Dieser Tagungsband des BIM-Kongresses 2014 an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen zeigt aktuelle, strukturierte Wege der Anwendung sowie Umsetzung eines ganzheitlichen BIM-Konzeptes. Anhand der enthaltenen fundierten textlich ausgearbeiteten Fachvorträge dieses Tages, wird beginnend mit dem Status-Quo im nationalen und internationalen Bereich, der Einsatz und die Arbeitsweisen in den verschiedenen Phasen des Bauwesens aufgezeigt und diskutiert. Die Expertise der Vortragenden gibt aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeiten in Praxis, Forschung und Lehre einen hervorragenden Überblick. Darüber hinaus werden der aktuelle Umgang mit BIM und ebenso zukunftsweisende Technologieansätze aufgezeigt.
Inhalt
BIM - Ein Paradigmenwechsel in der Baubranche ...4
Michael Fritz, Geschäftsführer Bundesverband Bausoftware e.V. (BVBS)
BIM – Ein integrierter Prozess setzt sich durch ...6
Dipl.-Ing. Uwe Wassermann, Leiter AEC Business Development weltweit bei Autodesk
BECHMANN BIM ...18
Martin Schuff, BECHMANN + Partner GmbH / Vorstand BVBS
BIM aus Sicht des Energieberaters ...26
Dipl.-Ing. Sven Kirchhoff, SOLAR-COMPUTER GmbH
GAEB/REB und BIM – Zwei Welten treffen aufeinander ...34
Bernhard Bayer, BIB GmbH, Beratung / Integration / Bausoftware
Wilhelm Veenhuis, MWM Software & Beratung GmbH
Webbasierte integrierte Daten für BIM-Level 3 ...44
Dr. habil. Klaus Schiller, Dr. Schiller & Partner GmbH
iTWO BIM-5D - Modellbasiertes Arbeiten in Planung und Bauausführung ...60
Dipl.-Betriebswirt (FH) Rainer Diehl, RIB Software AG
Einführung des BIM-Bausteins MEP ...78
Frau Dr.-Ing. Ursel Jansen, Goldbeck GmbH
Vom 3D Modell zum 2D Bewehrungsplan ...94
Dipl.-Ing. Armin Dariz, SOFiSTiK AG
Synergies for sustainable construction based on BIM and LCA ...108
Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Dekan Fachbereich Bauwesen THM, Vorstandsvorsitzender BVBS
B.Eng. Laura Álvarez Antón, M.Sc.; B.Arch. Kareem Anis, M.Sc; Professor Robin Drogemuller, Queensland University of Technology, Australia
An environmental pre-assessment tool based on BIM ...126
Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Dekan Fachbereich Bauwesen THM, Vorstandsvorsitzender BVBS
B.Eng. Laura Álvarez Antón, M.Sc.; B.Arch. Kareem Anis, M.Sc; Professor Robin Drogemuller, Queensland University of Technology, Australia
BIM: Mögliche Integration der Level of Development in die Leistungsphasen nach HOAI ...140
Dipl.-Ing. (FH) Christian Baier, M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachgebiet Bauinformatik, Technische Hochschule Mittelhessen.
BIM - Ein Paradigmenwechsel in der Baubranche
„BIM“ (Building Information Modeling) ist zur Zeit das beherrschende Thema der gesamten Baubranche. Auch langjährige Branchenkenner müssen vermutlich lange zurückdenken, wann ein Thema zuletzt das gesamte Bauwesen so beschäftigt hat, wie momentan das Building Information Modeling.
Die gesamte deutsche Bauwirtschaft steht vor einem Paradigmenwechsel. Die Produktivität, Effizienz, sowie die Qualität und nicht zuletzt auch die Nachhaltigkeit von Bauwerken muss erhöht werden. Bauprojekte werden zunehmend komplexer und alle am Planungs- und Bauprozess Beteiligten müssen rasch auf geänderte Gegebenheiten reagieren. Hinzu kommt die Erwartungshaltung der Auftraggeber, die Projekte immer schneller und auch immer kostengünstiger abzuwickeln. In Zeiten von zunehmendem Wettbewerbsdruck ist es deshalb unabdingbar, Zeit- und kostenintensive Planungs- und Abstimmungsfehler schon im Vorfeld zu vermeiden. BIM ist die einzige Arbeitsweise (und auch die einzige Technologie), die bei der Umsetzung dieser Anforderungen unterstützen kann. Derzeit mag der Anteil der deutschen Architektur-, Ingenieurbüros und Bauunternehmen die BIM verwenden noch relativ gering sein, aber das wird sich in den nächsten Jahren deutlich ändern.
Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen, unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, hat das Thema BIM aufgegriffen, da unter dem Aspekt der Nachwuchsförderung und dem latenten Fachkräftemangel in der Baubranche, den Hochschulen hierbei eine besondere Bedeutung und Verantwortung zukommt. Recht schnell kam die Idee auf, mit einem Kongress ein breites Fachpublikum anzusprechen und die zukunftsweisenden Technologieansätze von BIM aufzuzeigen. Diese Idee wurde mit der großartigen Unterstützung eines Projektteams der THM umgesetzt und am 30.04.2014 fand der erste BIM Kongress der THM Gießen in Kooperation mit dem Bundesverband Bausoftware (BVBS) statt. Mit ca. 150 teilnehmenden Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmern war der Kongress ein voller Erfolg. In insgesamt 9 Vorträgen wurden den interessierten Teilnehmern aktuelle, strukturierte Wege der Anwendung sowie die Umsetzung des BIM-Konzeptes dargestellt. Weiterhin wurde der Status-Quo von Building Information Modeling in Deutschland und im internationalen Umfeld, sowie der Einsatz und die Arbeitsweisen in den verschiedenen Phasen des Bauwesens aufgezeigt und diskutiert.
Das Resümee der Teilnehmer war überaus positiv. Viel Zuspruch gab es für die praxisorientierten Vorträge, die Betrachtung von BIM aus unterschiedlichen Perspektiven und auch für die Darstellung von BIM in Deutschland im internationalen Vergleich. Vielfach wurde der Wunsch geäußert, Unterlagen zu diesem hochaktuellen Thema zu erhalten. Mit Unterstützung der Referenten und dem Team der THM, wurde der vorliegende Tagungsband erstellt. Dieser Tagungsband bietet nun allen Teilnehmern des Kongresses und vielen weiteren Interessierten die Möglichkeit, sich mit den verschiedenen Facetten des Themas BIM auseinander zu setzen und bei Bedarf das Wissen zu vertiefen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre und freuen uns auf den nächsten BIM Kongress der THM Gießen 2015.
Michael Fritz
Geschäftsführer Bundesverband Bausoftware e.V. (BVBS)
BIM – Ein integrierter Prozess setzt sich durch
Dipl.-Ing. Uwe Wassermann, Leiter AEC Business Development weltweit bei Autodesk
BIM – Die Digitalisierung der Großbauprojekte setzt sich durch
Deutschland ist Exportweltmeister. Nach Berechnungen des ifo-Instituts haben wir im Jahr 2013 den weltweit höchsten Exportüberschuss erzielt und hatten mit umgerechnet rund 260 Milliarden Dollar ein deutlich höheres Plus in der Leistungsbilanz als die weltgrößte Handelsnation China mit rund 195 Milliarden Dollar.[1] Nicht so glänzend schneidet Deutschland allerdings in einem anderen Bereich ab, der nicht minder für die Wirtschaftskraft eines Landes maßgebend ist: In der Baubranche. Hier droht Deutschland besonders im internationalen Vergleich von seinen Konkurrenten abgehängt zu werden. Während bei uns Meldungen über Baukatastrophen wie der Berliner Hauptstadtflughafen oder die Hamburger Elbphilharmonie die Runde machen, werden im Ausland reihenweise Großbauprojekte kosten- und termingerecht fertiggestellt. Auch im Vergleich mit anderen Industriezweigen hinkt die Baubranche hinterher: Während weltweit die Produktivität der Produktionsindustrie in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, gestaltet sie sich bei der Baubranche zwischen den Jahren 1998 und 2011 sogar rückläufig.[2]
Es stellt sich also die Frage, welchen Schritt Deutschland in der Entwicklung der Baubranche möglicherweise zu tun verpasst hat und wie der aktuelle Rückstand wieder aufgeholt werden kann. Eine Schlüsselrolle kommt hier der Digitalisierung von Großbauprojekten zu und damit dem Einsatz moderner Planungstechnologien wie dem Building Information Modeling (BIM).
