Die Theorien und Thesen EUGENIO COSERIUS bezüglich seines Konzepts von Sprachwandel
sind auf mehrere Monographien und Aufsätze verteilt. Eine komplette Übersicht über sein
gesamtes Werk existiert nur in Form einer dreibändigen Festschrift. In dieser Arbeit sollen
diese Thesen zusammengetragen werden, um so eine kompakte Übersicht über COSERIUS
Konzept des Sprachwandels zu erstellen.
Zunächst wird im Rahmen dieser Arbeit analysiert werden, we lches Verständnis von
Sprache sich in dem Denken COSERIUS wiederfindet (Teil 2). Es sei angemerkt, daß eine
Darstellung von COSERIUS Sprachkonzept unter vollständiger Ausblendung seines
Verständnisses des Sprachwandels nicht möglich sein wird. Dies liegt aber, wie man sehen
wird, in der Natur des hier besprochenen Modells begründet. Zunächst ist es unerläßlich, in
der gebotenen Kürze auf die geisteswissenschaftlichen, zumeist sprachphilosophischen
Betrachtungen COSERIUS einzugehen (Teil 2.1), um dann seine Modelle Rede-Norm-
System und Norm-System-Typus darzustellen und voneinander abzugrenzen (Teil 2.2). Um
Mißverständnissen vorzubeugen soll auf die Terminologie Rede, Norm, System und Typus
aber in 2.1 noch verzichtet werden.
Darauf aufbauend wird dann dargelegt werden, wie Sprachwandel auf Grundlage des
vorher erarbeiteten Konzepts funktioniert (Teil 3). Zu diesem Zweck soll zunächst
COSERIUS These diskutiert werden, daß es Sprachwandel eigentlich überhaupt nicht gibt,
wie er es selbst im Titel eines Artikels formuliert (Teil 3.1).1 Daraufhin soll COSERIUS
methodischer Ansatz zur Fragestellung nach dem Sprachwandel vorgestellt werden (Teil
3.2), um dann, diesem Ansatz folgend, die Funktionsweise von Sprachwandel aufzudecken
(Teile 3.3-3.5).
In den Schlußbetrachtungen (Teil 4) werden schließlich die Probleme von COSERIUS
Konzept diskutiert. Unter anderem soll hierzu auch auf die Kritik KELLERS an COSERIU
eingegangen werden. Im Rahmen dieser Arbeit kann dies natürlich nur auf einer sehr
oberflächlichen Ebene geschehen.
1 vgl. COSERIU, E. 1988a: «Linguistic change does not exist», in: J. ALBRECHT (Hrsg.), Energeia und Ergon.
Sprachliche Variation – Sprachgeschichte – Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio COSERIU, vol. 1:
Schriften von Eugenio Coseriu (1965 – 1987) , Tübingen:147-57
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ansätze zur Klärung des Begriffs „Sprache“
- 2.1 Ein geisteswissenschaftliches Konzept von Sprache
- 2.2 Kategorien der Sprache: Rede, Norm, System und Typus
- 3. Der Prozeß des Sprachwandels
- 3.1 Gibt es Sprachwandel überhaupt?
- 3.2 Die Fragestellung nach dem Sprachwandel
- 3.3 Eine Antwort auf die universale Frage
- 3.4 Antworten auf die allgemeine Frage
- 3.5 Antworten auf die historischen Fragen
- 4. Schlußbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, Eugenio Coserius Konzept des Sprachwandels zusammenfassend darzustellen. Coserius Theorien sind über verschiedene Publikationen verstreut, und diese Arbeit bietet eine kompakte Übersicht. Der Fokus liegt auf der Analyse von Coserius Sprachverständnis und seiner darauf aufbauenden Theorie des Sprachwandels.
- Coserius geisteswissenschaftliches Sprachkonzept
- Die Kategorien Rede, Norm, System und Typus im Coseriuschen Modell
- Coserius These zur Nicht-Existenz von Sprachwandel
- Der methodische Ansatz Coserius zur Fragestellung des Sprachwandels
- Die Funktionsweise von Sprachwandel nach Coseriu
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Herausforderungen, Coserius verstreute Thesen zum Sprachwandel in einer kompakten Übersicht zusammenzufassen. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit: Zuerst wird Coserius Sprachverständnis analysiert, bevor sein Modell des Sprachwandels vorgestellt und diskutiert wird. Der Hinweis auf die enge Verknüpfung von Sprachverständnis und Sprachwandeltheorie bei Coseriu wird hervorgehoben.
