Der Zweite Weltkrieg war eine globale Katastrophe der ganzen Menschheit. Kaum ein Teil der Erde war nicht vom bisher größten Militärkonflikt aller Zeiten direkt oder indirekt betroffen. Es war der Krieg, der bis dahin die meisten Menschenverluste forderte. Die Zahl der Toten beträgt 60 bis 70 Millionen.
In Bosnien und der Herzegowina hinterließ der Zweite Weltkrieg tiefliegende Spuren. Fast jede fünfte Person verlor ihr Leben (ca. 320.000). Die materiellen Verwüstungen waren ebenfalls enorm.
Die Okkupation des Landes durch die Achsenmächte wäre nur als eine oberflächli-che Schicht einer tief verwobenen Konfliktstruktur in der ersten Hälfte der vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts anzusehen. Die ethnischen Säuberungen beziehungsweise der Ethnozid des Ustascha-Regimes an der serbischen Bevölkerung im neugegründeten Satellitenstaat der Achsenmächte, dem sogenannten Unabhängigen Staat Kroatien, löste zuerst spontanen Widerstand aus, der sich in zwei ideologisch differenzierbare Richtungen entwickelte, einerseits die royalistisch-konservative unter der Führung von Tschetniks und andererseits die linksorientierte unter der Führung von kommunistischen Partisanen. Die starken ideologischen Gegensätze der beiden Widerstandsbewegungen bildeten die Basis für immer größer werdende Antagonismen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Obwohl beide Seiten sich aus der Reaktion der serbischen Bevölkerung gegen das Ustascha-Regime heraus entwickelten, wurden sie aufgrund der starken Gegensätze untereinander zu Arrangements oder sogar zur Kollaboration mit dem Todfeind, den Ustasche, gezwungen. Vor allem war das der Fall bei der Tschetnik-Bewegung, die sich aufgrund der Erzfeindschaft mit ihrem größten Konkurrenten, den Partisanen, von einer antifaschistischen zu einer kollaborationistischen Organisation entwickelte. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Die Quellen und ihre Auswertung
- DER USTASCHA-STAAT: DIE GRÄUELTATEN UND DIE AUFSTÄNDE
- Die Okkupation des Königreichs Jugoslawien und die Gründung des Unabhängigen Staats Kroatien
- „Die serbische Frage" - Massengewalt der Ustasche an Serben und der Aufstand
- Italienische Reokkupation der Zweiten und der Dritten Okkupationszone
- Die Tschetniks und ihre Berührungspunkte mit den Partisanen
- Massengewalt der Tschetniks an den Muslimen
- Ostbosnien im Winter 1941/42 und die Krise der Partisanenbewegung
- Pazifizierungsaktionen in den aufständischen Gebieten
- DIE POLITISCHEN MACHTKÄMPFE UND DER BÜRGERKRIEG
- Nachgeben des NDH-Regimes, Abkommen zwischen Ustasche und Tschetniks
- Die muslimische Freiwilligenlegion
- Die Schlacht am Kozara-Gebirge – „Operation Westbosnien“
- „Der große Marsch“ der Volksbefreiungsbewegung
- Die Rolle der Tschetniks in der italienischen Okkupationszone
- „Die muslimischen Autonomisten“ und das Hitler-Memorandum
- Die Rote Republik von Bihac und die erste Tagung des Volksbefreiungsrates (AVNOJ)
- Die Tschetnik-Konferenz von Šahovići
- Die Muslime an der Seite der Tschetniks
- DIE WENDE
- Große militärische Operationen des Jahres 1943
- Die Operation „Weiss“ („Der Kampf an der Neretva“)
- Die Operation,,Schwarz“ („Die Schlacht an der Sutjeska“)
- Die 13. Waffen-SS Division (Handschar Division)
- Kapitulation Italiens und die Expansion der Partisanenbewegung
- Die Gründung des antifaschistischen Landesrates Bosniens und der Herzegowina (ZAVNOBIH)
- Zweite Tagung des AVNOJ und die Ausrufung des neuen Jugoslawiens
- Der Tschetnik-Kongress als verzweifelte Antwort auf die Beschlüsse der Zweiten Tagung des AVNOJ
- Die Beziehungen zwischen dem Ustascha-Staat und dem Dritten Reich
- Die Rolle von Huska Miljković in Westbosnien
- DIE SIEGER UND DIE BESIEGTEN
- Die Lage im Unabhängigen Staat Kroatien im letzten Kriegsjahr
- Die Zweite Tagung des Volksbefreiungsrates für Bosnien und die Herzegowina und die Bildung der autonomen jugoslawischen Teilrepublik
- Massive Desertion in den Einheiten der Achsenmächte
- Die letzten militärischen Operationen und das Ende des Krieges
- Die Folgen
- OPFERBILANZ
- Genozid und Ethnozid - Klassifikation von Kriegsverbrechen
- Die Opferzahlen und die Analyse
- ZUSAMMENFASSUNG
- Personenregister
- Kartenverzeichnis
- Dokumentenverzeichnis
- Diagrammverzeichnis
- Quellen und Literaturverzeichnis
- ABSTRACT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit „Zwischen Okkupation, Widerstand und Bürgerkrieg: Bosnien-Herzegowina im II. Weltkrieg 1941-1945“ von Ernest Plivac befasst sich mit der komplexen Geschichte Bosnien-Herzegowinas während des Zweiten Weltkriegs. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Akteure und ihre Konflikte, die im Kontext der deutschen Okkupation und der Gründung des Unabhängigen Staats Kroatien (NDH) entstanden sind. Die Arbeit beleuchtet die Gräueltaten der Ustasche, die Rolle der Tschetniks und die Entwicklung der Partisanenbewegung unter Tito.
