«It is not a particularly happy chapter in his life; he did not serve himself nor the country well; he was, there is no kinder or gentler word for it, a fool» , schreibt David Halberstam in «The Best and the Brightest» zu Robert McNamaras Verhalten während dem Vietnamkrieg. Ein Narr sei er gewesen, der damalige Verteidigungsminister McNamara, der brilliante Analytiker, Weltkriegsveteran und Ford-Retter, der von den Kennedys als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt wurde. Warum liess sich McNamara überhaupt auf das Abenteuer Vietnam ein? Warum führte er die USA in einen Krieg, den er Jahre später als «wrong, terribly wrong» bezeichnete? Warum entsandte er mehr als eine halbe Million Amerikaner in einen Konflikt, obwohl er wusste, dass auch dies nicht reichen würde, um einen militärischen Sieg davonzutragen? Diesen Fragen ist diese Arbeit gewidmet.
Im Zentrum steht dabei das Jahr 1964, «the lost year of war», wie es von Historikern auch beschrieben wird. Das Jahr, in dem die USA die Chance gehabt hätten, sich aus Vietnam zurückzuziehen, stattdessen aber die Weichen für den Krieg gestellt haben (Kapitel V dieser Arbeit). Ich werde – nach einer kurzen Einführung zu Robert McNamara (Kapitel II) und zum Vietnamkrieg (Kapitel III und IV) – aufzeigen, wie die Stimmung bei Robert McNamara und in der US-Regierung langsam kippte; weg von der rein materiellen und politischen Unterstützung für Südvietnam, hin zu einem offenen Krieg gegen Nordvietnam – und welche Faktoren diese Kursänderung bewirkt haben (Kapitel Vc). Auch werde ich aufzeigen, dass McNamara und Präsident Lyndon B. Johnson die Öffentlichkeit bewusst in die Irre geführt haben (Kapitel Vd), vor allem bezüglich der Ereignisse im Golf von Tonking im August 1964 (Kapitel VI), welche als Rechtfertigung für den Kriegseintritt missbraucht wurden. Der rote Faden dieser Arbeit soll aber sein, Robert McNamaras inneren Zwiespalt aufzuzeigen, seine Überlegungen, seine Beweggründe und schliesslich auch seine Hilflosigkeit, als er die Kontrolle über die Geschehnisse verlor. McNamara, der in der US-Regierung in Sachen Vietnam klar die Federführung hatte (Kapitel Va), war bis zuletzt gefangen in einem inneren Konflikt zwischen Loyalität und Rationalität (Kapitel VII und VIII). Dies soll in dieser Arbeit zum Ausdruck kommen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Robert Strange McNamara
- a. Von Kalifornien via Harvard zur Air Force
- b. Die Ford-Jahre
- c. Verteidigungsminister
- d. Weltbank und atomare Abrüstung
- III. Der Vietnamkrieg
- IV. Warum Vietnam
- a. Die Domino-Theorie
- b. Das Gesicht verlieren
- V. 1964: Das verlorene Jahr
- a. Der Putsch ins Desaster
- b. McNamaras Rolle
- c. Kursänderung
- d. Wahlkampf und Public Relations
- e. Auf des Tigers Rücken
- f. Die Qual keiner Wahl
- VI. Die Tonking-Resolution
- a. 2. August 1964
- b. 4. August 1964
- c. Der unprovozierte Angriff Nordvietnams
- d. Omas Nachthemd
- VII. Die falsche Art von Loyalität
- VIII. Damals und heute
- a. War es das wert?
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- IX. Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Robert McNamaras Rolle im Vietnamkrieg, insbesondere im Jahr 1964, und analysiert die Gründe für sein Handeln. Sie beleuchtet den inneren Konflikt zwischen McNamaras Loyalität und seiner rationalen Einschätzung der Situation. Die Arbeit stützt sich auf ehemals geheime Dokumente und Biografien McNamaras.
- McNamaras Werdegang und seine Position im politischen Kontext der USA
- Die Eskalation des Vietnamkriegs und die Rolle der Domino-Theorie
- Die Ereignisse im Golf von Tonkin und ihre Bedeutung für den Kriegseintritt der USA
- McNamaras innerer Konflikt zwischen Loyalität und Rationalität
- Die Irreführung der Öffentlichkeit durch McNamara und Präsident Johnson
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach McNamaras Beweggründen für die Eskalation des Vietnamkriegs und seiner späteren Aussage, der Krieg sei "terribly wrong" gewesen. Sie skizziert den Fokus der Arbeit auf das Jahr 1964 und McNamaras inneren Konflikt zwischen Loyalität und Rationalität. Die Verwendung von geheimen Dokumenten als Quellen wird hervorgehoben.
II. Robert Strange McNamara: Dieses Kapitel präsentiert eine Biografie McNamaras, von seinen Anfängen in Kalifornien über seine Karriere bei Ford bis hin zu seiner Rolle als Verteidigungsminister und später bei der Weltbank. Es legt den Grundstein für das Verständnis seiner Persönlichkeit und seiner Denkweise, die im weiteren Verlauf der Arbeit analysiert werden.
III. Der Vietnamkrieg: Eine allgemeine Einführung in den Vietnamkrieg, die den historischen Kontext und die beteiligten Parteien skizziert. Dieses Kapitel liefert die notwendigen Hintergrundinformationen, um McNamaras Entscheidungen im weiteren Verlauf besser zu verstehen.
