Das geschichtlich entstandene Konstrukt der deutschen Gesellschaft, als homogene Einheit mit gemeinsamen Werten und Normen, wurde schon längst durch die Realität und die sozialwissenschaftliche Forschung widerlegt. Dieses Konstrukt hat, wie in dieser Literaturarbeit anhand der Einwanderungsgeschichte der Bundesrepublik gezeigt wird, verhindert, dass bis zum Jahre 2005, parallel zur Migrationspolitik, eine Integrationspolitik etabliert wurde. Das gleiche Konstrukt dominiert auch heute noch die Integrationsziele und Maßnahmen der Bundesrepublik, wie sie im Nationalen Integrationsplan und dem Nationalen Aktionsplan Integration festgelegt wurden. Menschen mit Migrationshintergrund werden hier vorwiegend als defizitär, weil anders als die Allgemeinheit, gesehen und sollen, auf diese Weise ebenfalls homogenisiert, durch Integrationsmaßnahmen gefördert werden. Hiermit soll ihnen der Anschluss an die, als Maßstab definierte, deutsche Bevölkerung ermöglicht werden. Gefordert wird von Ihnen eine Teilnahme an den fremdkonzipierten Maßnahmen und eine Akzeptanz der für allgemeingültig erklärten Werte und Normen der Gesellschaft. Erst nach erfolgreicher Integration, erfolgt die Bestätigung ihrer Zugehörigkeit, in Form der deutschen Staatsangehörigkeit. Nach der vergleichenden Darstellung verschiedener Integrationsmodelle wird in dieser Arbeit ein offener, interaktionistischer Ansatz präferiert, der Integration als gesamtgesellschaftlichen Prozess begreift. In diesen Prozess müssen alle Beteiligten gleichberechtigt einbezogen werden, da die gemeinsamen Regeln des Zusammenlebens nur durch Interaktion und damit kommunikativ ausgehandelt werden können. Um diesen Kommunikationsprozess zu fördern, stellt die Partizipative Forschung Instrumente und Ansätze bereit.
Die vorliegende Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die Ansätze partizipativer Forschung und offener Integrati-onsmodelle weitgehend deckungsgleich sind. Zielgruppen werden in beiden Ansätzen nicht als passive Objekte von Maßnahmen, sondern als auf Augenhöhe aktiv mitgestaltende Subjekte gesehen. Partizipative Forschung stellt die geeigneten Instrumente zur Verfügung, um diesen gemeinsamen Kommunikations- und Aushandlungsprozess in der Praxis auszugestalten. Damit haben partizipative Ansätze das Potential, Integrationspolitik den Erfordernissen einer multikulturellen Gesellschaft anzupassen.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Modelle der Integrationsforschung
- 2.1 Integration – ein unbefriedigender Begriff
- 2.1.1 Assimilation / Integration
- 2.1.2 Inklusion/ Integration
- 2.2 Dimensionen der Integration
- 2.3 Modelle der Integration
- 2.3.1 Sozialökologischer Ansatz der Chicagoer Schule
- 2.3.2 Stufenmodell von Gordon
- 2.3.3 Strukturelles Migrationsmodell von Hoffmann-Nowotny
- 2.3.4 Handlungstheoretisches Modell von Hartmut Esser
- 2.3.5 Offene, mehrdimensionale Integrationsmodelle
- 2.3.5.1 Integrationsdimensionen nach Heitmeyer/Anhut
- 2.3.5.2 Modell der pluralistischen Assimilation
- 2.3.5.3 Das normative Modell einer multikulturellen Gesellschaft
- 2.4 Wissenschaftstheoretische Ansätze
- 2.4.1 Soziale Arbeit
- 2.4.2 Soziologie
- 2.4.3 Psychologie
- 2.4.4 Pädagogik
- 3. Integrations- Ausländerpolitik
- 3.1 Einwanderungsgeschichte in der BRD/ „Ausländerpolitik"
- 3.2 Integrationspolitik (ab 2005)
- 4. Integrationsmonitoring als Spiegel des zugrunde liegenden Integrationsverständnisses
- 4.1 Integrationsmonitoring der Bundesregierung aktuell
- 4.2 Lebenslagen der Menschen mit Migrationshintergrund
- 4.3 Interkulturelle Öffnung der Institutionen und der Gesellschaft
- 4.4 Vergleich von Ansätzen auf Bundes,- Länder und kommunaler Ebene
- 4.5 Subjektive,,weiche" integrationsrelevante Faktoren