Aktuelle Problemfelder der deutschen Bauplanung
Ob es sich um den Berliner Hauptstadtflughafen oder um die Elbphilharmonie handelt – bei solch eklatanten Schieflagen von Großbauvorhaben verlangt der Steuerzahler zu Recht nach einer Erklärung, wie es zu den kostspieligen und zeitintensiven Fehlplanungen überhaupt kommen konnte. Auch für den digitalen Ansatz hilft diese Fragestellung, Fehlerquellen zu identifizieren um adäquate Lösungen anbieten zu können.
Der Bund der Steuerzahler hat in seinem Schwarzen Buch von 2013 eine Antwort auf mögliche Fehlerquellen bei Großbauprojekten gegeben und kommt unter anderem zu dem Schluss: „Das A und O einer jeden Baumaßnahme ist eine grundsolide Vorbereitung und Planung. Die mangelhafte Vorbereitung eines Großbauvorhabens ist Grundstein für Probleme, die sich anschließend durch das gesamte Projekt ziehen und insbesondere zu Bauzeit- und Baukostenüberschreitungen führen. Daher ist es wichtig, speziell am Anfang mehr in die Projektvorbereitung zu investieren – beispielsweise für exakte Bedarfsermittlungen und valide Prognosen, auch wenn das die Planungskosten erhöht.“[3]
Weiter führt der Bund der Steuerzahler auf, dass der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes selten bei der Planung berücksichtigt wird. Auch hierfür findet er klare Worte: Der Lebenszyklus eines Gebäudes…“[besteht nicht nur aus der Errichtung des Baus, sondern ebenso aus seinem langfristigen Betrieb. Um realistische Kostenprognosen zu erhalten, müssen belastbare Annahmen getroffen werden. Diesbezüglich muss das Augenmerk verstärkt auf die Betriebskosten gerichtet werden.]“[4]
Hinzu kommt die Intransparenz von Informationen zwischen den einzelnen Projektteilnehmern bzw. Gewerken, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung in seinem Abschlussbericht zur „Gewerksübergreifenden Planung“ bereits vor Jahren feststellt: „Durch die Aufgabenteilung innerhalb der Planung entstehen Schnittstellen zwischen den einzelnen Fachplanern, dem Tragwerksplaner sowie dem Objektplaner. Die große Anzahl der am Projekt beteiligten Personen führt zu Koordinations- und Informationsschwierigkeiten, da in der Regel jede Firma und jedes Büro mit unterschiedlichen internen Strukturen belegt ist. Hinzu kommt, dass infolge der immensen Komplexität eines Bauprojektes eine Reihe von Problemen entstehen, die meist auf Kommunikationsschwierigkeiten der besagten Schnittstellen beruhen und oft zu Abstimmungsfehlern führen. Diese treten unter anderem dann ein, wenn beispielsweise Änderungen erforderlich werden, die sich im Rahmen der Verfeinerung der Planung ergeben. Erfahrungsgemäß führen diese Fehler schließlich zu terminlichen Problemen in der Planung und zu erhöhten Baukosten, da notwendige Entscheidungen zu spät getroffen werden können.“ [5]
[...]
BECHMANN BIM
Martin Schuff, BECHMANN + Partner GmbH / Vorstand BVBS
BECHMANN BIM ist ein Fachmodell für Leistungen und Kosten, das es erlaubt, zeitsparend auszuschreiben und vor allem höchst transparent unter Berücksichtigung und Darstellung sämtlicher Planänderungen und Korrekturen, vom ersten bis zum letzten Planungsprozessschritt abzurechnen.
Das Programm erstellt Gebäudemodelle mit Bauteilen von hoher Intelligenz und sehr großer Informationstiefe. Aufgrund dieser in den Bauteilen hinterlegten Informationen besteht schon zu Beginn der Planung eine hohe Kosten-, Planungs- und Terminsicherheit.
[Abb. in dieser Leseprobe nicht enthalten]
BECHMANN BIM erstellt auf der Grundlage von Daten aus anderen BIM-Modellen (modernen CAD-Systemen) ein eigenes zentrales Mengengerüst für alle Bauleistungen. Dieses bildet die Grundlage dafür, dass man in sämtlichen weiteren Prozessschritten, angefangen bei der Kostenschätzung über die Erstellung der Leistungsverzeichnisse bis hin zur Schlussabrechnung, jederzeit in einem 3D-Modell sehen kann, an welcher Stelle im Projekt man gerade arbeitet. Ob an den Fundamenten oder den Decken, Böden oder Fenstern. Statt reiner langer unübersichtlicher Tabellen sieht der Planer die Bauteile in 3D. Markiert er ein Bauteil in der Liste, zeigt sich dieses auch markiert im Modell. Umgekehrt wird das in der Grafik angeklickte Bauteil auch in der Liste hervorgehoben. Der Wechsel zwischen Listen- und Grafikansicht erfolgt per Mausklick.
