Begriffe wie Diskurs oder Diskurstheorie werden von verschiedenen Autoren unterschiedlich verwandt. Bei Jürgen Habermas etwa sind Diskurse Veranstaltungen, in denen wir Geltungsansprüche begründen. Bei den sich auf Michel Foucault berufenden Diskursanalytikern ist der Diskursbegriff dem gegenüber von der Intersubjektivtät befreit. Der Diskurs ist dem Intersubjektiven, sofern dieser Begriff in der Tradition Foucaults überhaupt bestimmbar ist, vorgelagert. Werden nun empirische Verfahren entwickelt oder empirische Untersuchungen unternommen, ist einsichtig, dass es von den unterschiedlichen Sichtweisen diskurstheoretischer Ansätzen abhängt, wie Diskursanalyse zu verfahren hat. Es gibt eine ganze Fülle von Ansätzen, die sich teilweise aufeinander beziehen und sich vielfach überschneiden. Entsprechend vielfältig ist das Instrumentarium der Diskursanalyse(n), das zudem je nach den zu untersuchenden Gegenständen variiert werden kann bzw. variiert werden muss. Wir stellen in dieser Arbeit einen Ansatz von Diskursanalyse in den Mittelpunkt, der in der Diskurswerkstatt Duisburg um Siegfried und Margarete Jäger, in Anlehnung an die diskursanalytischen Überlegungen von Jürgen Link und orientiert am der Foucaultschen Diskursverständnis, entwickelt wurde und auf dessen Hintergrund eine Fülle konkreter Untersuchungen vorliegen.
Zunächst werden wir notwendige begriffliche Grundlagen erörtern. Dazu zählen >Diskurs<, >Tätigkeit<, >Kollektivsymbolik<, >Dispositiv<, >kritische Diskursanalyse< sowie Foucaults Begriff von >Macht<.
In einem nächsten Schritt wird die Methode der (kritischen) Diskursanalyse für die Analyse von Material den Bereich der Massenkommunikation (hier der Printmedien) dargestellt.
Abschließend wird Diskursanalyse kursorisch auf ihre Brauchbarkeit als Diagnostikum hin überprüft.
Hierbei geht es den Autoren nicht um eine erschöpfende Diskussion, oder gar um die Klärung mehrdeutiger Begrifflichkeiten, sondern einen skizzenhaften Überblick zu geben, der als Ausgangspunkt und Anregung für eine weitere, vertiefte Analyse (im Rahmen einer Diplomarbeit) verstanden werden könnte.
Ein Arbeitsschwerpunkt des Duisburger Instituts liegt auf der Analyse rassistischer Diskurse. Für unsere Darstellung übernehmen wir diesen Themenbereich zur Veranschaulichung der Methode und Theorie der Diskursanalyse, ohne uns explizit mit der Problematik des >Rassismus< auseinanderzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitende Anmerkungen
- 2 Begriffliche Grundlagen
- 2.1 Was ist ein Diskurs?
- 2.2 Das synchrone System kollektiver Symbolik
- 2.3 Die >Normalität< der Diskurse
- 2.4 Das Dispositiv (Diskurs, Handeln und Manifestationen)
- 2.5 Kritische Diskursanalyse
- 2.5.1 Reflexion und Diskussion des Begriffs >Kritische Diskursanalyse
- 2.5.2 Reflektion und Diskussion des Foucaultschen Machtverständnisses
- 3 Die Methodik der kritischen Diskursanalyse: Das Analyseverfahren
- 3.1 Das Vorgehen bei der Strukturanalyse
- 3.1.1 Der diskursive Kontext
- 3.1.2 Gewinnung des Materialkorpus
- 3.1.3 Vom Materialkorpus zum Dossier: Struktur- bzw. Überblicksanalyse
- 3.1.4 Von der Strukturanalyse eines Diskursstrangs zum typischen Artikel bzw. Diskursfragment
- 3.1.5 Die Analyse von Diskursfragmenten - die Feinanalyse
- 3.1.6 Die Gesamtinterpretation des Diskursstrangs
- 3.2 Synoptische Analyse
- 3.2.1 Analyseschritte bei der Analyse von Diskursfragmenten
- 3.2.2 Analyseschritte im Überblick
- 3.2.3 Die Analyseschritte im Einzelnen
- 3.1 Das Vorgehen bei der Strukturanalyse
- 4 Abschließende Bewertung der kritischen Diskursanalyse
- 4.1 Psychologische Diagnostik
- 4.2 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, einen Ansatz der kritischen Diskursanalyse, entwickelt in der Diskurswerkstatt Duisburg, vorzustellen und zu erläutern. Der Fokus liegt auf der Methodik und den begrifflichen Grundlagen, insbesondere im Hinblick auf deren Anwendung in der psychologischen Diagnostik. Die Arbeit verzichtet auf eine umfassende Diskussion aller diskurstheoretischen Ansätze.
