Im 21. Jahrhundert, mit einhergehenden Rollenveränderungen bei Männern und Frauen, ist es interessant, wiederholt einen Blick auf Handeln, Erleben und Kognitionen von Menschen während ihres beruflichen Werdegangs zu werfen. Im Speziellen ist die Frage von Interesse, inwieweit geschlechtstypischen bzw. -untypischen Berufen nachgegangen wird. Wählen Männer eher „feminin“-geprägte Berufe, weil sie ihnen -in Anlehnung an das obige Zitat- Freude machen? Gibt es Einflüsse, die diese Freude mindern könnten? Falls ja, welches könnten Gründe dafür sein, dass diese Männer sich die Freude nehmen bzw. sie ihnen genommen wird? Im Folgenden wird, aus dem Review-Artikel „On men and work. Taking the road less traveled” (Heppner & Heppner, 2009), auf eine Veröffentlichung von Ruth Simpson (2005) Bezug genommen. In dieser Studie, „Men in non-traditional occupations: Career entry, career orientation and experience of role strain“, werden vornehmlich die Erfahrungen von Männern in frauentypischen Tätigkeitsbereichen betrachtet. Zunächst soll die Simpson-Studie inhaltlich zusammengefasst werden. Darüber hinaus greift eine kritische Auseinandersetzung gesonderte Aspekte heraus und diskutiert diese mit Einbezug weiterer Literatur. Schließlich laufen im Fazit die Stränge aus Inhalten der Simpson-Studie, Resultaten anderer Autoren/-innen und persönlichen Meinungen zusammen.
INHALT
1. Einleitung
2. Die Simpson-Studie
3. Kritische Auseinandersetzung
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
Ich mache meine Arbeit, weil sie mir Freude macht, und ich habe keinen Grund, mir diese Freude selbst zu nehmen.
- Dr. Hans Riegel
1. Einleitung
Im 21. Jahrhundert, mit einhergehenden Rollenveränderungen bei Männern und Frauen, ist es interessant, wiederholt einen Blick auf Handeln, Erleben und Kognitionen von Menschen während ihres beruflichen Werdegangs zu werfen. Im Speziellen ist die Frage von Interesse, inwieweit geschlechtstypischen bzw. -untypischen Berufen nachgegangen wird. Wählen Männer eher „feminin"-geprägte Berufe, weil sie ihnen -in Anlehnung an das obige Zitat- Freude machen? Gibt es Einflüsse, die diese Freude mindern könnten? Falls ja, welches könnten Gründe dafür sein, dass diese Männer sich die Freude nehmen bzw. sie ihnen genommen wird? Im Folgenden wird, aus dem Review-Artikel „On men and work. Taking the road less traveled" (Heppner & Heppner, 2009), auf eine Veröffentlichung von Ruth Simpson (2005) Bezug genommen. In dieser Studie, „Men in non-traditional occupations: Career entry, career orientation and experience of role strain", werden vornehmlich die Erfahrungen von Männern in frauentypischen Tätigkeitsbereichen betrachtet. Zunächst soll die Simpson-Studie inhaltlich zusammengefasst werden. Darüber hinaus greift eine kritische Auseinandersetzung gesonderte Aspekte heraus und diskutiert diese mit Einbezug weiterer Literatur. Schließlich laufen im Fazit die Stränge aus Inhalten der Simpson-Studie, Resultaten anderer Autoren1 und persönlichen Meinungen zusammen.
2. Die Simpson-Studie
In ihrer qualitativen Studie wertete Simpson (2005) Tiefeninterviews mit männlichen Teilnehmern aus, wobei diese als Krankenpfleger, Grundschullehrer, Flugbegleiter und Bibliothekare beschäftigt waren. Besondere Betrachtung erfuhren bei der Analyse Wirkkräfte beim Berufseinstieg, Karriere-Orientierung sowie Belastungen durch die Geschlechterrolle2. Folgende stellen die drei Hauptziele der Studie dar:
1. Der Schritt in ein berufliches Umfeld. Hier interessierte vor allem, ob die Berufswahl aktiv oder passiv war und um welchen Zeitpunkt des beruflichen Werdegangs es sich handelte.
2. Die persönliche Karriere-Orientierung. Die oben genannten Dynamiken bei der Berufswahl wurden als potentielle Einflussvariablen auf die Orientierung gesehen. Einstellungen zur Karriere können individuell variieren, zum Beispiel im Hinblick auf eine Bevorzugung von extrinsischer- oder intrinsischer Belohnung.
3. Der Geschlechtsrollen-Konflikt. Es sollte geprüft werden, ob ein sogenannter Role Strain existiert, auf welche Art und Weise er sich zeigt und welche Auswirkungen, etwa auf berufsbezogene Entscheidungen, dieser haben kann.