Das Programm ist dabei offen für Daten aus anderen BIM-Modellen, unabhängig von dem CAD-Programm, mit dem sie erstellt wurden. Innerhalb dieses eigens erstellten Mengengerüstes lassen sich – ohne auf das ursprüngliche CAD-System angewiesen zu sein – die zu erbringenden Leistungen in ihrer Qualität und in den Berechnungsmethoden der einzelnen Bauteile des BIM Modelles bestimmen und auswerten. Neue Informationsstände der beteiligten Planer können jederzeit eingebunden werden, wobei BECHMANN BIM die Änderungen gleichzeitig dokumentiert.
Innerhalb des BECHMANN BIM Modells werden die einzelnen Bauteile mit parametrischen Kostenelementen verknüpft. Diese können selbst erstellt werden, aus Baudatenbanken stammen oder aus einer Kombination von beiden bestehen. Die Kostenelemente bündeln intelligent die Informationen über sämtliche Leistungen in der Erstellung eines Bauteils. Dabei berücksichtigen sie sowohl die unterschiedlichen Maßeinheiten, als auch die Richtlinien, welche die VOB vorgibt. Erstellt man beispielsweise das Kostenelement „Boden mit Parkett“, wird Estrich, Trittschalldämmung, Folie und Parkett die Maßeinheit Quadratmeter zugewiesen, den umlaufenden Leisten die Maßeinheit Meter und Bodensteckdosen werden in Stückzahlen angegeben. Gibt es eine Öffnung in der Wand, weiß das Kostenelement bis zu welcher Größe diese übermessen werden darf.
Die Informationstiefe eines Kostenelements kann innerhalb des fortschreitenden Planungsprozesses immer weiter vergrößert werden. Sind in der Entwurfsplanung die Decken oder tragenden Stützen nur als Stahlbeton hinterlegt, kann diese Information spezifiziert werden, wenn die Berechnungen für die Bewehrungen durch den Statiker vorliegen. Das Kostenelement weiß dann, wie viel Stahl tatsächlich notwendig ist und welche Kosten dieser verursacht. Ähnlich verhält es sich mit allen weiteren Informationen, die im Laufe des Planungs- und Ausführungsprozesses hinzukommen. Auflagen des Brandschutzes fließen ebenso ein wie die Planungen der Fachplaner. Durch die Hinterlegung dieser Informationen im Kostenelement ist der Planer sofort über die Auswirkungen auf die Kostensituation im Bilde.
[...]
BIM aus Sicht des Energieberaters
Dipl.-Ing. Sven Kirchhoff, SOLAR-COMPUTER GmbH
BIM steht für „Building Information Modeling“ und berührt mit einer speziellen übergeordneten Gebäudemodellierung mittels Software jeden am Bauprozess eines Neubau- oder Sanierungsprojektes beteiligten Planer oder Berater. Ziel ist die Rationalisierung von Arbeits- und Entscheidungsabläufen. Mit dem „BIM-Manager“ entsteht ein neues Berufsbild; er soll an übergeordneter Stelle dafür sorgen, dass ein BIM-gerechtes Gebäudemodell entsteht, passende Workflows eingerichtet werden, Datenflüsse zwischen den Beteiligten optimal zusammenpassen, doppelte Datenerfassungen entfallen, mögliche Kollisionen gewerkübergreifend erkannt und vermieden werden, etc. Der Energieberater ist aus BIM-Sicht einer der Beteiligten; er ist im Regelfall jedoch nicht für BIM verantwortlich, jedoch wird von ihm erwartet, dass er seine Arbeiten auf den Daten eines gegebenen übergeordneten Gebäudemodells aufbaut und vorgegebene Workflows beachtet. Schon heute stehen dem Energieberater Software-Lösungen für seine üblichen Aufgaben zur Verfügung, die auch BIM-konformes Arbeiten ermöglichen.
