wahrnehmbaren Feiern, in denen Christus in der Gemeinde gegenwärtig wird, um die Menschen zu heiligen und den Vater zu verherrlichen.“[53] Adolf Adam, ehemaliger Professor an der Universität Mainz für Liturgiewissenschaft, vertritt die Meinung, dass sich in der Liturgie „die Heilsgeschichte geradlinig fortsetzt, dass der Hauptträger der Liturgie und der Ersthandelnde der Hohepriester Christus ist. Insofern ist Liturgie primär ein Gnadengeschehen, sowohl im Ergehen der göttlichen Botschaft wie in den Sakramenten (Mysterien) mit dem darin vergegenwärtigten Pascha-Mysterium Christi. Ziel ist die Heiligung des Menschen.“[54] Das deutsche Wort für Liturgie gibt Adam als „Gottesdienst“ wieder. „Nur darf man den Genitiv ‚Gottes’ nicht nur als Genitivus obiectivus betrachten, sondern muss ihn auch als Genitivus subiectivus sehen, d.h. nicht nur die Gemeinde dient Gott, sondern auch Gott dient den Menschen, schenkt ihnen seinen Heilsdienst in Christus, der ja selbst gesagt hat, dass er nicht gekommen sei‚ um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen...’(Mt 20,28; Mk 10,45)“[55]. Die Liturgie stellt allerdings nicht nur einen Gottesdienst dar, sondern auch einen Dienst am Mitmenschen: „Sie realisiert einerseits die unaufgebbare ‚Vertikale’ (Mensch-Gott), andererseits gibt sie die Kraft und die Verpflichtung, die ‚Horizontale’ (Mensch-Mitmensch-Weltgestaltung) in rechter Weise anzustreben.“[56]
Im Alten Testament bezeichnet das Wort „den Kultdienst der levitischen Priesterschaft am Jerusalemer Tempel“[57]. Im Neuen Testament wird es eher selten gebraucht (15 mal) und kommt als „Dienst“ darin vor[58]. Als Tempeldienst findet es sich nur einmal (Apg 13,2). Der Begriff wird später im Sinne einer „gottesdienstlichen Versammlung von Christen“ benutzt (so z.B. in der Didache und im ersten Clemensbrief). Im Osten ist der Gebrauch seit dem 5. Jahrhundert ausschließlich auf die Eucharistiefeier eingeschränkt. Der Begriff erlangt im Westen erst wieder während des Humanismus an Bedeutung. Heute wird er im deutschsprachigen Raum meist synonym mit dem Wort „Gottesdienst“ benutzt.[59] Die Liturgie „bezeichnet primär die Eucharistie (gegliedert in liturgia verbi und liturgia eucharistica), wird aber nicht auf die eucharistische Feier eingegrenzt gesehen. Diese steht im Mittelpunkt. Um sie herum liegen wie konzentrische Kreise die anderen Sakramente, die Sakramentalien, Wortgottesdienste, das Stundengebet (liturgia horarum), Andachten, Feierstunden, Prozessionen als Liturgie im weiteren Sinne.“[60]
Kriterien liturgischer Feiern sind u.a.: „dass man lebt, was man feiert (Authentizität), dass man das Leben in seiner Ganzheit feiert (Universalität), dass man die Probleme der Menschen berücksichtigt (Solidarität) und dass die wirksame Gegenwart Christi zum Ausdruck kommt (Sakramentalität).“[61]
Neben dem Grund des Gottesdienstes (also Feier der Sakramente, Auferstehung Jesu an Ostern, Geburt Jesu an Weihnachten), kann der Gottesdienst auch auf eine spezielle Gruppe von Gläubigen ausgerichtet sein, daher gibt es u.a. Kinder-, Familien, Schul- und Jugendgottesdienste.
Liturgische Feiern sind (u.a.): Das Feiern der Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Wiederversöhnung, Krankensalbung, Weihe, Eheschließung), Beerdigungen (Sterbe- und Begräbnisliturgie) und das Stundengebet (Tagzeitenliturgie). Daneben sind liturgische Feiern auch die Feste des Kirchenjahres: Ostern (mit Gründonnerstag, Karfreitag, Osternacht, Ostersonntag, Osterzeit), Weihnachten (mit Heilig Abend, den Weihnachtsfeiertagen, Advent und Epiphanie), Hochfest der Dreifaltigkeit, Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam), Christkönigssonntag, Kirchweihfeste, aber auch Andachten und Prozessionen u.v.m. Auf evangelischer Seite wäre noch die Konfirmation als liturgische Feier zu nennen.
4.2. Der Begriff „Liturgie“ und seine Bedeutung (Katholisches Liturgieverständnis) gemäß dem 2. Vatikanischen Konzil
In der Konstitution über die heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“ des 2. Vatikanischen Konzils wird ausgesagt, dass „in der Liturgie, besonders im heiligen Opfer der Eucharistie [...] ‚das Werk unserer Erlösung’ [sich vollzieht], und so trägt sie in höchstem Maße dazu bei, dass das Leben der Gläubigen Ausdruck und Offenbarung des Mysteriums Christi und des eigentlichen Wesens der wahren Kirche wird [...] Dabei baut die Liturgie täglich die, welche drinnen sind, zum heiligen Tempel im Herrn auf, zur Wohnung Gottes im Geist bis zum Maße des Vollalters Christi.“[62] „Wie daher Christus vom Vater gesandt ist, so hat er selbst die vom Heiligen Geist erfüllten Apostel gesandt, nicht nur das Evangelium aller Kreatur zu verkünden [...], sondern auch das von ihnen verkündete Heilswerk zu vollziehen durch Opfer und Sakrament, um die das ganze liturgische Leben kreist.“[63] „Um dieses große Werk voll zu verwirklichen, ist Christus seiner Kirche immerdar gegenwärtig, besonders in den liturgischen Handlungen. Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe [...], mit seiner Kraft in den Sakramenten [...], in seinem Wort [...], wenn die Kirche betet und singt [...]. Mit Recht gilt also die Liturgie als Vollzug des Priesteramtes Jesu Christi; durch sinnenfällige Zeichen wird in ihr die Heiligung des Menschen bezeichnet und in je eigener Weise bewirkt und vom mystischen Leib Jesu Christi, d.h. dem Haupt und den Gliedern, der gesamte öffentliche Kult vollzogen. Infolgedessen ist jede liturgische Feier als Werk Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist, in vorzüglichem Sinn heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht.“[64]
4.3. Evangelisches Liturgieverständnis
Die evangelische Tradition sieht die Liturgie als „’Lobpreis’, der auf Gott gerichtet ist. Er darf [...] nicht auf einen Akt im Leben eingeschränkt werden, sondern ist eine seiner Grundbestimmtheiten. ‚Liturgie’ wird dann auch als Gebet der Kirche verstanden und in Verbindung damit zunehmend (wie im katholischen Sprachgebrauch) mit dem ‚Gottesdienst’ im engeren Sinn identifiziert als Bezeichnung für die ‚Versammlung im Namen Jesu’, insofern diese eine ausgeprägte Gestalt hat und einer bestimmten Ordnung folgt. [...] Die Begriffe Liturgie und Gottesdienst sind vielfach austauschbar, weil Liturgie wie Gottesdienst verstanden wird im Sinne des ‚gläubigen Empfangens dessen, was Gott tut’ und der gläubig betenden Antwort darauf ‚in der Gegenwart und Vermittlung Christi und seines Geistes’[...]“[65].
Der Begriff „Liturgie“ wird in der evangelischen Kirche oft nur mit den Teilen des Gottesdienstes in Verbindung gebracht, „die vor und nach der Predigt stehen, ein Verständnis, das zu einer gefährlichen Isolierung der Predigt führen kann. Liturgie ist nicht etwas Individualistisches; sie ist gottesdienstliches Handeln der Kirche.“[66]
5. Theologie-geschichtlicher Bezug
5.1. „Sprache“ und Bibel
5.1.1. Sprache der Heiligen Schrift
Vielfach wird in der Bibel auf „Sprache“ Bezug genommen. Johannes beginnt sein Evangelium mit den Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“(Joh 1,1). Wenn wir, wie es hier die Einheitsübersetzung tut, „logos“ mit Wort übersetzen, hat das „Wort“ und so auch die Sprache eine existenzielle Bedeutung (vgl. Joh 1,1-18). Die Kirche Jesu Christi und die Gemeinschaft der Christen haben als zentrales Glaubensdokument die Heilige Schrift. Das Christentum ist (wie z.B. auch das Judentum und der Islam) eine Schriftreligion und so sind die Schriften selbst die Offenbarung, also die frohe Botschaft Gottes an die Gläubigen. Daher ist es unerlässlich sich mit den Schriften auseinander zu setzen bzw. sich in sie hineinzuversetzen, sie auszulegen, usw.
