Es gibt zahlreiche Befunde aus der Psychologie, die belegen, dass Intelligenz ein besonders stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist.
Die vorliegende Arbeit soll die Fragestellung bearbeiten, ob und inwieweit Unterschiede in der Intelligenz als entscheidender Indikator für Unterschiede im Schulerfolg von Schülern mit und ohne Migrationshintergrund im Gegensatz zur negativen Diskriminierung wirkt. Hierzu werden als erstes die allgemeinen Erkenntnisse der Intelligenzforschung vorgestellt und Ursache und Wirkung von Intelligenzunterschieden beleuchtet. Im Anschluss daran folgt die Auseinandersetzung mit dem Thema der Diskriminierung von Migranten in Schulen und den Unterschieden bei der kognitiven Leistungsfähigkeit.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Intelligenz und ihre Wirkung
2.1 Intelligenzentwicklung: Zwischenspiel von Anlage und Umwelt
2.2 Wirkungen von Intelligenz auf Bildung und Lebenserfolg
3 Unterschiedliche Leistungen oder Diskriminierung von Migranten?
3.1 Bildungsbeteiligung, Übergänge und Abschlüsse
3.2 Schulleistung und kognitive Fähigkeiten von Migranten und Deutschen
4 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Es gibt zahlreiche Befunde aus der Psychologie, die belegen, dass Intelligenz ein besonders stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist. Die Tests zur Messung dieses Merkmals sind sehr valide und beruhen auf knapp hundert Jahre langer Forschung (vgl. Asendorpf 2011: 74). Zwischen Intelligenz und Bildungserfolg findet man einen klaren statistischen Zusammenhang, der nicht zu vernachlässigen ist. Erfolg im Bildungssystem wiederum entscheidet vor allem in der westlichen Welt häufig über sozialen Auf- oder Abstieg. Bildung kann somit als zentrales Merkmal moderner Gesellschaften betrachtet werden, durch welches die Positionierung von Personen im sozialen Gefüge stark beeinflusst wird. Aus diesem Grund ist es wichtig Intelligenz als Merkmal von Personen und Personengruppen in die Betrachtung bildungssoziologischer Fragestellungen mit einzubeziehen. In der deutschen Bildungspolitik wird zunehmend Gleichheit zwischen allen Bevölkerungsgruppen hinweg angestrebt. Menschen mit Migrationshintergrund sollen zum Beispiel mehr gefördert werden, da es für sie schwerer ist, die verschiedenen Bildungsbarrieren nach oben hin zu überwinden, als für Personen ohne Migrations-hintergrund. Häufig wird hier von einer Diskriminierung in den Schulen ausgegangen. Doch ist eine solche möglicherweise nur die halbe Wahrheit oder sogar eine bloße Unterstellung? Vielleicht sind Unterschiede in den Grundfähigkeiten der Schüler ausschlaggebender für Unterschiede in den schulischen Leistungen als eine mögliche Benachteiligung der Schüler aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft. Diese Annahme könnte durch Ergebnisse der Intelligenzforschung geklärt werden.
Die vorliegende Arbeit soll deshalb die Fragestellung bearbeiten, ob und inwieweit Unterschiede in der Intelligenz als entscheidender Indikator für Unterschiede im Schulerfolg von Schülern mit und ohne Migrationshintergrund im Gegensatz zur negativen Diskriminierung wirkt. Hierzu werden als erstes die allgemeinen Erkenntnisse der Intelligenzforschung vorgestellt und Ursache und Wirkung von Intelligenzunterschieden beleuchtet. Im Anschluss daran folgt die Auseinandersetzung mit dem Thema der Diskriminierung von Migranten in Schulen und den Unterschieden bei der kognitiven Leistungsfähigkeit. Abschließend soll ein Fazit gezogen werden, ob unterschiedlicher Bildungserfolg besser anhand von Intelligenzunterschieden oder aufgrund der Herkunft und der daraus resultierenden Diskriminierung erklärt werden kann. Außerdem soll die künftige Relevanz von Intelligenz bei der Betrachtung bildungssoziologischer Fragestellungen bewertet werden.