Internationaler Trend
Es ist ein alter Wunsch, einmal aufwändig erfasste Gebäudedaten zwischen allen am Bau Beteiligten austauschen zu können: Architekt, Tiefbauer, Statiker, TGA-Ingenieur, Energieberater, Auditor, Unternehmer, Facilitymanager, Nutzer, Eigentümer, etc. Um in diesem Sinne tätig zu werden, wurde bereits 1995 die weltweit agierende „Industrieallianz für Interoperabilität“ gegründet. Im deutschsprachigen Raum wird die Arbeit heute vom buildingSMART e. V. fortgesetzt. Auf ihrer Homepage heißt es: „BIM (Building Information Modeling), die zeitgemäße Arbeitsmethode fürs Planen und Realisieren von Bauvorhaben, basiert auf der aktiven Vernetzung aller am Bau Beteiligten. Für die damit verbundenen Prozesse und Schnittstellen zwischen den Beteiligten sind klar definierte Konventionen erforderlich. Dafür engagiert sich der buildingSMART e.V. seit vielen Jahren. Der unabhängig agierende Verein fördert offene Schnittstellen und damit die openBIM Methode in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er steht für hohe Qualität bei der Festlegung von Standards und Lösungen, nicht nur bei technischen Lösungen, sondern auch mit Blick auf Anwender und ihre Prozesse.“
IFC-Standard
Als „klar definierte Konvention“ pflegt buildingSMART den IFC-Standard, ein logisches Datenaustausch-Format im aktuellen Versions- Stand IFC2x3. Ausgetauscht werden hierbei logische 3D-Objekte (z. B. Fassaden-Element) mit ihren geometrischen Daten, die zusammengesetzt die Geometrie des kompletten Gebäudes ergeben. An den 3D-Objekten sind unabhängig von der Geometrie frei verwaltbare Eigenschafts-Felder (z. B. g-Wert bzw. Platzhalter dafür) angeknüpft, ganz so wie es im BIM-Modell des Projektes vorgesehen ist. Die Generierung solcher Datenaustauschdateien setzt beim Architekten im CAD konsequentes Arbeiten mit 3D-Objekten voraus und unterscheidet sich damit völlig vom bisher üblichen „Zeichnen mit Strichen“. Dem Energieberater stehen die bereitgestellten 3D-Objekte in Form einer IFC-Datei für seine Arbeit „lesend“ zur Verfügung; er muss jedoch keine eigene IFC-Datei „schreiben“, da er keine Geometrie-Daten erzeugt, sondern lediglich Rechenergebnisse liefert, die bei Bedarf ins zentrale BIM-Modell als Eigenschaften der 3D-Objekte zu Dokumentations- und anderen Zwecken hinterlegt werden können.
[Abb. in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Im zentralen BIM-Gebäudemodell stehen die Gebäude-Geometrien allen am Bau Beteiligten zur Verfügung, u. a. dem Energieberater. Ein BIM-Manager koordiniert und überwacht den erforderlichen Workflow zwischen den Beteiligten. Umsetzung für die Energieberatung Wie lassen sich aus den 3D-Objekten einer vom Auftraggeber (z.B. Architekt, Investor, etc.) bereitgestellten IFC2x3-Datei automatisiert und damit arbeitssparend die Ausgangsdaten für die Berechnungs-Aufgaben des Energieberaters ableiten? Etwa für EnEV-Nachweise, detaillierte Nachweise nach DIN V 18599, Prüfen von Wirtschaftlichkeiten, Berechnen von Jahresübergradstunden zum Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes, etc.? Passen die aus dem internationalen IFC2x3-Standard generierten Daten mit deutschen und EU-Norm-Anforderungen zusammen? In der SOLAR-COMPUTER-Software für den Energieberater erfolgt die Umsetzung in zwei Stufen: Generieren eines „EnEV-Gebäudemodells“ in erster Stufe; Anknüpfen der verschiedenen Berechnungen mit Erfassen und Verwalten restlicher Daten (Baustoffe, Anlagendaten, etc.) in zweiter Stufe.
[...]
GAEB/REB und BIM – Zwei Welten treffen aufeinander
Bernhard Bayer, BIB GmbH, Beratung / Integration / Bausoftware
Wilhelm Veenhuis, MWM Software & Beratung GmbH
Begriffsbestimmung GAEB/REB und BIM
GAEB ist die Abkürzung von „Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen“. In diesem Artikel wird der Begriff für den Datenaustausch benutzt. REB ist die Abkürzung von „Regelungen für die Elektronische Bauabrechnung“. In diesem Artikel wird der Begriff für das Regelwerk und den Datenaustausch nach der REB 23.003 benutzt.