- Die Rolle der Ustasche und ihre Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung
- Die Konflikte zwischen den verschiedenen Widerstandsbewegungen (Partisanen und Tschetniks)
- Die Auswirkungen des Bürgerkriegs auf die ethnische und soziale Struktur Bosnien-Herzegowinas
- Die Rolle der internationalen Mächte im Konflikt
- Die Opferzahlen und die Folgen des Krieges für Bosnien-Herzegowina
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Quellenlage sowie die Methodik der Arbeit. Das zweite Kapitel widmet sich dem Ustascha-Staat und seinen Gräueltaten. Es werden die Okkupation Jugoslawiens, die Gründung des NDH, die „serbische Frage“ und die Massengewalt der Ustasche gegen Serben und Juden behandelt. Des Weiteren werden die italienischen Reokkupationen, die Rolle der Tschetniks und die Konflikte zwischen den verschiedenen Widerstandsbewegungen beleuchtet.
Das dritte Kapitel analysiert die politischen Machtkämpfe und den Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina. Es werden die Abkommen zwischen Ustasche und Tschetniks, die Bildung der muslimischen Freiwilligenlegion, die Schlacht am Kozara-Gebirge und der „große Marsch“ der Partisanenbewegung behandelt. Des Weiteren werden die Rolle der Tschetniks in der italienischen Okkupationszone, die „muslimischen Autonomisten“ und die Gründung der Roten Republik von Bihac beleuchtet.
Das vierte Kapitel beschreibt die Wende im Krieg, die mit den großen militärischen Operationen des Jahres 1943 eingeleitet wurde. Es werden die Operationen „Weiss“ und „Schwarz“, die Gründung der 13. Waffen-SS Division (Handschar Division), die Kapitulation Italiens und die Expansion der Partisanenbewegung behandelt. Des Weiteren werden die Gründung des antifaschistischen Landesrates Bosniens und der Herzegowina (ZAVNOBIH), die zweite Tagung des AVNOJ und die Ausrufung des neuen Jugoslawiens beleuchtet.
Das fünfte Kapitel behandelt die Sieger und die Besiegten. Es werden die Lage im Unabhängigen Staat Kroatien im letzten Kriegsjahr, die zweite Tagung des Volksbefreiungsrates für Bosnien und die Herzegowina, die Bildung der autonomen jugoslawischen Teilrepublik, die massive Desertion in den Einheiten der Achsenmächte und die letzten militärischen Operationen behandelt.
Das sechste Kapitel widmet sich der Opferbilanz des Krieges. Es werden die Verbrechen der Ustasche und der Tschetniks, die Opferzahlen und die Analyse der ethnischen Säuberungen behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Zweiten Weltkrieg, Bosnien-Herzegowina, Ustascha, Tschetniks, Partisanen, Jugoslawien, Okkupation, Widerstand, Bürgerkrieg, Genozid, Ethnozid, Massengewalt, Kriegsverbrechen, Opferzahlen, Geschichte, Politik, Militär, Soziales.
- Quote paper
- Ernest Plivac (Author), 2014, Zwischen Okkupation, Widerstand und Bürgerkrieg. Bosnien-Herzegowina im II. Weltkrieg 1941 - 1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286416