Viele Dokumente der Kirchengeschichte setzen sich mit diesem Thema auseinander. Der Katechismus der katholischen Kirche[67] bezieht sich in seinen Aussagen zur Heiligen Schrift vorwiegend auf die Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei Verbum“. Als Beispiel sollen folgende Thesen aufgegriffen werden: „Die Heiligen Schriften enthalten das Wort Gottes und, weil inspiriert, sind sie wahrhaft Wort Gottes.“[68] „In den Heiligen Büchern kommt ja der Vater, der im Himmel ist, seinen Kindern in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf.“[69] Das Alte und das Neue Testament sind also Orte göttlicher Begegnung und Offenbarung. Sie sollen einen Dialog zwischen Gott und dem Menschen aufzeigen und anregen. Ein Dialog, bei dem der Mensch sich seiner alltäglichen Sprache bedienen kann.
5.1.1.1. „Sprache“ im AT
5.1.1.1.1. Die Sprache in der Zeit des AT
In der Umwelt des Alten Testaments gab es schon früh eine Sprache[70] die überregional verstanden wurde: Im 2. Jahrtausend v. Chr. war dies das „Akkadische“, im 1. Jahrtausend v. Chr. dann das „Aramäische“. Axel Ernst Knauf, Professor für semitische Philologie und biblische Exegese in Genf, sieht in der Mehrsprachigkeit damals „eher die Regel als die Ausnahme. Ein Beamter im südjudäischen Arad um 600 sprach gewiss den lokalen Dialekt wie auch die Amtssprache der Hauptstadt Jerusalem, er konnte sich irgendwie mit den edomitischen und arabischen Nachbarn verständigen, und er beherrschte wohl das Aramäische hinlänglich, um mit einem durchreisenden ägyptischen oder neubabylonischen Funktionär zu kommunizieren. Mit der Verteilung von Proviant-Rationen an griechische Söldner war er auch befasst.“[71] Das Akkadische und das Aramäische gehören neben dem Hebräischen zu den semitischen Sprachen (vergleichbar zu unserem Indogermanischen). Allerdings stammen auch einige Sprachen der verschiedenen Volkstämme von unterschiedlichen Sprachfamilien ab, so z.B. die Sprache der Hetiter und der Philister (Gen 10,14f) von den indogermanischen Sprachen, dagegen stammen die anderen Sprachen (z.B. der Kanaanäer, Hamatiter, Südaraber, u.a.)(Gen 10,7-18) von den semitischen Sprachen ab.
Heutige semitische Sprachen sind u.a. das Arabische und das Neuhebräische (genannt „Ivrit“, welche die offizielle Sprache des Staates Israel darstellt).[72]
Knauf meint: „In der Geschichte des Arabischen, des Aramäischen wie des Hebräischen bewahrheitet sich der Satz, dass am Anfang jeder Geschichte einer Standard-Sprache Dialekte und Regionalsprachen stehen, bis politische Konstellationen einer davon überregionale Geltung verschaffen. [...] Die assyrische Deportationspolitik sorgte seit dem 7. Jahrhundert für die Entstehung einer aramäischen internationalen Verkehrssprache, des Reichsaramäischen, die sich erst im Mittelaramäischen (2. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. n. Chr.) in eine Reihe lokaler Varianten (jüdisch-palästinisch, nabatäisch, palmyrenisch, edessenisch) auflöste mit relativ geringen Dialektunterschieden.“[73] Die heutige Umwelt des Alten und Neuen Testaments, der Nahe Osten und die Arabische Welt ist „durch Zweisprachigkeit, Diglossie, von Hochsprache und Umgangssprache gekennzeichnet. Diglossie herrscht verschieden stark auch in einigen europäischen Regionen (dem alemannischen Raum, Katalonien, Griechenland), sie wird auch im Alten Orient die Regel gewesen sein. Das AT erweckt hingegen den Eindruck, als habe ‚ganz Israel’ von Anfang an nichts als biblisches Hebräisch geredet. Das ist ebenso Fiktion wie bereits das Konzept von ‚ganz Israel’. Empirisch kann man als Hebräisch die südkanaanäischen Sprachen des 1. Jahrtausends v. Chr. zusammenfassen, also alle kanaanäischen Sprachen dieser Zeit außer dem Phönizischen: Israelitisch, Judäisch, Moabitisch, Ammonitisch und Edomitisch. Alle hebräischen Sprachen stehen sich etwa gleichermaßen nahe oder fern. Im Falle des Israelitischen fällt auf, dass die Geschichte des Nordreiches offenbar zu kurz war, um eine einheitliche Staats-Sprache zu schaffen, oder es mangelte am Bedürfnis.“[74] Verschiedene Dialekte aus dem alten Israel (aus der Zeit von ca. 900 – 760 v. Chr.) sind allerdings noch bekannt.
Im 7. und 6. Jahrhundert v.Chr. entstand in Jerusalem, Lachisch und Arad eine einheitliche Sprache: das Judäische „mit lokalen oder auch nur individuellen Eigenheiten einiger Schreiber. [...] Das Judäische ist die unmittelbare Vorstufe des Biblisch-Hebräischen der Perserzeit.“[75] Dieses wurde durch das Mittelhebräisch abgelöst (zu finden in den Schriften 1/2Chr, Koh, Hld, Ps, Est), das als gesprochene Sprache um 200 n. Chr. ausstarb und vom rabbinischen Hebräisch als „Sprache der jüdischen Gelehrsamkeit“[76] abgelöst wurde. „Allerdings entwickelten sich lokale Aussprachetraditionen, die zur Fixierung der Lesung des Bibeltextes durch verschiedene Gelehrtenschulen führten“[77].
Die Blütezeit des Aramäischen (der Sprache Jesu) lag „zwischen dem 6. und 3. Jahrhundert v. Chr. Während der Periode, als orientalische Reiche die zivilisierte Welt beherrschten, war es [das Aramäische] das internationale Medium für Verwaltungs-, Kultur- und Handelsbeziehungen vom Euphrat bis zum Nil, sogar in Ländern, in denen es keine einheimische semitische Kultur gab. Es wurde die Sprache der Juden, wann genau ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber während und nach dem Exil. Mit dem Aufkommen des Reiches Alexanders wurde die aramäische Sprache überall in der zivilisierten Welt abgelöst durch die Koine, aber Griechisch verdrängte das Aramäische unter den Juden Palästinas oder Babylons nie völlig. [...Aramäisch war] gleichwohl die hauptsächlich gesprochene und geschriebene Sprache des Volkes“.[78]
Eine Jugendsprache in der Umwelt des Alten Testaments ausfindig zu machen, ist nicht möglich. Auch, ob in einer Glaubensunterweisung für Jugendliche eine ihnen eigene Sprache gebraucht wurde (falls die Jugendlichen eine eigene Sprachvarietät hatten) darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.
5.1.1.1.2. Das Thema „Sprache“ und deren Auseinandersetzung im AT
(a) Verschiedene Abschnitte zum Thema „Sprache“
Die Sprache hat in der Bibel und im AT eine zentrale Bedeutung inne. Bei der Erschaffung der Welt im Buch Genesis sind die zentralen Worte die Worte Gottes. Der Schöpfer gründet die Welt durch seine Worte: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht [...] und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht.“[79] Die Welt ist durch die Worte Gottes entstanden. Gott füllte die ersten Begriffe mit Bedeutung. Die Sprache begegnet uns in der Bibel auf verschiedene Weise: Gott spricht zu den Menschen und die Menschen zu Gott (wie auch zu seinen Mitmenschen). Er wird (auch) durch die Sprache und das Sprechen verführt (z.B. Gen 3,1ff). All diese Betrachtungen betreffen die Sprache.