IV. Warum Vietnam: Dieses Kapitel untersucht die strategischen Überlegungen der US-Regierung zur Intervention in Vietnam, insbesondere die Domino-Theorie und die Angst vor einem Verlust des Ansehens der USA. Es analysiert die politischen und ideologischen Motive hinter dem Engagement im Vietnamkrieg.
V. 1964: Das verlorene Jahr: Der Schwerpunkt liegt auf dem Jahr 1964, als die USA die Chance auf einen Rückzug aus Vietnam verpassten und stattdessen den Krieg massiv eskalierten. Das Kapitel analysiert den Putsch in Südvietnam, McNamaras Rolle, die Kursänderung hin zu einem offenen Krieg gegen Nordvietnam, die bewusste Irreführung der Öffentlichkeit im Wahlkampf und die zunehmende Hilflosigkeit McNamaras angesichts der Entwicklungen.
VI. Die Tonking-Resolution: Dieses Kapitel untersucht detailliert die Ereignisse im Golf von Tonking im August 1964, die als Rechtfertigung für die Kriegserklärung der USA dienten. Es analysiert die angeblichen Angriffe Nordvietnams und deren Darstellung in der Öffentlichkeit. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie diese Ereignisse von der Regierung missbraucht wurden, um die Öffentlichkeit und den Kongress für den Kriegseintritt zu gewinnen.
VII. Die falsche Art von Loyalität: Dieses Kapitel wird sich mit dem inneren Konflikt McNamaras zwischen seiner Loyalität gegenüber der Regierung und seiner zunehmenden Einsicht in die Fehlentwicklungen des Krieges auseinandersetzen. Es wird analysieren, wie McNamara zwischen seinen persönlichen Überzeugungen und seinem Pflichtgefühl als Verteidigungsminister hin und hergerissen war.
VIII. Damals und heute: Dieses Kapitel wird einen Rückblick auf die Ereignisse des Vietnamkriegs und die langfristigen Folgen ermöglichen. Es wird die Frage untersuchen, ob das amerikanische Engagement im Vietnamkrieg gerechtfertigt war, und McNamaras späte Reue beleuchten. Es wird die historische Perspektive auf die Ereignisse und deren Bedeutung im Kontext der heutigen internationalen Beziehungen beleuchten.
Schlüsselwörter
Robert McNamara, Vietnamkrieg, Tonkin-Zwischenfall, Domino-Theorie, Kalter Krieg, politische Entscheidungsprozesse, Loyalität, Rationalität, Pentagon Papers, öffentliche Meinung, Irreführung, militärische Eskalation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Robert McNamara und der Vietnamkrieg"
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Robert McNamara im Vietnamkrieg, insbesondere im Jahr 1964. Sie analysiert seine Beweggründe, seinen inneren Konflikt zwischen Loyalität und rationaler Einschätzung der Situation und die Irreführung der Öffentlichkeit.
Welche Aspekte von McNamaras Leben werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet McNamaras Werdegang, von seinen Anfängen in Kalifornien über seine Zeit bei Ford bis hin zu seiner Position als Verteidigungsminister und seiner späteren Tätigkeit bei der Weltbank. Sein Charakter und seine Denkweise werden analysiert, um sein Handeln im Vietnamkrieg besser zu verstehen.
Welche Rolle spielte die Domino-Theorie?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung der Domino-Theorie für die US-Intervention in Vietnam. Sie analysiert, wie diese Theorie die strategischen Überlegungen der US-Regierung beeinflusste und zur Eskalation des Krieges beitrug.
Wie wird der Golf von Tonkin-Zwischenfall dargestellt?
Der Golf von Tonkin-Zwischenfall wird detailliert analysiert, inklusive der Ereignisse im August 1964 und der Frage, ob die angeblichen Angriffe Nordvietnams tatsächlich stattgefunden haben. Die Arbeit untersucht, wie diese Ereignisse von der Regierung zur Rechtfertigung des Kriegseintritts der USA genutzt wurden.
Welchen inneren Konflikt durchlebte McNamara?
Ein zentraler Aspekt der Arbeit ist McNamaras innerer Konflikt zwischen seiner Loyalität gegenüber der Regierung und seiner zunehmenden Erkenntnis, dass der Krieg falsch geführt wurde. Dieser Konflikt wird anhand seiner Handlungen und späteren Aussagen analysiert.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf ehemals geheime Dokumente und Biografien McNamaras, um ein umfassendes Bild seiner Rolle im Vietnamkrieg zu zeichnen.
Wie wird die Irreführung der Öffentlichkeit behandelt?
Die Arbeit untersucht, wie McNamara und Präsident Johnson die Öffentlichkeit über den Vietnamkrieg irregeführt haben, insbesondere im Wahlkampf 1964. Die Strategien der bewussten Desinformation werden analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in neun Kapitel: Einleitung, Biografie McNamaras, der Vietnamkrieg allgemein, die Gründe für die US-Intervention, das Jahr 1964 als Wendepunkt, die Tonkin-Resolution, McNamaras innerer Konflikt, ein Rückblick und Schlussfolgerung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Robert McNamara, Vietnamkrieg, Tonkin-Zwischenfall, Domino-Theorie, Kalter Krieg, politische Entscheidungsprozesse, Loyalität, Rationalität, Pentagon Papers, öffentliche Meinung, Irreführung, militärische Eskalation.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Schlussfolgerung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und beantwortet die Forschungsfrage nach McNamaras Beweggründen und seiner späteren Reue. Sie beleuchtet die langfristigen Folgen des Vietnamkriegs.
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- Matthias Haymoz (Author), 2014, Robert Strange McNamara. Gefangener seines Denkens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287281