Methode. In Bezug auf die Methode ist zu erwähnen, dass insgesamt 50 Tiefeninterviews in Großbritannien durchgeführt wurden, wobei sich die teilnehmenden Männer auf die erwähnten Berufsgruppen verteilten. Die Beschäftigten fanden sich innerhalb ihrer Berufsgruppe in unterschiedlichen Hierarchieebenen sowie inhaltlichen Schwerpunktbereichen wieder. Die halbstrukturierten Interviews orientierten sich an Themengebieten, die wiederum den drei Zielformulierungen entsprachen. Die Triebfedern zur
Berufswahl wurden operationalisiert durch Fragen nach vorherigen Tätigkeiten, Gründen für eine berufliche Umorientierung und Motiven für die Wahl eines „untypischen" Berufs. Zur Erfragung der Karriere-Orientierung dienten Inhalte wie Führungsverantwortung, Entlohnung und mögliche Ursachen für (Un-)Zufriedenheit. Das Erleben von Geschlechterrollen-bedingten Beeinträchtigungen wurde auf indirekte Art erfasst. Die Interviewten wurden gebeten, Reaktionen und Äußerungen anderer Personen hinsichtlich ihrer persönlichen Berufswahl zu reflektieren. Die Teilnehmer wurden außerdem gebeten, Auskunft über ihren Umgang damit zu geben. Diese Fragen wurden in Bezug auf Personen inner- und außerhalb des sozialen Umfelds gestellt. Der Job Strain wurde außerdem mit der Thematisierung der stereotypischen Vorstellung von dem jeweiligen Beruf und der erlebten Passung mit der eigenen Identität erhoben.
Als Analysetechnik für die aufgezeichneten Gespräche wurde die „content analysis" nach Remenyi (1992), Jankowicz (1991) und Holsti (1968) eingesetzt. Die in der Simpson- Studie definierten Auswahlkriterien für eine Cluster-Entwicklung wurden durch die ersten beiden Fragestellungen generiert: berufliche Absichten, Karriereverlauf sowie berufliche Zielsetzungen. Diese Kriterien wurden daraufhin nach Häufigkeit, Salienz und ihren Beziehungen untereinander betrachtet. In Anlehnung an Berg (2001) differenziert Simpson bei der Auswertung zwischen manifesten Inhalten (de facto existent und zählbar) und latenten Inhalten (interpretativ und symbolisch). Entlang der wissenschaftlichen Fragestellungen werden im nächsten Abschnitt die Ergebnisse dargestellt.
Ergebnisse. Hinsichtlich der ersten Zielsetzung der Studie, die nach den Dynamiken bei der Berufswahl fragt, fanden sich aufgrund der Datenanalyse drei Gruppen von Männern. Die als Seekers bezeichneten Personen waren durch eine aktive Entscheidung für einen geschlechtsuntypischen Beruf gekennzeichnet. Männer, die eine untypische Beschäftigung zwar nicht bewusst bevorzugten, sich im Zuge des Such-Prozesses hinsichtlich einer allgemeinen beruflichen Entscheidung jedoch in diese Richtung entwickelten, ließen sich der Gruppe Finders zuordnen (passive Entscheidung). Die dritte Subgruppe der Settlers umfasste solche Männer, die, nach umfassenden Erfahrungen in zumeist „maskulin" geprägten Berufen (z.B. Maschinenbau, IT, Management, Militär), schließlich eine Beschäftigung in einem „femininen" Umfeld wählten. 13 Teilnehmer wurden als Seekers identifiziert, neun als Finders und 18 als Settlers. In Abhängigkeit von der Gruppenzugehörigkeit variierte die Präferenz für den eigenen Beruf zum Zeitpunkt der Wahl, ihn anzunehmen. Zugehörige der Seekers und Settlers berichteten eine sehr ausgeprägte Präferenz, während Finders ihre Tätigkeit vielmehr als Kompromiss im Vergleich zu alternativen, favorisierten Karrierewegen sahen. Mit diesen Befunden werden in weiten Teilen die Ergebnisse von Williams und Villemez (1993) repliziert. Der Faktor des beruflichen Werdegangs klärte kaum Unterschiede zwischen den Gruppen auf, bis auf eine Ausnahme: die Settlers durchlebten radikale Veränderungen in ihrer Karriere; dies betraf 14 der 18 Gruppenmitglieder. Nachdem diese Männer in vorherigen, geschlechtstypischen Berufen tendenziell unzufrieden waren, berichteten sie, mit ihrem aktuellen Job endlich die richtige Beschäftigung gefunden zu haben. Einschränkungen in Form von weniger Gehalt und Aufstiegschancen müssten jedoch in Kauf genommen werden.
Die zweite Fragestellung der Karriere-Orientierung ergab folgende Befunde: die Bezahlung spielte für gut die Hälfte der Befragten (21 von 40) keine große Rolle. Von einigen Teilnehmern wurden Ambitionen berichtet, beruflich aufzusteigen für ein höheres Gehalt. Im Vergleich zu der eher abgeschwächten Gewichtung der extrinsischen Vergütung legten insbesondere die Settlers Wert auf intrinsische Rückmeldungen. Von den insgesamt 18 Settlers schrieben 14 intrinsischen Motiven mehr Relevanz zu als extrinsischen Aspekten.
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Text die maskuline Form von Substantiven verwendet, gemeint ist selbstverständlich immer auch die feminine Version.
2 Diese Ausarbeitung bedient sich neben der deutschen Formulierung ebenfalls der englischen Variante, „Role Strain", wie es auch in deutschsprachiger Literatur wiederholt zu finden ist.
- Arbeit zitieren
- Jana Kampe (Autor:in), 2013, Männer auf ungewöhnlichen Wegen. Analyse und Bewertung der Studie "Men in nontraditional occupations" von Ruth Simpson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286851
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.