Eine kurze geschichtliche Einordnung von GAEB
Der GAEB-Datenaustausch entstand ca. 1984/85. 1984 wurden die ersten LV-Daten vom Land Hessen als Datensatzart 05 ausgetauscht. 1985 erschien das erste GAEB-Regelwerk. Das typische Medium für den Austausch von Daten war damals das Magnetband.
[Abb. in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Abb. 1: Magnetband (Quelle: MWM)
GAEB/REB sind nationale Standards in Deutschland. Zum Thema GAEB-Datenaustausch liegt eine aktuelle Umfrage aus Deutschland vor:
- 92,8 % kennen den GAEB-Datenaustausch und 88,7 % setzen ihn ein
- Von den ca. 240 Mrd. Euro Bauvolumen in Deutschland werden jedes Jahr ca. 80 Mrd. Euro mittels GAEB-Datenaustausch bearbeitet
In diesem Umfeld ist zu erwarten:
- In Zukunft wird der aktuelle GAEB-Standard GAEB DA XML noch stärker zum Einsatz kommen
- Mit der neuen GAEB-Datenphase für die Mengenermittlung X31 sind GAEB und REB kompatibel geworden
BIM - „Building Information Modeling“ aber auch „Building Information Management“
Bauwerke werden in 3D erfasst, in 4D wird der Bauablauf simuliert und in 5D werden Mengen ermittelt und Kosten berechnet. IFC ist das internationale Datenformat um die Modelldaten austauschen zu können.
1987 wurde BIM als Virtual Building Konzept verstanden (Graphisoft), 1992 wurde BIM erstmals als Building Information Modeling bezeichnet. Diese Methode wurde jedoch bereits seit 1980 im Planungsbüro Bayer & Fischer (Offenburg) EDV-gestützt umgesetzt. Seit 1986 erbringt die BIB BIM-Dienstleistungen im Bereich 3D, 4D und 5D. Es ist derzeit in Deutschland noch keine verbindliche Methode für Baumaßnahmen. Mit dem BIM-Leitfaden für Deutschland (Dezember 2013) wird der Weg dahin hoffentlich gebahnt. Die be36 kannten Negativbeispiele der deutschen Großbaustellen sollten uns allen zu denken geben.
Zwei Referenten und Firmen mit Visionen
BIB 1986
„Jeder Strich kostet 2 mal Geld, einmal wenn er gezeichnet wird und im schlimmsten Fall später, wenn er gebaut wird. „
MWM 1992
[Abb. in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Abb. 2: Skizze von MWM aus dem Jahre 1992 (Quelle: MWM)
Diese Skizze wurde 1992 von Wilhelm Veenhuis erstellt. Sie zeigt die Vorstellung bei MWM von einem „Baustellenrechner“: Die Form einer Tafel mit einem großen Bildschirm und wenig Rand – gesteuert durch einen Stift. Diese Skizze wurde 18 Jahre vor der Vorstellung vom iPad bei Apple erstellt. Nun, der Stift wurde durch den Finger ersetzt, der Rest ist geblieben!
Seit 1992 setzt sich MWM mit der Entwicklung von Mengenermittlungsprogrammen für den mobilen Bereich auseinander. Die zurzeit vorhandene Hardwarewelt ist hervorragend für den Einsatz auf Baustellen geeignet.
[...]
Webbasierte integrierte Daten für BIM-Level 3
Dr. habil. Klaus Schiller, Dr. Schiller & Partner GmbH
Das Wesen von BIM
„BIM-Level 3“ klingt nach viel Theorie und wenig Praxis. Es wird auch reichlich theoretisiert. Man spricht auch synonym über „iBIM“ (integriertes BIM) oder gar vom „BIG BIM“. Und die „BIM-Levels“ widerspiegeln Entwicklungsstufen für das geistige Arbeiten mit Hilfe digitaler Gebäudemodelle. Diese Etappen für das Fortschreiten des modellbasierten Arbeitens sind eine Rückschau auf die letzten 20 Jahre und ein Blick auf das Kommende. Deshalb dienen sie auch dem Verständnis für die Zukunft des Bauens, weil es auf Vergangenes aufbaut.
