Fragt man einen Psychologen oder einen Literaturwissenschaftler nach einem Werk mit einem geistig kranken Protagonisten wird nicht selten ein Titel genannt: Robert Louis Stevensons „Der Seltsame Fall des Dr. Jekyll and Mr. Hyde“. Mehr als ein Jahrhundert fasziniert diese Geschichte von der Doppelnatur schon ihre Leser. Kaum ein
Motiv wurde bisher in so großem Maße in Literatur und Kunst verarbeitet. Der Charakter „Gollum“ aus der Verfilmung Tolkiens „Der Herr der Ringe“ ist wohl das bekannteste Beispiel für eine filmische Umsetzung von Stevensons Motiv. Tatsächlich
gilt sein Werk sogar als die mit Abstand meistverfilmte literarische Vorlage überhaupt. Eine Erklärung für das große Interesse an dem Gedankenexperiment des schottischen Schriftstellers ist Neugierde auf eine regelfreie Welt. Mr. Hyde ist die triebhafte, keiner Moral unterworfene Seite des Dr. Jekyll. Mit ihm wagt Stevenson einen Ausbruch aus den Normen und Wertvorstellungen der schottischen Gesellschaft
des 19. Jahrhunderts. Besonders vor dem Hintergrund der damaligen sozialen Umstände liegt der Schluss nahe, dass hinter dieser außergewöhnlichen Geschichte mehr steckt als
man zunächst annimmt. Und tatsächlich zeigte sich, dass der geisteskranke Dr. Jekyll nicht zufällig die soziokulturellen Probleme im Großbritannien des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Stevenson schuf seinen geisteskranken Protagonisten bewusst dafür, die soziale Situation in seiner Heimat zu kritisieren. Betrachtet man die Biografie des Autors müssen allerdings noch einige weitere Faktoren zu seinem Werk beigetragen haben: Verglichen mit seinem Leben sind deutliche Parallelen zum seltsamen Fall des Dr. Jekyll erkennbar. Es ist also möglich, dass Stevenson Umstände und Erfahrungen seines Lebens in seinem Werk verarbeitet hat.
Im Rahmen dieser Arbeit wird die Novelle „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ und deren Figur „Dr. Jekyll“ zusammenfassend und ergänzend auf ihre gesellschaftskritische Funktion und auf mögliche Parallelen und Verbindungen zur Biografie des Autors untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Psychologie im Schottland des 19. Jahrhundert
- Der historische „Dr. Jekyll“: Deacon Brodie
- Symptome der Geisteskrankheit in R. L. Stevensons Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und ihre gesellschaftskritische Funktion
- Symptome der Geisteskrankheit
- Kritik an der schottischen Gesellschaft und der calvinistischen Glaubensauslegung
- Belege durch die Biografie des Autors
- Verbindungen zwischen den Inhalten der Novelle und der Biografie des Autors
- Erfahrungen in der Kindheit
- Erfahrungen als junger Erwachsener
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Robert Louis Stevensons Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ mit dem Fokus auf die Figur des Dr. Jekyll, seiner gesellschaftskritischen Funktion und den möglichen Parallelen zu Stevensons Biografie. Die Arbeit analysiert die Novelle im Kontext des 19. Jahrhunderts in Schottland, betrachtet die Darstellung von Geisteskrankheit und beleuchtet die Kritik an der Gesellschaft und dem Calvinismus.
- Darstellung von Geisteskrankheit in der Novelle
- Gesellschaftskritik an der schottischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- Kritik am Calvinismus
- Parallelen zwischen der Figur des Dr. Jekyll und dem Leben des Autors
- Der Einfluss von Deacon Brodie auf die Figur des Dr. Jekyll
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ ein und hebt deren anhaltende Faszination und die vielfältige Rezeption in Literatur und Film hervor. Sie betont die gesellschaftskritische Funktion des Werkes und die Parallelen zwischen dem Protagonisten und dem Leben des Autors, Robert Louis Stevenson. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der historischen und biografischen Hintergründe sowie die Analyse der Figur des Dr. Jekyll an.
Historischer Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet die psychologischen Strömungen und das gesellschaftliche Umfeld Schottlands im 19. Jahrhundert, in dem Stevenson lebte und schrieb. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss des Calvinismus und der Doppelmoral der Gesellschaft. Es wird auch die Geschichte von Deacon Brodie vorgestellt, ein ehrenwerter Bürger, der ein Doppelleben als Einbrecher führte – eine Geschichte, die Stevenson zu seinem Werk inspirierte.
Symptome der Geisteskrankheit in R. L. Stevensons Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und ihre gesellschaftskritische Funktion: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung der Geisteskrankheit bei Dr. Jekyll aus medizinischer und geisteswissenschaftlicher Perspektive. Es untersucht, wie die Krankheit und das Verhalten der Figuren die Gesellschaftskritik Stevensons unterstreichen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Kritik an der strengen calvinistischen Glaubensauslegung und der Doppelmoral der schottischen Gesellschaft. Die Arbeit bezieht dabei die Forschungsergebnisse von Karin Straub ein.
