Aus dem breiten Spektrum an Kriminalitätstheorien, die sich mit Faktoren der persönlichen Biographie und deren Auswirkungen auf die Entstehung von kriminellem Verhalten beschäftigen, setzt sich diese Arbeit inhaltlich mit zwei der populärsten Ansätze auseinander. Zum einen das bio-sozio-psycho - Modell von Friedrich Lösel und Thomas Bliesener, das in die Kategorie der Multifaktorenansätze eingeordnet wird und eine große Zahl von potentiellen Risikofaktoren sowie Präventionsfaktoren untersucht und deren empirische Relevanz im Laufe einiger Studien mit kriminellen Jugendlichen bestätigen konnte und zum anderen dem Labeling Approach. Im Rahmen dieser Arbeit sollen der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Arbeit zu diesen Ansätzen sowie die wesentlichen theoretischen Annahmen skizziert werden und ein umfassender Überblick der empirische Ergebnisse, die im Laufe der letzten Jahre erarbeitet wurden und die genannten Theorien stützen, präsentiert werden.
Ferner untersucht die Arbeit in wie weit sich diese beiden Ansätze in Ihren theoretischen Annahmen und ihrem Erklärungsgehalt überschneiden und ob eine Eingliederung des Labeling Approach als ein weiterer Risikofaktor den Erklärungsgehalt des Löselmodells noch erhöhen könnte. Um diese Fragestellung weiterführend zu untersuchen, wurden von 178 Interviews 130 Interviews ausgewertet. Die Erhebung dieser kurzen Interviews mit teils narrativem teils leitfadengestützten Interviews wurde an der JVA Mannheim durch den Pädagogen Arnd Richter durchgeführt. Zielgruppe waren inhaftierte Jugendliche mit einer Mindeststrafe von 3 Monaten. Die Mitschriften dieser Interviews wurden inhaltlich analysiert, um die Nennung der Faktoren aus dem biopsychosozialen Entwicklungsmodell und dem Labeling Approach zu überprüfen und entsprechende Überschneidungen aufzudecken.
Insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Attentate in Paris im Januar 2015 und die Diskussion, ob sie biografisch eine Folge von sozialer Ausgrenzung und Abgehängtheit sind, versucht die Arbeit die Ursachen des Hasses einiger Jugendlicher und seine Ursachen zu erkennen und damit einen Beitrag zur Prävention zu bieten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Bio-psycho-soziale Modell von Lösel
- Entstehungsgeschichtlicher Hintergrund
- Konzeptionelle Grundlagen
- Dissozialität
- Delinquenz
- Kriminalität
- Methodik und Stichprobe
- Risikofaktoren als zentrale Begrifflichkeit des Modells
- Delinquenz als abhängige Variable
- Beschreibung der einzelnen Risikofaktoren
- Familiäre Disharmonie und Erziehungsdefizite
- Multiproblem-Milieu und untere soziale Schicht
- Genetische Faktoren und neurologische Schädigungen
- Schwieriges Temperament und Impulsivität
- Kognitive Defizite und Aufmerksamkeitsprobleme
- Probleme in der Schule
- Bindungsdefizite
- Ablehnung durch Gleichaltrige
- Anschluss an deviante Peergruppen
- Verzerrte Verarbeitung sozialer Informationen
- Problematisches Selbstbild und deviante Einstellungen
- Defizite in Fertigkeiten und Qualifikationen
- Problematische heterosexuelle Beziehungen
- Probleme in Arbeit und Beruf
- Schutzfaktoren
- Resilienz und allgemeine Bedeutung der Schutzfaktoren
- Freundschafts-Netzwerke als Schutzfaktoren
- Wendepunkte im Lebenslauf
- Zwischenfazit
- Der labeling approach
- Konzeptionelle Grundlagen
- Entstehungsgeschichtlicher Hintergrund
- Beurteilung dieses Theorieansatzes und heutige Relevanz
- Kritik am labeling approach
- Zwischenfazit
- Verbindung der besprochenen Ansätze
- Eigene Befunde aus der Auswertung der Interviews
- Stichprobe
- Analysemethodik
- Deskriptive Statistik und Limitationen
- Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse
- Anhang
- Anhang I Kategorisierungssystem
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit dem Thema Kriminalität und Lebenslauf und zielt darauf ab, das bio-psycho-soziale Entwicklungsmodell nach Lösel zu beschreiben und zu erweitern. Die Arbeit analysiert die Entstehung und die konzeptionellen Grundlagen des Modells, untersucht die Risikofaktoren, die mit Delinquenz und Kriminalität in Verbindung stehen, und beleuchtet die Bedeutung von Schutzfaktoren und Wendepunkten im Lebenslauf. Darüber hinaus wird der labeling approach als ein weiterer wichtiger Ansatz zur Erklärung von Kriminalität vorgestellt und in Bezug zum bio-psycho-sozialen Modell gesetzt.
- Das bio-psycho-soziale Entwicklungsmodell nach Lösel
- Risikofaktoren für Delinquenz und Kriminalität
- Schutzfaktoren und Wendepunkte im Lebenslauf
- Der labeling approach
- Verbindung der beiden Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Kriminalität und Lebenslauf ein und stellt die Relevanz des bio-psycho-sozialen Entwicklungsmodells nach Lösel heraus. Das zweite Kapitel widmet sich der detaillierten Beschreibung des Modells, einschließlich seiner Entstehungsgeschichte, konzeptionellen Grundlagen und der zentralen Begrifflichkeit der Risikofaktoren. Die einzelnen Risikofaktoren werden im Detail analysiert, wobei ein besonderer Fokus auf die familiären, sozialen, genetischen, temperamentsbezogenen, kognitiven und schulischen Faktoren gelegt wird. Des Weiteren werden Schutzfaktoren wie Resilienz und Freundschafts-Netzwerke sowie Wendepunkte im Lebenslauf beleuchtet.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem labeling approach, einem weiteren wichtigen Ansatz zur Erklärung von Kriminalität. Die konzeptionellen Grundlagen, die Entstehungsgeschichte und die Relevanz des Ansatzes werden diskutiert, sowie Kritikpunkte und die Bedeutung des labeling approach in der heutigen Zeit. Das vierte Kapitel verbindet die beiden besprochenen Ansätze und zeigt die Überschneidungen und Unterschiede zwischen dem bio-psycho-sozialen Modell und dem labeling approach auf. Das fünfte Kapitel präsentiert eigene Befunde aus der Auswertung von Interviews, wobei die Stichprobe, die Analysemethodik und die deskriptive Statistik vorgestellt werden. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das bio-psycho-soziale Entwicklungsmodell, Kriminalität, Delinquenz, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Wendepunkte im Lebenslauf, labeling approach, soziale Prozesse, Lebenslaufforschung, kriminologische Theorie, empirische Forschung, qualitative Forschung, Interviewforschung.
- Quote paper
- Yasmin Hamed-Schrader (Author), 2013, Kriminalität und Lebenslauf. Beschreibung und Erweiterung des bio-psycho-sozialen Entwicklungsmodells nach Friedrich Lösel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287148
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