Die „BIM-Levels“ wurden 2008 von Bew und Richards formuliert. In ihrem viel zitierten Diagramm stellten sie diese in den Prozess von Software und Informationen dar. Level 0 ist die Stunde Null für BIM. Es ist das „papierbasierte 2D-CAD“ und steht für ein „vor BIM“. In BIMThinkspace.com definiert Bilar Succar die Levels 1-3 vom „objektbasierten Modellieren“ über die „modellbasierte Kooperation“ zur „netzwerkbasierten Integration“. Ein für die Lehre wissenschaftlich treffend formuliertes Gedankengebäude. Fakt ist, dass in der komplexer werdenden Bauwirklichkeit die Anforderungen wachsen. Zum Thema BIM erleben wir derzeit einen vielschichtigen Prozess der Gärung und Klärung. Eine praktische Antwort darauf ist, das „BIM einfach machen“.
Das Building Information Modeling ist ein internationaler Trend bei der Digitalisierung des Bauens. Dabei wird ein alter Grundsatz wieder aktuell: „Erst Planen, dann Bauen!“ Im Rahmen der „Reformkommission Bau von Großprojekten“ am 15. Mai formulierte es Minister Dobrindt zeitgemäß: „erst virtuell und dann real bauen“. Dabei geht es in der Quintessenz um das räumliche Bauteilgefüge (3D-BIM) mit seinen vernetzten Informationen. Letztendlich leitet sich daraus die Wertschöpfungskette Bau ab. Von den Bauleistungen in ihrer zeitlichen Abfolge über die Bau- und Nutzungskosten bis zur ökologischen Bewertung im Lebenszyklus der Bauwerke.
Der Mehrwert von 3D-BIM steigt in dem Maße, wie die Bauteileigenschaften nach Standards klassifiziert sind. Hierzu erfolgte am 26.5.2014 in Berlin der Kick-off für die DIN SPEC 91400. Diese BIM-Klassifikation nach STLB-Bau ist ein bausemantisches Ordnungssystem für die Bauteilspezies. In der Einheit von menschen- und maschineninterpretierbaren Inhalten sind diese mit den IFC-Elementen nach der ISO 16739 verknüpft. Im Geschäftsplan mit DIN wurde die Veröffentlichung in Deutsch und Englisch für das Jahresende festgelegt. Dies erfolgt über die XML-Sprache in der Form einer IFC4-Katalogdatei.
Des Weiteren werden internationale und nationale Klassifikationen, wie z.B. OmniClass, UniClass, DIN 276, STLB-Bau u.a. damit verkettet. Mit der DIN SPEC 91400 steht zeitgleich die DBD-BIM Online Schnittstelle für das einfache und direkte Einbinden in fachspezifische Applikationen zur Verfügung.
Webbasierte integrierte Daten für BIM-Level 3 ist ein sehr hoher Anspruch. Sie müssen mobil nutzbar und IFC-konform sein. Der Schlüssel zur webbasierten Integration sind die Bauteileigenschaften nach der DIN SPEC 91400. Durch diese Bauteilsemantik lässt sich ein vielfältiges BIM-integriertes Fachwissen vernetzen, das beim Bearbeiten des räumlichen Bauteilgefüges (3D-BIM) aktiv nutzbar wird. Und besonders effektiv ist das zeitgleiche Ableiten von Leistungs-und Kostenstrukturen in Form konkreter Mengen- und Wertgerüste.
[1] Handelsblatt: Deutschland mit höherem Exportüberschuss als China; Stand 05.08.2014; http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/ifo-institut-deutschland-mit-hoeherem-exportueberschuss-als-china/9329150.html#
[2] Grafik Paul Teichholz: Labor-Productivity Declines in the Construction Industry: Causes and Remedies (Another Look); Stand 01.08.2014; http://www.aecbytes.com/viewpoint/2013/issue_67.html
[3] Bund der Steuerzahler e.V.: Kostenexplosionen stoppen! Warum Planung und Realität nicht zusammenpassen … In BdSt deckt auf. Stand: 30.7.2014. http://www.schwarzbuch.de/content/kostenexplosionen-stoppen
[4] Siehe Fußnote 3
[5] Jürgen Majer, Heinrich Pieh: BauKom-Online, Gewerksübergreifende Planung und Koordinierung von Bauprozessen in Computernetzwerken. In uni-hannover.de. Stand: 30.7.2014. http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fb04/381657442.pdf
- Quote paper
- Joaquin Diaz (Editor), 2014, BIM Kongress 2014. Tagungsband, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285918
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