„Europa ist eng geworden. Es ist gequält von Sorgen, Ängsten, Wahnvorstellungen. Es
ist überfüllt. Für die paar Zehntausende von armen Emigranten scheint nirgends Platz
zu sein. Keiner, der noch in der Heimat lebt, sei es unter den bedrängtesten
Umständen, kann wohl ganz ermessen, was das bedeutet: Es ist nirgends Platz für
dich.“
So beschreiben Klaus und Erika Mann in ihrem 1939 erschienenen Buch „Escape to Life“
die Ausgangssituation der europäischen Emigration1.
Am 3. März 1944 erhielt der achtmal nominierte Film „Casablanca“ die Academy Awards
(Oscars) für das beste adaptierte Drehbuch, für die beste Regie und wurde zur Krönung als
bester Film ausgezeichnet2. Ein besonderer Aspekt des bis heute ungebrochen populären
Filmes ist die doppelte Beteiligung von Emigranten: einerseits, auf der inhaltlichen Ebene,
durch die Darstellung der Emigrationsthematik; andererseits, auf der Produktionebene durch
die Vielzahl von vertretenen emigrierten Schauspielern.
Im Rahmen dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, „Casablanca“ als
‚Emigrationsfilm‘ zu betrachten3; sowohl die Produktions-, als auch die inhaltliche Ebene des
Filmes sollen dazu in den historischen Kontext gestellt werden. Im folgenden werden
zunächst zum Umreißen der Entstehungsbedingungen die Genese der ursprünglichen Vorlage
für das Drehbuch und der Einfluss der weltpolitischen Lage auf die Filmproduktion in den
USA dargestellt, um dann auf die deutschsprachige Emigration in Hollywood einzugehen. In
einem biographischen Teil werden fünf an „Casablanca“ beteiligte deutschsprachige
Schauspieler vorgestellt, die nach 1933 in die Emigration mussten. [...]
1 Mann, Erika / Mann, Klaus: Escape to Life. Deutsche Kultur im Exil (1939), 2. Aufl., München 1991, S. 233.
2 Missler-Morell, Andreas: Ich seh‘ dir in die Augen, Kleines. Casablanca. Der Kultfilm, München 1992, S. 152-
154.
3 Dies soll in Abgrenzung zum Genre ‚Exilfilm‘ erfolgen, das, Horak, Jan-Christopher: Exilfilm, 1933-1945, in:
Jacobsen, Wolfgang (Hg.): Geschichte des deutschen Films, Berlin 1993, S. 101-118, hier S. 102, so definiert:
„Als Exilfilme werden hier solche im Ausland gedrehten Werke bezeichnet, die von einem aus Deutschland
emigrierten Produzenten, Regisseur und Drehbuchautor gestaltet wurden“; somit berücksichtigt diese Definition
von ‚Exilfilm‘ nicht die Beteiligung von emigrierten Schauspielern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehungsbedingungen
- Die Vorlage für das Drehbuch: „Everyboday comes to Rick's“
- Hollywood zwischen Isolationismus und Pearl Harbor
- Deutschprachige Emigranten in Hollywood
- Deutschsprachige Emigranten in „Casablanca“
- Inhaltliche Analyse von „Casablanca“
- Inhaltszusammenfassung.....
- Aspekte der Emigrationsthematik in „Casablanca“
- „The refugee trail“ – der Realitätsgehalt der Flüchtlingsroute
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Film „Casablanca“ aus der Perspektive der Emigration. Sie analysiert die Produktions- und Inhaltsaspekte des Films im Kontext der europäischen Emigration, insbesondere der deutschsprachigen Emigration in Hollywood.
- Die Entstehungsbedingungen des Films, einschließlich der ursprünglichen Drehbuchvorlage und des Einflusses der weltpolitischen Lage auf die Filmproduktion in den USA.
- Die Rolle deutschsprachiger Emigranten in Hollywood und ihre Bedeutung für die Filmproduktion.
- Die Darstellung der Emigrationsthematik im Film „Casablanca“ und deren historischer Kontext.
- Die Bedeutung der Flüchtlingsroute im Film und ihre Verbindung zu realen Erfahrungen.
- Die Einordnung des Films in den Kontext anderer Exilfilme und literarischer Werke.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik der Emigration und in die Entstehung des Films „Casablanca“ ein. Sie betrachtet den Film als „Emigrationsfilm“ und stellt den historischen Kontext dar.
- Das Kapitel über die Entstehungsbedingungen beleuchtet die Genese des Drehbuchs, die Rolle der Emigration in der amerikanischen Gesellschaft und die Situation Hollywoods im Angesicht des Zweiten Weltkriegs.
- Das Kapitel über die deutschsprachigen Emigranten in „Casablanca“ präsentiert biographische Informationen zu fünf Schauspielern, die nach 1933 in die Emigration mussten.
- Die inhaltliche Analyse von „Casablanca“ beleuchtet die Aspekte der Emigrationsthematik, die im Film dargestellt werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Flüchtlingsroute.
Schlüsselwörter
Emigration, Asyl, Casablanca, Hollywood, deutschsprachige Emigration, Flüchtlingsroute, Exilfilm, Fluchtbedingungen, Exilforschung, Filmgeschichte, Produktionsgeschichte, Inhaltsanalyse, Realitätsgehalt.
- Quote paper
- Helmut Strauss (Author), 2003, Exil auf der Leinwand - "Casablanca" als 'Emigrationsfilm', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28723