Gott spricht zu den Menschen im AT auf vielerlei Art und Weise. Er spricht selbst zu Abraham, Moses, den Propheten und durch Engel, aber auch zu den Menschen selbst. Gott ist mit seinem Volk in ständigem Dialog. Die Sprache Gottes ist auch die Sprache der Menschen (z.B. wenn die Propheten Gott und seine Lehren verkünden, usw.).
Verschiedene Sprachen bzw. Varietäten einer Sprache lassen sich erstmals im Buch Gen 10, 1-32 finden. Dort werden die Nachkommen Noahs aufgezählt. Der Stammbaum erklärt die Abzweigungen. Sie zweigen „in ihren verschiedenen Ländern ab, jedes nach seiner Sprache und seinen Sippenverbänden in ihren Völkerschaften.“[80] Die Erklärung der Abzweigungen wird nach jedem Stamm genannt. Die Sprache und die verschiedenen Sprachen (oder Dialekte) haben sich also laut der Bibel nach verschiedenen Stämmen und Ländern entwickelt.
Die Sprache dient aber auch der Abschreckung und der Hervorhebung der Fremdartigkeit. Eine fremde Sprache zeigt eine fremde Kultur: In dem Fluch für Ungehorsam (Dtn 28,15-68), tritt ein feindliches Volk auf „dessen Sprache du noch nie gehört hast“[81]. Die Sprache ist hier etwas Fremdes, Angsteinflößendes (vgl. Jer 5,15/ Jes 28,7-15/ Jes 33,19). Ebenso tritt dies beim Verbot von Mischehen auf (Neh 13,23-31): „Die Hälfte ihrer Kinder [der der (jüd.) Frauen von Aschdod, Ammon und Moab] redete in der Sprache von Aschdod oder in der Sprache eines der anderen Völker, konnten aber nicht mehr Jüdisch. Ich machte ihnen Vorwürfe und verfluchte sie.“[82] Durch eine fremde Sprache wird hier das erwählte Volk geschädigt, da eine andere Sprache auch eine andere Kultur mit sich trägt. Zumindest wird diese Sprache als fremd empfunden, denn das Aschdoditische wie das Ammonitische waren „zu dieser Zeit sicher nur noch Dialekte einer südkanaanischen Koine, wenn nicht des Reichsaramäischen (Neh 13,24).“[83] Der damalige Dialekt hat sich möglicherweise so sehr von dem Volk und der Kultur entfernt, dass er als fremd empfunden wird.
Aber auch um die Größe der Macht und der Herrscher in der damaligen Zeit darzustellen, zeigt man die Vielfalt der Sprachen auf (Est 1,22/Est 3,12/Est 8,9: „Für jede einzelne Provinz in ihrer eigenen Schrift und für jedes einzelne Volk in seiner eigenen Sprache“, auch Jes 19,18/Sach 8,23/Dan 3,4/Dan 3,7/Dan 5,19/Dan 6,26/Dan 7,14). Ganz zentral ist im Buch Ijob die Sprache. Gott spricht zu Ijob und Ijob zu Gott. Die Sprache ist hier die Hoffnungslosigkeit (Ijob 26,14), der Vorwurf (Ijob 6,7-24), die Bitte (Ijob 31,35-40). Daneben aber auch die Antwort Gottes. Durch die Sprache (aber auch die Sprachlosigkeit) vollzieht sich das Leid und das Leiden Ijobs.
Gott „ruft“ mittels der Sprache auch seine Propheten (vgl. u.a. Ez 2,1-7). Die Sprache dient hier der Berufung zum Werkzeug und zum Sprachrohr Gottes.
Daneben wird die Sprache auch zum Lob Gottes erhoben. Dies bezeigen die Psalmen. Auch in den Psalmen wird die Sprache als Mittel und Thema erörtert (vgl. u.a. Ps 19,4/Ps 81,6 u.v.m.).
(b) Der Turmbau zu Babel (als Begründung für die Vielfalt der Sprachen (und Dialekten))
Die bekanntere Erklärung der Verschiedenheit der Sprache ist in dem folgenden Kapitel dargestellt: Der Turmbau zu Babel[84]. Die Geschichte blendet auf eine „Zeit wenige Generationen nach der Flut“[85] zurück. „Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.“[86] Sie siedelten sich an, bauten Häuser. „Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel, und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen. Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen. Auf, steigen wir hinab, und verwirren wir dort ihre Sprache, so dass keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde, und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal), denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt, und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.“[87]
Scharbert deutet das Geschehen damit, dass Gott „die in einer gut durchorganisierten Masse von Menschen zusammengeballte Kraft des Geistes und der diesem Geist entsprungenen Technik [fürchtet]. [...] [Die] funktionsgerechte Sprache, könnte Gott überflüssig machen und ihn ins Abseits drängen. [...] [...der Jahwist und der Redakteur] wollen nur unterstreichen, wie die Überheblichkeit des Menschen letztlich den Menschen selbst ins Abseits führt.“[88] Die Vielzahl der Sprachen (bzw. Dialekte) geht also aus Gottes Willen selbst hervor. Die Menschen wollten durch den Turmbau und die beabsichtigte Nähe Gott nicht nur nah, sondern auch ähnlich oder vielleicht sogar gleich sein. Sie wollten allerdings auch eine große Einheit repräsentieren. Durch diese Einheit wurden sie sich aber nicht mehr ihrer (eigenen) Fehler bewusst und sahen durch die Zusammengehörigkeit auch ihre Grenzen nicht mehr. Durch die „Verwirrung“ und „Zerstreuung“ in kleine (verschiedene) Volksgruppen mit verschiedener Sprache geht die Einheitlichkeit des gesamten Erdenvolkes verloren. Allerdings bietet Gott eine neue Einheitlichkeit an. Die Einheitlichkeit kleinerer Völker, deren Vielfalt früher die Einheit bilden und später gerade durch diese Vielfalt eine neue Einheit bilden können. Durch die „Zerstreuung“ und „Verwirrung“ bietet Gott den Menschen Möglichkeiten eines neuen Zusammenseins an. Nicht nur unter einem Volk sondern unter verschiedenen Völkern mit verschiedenen Sprachen (und später auch Kulturen). Dieses neue Zusammensein lässt neue Brücken entstehen zwischen den Völkern (und ihren Sprachen). Die Menschen müssen sich nunmehr noch stärker mit anderen arrangieren, mit anderen zusammenleben und vor allem müssen sie neue Freundschaften schließen und neue Wege gehen, die sie früher nicht zu gehen brauchten.
Scharbert, sieht in der „Neuen Echter Bibel“ den Turmbau zu Babel eher als Fortschritt der Technik: „Je mehr die Menschen sich in großen Massen oder Organisationen zur „Verwirklichung gemeinsamer Ideale“ zusammenfinden, um so stärker werden die zentrifugalen Kräfte, und je mehr die Sprache der Wissenschaft und Technik sich vereinheitlicht, um so komplizierter wird sie für den normalen Bürger, so dass er die Sprache der Planer nicht mehr versteht und sie daher auch ablehnt. Unsere Zeit [...] macht die gleiche Erfahrung [...]: Überall sind bereits die Kräfte am Werk, die die angestrebte Einheit der Völker wieder sprengen, und selbst die Menschen, die in linguistischer Hinsicht dieselbe Sprache sprechen, reden aneinander vorbei und verstehen sich nicht mehr. Die Zerstreuung der Menschen erfolgt daher immer wieder von neuem, wo sich Menschen im Streben nach Einheit und Überwindung der Sprachbarrieren von den Grenzen entfernen, die Gott dem Menschen gesetzt hat.“[89]
5.1.1.2. „Sprache“ im NT
5.1.1.2.1. Die Sprache in der Zeit des NT
(a) Die Sprache der Evangelien
Das Neue Testament entstand zwischen 50 und 130 n. Chr. Die Schriften des NT wurden zu Beginn „zur Unterweisung, zur missionarischen Verkündigung und – vom Beginn des 2. Jahrhunderts ab – auch zur gottesdienstlichen Lesung“[90] gebraucht. Bis ins 2. Jahrhundert hinein wurden Erzählungen und Worte Jesu v.a. noch mündlich überliefert. Ab dieser Zeit wurden dann erste Versuche übernommen einen neutestamentlichen Kanon zu bilden. Der endgültige Kanon des NT wurde 367 n.Chr. durch Athanasius von Alexandria festgelegt.