- Begriffliche Klärung zentraler diskursanalytischer Begriffe (Diskurs, Macht, Kollektivsymbolik)
- Detaillierte Darstellung der Methodik der kritischen Diskursanalyse
- Anwendung der kritischen Diskursanalyse auf die Massenkommunikation (Printmedien)
- Reflexion der Anwendbarkeit der Diskursanalyse in der psychologischen Diagnostik
- Orientierung am Foucaultschen Diskursverständnis und am Ansatz der Diskurswerkstatt Duisburg
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitende Anmerkungen: Die Einleitung hebt die unterschiedliche Verwendung des Begriffs "Diskurs" bei verschiedenen Autoren hervor, insbesondere den Unterschied zwischen Habermas und Foucault-orientierten Ansätzen. Sie begründet die Wahl eines spezifischen Ansatzes der Diskursanalyse, entwickelt in der Diskurswerkstatt Duisburg, der auf Jürgen Link und Michel Foucault aufbaut und in zahlreichen empirischen Untersuchungen Anwendung findet. Die Arbeit skizziert ihren Aufbau: begriffliche Grundlagen, Methodik und abschließende Bewertung der Anwendbarkeit in der psychologischen Diagnostik. Der Fokus liegt auf der Analyse rassistischer Diskurse als Beispiel, ohne die Thematik des Rassismus selbst vertieft zu behandeln.
2 Begriffliche Grundlagen: Dieses Kapitel erläutert zentrale Begriffe der Diskursanalyse. Es beginnt mit der Definition von "Diskurs" unter Bezugnahme auf Siegfried Jäger, der den Diskurs als einen "Fluss von Wissen" beschreibt. Es werden weitere Schlüsselbegriffe wie "Kollektivsymbolik", "Dispositiv", "kritische Diskursanalyse" und Foucaults Machtverständnis eingeführt und in ihren jeweiligen Zusammenhängen erläutert. Die Kapitelteile dienen als begriffliche Grundlage für das Verständnis der dargestellten Methodik.
3 Die Methodik der kritischen Diskursanalyse: Das Analyseverfahren: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der kritischen Diskursanalyse, wie sie in der Diskurswerkstatt Duisburg angewendet wird. Es gliedert den Analyseprozess in Struktur- und Feinanalyse, wobei das Vorgehen bei der Gewinnung und Bearbeitung des Materialkorpus, die Entwicklung eines Dossiers und die Interpretation von Diskursfragmenten im Detail beschrieben werden. Der Schwerpunkt liegt auf der systematischen Analyse von Diskursstrukturen und der Identifizierung von wiederkehrenden Mustern und Strategien. Das Kapitel bietet eine Schritt-für-Schritt Anleitung zur Durchführung einer Diskursanalyse.
4 Abschließende Bewertung der kritischen Diskursanalyse: Dieses Kapitel beinhaltet eine kurze und vorläufige Bewertung der Anwendbarkeit der kritischen Diskursanalyse als Instrument der psychologischen Diagnostik. Dieses Kapitel wurde in dieser Zusammenfassung ausgelassen um Spoiler zu vermeiden.
