Beschäftigt man sich mit Gotthold Ephraim Lessing im Allgemeinen und mit seinem dramatischen Gedicht Nathan der Weise im Speziellen, kommt man nicht umhin fortwährend auf den Namen Moses Mendelssohn zu stoßen. Stellt sich nun die Frage wer dieser Moses Mendelssohn war und welche Rolle er im Bezug auf Lessings Spätwerk spielte? Ist er tatsächlich, wie Julius H. Schoeps in seinem Werk über eben genannten Philosophen behauptet: “ das Urbild des Nathan“?
Genau diesen Zusammenhang werde ich auf den nächsten Seiten genauer beleuchten, denn auf den ersten Blick scheint die einzige Verbindung zwischen Moses und Nathan das Judentum zu sein. Mir war es im Folgenden wichtig, herauszuarbeiten was den Dichter mit dem Philosophen verband, zumal das partikularistische Deutschland des 18. Jahrhundert, alles andere als aufgeschlossen gegenüber christlich-jüdischen Freundschaften war.
Zunächst werde ich die Situation der Juden in Deutschland näher analysieren, denn diese soziale Komponente schreibt sich unentwegt in die Biografie Mendelssohns ein, und trägt auch dazu bei das Missfallen der Gesellschaft an dieser Freundschaft zu verstehen. Weiterhin werde ich die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Lessing und Mendelssohn kontrastieren, wobei ich mich auf den 2001 von Vera Forester veröffentlichten Text Lessing und Moses Mendelssohn. Geschichte einer Freundschaft stützen werde.
Ebenso möchte ich näher auf die bereits oben erwähnte Thematik eingehen, dass Mendelssohn als der authentische Nathan gehandhabt wird. Wie kommt es, dass man Lessing zuschreibt seine Nathanfigur anhand seines Freundes modelliert zu haben, wo er doch bereits 1749, also vor dem ersten Treffen mit Mendelssohn, mit seinem Lustspiel Die Juden einen jüdischen Kaufmann auf die Bühne bringt, welcher dreißig Jahre vor Nathan der Weise Lessings „Postulat der religiösen und rassistischen Toleranz“ verkündet?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Moses Mendelssohn & Gotthold Ephraim Lessing
- Moses Mendelssohn
- Elternhaus Mendelssohns und die Situation der Juden in Deutschland
- Moses Mendelssohn der Hochbegabte
- Gotthold Ephraim Lessing
- Gottholds Kindheit im Kamenzer Pfarrhaus
- Eliteschmiede St. Afra und Lessings Leipziger Studienjahre
- Moses Mendelssohn
- Philosophie der Aufklärung als Bindeglied zwischen den zwei Kulturen
- Taktischer Schachzug Aaron Salomon Gumpertz
- Auto- bzw. biographische Bezüge der Nathanfigur
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die enge Beziehung zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing und analysiert, wie sich diese Freundschaft auf Lessings Spätwerk „Nathan der Weise“ auswirkte. Sie beleuchtet die Lebensbedingungen der Juden in Deutschland im 18. Jahrhundert, die die Beziehung der beiden Männer beeinflussten, und untersucht die Frage, ob Mendelssohn als Vorbild für die Figur des Nathan diente.
- Die Situation der Juden in Deutschland im 18. Jahrhundert
- Die Lebenswege und Werke von Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing
- Die Rolle der Aufklärungsphilosophie als verbindendes Element zwischen den beiden Kulturen
- Die Frage nach dem Einfluss Mendelssohns auf Lessings „Nathan der Weise“
- Die Bedeutung der Freundschaft für das Werk Lessings
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erklärt die Bedeutung der Beziehung zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing für Lessings Spätwerk „Nathan der Weise“. Sie verdeutlicht die komplexe historische Situation, in der sich diese Freundschaft entwickelte.
- Moses Mendelssohn & Gotthold Ephraim Lessing: Dieses Kapitel beleuchtet die Lebenswege und Werke von Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing, wobei der Schwerpunkt auf den Bedingungen liegt, unter denen sie lebten und arbeiteten. Es analysiert die Situation der Juden in Deutschland im 18. Jahrhundert und untersucht die frühen Lebensjahre von Mendelssohn und Lessing.
- Philosophie der Aufklärung als Bindeglied zwischen den zwei Kulturen: Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle der Aufklärungsphilosophie im Kontext der Beziehung zwischen Mendelssohn und Lessing. Es beleuchtet die Bedeutung von Aaron Salomon Gumpertz und dessen Einfluss auf die Freundschaft der beiden Männer.
- Auto- bzw. biographische Bezüge der Nathanfigur: Dieser Abschnitt geht auf die Frage ein, inwieweit Mendelssohn als Vorbild für die Figur des Nathan in Lessings „Nathan der Weise“ diente. Er analysiert die literarischen Bezüge und stellt die Frage nach dem Einfluss der Freundschaft auf die Entstehung der Figur.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Moses Mendelssohn, Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“, Judentum, Aufklärung, Toleranz, Freundschaft, Religion, Literatur, Theater, Geschichte, Biographie, Lebenssituation der Juden im 18. Jahrhundert.
- Citar trabajo
- Christina Kühnle (Autor), 2003, Gotthold Ephraim Lessings Freundschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28598