Die Originalsprache, also die Sprache in der das Neue Testament abgefasst wurde, ist das Koiné-Griechisch. „Als sprachlicher Hauptzugang zum historischen Jesus [aber natürlich auch zum Neuen Testament], das ist sicher, hat demnach das Griechische zu gelten: das neutestamentliche Griechisch, wie es sachentsprechend genannt wird.“[91] Das Koine-Griechisch ist die „Umgangssprache der hellenistischen Kulturwelt“[92]. In den verschiedenen Teilen des Neuen Testaments sind allerdings „erhebliche Niveauunterschiede“ in der Sprache zu erkennen, „die sich nicht nur auf unterschiedliche Grade der sprachlichen Beherrschung des Griechischen zurückführen lassen“[93]. Neben den unterschiedlichen Kenntnissen der griechischen Sprache und ihrem Niederschlag in den Schriften wollen die Autoren v.a. auch ihren Bezug (und damit auch den Bezug ihres Textes) zum „hebräischen Urgrund [...], der aus der biblischen Sprache des Alten Testaments kommt“[94] aufzeigen.
(b) Die Sprache Jesu und seiner Umwelt
In Matthew Blacks Buch „Die Muttersprache Jesu“ sind im Palästina des 1. Jahrhunderts vier Sprachen zu finden: „Griechisch war die Sprache der gebildeten ‚hellenisierten’ Klassen und das Medium der Kultur- und Handelsbeziehungen zwischen Juden und Ausländern; Latein war die Sprache der Besatzungsarmee und scheint in gewissem Umfange, nach lateinischen Entlehnungen im Aramäischen zu urteilen, auch für Zwecke des Handels und ganz ohne Zweifel auch des römischen Rechts gedient zu haben; Hebräisch, die heilige Sprache der jüdischen Schriften, versorgte den gelehrten Juden unaufhörlich mit einem wichtigen Hilfsmittel literarischer Ausdruckskraft und wurde als gesprochene Sprache in den gelehrten Kreisen der Rabbis gepflegt; Aramäisch war die Sprache der Landbevölkerung und stellte, zusammen mit dem Hebräischen, das hauptsächlichste literarische Medium des palästinischen Juden des ersten Jahrhunderts dar. [...] Wenn Jesus ein galiläischer Rabbi war, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er sowohl das Hebräische als auch das Aramäische gebrauchte, besonders [...] in seinen förmlichen Disputationen mit den Pharisäern.“[95] Auch eine Mischform beider Sprachen, oder ein hebräischer Dialekt wären im damaligen Sprachgebrauch möglich gewesen.[96] Den Gebrauch vielfältiger, verschiedener Sprachen, erkennt man auch an der Kreuzinschrift, die in drei Sprachen angefertigt wurde (Griechisch, Lateinisch, Hebräisch)[97].
Ein Gebrauch der lateinischen Sprache durch Jesus darf bezweifelt werden, ist allerdings nicht auszuschließen (z.B. bei den Dialogen mit einem {wohl römischen} Hauptmann[98] und der Verhandlung vor Pilatus[99] ). Die Schriftsprache zur Zeit Jesu orientierte sich an einem judäisch-palästinischen Dialekt, während der Dialekt Jesu ein galiläisch-palästinischer Dialekt war.[100]
Jesus war der Sohn des Bauhandwerkers Josef und hat auch dessen Handwerk, wie dies damals üblich war gelernt. Jesus lebte in Galiläa am See Genezareth im heutigen Israel und benutzte die Sprache der Einwohner dieses Gebietes. Die Leute mussten seine Worte verstehen, also liegt es nahe, dass er die damalige, gängige Umgangssprache beherrschte und sich verständlich ausdrückte.
Es ist kaum zu bezweifeln, dass die Galiläer, und somit auch Jesus Dialekt sprachen. Die damalige Sprache war Aramäisch, wohl aber in einem galiläischen Dialekt der Unterschiede zu den anderen Dialekten in der Umgebung aufwies.
Der Galiläer wird sogar durch seinen Dialekt „charakterisiert“[101]. Der galiläische Dialekt „wirkt platt und ungehobelt. Infolge des Einflusses des Griechischen [...] fehlen ihm oft die echt semitischen Laute, die sog. Kehllaute.“[102]
Dass Jesus und seine Jünger sich eines Dialektes bedienten wird anhand der Bibelstelle Mt 26,73 deutlich[103]. Sie ist ein Teil der Passionsgeschichte. „Kurz darauf kamen die Leute, die dort standen, zu Petrus und sagten: Wirklich, auch du gehörst zu ihnen, deine Mundart verrät dich“. Dies zeigt auf, dass die (aus Galiläa stammenden) Jünger Jesu, insbesondere Petrus, aber auch (der ebenfalls in Galiläa aufgewachsene und in Galiläa wirkende) Jesus selbst (siehe Mt 26, 75: „...und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht wirst du mich dreimal verleugnen.“) sich eines gemeinsamen Dialektes bedienten. Durch den Vorwurf, dass Petrus sein Dialekt leugnet, leugnet er auch den gleichen Dialekt, den Jesus (als Galiläer) benutzt und dadurch, dass er die Sprache Jesu leugnet, leugnet er Jesus. Die Bedeutung der Sprache wird hier deutlich.
Douglas-Klotz nennt diesen Dialekt „palästinensisches Aramäisch“[104]. Für ihn steht ohne Zweifel fest, dass Jesus Aramäisch (in seiner dialektalen Ausprägung) sprach. Daneben benutzte er auch das Hebräische (um aus der Schrift zu zitieren).[105]
Auch Schwarz, der die „Urgestalt der Worte Jesu“ im aramäischen untersucht hat, stimmt mit dieser These überein: Es darf als sicher gelten, dass „Jesus vorwiegend Aramäisch sprach, galiläisches Westaramäisch (vorwiegend nicht ausschließlich. Denn dass er auch Hebräisch verstand und sprach, die lingua sacra seiner Zeit, ist mehr als wahrscheinlich {ob auch noch Griechisch, ist ungewiss})“[106] Er benutzte diese Sprache (das galiläische Westaramäische) „im Umgang mit Gott (im Gebet) und im Umgang mit Menschen (in seiner öffentlichen Verkündigung, bei der Unterweisung seiner Jünger und in der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern. Bei förmlichen Disputen mit den Schriftgelehrten und bei feierlichen Anlässen mag er aber auch Hebräisch gesprochen haben.“[107] In dem Buch „Und Jesus sprach“ von Günther Schwarz führt der Autor mehrere Belege dafür an (bezogen auf die Sprache und verschiedene Vokabeln). Insgesamt finden sich im griechischen Grundtext 30 Einzelwörter (z. B. in der deutschen Übersetzung die Worte: Vater (Mk 14,36), Sohn des (Mt 16,17), Herr der (Mt 10,15), Öffne dich (Mk 7,34), der Stein/Fels (Joh 1,42), Geschenk/Opfer (Mk 7,11/Mt 27,6), Besitz/Reichtum (Mt 6,24), das Manna (Joh 6,31/49), Passamahl/-fest/-lamm (Mk 14,14), Meister/Lehrer (Mt, 23,7f), „Mädchen, steh auf“ (Mk 5,41), „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34/Mt 27,46), uvm., verschiedene Maßeinheiten, u.a. Daneben werden auch noch verschiedene Orte und Namen in Aramäisch genannt. Insgesamt lassen sich 40 Vokabeln finden, die aramäischen Ursprunges sind oder zu Lehnwörtern im Aramäischen wurden. Schwarz sieht in diesen ein Beleg dafür, dass das (galiläisch West-) Aramäische „überwältigend [...] als Hauptsprache Jesu“[108] spricht.
Ob Jesus die griechische Sprache benutzte bzw. verstand ist höchst umstritten. In dem Buch „Der Mann aus Galiläa. Suche nach einem Unbekannten“ von Wolf-Rüdiger Schmidt befragt der Autor hierzu Professor Benedikt Schwank. Er lehrt Archäologie, Landeskunde und Neues Testament. Professor Schwank ist der Auffassung, dass Jesus das Griechische gekannt hat[109].