Schlüsselwörter
Diskursanalyse, Kritische Diskursanalyse, Michel Foucault, Siegfried Jäger, Diskurswerkstatt Duisburg, Methodik, Macht, Kollektivsymbolik, Psychologische Diagnostik, Massenkommunikation, Printmedien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Kritische Diskursanalyse – Methodik und Anwendung in der psychologischen Diagnostik
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit präsentiert und erläutert einen Ansatz der kritischen Diskursanalyse, wie er in der Diskurswerkstatt Duisburg entwickelt wurde. Der Fokus liegt auf der Methodik und den begrifflichen Grundlagen, insbesondere im Hinblick auf deren Anwendung in der psychologischen Diagnostik. Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Sie konzentriert sich auf die Methodik der Diskursanalyse und verzichtet auf eine umfassende Diskussion aller diskurstheoretischen Ansätze.
Welche begrifflichen Grundlagen werden behandelt?
Die Arbeit klärt zentrale diskursanalytische Begriffe wie "Diskurs" (verstanden als "Fluss von Wissen" nach Siegfried Jäger), "Kollektivsymbolik", "Dispositiv", "kritische Diskursanalyse" und Foucaults Machtverständnis. Diese Begriffe werden im Kontext zueinander erläutert und bilden die Grundlage für das Verständnis der dargestellten Methodik.
Wie wird die Methodik der kritischen Diskursanalyse beschrieben?
Die Methodik der kritischen Diskursanalyse, wie sie in der Diskurswerkstatt Duisburg angewendet wird, wird detailliert beschrieben. Der Analyseprozess wird in Struktur- und Feinanalyse gegliedert. Das Vorgehen bei der Gewinnung und Bearbeitung des Materialkorpus, die Entwicklung eines Dossiers und die Interpretation von Diskursfragmenten werden Schritt für Schritt erklärt. Die systematische Analyse von Diskursstrukturen und die Identifizierung wiederkehrender Muster und Strategien stehen im Mittelpunkt.
Auf welche Art von Diskursen konzentriert sich die Arbeit?
Obwohl die Arbeit rassistische Diskurse als Beispiel erwähnt, behandelt sie die Thematik des Rassismus selbst nicht vertieft. Der Fokus liegt auf der Methodik der Diskursanalyse und ihrer Anwendbarkeit, wobei die Analyse von Massenkommunikation (Printmedien) eine Rolle spielt.
Welche Autoren werden referenziert?
Die Arbeit bezieht sich auf zentrale Autoren der Diskursforschung, insbesondere auf Michel Foucault und Siegfried Jäger, sowie auf den Ansatz der Diskurswerkstatt Duisburg (Jürgen Link).
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit verfolgt das Ziel, den Ansatz der kritischen Diskursanalyse der Diskurswerkstatt Duisburg vorzustellen und zu erläutern, insbesondere hinsichtlich seiner Anwendung in der psychologischen Diagnostik. Sie dient als Einführung in die Methodik und die begrifflichen Grundlagen dieser spezifischen Form der Diskursanalyse.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Diskursanalyse, Kritische Diskursanalyse, Michel Foucault, Siegfried Jäger, Diskurswerkstatt Duisburg, Methodik, Macht, Kollektivsymbolik, Psychologische Diagnostik, Massenkommunikation, Printmedien.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in einleitende Anmerkungen, die Klärung begrifflicher Grundlagen, die detaillierte Beschreibung der Methodik der kritischen Diskursanalyse und eine abschließende Bewertung ihrer Anwendbarkeit in der psychologischen Diagnostik. Die Einleitung hebt den Unterschied zwischen Habermas und Foucault-orientierten Ansätzen hervor und begründet die Wahl des Duisburger Ansatzes.
Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit?
Der Schwerpunkt liegt auf der detaillierten Darstellung der Methodik der kritischen Diskursanalyse und der Erläuterung der zentralen begrifflichen Grundlagen. Die Anwendbarkeit in der psychologischen Diagnostik wird zwar behandelt, aber nicht im Detail ausgeführt.
- Citation du texte
- Arndt Keßner (Auteur), Christoph Herrmann (Auteur), 2003, Darstellung der Diskursanalyse des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28703