Verbindungen zwischen den Inhalten der Novelle und der Biografie des Autors: Dieses Kapitel untersucht die Parallelen zwischen Stevensons Biografie und den Inhalten der Novelle. Es werden Kindheitserfahrungen und Erlebnisse aus seiner Jugend analysiert, um zu zeigen, wie diese möglicherweise in die Gestaltung der Figur des Dr. Jekyll eingeflossen sind. Das Kapitel untermauert die These, dass Stevensons persönliches Erleben einen wichtigen Einfluss auf sein Werk hatte.
Schlüsselwörter
Robert Louis Stevenson, Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Doppelnatur, Geisteskrankheit, Gesellschaftskritik, Schottland, 19. Jahrhundert, Calvinismus, Doppelmoral, Biografie, Deacon Brodie.
Häufig gestellte Fragen zu „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“: Eine Seminararbeit
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert Robert Louis Stevensons Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, konzentriert sich auf Dr. Jekyll, seine gesellschaftskritische Funktion und Parallelen zu Stevensons Biografie. Die Arbeit untersucht die Novelle im Kontext des 19. Jahrhunderts in Schottland, analysiert die Darstellung von Geisteskrankheit und beleuchtet die Kritik an der Gesellschaft und dem Calvinismus. Sie untersucht historische Hintergründe, biografische Einflüsse und die Symptome der Geisteskrankheit in der Novelle.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Darstellung von Geisteskrankheit in der Novelle, Gesellschaftskritik an der schottischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, Kritik am Calvinismus, Parallelen zwischen Dr. Jekyll und dem Leben des Autors, sowie den Einfluss von Deacon Brodie auf die Figur des Dr. Jekyll.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Seminararbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, historischem Hintergrund (einschließlich der Psychologie im Schottland des 19. Jahrhunderts und Deacon Brodie), den Symptomen der Geisteskrankheit in der Novelle und deren gesellschaftskritischer Funktion, Verbindungen zwischen Novelle und Biografie des Autors (Kindheit und Jugend Stevensons), Zusammenfassung, Literaturverzeichnis und Erklärung.
Wie wird die Geisteskrankheit in der Novelle dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung der Geisteskrankheit bei Dr. Jekyll aus medizinischer und geisteswissenschaftlicher Perspektive und untersucht, wie diese die Gesellschaftskritik Stevensons unterstreicht. Die Analyse bezieht Forschungsergebnisse von Karin Straub mit ein.
Welche gesellschaftskritischen Aspekte werden behandelt?
Die Seminararbeit analysiert die Kritik an der strengen calvinistischen Glaubensauslegung und der Doppelmoral der schottischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, wie sie in Stevensons Novelle zum Ausdruck kommt.
Welche Rolle spielt die Biografie von Robert Louis Stevenson?
Die Arbeit untersucht Parallelen zwischen Stevensons Biografie (Kindheitserfahrungen und Erlebnisse in seiner Jugend) und den Inhalten der Novelle, um den Einfluss seines persönlichen Erlebens auf sein Werk aufzuzeigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Seminararbeit?
Schlüsselwörter sind: Robert Louis Stevenson, Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Doppelnatur, Geisteskrankheit, Gesellschaftskritik, Schottland, 19. Jahrhundert, Calvinismus, Doppelmoral, Biografie, Deacon Brodie.
Welchen Zweck hat die Einleitung der Arbeit?
Die Einleitung führt in die Thematik der Novelle ein, hebt deren anhaltende Faszination und vielfältige Rezeption hervor, betont die gesellschaftskritische Funktion und die Parallelen zwischen Protagonist und Autor, und kündigt die Untersuchung der historischen und biografischen Hintergründe sowie die Analyse der Figur des Dr. Jekyll an.
Was wird im Kapitel zum historischen Hintergrund behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die psychologischen Strömungen und das gesellschaftliche Umfeld Schottlands im 19. Jahrhundert, den Einfluss des Calvinismus und die Doppelmoral der Gesellschaft. Es stellt auch Deacon Brodie vor, dessen Geschichte Stevenson zu seinem Werk inspirierte.
Was ist die Schlussfolgerung der Seminararbeit?
Die Zusammenfassung der Arbeit fasst die zentralen Ergebnisse der Analyse zusammen und unterstreicht die Bedeutung der Verbindung zwischen der fiktiven Figur des Dr. Jekyll und den realen Erfahrungen und gesellschaftlichen Kontexten des Lebens von Robert Louis Stevenson.
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- Nils Krautkremer (Author), 2012, Hintergründe zur Figur des Dr. Jekyll in R. L. Stevensons Novelle „Der Seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286945