Auch andere Autoren[110] meinen einen „vielfachen Sprachgebrauch“ und einen „weiten Einfluss“ des Griechischen in Galiläa feststellen zu können. Es ist sogar „wahrscheinlich, dass die meisten Galiläer neben Aramäisch auch Griechisch sprechen“[111] können. Klare Beweise oder Zeugnisse hierzu liegen uns allerdings nicht vor.
Ob Jesus oder die Umwelt Jesu eine „Jugendsprache“ gesprochen hat, ist nicht überliefert. Sämtliche Evangelien, auch die Kindheitsevangelien[112], enthalten keinerlei Informationen zur Jugend Jesu. Hier ist eher das Gegenteil der Fall: Die Sprache des Kindes Jesu erweist sich als eine Sprache der Erwachsenen[113]. Jegliche Evangelien legen Jesus also schon in seiner Kindheit die Sprache eines Erwachsenen in den Mund. Die einzige Geschichte des Jugendlichen Jesus ist „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“[114]. Auch hier spricht Jesus in der Sprache der Erwachsenen und Gelehrten (in dieser Situation, in der es um die Schrift geht, zweifellos das Hebräische). Allerdings ist von der gesamten Jugendzeit Jesu nichts weiteres überliefert. Sein Wirken beginnt laut Überlieferung mit circa 30 Jahren. Also auch hier zu einer Zeit in der er nicht mehr zu den Jugendlichen zu zählen ist.
5.1.1.2.2. Das Thema „Sprache“ und deren Auseinandersetzung im NT
(a) Verschiedene Textstellen zum Thema „Sprache“
Auch im Neuen Testament spricht Gott zu den Menschen: Durch den Propheten Johannes, durch Engel, durch die Apostel und vor allem durch Jesus Christus selbst. Der Sohn Gottes spricht mit seinem Volk also mit den Menschen, denen er begegnet. Auch er benutzt ihre Sprache.
Zum Thema Sprache finden wir erstmals in Mt, 26,73 einen Bezug (wurde in Kap. Sprache Jesu und seiner Umwelt schon erörtert). In der Offenbarung des Johannes finden wir, wie auch im Alten Testament die Sprache als Darstellung der Macht Gottes über die Völker: „Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern“ (Offb 5,9)[115].
(b) Das Pfingstereignis
Neben den unzähligen Äußerungen Jesu, die im Neuen Testament überliefert sind, findet man aber auch ein zentrales Ereignis, das die „Sprache“ zum Thema hat: Das Pfingstereignis (Apg 2,1-13)[116]: Die Jünger haben sich in einem Haus am Pfingsttage versammelt „Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten. Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden alle gerieten außer sich und waren ratlos.“[117]
Das Sprachwunder zeigt gerade hier auf, dass Gott nicht in einer Sprache spricht oder verkündet und gefeiert werden soll, sondern in allen Sprachen und Dialekten. Jeder Gläubige hat hier das Recht erhalten, Gott in seiner eigenen Sprache (und in seinem eigenen Dialekt) zu verstehen und mit ihm zu sprechen. Der Heilige Geist selbst gibt dazu die Kraft und die Macht dies zu bewerkstelligen.
Pesch sieht statt eines Sprachwunders eine „Glossolalie“ („sie fingen an, in Sprachen zu reden“) gegeben, die Lukas zur Xenolalie („in anderen Sprachen“) umdeutet.[118] Auch Schille sieht im Theologischen Handkommentar zum Neuen Testament eine Glossolalie in dem Geschehen gegeben: „Die Begabung erweist sich demonstrativ in der Glossolalie. „Andere“ betont den Gegensatz zur aramäischen oder griechischen Sprache. In der Überlieferung [...] dürfte als Oppositum zur menschlichen Sprache die Sprache des Himmlischen gemeint gewesen sein, die der Mensch gewöhnlich nicht verstehen, allenfalls im Außer-sich-Sein, in der Ekstase, erfahren kann.“[119] Daneben übersetzt Schille den Vers Apg 2,6 mit „Als dieser Lärm aufbrach, lief die Menge zusammen und wurde bestürzt. Denn sie hörten sie jeder in seinem eigenen Dialekt.“[120] /[121] Folgt man dieser Übersetzung wird in dem Zusammenhang von den Menschen gefordert, in der jeweils eigenen Sprache (Idiolekt und Dialekt) Gott zu begegnen, zu verkünden und zu feiern. Schille begründet den Gebrauch des Wortes „Dialekt“ in diesem Zusammenhang damit, dass „die aufgeführten Völker eigentlich nur vier Sprachen besaßen: Zend, Aramäisch, Griechisch und Latein.“[122] Schille sieht in diesem Pfingstereignis auch die Forderung, dass „sich die Missionare um der Liebe willen um die fremdesten Sprachen mühen, oft mit dem Erfolg, dass diese erst in grammatische Regeln gebracht und dadurch auf die Ebene der Schriftsprache erhoben werden. Insofern der Geist der Liebe Christi eingibt, stammt die Überwindung der Sprachgrenzen in der Tat aus diesem Geist.“[123]
Neben der theologischen Bedeutung des Pfingstereignisses zeigt das „Sprachwunder“ aber auch auf, dass die Missionierung der gesamten Erde, der gesamten Völker (mit ihren verschiedenen Sprachen) nun beginnen kann. Nach Schille also auch v.a. in den Dialekten dieser Völker. Jedes Volk hat seine eigene Sprache, aber auch seine eigenen Dialekte und so sprechen wohl die Apostel nicht nur die „Sprachen“ der Völker, sondern vielmehr auch deren „Dialekte“. Die Botschaft Gottes und das Evangelium können so in die Welt gebracht werden, da die Botschaft dieselbe ist, unabhängig von der lokalen Sprache des Menschen. Gott (und das Evangelium) gleichen sich ihrem Sprachgebrauch der Verschiedenheit der Völker an. Wenn wir nun diese These weiter verfolgen, dann sprechen die Apostel nicht nur die Dialekte der Anwesenden, sondern auch ihre Soziolekte und d.h. wenn bei dieser Versammlung auch Jugendliche anwesend waren, so sprechen die Apostel auch in ihrer Sprache: in der Jugendsprache. Dies gibt der Text zwar nicht explizit wieder, doch aus diesem Kontext heraus (aus dem Geist, der aus dem Pfingstereignis hervorging) ist diese These durchaus vertretbar.
Diese Deutungen ausschließlich zur Sprache und über die Sprache in der Geschichte sollen andere theologische Deutungen des Pfingstereignisses nicht ablehnen oder zurückweisen. Dieser Ansatz soll vielmehr eine neue Perspektive eröffnen und den Aspekt der Sprache in dieser Erzählung hervorheben.
(c) Die Zungenrede im ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth
Eine weitere Passage zum Thema Sprache finden wir im 1. Brief an die Gemeinde von Korinth. Dort fordert Paulus im 14. Kapitel („Über die Charismen der Prophetie und der Zungenrede“) die Gemeinde auf, nicht „in Zungen“ zu reden, sondern prophetisch zu reden. Diese Glossolalie meint wie oben (vgl. Apg 2,1) auch, ein ekstatisches „lallendes Ausstoßen von Lauten und Worten, die keine verstehbare Aussage ergeben.“[124] Paulus erlaubt allerdings die Zungenrede, wenn der Sprecher seine Rede übersetzt (1. Kor 14,5). Ob Paulus hier nur das „Lallen“ (wie Lang schreibt) meint, oder aber auch den Gebrauch des Dialektes ist nicht klar ersichtlich. Für Paulus ist in erster Linie die Verständlichkeit der Sprache für die gesamte Gemeinde wichtig (1. Kor 14,6ff). Mit der Aussage, dass das Beten neben dem Geist auch dem Verstand entspringen soll, will Paulus „nicht den menschlichen Verstand als selbständige Erkenntnisquelle dem Wirken des Geistes überordnen, er will nur die hilfreiche Funktion des Verstandes für das verständliche Reden in der Gemeinde hervorheben.“[125] Paulus gebraucht die „Zungenrede“ in der Gemeinde nicht, weil er „mit ihr niemanden im Glauben unterweisen kann.“[126]
Die Reformatoren legen die Passage gegen das Latein in der Liturgie aus: Paulus fordert nicht nur die Auslegung dessen, was man spricht, sondern auch dass das Gesprochene für alle verständlich ist; also ein Verweis auf die Volkssprache. Die katholische Seite dagegen sieht in dieser Passage gerade die Legitimation für das Latein als Liturgiesprache: Paulus spricht v.a. vom privaten Gebet. Er „wolle nicht, dass das ganze Volk verstehe, sondern dass der, der anstelle des Volkes stehe, gleichsam stellvertretend verstehe“[127]. Um Sprachbarrieren abzubauen, benötigt die Kirche eine gemeinsame Form: Das Lateinische.[128]
5.1.2. Bibelübersetzungen
Um mich der Problematik von Bibelübersetzungen zu nähern, bediene ich mich der Erläuterungen des Lexikons für Theologie und Kirche:
Bibelübersetzungen „entsprechen dem praktischen Bedürfnis, die in der hebräischen bzw. griechischen Ursprache abgefassten Schriften des AT und NT dem gottesdienstlichen und katechetischen Gebrauch der (jüdischen Synagoge und) christlichen Kirchen verständlich und nutzbar zu machen. Bibelübersetzungen haben daher eine hohe liturgisch-kerygmatische, missionarisch-inkulturaltive, kultur-, sprach- und begriffsgeschichtliche Relevanz“[129].