2 Intelligenz und ihre Wirkung
Schmitt und Altstötter-Gleich (2010) liefern eine allgemeine aber gute Definition von Intelligenz. Demnach sei Intelligenz die beständige Fähigkeit eines Menschen zur effizienten Informationsaufnahme und -verarbeitung, des schnellen Erkennens von Zusammenhängen, des effektiven Ableitens von Regeln und Gesetzmäßigkeiten aus Beobachtetem und der sicheren Kombination von Informationen und Regeln, um schnelle und gute Lösungen für Probleme zu finden. Allgemeine Intelligenz (oft auch als Generalfaktor g bezeichnet) ist ein grundlegendes Merkmal von Menschen und wird über mehrere Indikatoren gemessen. Nach Cattell (1987) müssen Personen hierzu Aufgaben aus sechs Bereichen lösen. Die abgeprüften Bereiche umfassen: (1) Räumliches Vorstellungsvermögen, (2) Wortschatz, (3) Induktives und deduktives Schlussfolgern, (4) Rechnerisches Denken, (5) Denkflüssigkeit und (6) Gedächtnis
Der Intelligenzquotient wird sodann folgendermaßen ermittelt: Aus all diesen Bereichen werden für eine altersentsprechende Normstichprobe beliebig viele Aufgaben gestellt. Für jede gelöste Aufgabe in der vorgegebenen Zeit werden Punkte vergeben. Aus den Ergebnissen Z-standardisiert man die Testwerte und ermittelt den IQ nach der Formel IQ = 100 + 15 · z. Die Aufgaben müssen jedoch von Zeit zu Zeit für jede Altersgruppe neu normiert werden, weil die Ergebnisse sonst historischen Veränderungen unterlegen sind und der IQ insgesamt steigen würde. Dies wird auch als Flynn-Effekt bezeichnet (vgl. Asendorpf 2011: 76 f.). Die Aufgaben müssen zudem in der Art und Schwierigkeit so gewählt werden, dass der gemessene Intelligenzquotient einer Normalverteilung folgt, deren Mittelwert bei 100 Punkten liegt und eine Standardabweichung 15 IQ-Punkten entspricht (vgl. Zimbardo & Gerring 2004: 408). Vom Durchschnitt aus 30 Punkte nach unten kennzeichnet die Grenze zur geistigen Behinderung, derselbe Abstand nach oben diejenige zur Hochbegabung. Nur wenn er dieser Anforderung gerecht wird, gilt ein Intelligenztest als gut und darf verwendet werden.
Die sichersten Messungen von Intelligenz kann man bei Kindern ab ungefähr der 7. Klasse vornehmen. Bis dahin verändert sich Intelligenz noch recht stark. In der Entwicklung des Menschen kann man sogar zwei Formen dieses Persönlichkeitsmerkmals unterscheiden: die kristalline und die fluide Intelligenz (vgl. Cattell 1987: 111 ff.). Die fluide zeichnet sich eher durch das schnelle Verarbeiten von Informationen aus, wohingegen die kristalline Intelligenz diejenige ist, die durch die Erfahrungen und die Kulturbezogenheit bedingt ist. In einem Alter zwischen 20 und 30 Jahren beginnt die fluide Intelligenz eines Menschen abzunehmen und kontinuierlich zu sinken. Dahingegen steigt die kristalline Intelligenz über das Leben hinweg immer weiter an (vgl. ebd.: 199).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dar. 1: Entwicklungsverlauf fluider und kristalliner Intelligenz über die Lebensspanne
Quelle: Baumert 2012
In Darstellung 1 sieht man die ab der Mitte der zwanziger Jahre beginnende entgegenlaufende Tendenz der beiden Intelligenzformen. Dies aber trägt dafür bei, dass Intelligenz als solches bis zum Eintritt in das Rentenalter relativ stabil bleibt. Nur ist die Art wie man Daten verarbeitet, schlussfolgert, Regelmäßigkeiten ableitet und mit Problemen umgeht im Alter etwas anders, als in der Jugend.
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