2. Ansätze zur Klärung des Begriffs „Sprache“: Dieses Kapitel erörtert Coserius geisteswissenschaftliches Sprachverständnis. Sprache wird als Kulturphänomen, Tradition und Energeia (Tätigkeit) im Sinne Humboldts betrachtet. Die Unterscheidung zwischen Natur- und Kulturwissenschaften bildet die methodische Grundlage. Coseriu argumentiert, dass Sprache, im Gegensatz zu Naturphänomenen, final bedingt ist, also auf Zwecke ausgerichtet ist. Die interindividuelle Natur des Sprechakts und die daraus resultierende Möglichkeit des Sprachwandels als Gestaltung eines Kulturobjekts werden ausführlich behandelt. Die Kapitel 2.1.1 und 2.1.2 werden in diesem zusammenfassenden Überblick zusammengefasst und analysiert.
3. Der Prozeß des Sprachwandels: Dieses Kapitel widmet sich Coserius Theorie des Sprachwandels. Es beginnt mit der paradox erscheinenden These, dass Sprachwandel eigentlich nicht existiert. Dieser scheinbare Widerspruch wird im Kontext seines methodischen Ansatzes erläutert, der die Untersuchung von Sprachwandel als Untersuchung der Bedingungen und Prozesse der sprachlichen Gestaltung versteht. Das Kapitel untersucht sowohl außersystematische als auch innere Bedingungen des Sprachwandels, und beleuchtet verschiedene Perspektiven auf die historische Entwicklung von Sprache. Die verschiedenen Unterkapitel (3.1-3.5) werden hier zu einer umfassenden Darstellung des Coseriuschen Sprachwandelmodells zusammengeführt.
Schlüsselwörter
Sprachwandel, Eugenio Coseriu, Sprachkonzept, Kulturphänomen, Tradition, Energeia, Rede, Norm, System, Typus, Geisteswissenschaften, Sprachphilosophie, Methodologie, Sprachgeschichte.
Häufig gestellte Fragen zum Text über Eugenio Coserius Sprachwandeltheorie
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text bietet eine umfassende Zusammenfassung von Eugenio Coserius Theorie des Sprachwandels. Er analysiert Coserius Sprachverständnis und zeigt, wie dieses seine Theorie des Sprachwandels beeinflusst. Der Text konzentriert sich auf die Darstellung von Coserius Ansichten und bietet keine eigene kritische Auseinandersetzung.
Welche Aspekte von Coserius Theorie werden behandelt?
Der Text behandelt verschiedene Aspekte von Coserius Theorie, darunter sein geisteswissenschaftliches Sprachkonzept, die Unterscheidung zwischen Rede, Norm, System und Typus, seine These zur Nicht-Existenz von Sprachwandel (im herkömmlichen Sinne), seinen methodischen Ansatz zur Untersuchung des Sprachwandels und die Funktionsweise von Sprachwandel nach Coseriu. Die verschiedenen Kapitel des Originals werden zusammengefasst und analysiert.
Wie ist der Text aufgebaut?
Der Text gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Klärung des Sprachbegriffs nach Coseriu, ein Kapitel zum Sprachwandelprozess nach Coseriu und abschließende Schlussfolgerungen. Es enthält außerdem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Zielsetzung und der Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter.
Wie wird Coserius Sprachverständnis dargestellt?
Coserius Sprachverständnis wird als geisteswissenschaftlich geprägt dargestellt. Sprache wird als Kulturphänomen, Tradition und Energeia (Tätigkeit) im Sinne Humboldts betrachtet. Ein wichtiger Aspekt ist die Unterscheidung zwischen Natur- und Kulturwissenschaften und die Betonung der finalen Bedingtheit von Sprache (Zweckgerichtetheit). Die interindividuelle Natur des Sprechakts und die daraus resultierende Möglichkeit des Sprachwandels als Gestaltung eines Kulturobjekts werden hervorgehoben.
Wie beschreibt Coseriu den Sprachwandel?
Coseriu vertritt die scheinbar paradoxe These, dass Sprachwandel eigentlich nicht existiert. Dies wird im Kontext seines methodischen Ansatzes erklärt, der Sprachwandel als Untersuchung der Bedingungen und Prozesse der sprachlichen Gestaltung versteht. Der Text beleuchtet sowohl außersystematische als auch innere Bedingungen des Sprachwandels und verschiedene Perspektiven auf die historische Entwicklung von Sprache nach Coseriu.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Sprachwandel, Eugenio Coseriu, Sprachkonzept, Kulturphänomen, Tradition, Energeia, Rede, Norm, System, Typus, Geisteswissenschaften, Sprachphilosophie, Methodologie und Sprachgeschichte.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text richtet sich an Leser, die sich einen kompakten Überblick über Eugenio Coserius Theorie des Sprachwandels verschaffen möchten. Er eignet sich insbesondere für akademische Zwecke und die Analyse von Themen im Bereich der Sprachwissenschaft.
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- Ulrich Jacobs (Author), 2000, Sprachwandeltheorien: das Konzept von Eugenio Coseriu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28755