Da die Bibel ein zentrales Dokument sowohl des jüdischen, wie auch des christlichen Glaubens ist, wird an dieser Stelle auch deren Verbreitung in verschiedene Sprachen vorgestellt. Die Bibel als Quelle des christlichen Glaubens und der Worte und Taten Jesu haben einen so großen Stellenwert im Glauben, in der Kirche und in der Liturgie (viele Teile der Liturgie fußen auf der Bibel) inne, so dass hier die Geschichte der Bibelübersetzungen behandelt wird, um auch deren Verwendung für Übersetzungen in Dialekte zu rechtfertigen und aufzuzeigen. Die Bibel wurde durch Übertragungen in andere Sprachen für andere Kulturen nutzbar und verständlich gemacht. Sie wurde immer von ihrem ursprünglichen kulturellen und historischen Kontext in einen neuen zeit- und kulturgeschichtlichen Hintergrund übersetzt (was eine Übersetzung auch in Dialekte fordert). Die folgenden Kapitel sollen dies darstellen.
5.1.2.1. Bibelübersetzungen des AT
5.1.2.1.1. In verschiedene Sprachen
Das Alte Testament geht auf die hebräische Urschrift zurück. Daneben sind auch Teile in Aramäisch überliefert (Jer 10,11/Esra 4,8-6/Esra 18; 7,12-26/Dan 2,4-7,28), da das Aramäische seit der Perserherrschaft (ab 540 v.Chr.) das Hebräische als Sprache des jüdischen Volkes verdrängt hat. Die Sprache des Alten Testaments ist das „Althebräische, eine landschaftsgebundene Dialektgruppe [...] des Kanaanäischen, [...] das seinerseits zum nordwestsemitischen Sprachkreis gehört. Als Schrift benutzten die Israeliten das althebräische bzw. altphönizische Alphabet, das aus 22 Konsonantenzeichen besteht.“[130] Das Hebräische wurde bis zum 5. Jahrhundert vor Chr. noch als Volkssprache gesprochen. Seit dieser Zeit wird es aber zunehmend vom Aramäischen abgelöst (siehe oben). Seine Geltung in Kultur und Literatur behält es aber bei, beginnt sich dann aber ab Mitte des 3. Jahrhunderts zum Mittelhebräischen umzubilden. Man schrieb (bis zum 7. Jahrhundert n. Chr.) mit Tinte auf Leder-, Papyrus- und Pergamentrollen.[131]
Das Pentateuch in der vorliegenden Gestalt findet sich ab dem 5./4. Jahrhundert v. Chr. wieder. Dann erst folgen in unterschiedlicher Reihenfolge die Geschichtsbücher, die Psalmen und die Propheten. Als wohl letztes Buch schloss sich das Danielbuch an (ca. 165 v. Chr.). Eine endgültige Kanonisierung findet erst im 1. Jahrhundert n. Chr. statt.[132] Die Entstehung der Bücher reicht allerdings noch in frühere Jahrhunderte zurück (z.B. das Pentateuch u.a. ca. 900 Jahre v. Chr.)[133]. Wenn man dazu noch bedenkt, dass der historische Mose circa um das 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben könnte, basieren diese Aufzeichnungen auf einer jahrhundertealten mündlichen Weitergabe. Aber gerade diese Mündlichkeit macht deren „Sitz im Leben“ aus. Großeltern erzählten ihren Enkeln die Geschichten ihrer Vorfahren, diese erzählten sie wiederum weiter. Diese Überlieferungsweise zeigt eine große Nähe zu den Geschichten auf, die natürlich durch die Verschriftlichung eines Autors (mit womöglich einer bestimmten Intension) z.T. verloren gegangen sind. Gerade aber die Liebe des Volkes Israel zu dieser Schrift (zum Pentateuch, zu den Geschichtsbüchern usw.) zeigt uns auf, dass wir es wohl mit einer recht guten Überlieferung zu tun haben und daher auch mit einer recht guten Verschriftlichung dieser Überlieferungen.
Der heutigen Bibel (Einheitsübersetzung) „liegt für die hebräisch überlieferten Schriften der hebräische Text des Alten Testaments zugrunde, der sog. Masoretische Text“[134]. Masoretisch bezieht sich auf die Masoreten (jüdische Gelehrte), die sich zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert n. Chr. „um die Wiederherstellung und Sicherung der ältesten Textfassung der Bücher des Alten Testamentes“ bemühten. Daneben schufen die Masoreten „mit Hilfe von Strichen und Punkten über und unter den Konsonantenbuchstaben Vokalzeichen“[135], was zu einem besseren Textverständnis und zur klareren Überlieferung beitrug.
Erste Übersetzungen ins Griechische finden im 3. Jahrhundert v.Chr. statt. Sie sollten für die „griechisch sprechenden Juden Ägyptens und des Mittelmeeres“[136] bestimmt sein. Einer Sage zufolge beauftrage König Ptolemäus Philadelphus (ein ägyptischer König, 285-247 v.Chr.) einige Juden „für die Bibliothek von Alexandrien eine Übersetzung des hebräischen Pentateuchs ins Griechische anzufertigen. Sie wurde mit Unterstützung Eleazors, eines Hohenpriesters in Jerusalem, durchgeführt. Die Erzählung berichtet, dass daraufhin 72 jüdische Älteste, sechs aus jedem der Zwölf Stämme, auf voneinander getrennte Sandbänke im Hafen Alexandrias geschickt wurden und jeder von ihnen gebeten wurde, eine vollständige Übersetzung der hebräischen Thora anzufertigen. Nach exakt 72 Tagen war jeder einzelne Übersetzer überzeugt, eine identische Übersetzung fertig gestellt zu haben“[137]. Der Legende nach stimmten alle 72 Übersetzungen bis zum „i-Punkt“ miteinander überein. „Der lateinische Name ‚Septuaginta’ bedeutet ‚siebzig’ und die Version wird im Allgemeinen als LXX abgekürzt“[138]. Obwohl die ursprüngliche Übersetzung nur den Pentateuch umfasst, wird der Begriff der „Septuaginta“ auf das gesamte Alte Testament verwendet. „In Wirklichkeit handelt es sich bei der Septuaginta um eine Sammlung verschiedener Übersetzungen von Schriften des AT, deren älteste Teile auf das 3. Jh. v.Chr. zurückgehen [...] Laut Vorwort des Buches Sir liegen um 130 v.Chr. die Bücher des Gesetzes, der Propheten und Schriften [also das AT] bereits Griechisch vor.“[139] Einige griechische Wörter findet man auch heute noch in den (deutschen) Übersetzungen (z.B. „Genesis“, „Exodus“). Nach dieser Übersetzung folgen noch weitere in die griechische Sprache. Die aber bedeutendeste ist und bleibt die Septuaginta, auf die sich auch die Autoren der neutestamentlichen Evangelien beziehen (und die sie gelesen haben).[140]
5.1.2.1.2. Bibelübersetzungen ins Lateinische
Lateinische Übersetzungen des AT entstehen erstmals 150 n.Chr. in Nordafrika und Südfrankreich. Man nennt sie Vetus Latina. Ab 390 n.Chr. übersetzt Eusebius Hieronymus (342-420 n.Chr.) auf Geheiß des Papstes Damasus (366-384 Bischof von Rom) das Alte Testament. Hieronymus ist Kenner und Experte der griechischen, lateinischen und hebräischen Sprache. Für seine Übersetzung zieht er mehrere Handschriften zu Rate. Er kommentiert seine Übersetzungen und erläutert sie. Die Übersetzung aus dem Hebräischen nimmt 15 Jahre in Anspruch. Diese Übersetzung wird Vulgata (die allgemein Verbreitende) genannt. „Sie gewann in der katholischen Kirche große Bedeutung in Gottesdienst und Theologie und wurde vom Konzil von Trient 1546 als authentisch erklärt, d.h. als beweiskräftig in Sachen der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche“[141].
5.1.2.2. Bibelübersetzungen des NT und der gesamten Bibel
5.1.2.2.1. Bibelübersetzungen bis Luther
Das Neue Testament ist in der griechischen Sprache (Koine-Griechisch) abgefasst worden. Die Autoren der Evangelien und des übrigen NT waren Gelehrte, die die damalige Gelehrtensprache Griechisch beherrschten. Paulus schrieb und sprach Griechisch (was für die Heidenmission unerlässlich war, da die damalige Welt- und Kultursprache das Griechische war). Seit dem 2. Jahrhundert tauchen erste Übersetzungen in das Lateinische (aber auch ins Syrische und Koptische) auf. Diese frühen lateinischen Übersetzungen nennt man (wie die des AT) Vetus Latina. Und auch hier schafft Hieronymus auf Geheiß des Papstes Damasus eine lateinische Übersetzung. Hieronymus arbeitete daran 2 Jahre (382-384). Er selbst übersetzte die vier Evangelien. Ob er auch die anderen Teile des NT selbst übersetzt hat, bleibt bis heute strittig. Man nennt die komplette Übersetzung (wie das AT auch) die Vulgata.
Durch den Gebrauch des Papstes und seiner Nachfolger, durch das Aufkommen des Lateins als neue Welt- und Kultursprache, sowie durch die vorherrschende Stellung Roms erlangte die Übersetzung des Hieronymus die höchste Bedeutung.
Die Bibel bzw. Teile der Bibel sind „in rund 180 europäische“ und „weltweit in 2062 Sprachen“ übersetzt worden (so z.B. in Afrika in 587 Sprachen, in Asien in 513 Sprachen, im Australien-Pazifik in 341 Sprachen, in Lateinamerika in 358 Sprachen und in Nordamerika in 71 Sprachen).[142] Hinzu kommen noch drei Kunstsprachen wie z.B. Esperanto.
Ein Vorläufer der deutschen Bibelübersetzung ist die Übersetzung ins Gotische von Bischof Wulfila (auch: Ulfila, ca. 311-383). Wulfila übersetzte wohl die komplette Bibel (wahrscheinlich aus dem Griechischen) ins Gotische. Im Mittelalter folgen dann weitere Übersetzungen, meist der Evangelien. „Ihnen kommt deshalb neben der theologie- auch eine kaum zu überschätzende sprach- und kulturgeschichtliche Bedeutung zu. Die ersten Übersetzungen (Glossen) im 8. Jahrhundert markieren den Beginn der Schriftlichkeit der deutschen Sprache“[143] Auch hier gibt es keine einheitliche Sprache, sondern eine Vielfalt verschiedener Dialekte. Als erste Übersetzung ins Althochdeutsche gilt die Übersetzung des Markusevangeliums vom Kloster Mondsee (in Bayern) im 8. Jahrhundert. Dann folgt die Evangelienharmonie des Tatian (in ostfränkischer Mundart). Verschiedene Übersetzter übertrugen darin die Evangelien (zu einem zusammengefassten Evangelium, chronologisch nach dem Leben Jesu) vom Lateinischen ins Althochdeutsche (Fulda, um 830). Ähnlich verfährt auch Otfried von Weißenburg (ca. 800-870). Die Evangelienharmonie ist im südrheinfränkischen Dialekt verfasst. Die Heliand-Dichtung (9. Jahrhundert) orientiert sich an der Evangelienharmonie des Tatian und führt das Leben Jesu in einer Stabreimdichtung aus. Sie ist in Altsächsisch überliefert. Im Laufe des Mittelalters werden dann auch andere Teile der Bibel übersetzt (so z.B. die Psalmen, die Genesis, und mehrere andere Bücher des AT, sowie im NT neben den Evangelien auch die Apostelgeschichte und diverse Briefliteratur). 1350-1380 entsteht eine komplette Bibelübersetzung in Süddeutschland, die Mentelin (dann zwar schon veraltet) als erste deutsche Bibel in Druck gibt.
Schon vor Luther wurden insgesamt 18 unterschiedliche Bibeln in deutscher Sprache gedruckt: „Die achtzehn vorlutherischen Bibeln kann man in zwei Gruppen unterteilen: in vierzehn oberdeutsche, meist süddeutschen Dialektformen verwandte Textfassungen und in vier niederdeutsche. Von den letzteren wurde die Kölner Bibel in einer niedersächsischen und einer niederrheinischen Ausgabe veröffentlicht.“[144] Die Übersetzungen beeinflussen sich zumeist gegenseitig. Außerdem wird vermutet, „dass diese Übersetzungen direkt nach der lateinischen Vulgata entstanden sind, ohne dass hebräische oder griechische Quellen benutzt wurden.“[145]
Die erste gedruckte deutsche Bibelübersetzung ist die Mentelin Bibel (in Straßburg gedruckt) von ca. 1466. Es folgen die Eggestein-Bibel (um 1470, Straßburg), Zainer-Bibel (um 1475, Augsburg), Pflanzmann-Bibel (um 1475, Augsburg), Sensenschmidt-Bibel (1476-1478, Nürnberg), Zainer-Bibel (1477, Augsburg), Sorg-Bibel (1477, Augsburg), Kölner-Bibeln (niedersächsisch-niederrheinisch, jeweils um 1478, Köln), uvm.[146]
5.1.2.2.2. Bibelübersetzungen ab Luther
Während der Reformation erlangt dann der griechische Text wieder an Bedeutung. Übersetzungen (wie die Luthers) greifen auf den griechischen Text zurück. Das Konzil von Trient, hält dagegen in einem Beschluss an der Vulgata als maßgebende Schriftausgabe fest: „Eben diese alte Ausgabe der Vulgata [des Hieronymus], die sich durch jahrhundertelangen Gebrauch in der Kirche bewährt hat, ist in öffentlichen Vorlesungen, in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, Predigten und Darlegungen als maßgebend zu betrachten. Niemand soll es sich herausnehmen, sie aus irgendeinem Vorwand abzulehnen.“[147]
[...]
[1] Vgl. WISSENSCHAFTLICHER RAT DER DUDENREDAKTION 1999, S. 803
[2] LÖFFLER 1974, S. 2
[3] NIEBAUM/MACHA 1999, S. 1
[4] vgl. NIEBAUM/MACHA 1999, S. 3ff
[5] NIEBAUM/MACHA 1999, S. 5
[6] BUßMANN 1983, S. 95
[7] CHRISTEN 1998, S. 36
[8] vgl. GOOSSENS 1977, S. 8-13, 17
[9] GOSSENS 1977, S. 21
[10] GOOSSENS 1977, S. 49
[11] WERLEN 1998, S. 11
[12] WERLEN 1998, S. 11
[13] MARKEY 1977, S. 3
[14] MARKEY 1977, S. 3
[15] MARKEY 1977, S. 3
[16] nach LÖFFLER 1974, S.3-11
[17] LÖFFLER 1974, S. 3
[18] vgl. LÖFFLER 1974, S. 6
[19] LÖFFLER 1974, S. 7
[20] LÖFFLER 1974, S. 7
[21] LÖFFLER 1974, S. 8
[22] BRANDHOVE 1997, S. 36
[23] BRANDHOVE 1997, S. 37
[24] AMMON 1983, S. 30-34
[25] AMMON 1983, S. 31
[26] AMMON 1983, S. 64
[27] vgl. KÖNIG 1998, S. 39ff
[28] vgl. KÖNIG 1998, S. 53ff
[29] vgl. KÖNIG 1998, S. 61
[30] vgl. KÖNIG 1998, S. 73ff
[31] KÖNIG 1998, S. 73
[32] KÖNIG 1998, S. 108
[33] KÖNIG 1998, S. 108
[34] KÖNIG 1998, S. 108
[35] KÖNIG 1998, S. 109
[36] EHMANN 1994, S. 9f
[37] EHMANN 1994, S. 10
[38] vgl. EHMANN 1994, S. 13
[39] EHMANN 1994, S. 20; vgl. auch OSTHOFF 1996, S. 183
[40] Zur Geschichte und sprachlichen Entwicklung der Jugendsprache, siehe DAVID 1987, EHMANN 1992, S. 30-48
[41] EHMANN 1994, S. 14
[42] EHMANN 1996, S. 23
[43] SCHLOBINSKI/HEINS 1998, S. 11, vgl. auch: SCHLOBINSKI/KOHL/LUDEWIGT 1993, S. 22
[44] OSTHOFF 1996, S. 180
[45] OSTHOFF 1996, S. 181
[46] ANDROUTSOPOULOS 1998, S. VII
[47] ANDROUTSOPOULOS 1998, S. 6
[48] vgl. u.a. ANDORUTSOPULOS 1998
[49] EHMANN 1992, S. 20
[50] EHMANN 1992, S. 21
[51] EHMANN 1992, S. 22
[52] HÄUSSLING 1997, S. 969
[53] BERGER 1999, S. 310
[54] ADAM 1985, S. 13
[55] ADAM 1985, S. 15
[56] ADAM 1985, S. 16
[57] HÄUSSLING 1997, S. 969, vgl. Ex 28,35/Ex/Num/1Chr/2Chr/Ez
[58] Lk 1,23/Hebr 8,6/Hebr 9,21/Röm 15,27/2 Kor 9,12/Phil 2,30
[59] vgl. HÄUSSLING 1997, S. 969f
[60] KALB 1991, S. 374, vgl. auch ADAM 1985, S. 16; vgl. auch SC; In: RAHNER/VORGRIMLER 1966, S. 51-90
[61] FLORISTAN 1997, S. 971
[62] SC 2, vgl. auch SC 5. In: RAHNER/VORGRIMLER 1966, S. 51-57
[63] SC 6. In: RAHNER/VORGRIMLER 1966, S. 53f
[64] SC 7. In: RAHNER/VORGRIMLER 1966, S. 54f
[65] KALB 1991, S. 374
[66] ALBRECHT 1995, S. 11
[67] KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE, S.56-70
[68] Dei Verbum 24, In: RAHNER/VORGRIMLER, S. 380
[69] Dei Verbum 21, In: RAHNER/VORGRIMLER, S. 379
[70] zum Thema „Sprachen“ des AT: vgl. KNAUF 1994, S. 190-212
[71] KNAUF 1994, S. 190f
[72] vgl. KNAUF 1994, S. 200
[73] KNAUF 1994, S. 203f
[74] KNAUF 1994, S. 205
[75] KNAUF 1994, S. 206
[76] vgl. KNAUF 1994, S. 206
[77] KNAUF 1994, S. 206
[78] BLACK 1982, S. 15
[79] Gen 1,3. vgl. Gen 1,3-2,4
[80] Gen 10, 5
[81] Dtn, 28, 49
[82] Neh, 13,24f
[83] KNAUF 1994, S. 195
[84] Gen 11,1-9
[85] SCHARBERT 1983, S. 113
[86] Gen 11,1
[87] Gen, 4-9
[88] SCHARBERT 1983, S. 114f
[89] SCHARBERT 1983, S. 115
[90] ROLOFF 1995, S. 17
[91] SCHWARZ 1985, S. V
[92] ROLOFF 1995, S. 21
[93] ROLOFF 1995, S. 21
[94] ROLOFF 1995, S. 22
[95] BLACK 1982, S. 15f
[96] vgl. BLACK 1982, S. 16
[97] Joh, 19,20
[98] Mt 8,5-13/Lk 7,1-10/Joh 4,46
[99] Mt 27,11-26/ Mk 15,1-15/Lk 23,1-25/Joh 18,28-19,16
[100] vgl. BLACK 1982, S. 19
[101] BÖSEN 1985, S. 148
[102] BÖSEN 1985, S. 148
[103] vgl. Mk 14,70/Lk 22,59, sowie BÖSEN 1985, S. 149
[104] DOUGLAS-KLOTZ 2001, S.14
[105] vgl. DOUGLAS-KLOTZ 2001, S. 9-21
[106] SCHWARZ 1985, S. 1
[107] SCHWARZ 1985, S. 1
[108] SCHWARZ 1985, S. 298
[109] vgl. Wolf-Rüdiger SCHMIDT 1990, S. 45f
[110] vgl. hierzu: BÖSEN 1985, S. 148
[111] BÖSEN 1985, S. 148
[112] BROX 1995, S. 95-325
[113] (vgl. Thomasevangelium 3,2/5,3/8,1/15,4/19 (vgl. hierzu auch: Der zwölfjährige Jesus im Tempel, Lk 2,41-52, Arabisches Kindheitsevangelium 50,1), Arabisches Kindheitsevangelium 23,2; Pseudo-Matthäusevangelium 18,1f/19,1/20,2/21/22,1/36)
[114] Lk 2,41-52
[115] vgl. Offb 7,9/Offb 10,11/Offb 11,9/Offb 13,7/Offb 14,6/Offb 17,5
[116] vgl. auch Apg 10,45f/Apg 19,6
[117] Apg 2,3-12a
[118] vgl. PESCH 1995, S. 98-113
[119] SCHILLE 1989, S. 95
[120] SCHILLE 1989, S. 98
[121] dagegen hat Schille allerdings Vers Apg 2,4 mit „[...]und begannen, in anderen Sprachen zu reden [...]“ übersetzt, (SCHILLE 1989, S. 93)
[122] SCHILLE 1989, S. 99
[123] SCHILLE 1989, S. 100
[124] LANG 1994, S. 193
[125] LANG 1994, S. 194, vgl. SCHRAGE 1999, S. 375-439
[126] LANG 1994, S. 194
[127] SCHRAGE 1999, S. 426
[128] vgl. SCHRAGE 1999, S. 423-427
[129] KNOCH/SCHOLTISSEK 1994, S. 382
[130] KAISER 2000, S. 12
[131] vgl. KAISER 2000, S. 13
[132] vgl. Werner H. SCHMIDT 1995, S. 5ff
[133] zur Entstehung und Verschriftlichung, vgl. Werner H. SCHMIDT 1995, KAISER 2000, BISCHÖFE DEUTSCHLANDS 1980, uvm.
[134] BISCHÖFE DEUTSCHLANDS 1980, S. 311 (Anhang)
[135] BISCHÖFE DEUTSCHLANDS 1980, S. 311 (Anhang)
[136] BISCHÖFE DEUTSCHLANDS 1980, S. 312 (Anhang)
[137] DE HAMEL 2002, S. 46
[138] DE HAMEL 2002, S. 46
[139] KNOCH/SCHOLTISSEK 1994, S. 382
[140] vgl. DE HAMEL 2002, S. 46
[141] BISCHÖFE DEUTSCHLANDS 1980, S. 312 (Anhang)
[142] KNOCH/SCHOLTISSEK 1994, S. 388, sowie Paul-Gerhard MÜLLER 1994, S. 400
[143] KNOCH/SCHOLTISSEK 1994, S. 388
[144] EICHENBERGER/WENDLAND 1977, S. 7
[145] EICHENBERGER/WENDLAND 1977, S. 8
[146] vgl. EICHENBERGER/WENDLAND 1977, S. 21-152
[147] NEUNER/ROSS 1971, S. 79
- Quote paper
- Patrick Christmann (Author), 2003, Möglichkeiten und Grenzen der Verwendung von Dialekt und Jugendsprache in liturgischen Feiern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28788
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