- 5. Partizipation
- 5.1 Partizipative Ansätze in der Gesundheitsförderung und der Sozialen Arbeit
- 5.1.1 Entstehungsgeschichte
- 5.1.2 Partizipative Forschung
- 5.1.2.1 Community-Based Participatory Research (CBPR)
- 5.1.3 Partizipation, Kernstrategie der Gesundheitsförderung
- 5.1.4 Partizipative Qualitätsentwicklung
- 5.1.5 Bedeutung für die Soziale Arbeit
- 6. Chancen und Herausforderungen bei der partizipativen Arbeit mit Migranten
- 6.1 Herausforderungen
- 6.1.1 Teilnahmebereitschaft / Teilnahmeermöglichung
- 6.1.2 Gesellschaftliche und politische Herausforderungen
- 6.1.3 Reziproke Anerkennung als Herausforderung
- 6.2 Chancen/ Ressourcen
- 6.2.1 Soziales Kapital
- 6.2.2 Wohnviertel
- 6.2.3 Frauen und Familie
- 6.2.4 Moscheen und religiöse Vereine
- 6.2.5 Migrantenselbstorganisationen (MSO)
- 6.2.6 Lokales Wissen
- 7. Praxisbeispiele
- 7.1 Gesundheitsförderung: Projekt PAKOMi
- 7.2 Soziale Arbeit: Projekt MIGRALTO
- Fazit
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Analyse der historischen Entwicklung der Einwanderungs- und Integrationspolitik in Deutschland
- Kritik am defizitären Ansatz der Integrationspolitik
- Vorstellung eines offenen, interaktionistischen Integrationsmodells
- Bedeutung von Partizipation für einen gelingenden Integrationsprozess
- Analyse der Chancen und Herausforderungen partizipativer Ansätze in der Integrationsarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit dem Thema Partizipation im Kontext der Integrationspolitik in Deutschland. Sie analysiert die historische Entwicklung der Einwanderungs- und Integrationspolitik und beleuchtet die aktuellen Integrationsziele und -maßnahmen der Bundesregierung. Die Arbeit kritisiert den defizitären Ansatz der Integrationspolitik, der Menschen mit Migrationshintergrund als anders und defizitär betrachtet und sie durch homogenisierende Maßnahmen an die deutsche Gesellschaft anpassen möchte. Stattdessen plädiert die Arbeit für einen offenen, interaktionistischen Ansatz, der Integration als einen gesamtgesellschaftlichen Prozess begreift, in den alle Beteiligten gleichberechtigt eingebunden werden.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas Partizipation im Kontext der Integrationspolitik in Deutschland herausstellt. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Integrationsmodelle vorgestellt und analysiert, wobei der Fokus auf offenen, interaktionistischen Ansätzen liegt. Das dritte Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Einwanderungs- und Integrationspolitik in Deutschland und kritisiert den defizitären Ansatz der aktuellen Integrationspolitik. Im vierten Kapitel wird das Integrationsmonitoring der Bundesregierung analysiert und die Lebenslagen von Menschen mit Migrationshintergrund beleuchtet. Das fünfte Kapitel widmet sich dem Thema Partizipation und stellt verschiedene Ansätze und Instrumente der partizipativen Forschung vor. Im sechsten Kapitel werden die Chancen und Herausforderungen bei der partizipativen Arbeit mit Migranten diskutiert. Das siebte Kapitel präsentiert Praxisbeispiele für partizipative Ansätze in der Gesundheitsförderung und der Sozialen Arbeit. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst und Handlungsempfehlungen für die Praxis gibt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Partizipation, Integration, Einwanderung, Migrationshintergrund, Integrationspolitik, Deutschland, interkulturelle Öffnung, Gesundheitsförderung, Soziale Arbeit, Community-Based Participatory Research (CBPR), Migrantenselbstorganisationen (MSO), Reziproke Anerkennung, Defizitmodell, offenes Integrationsmodell, interaktionistischer Ansatz, gesamtgesellschaftlicher Prozess, Handlungsempfehlungen.
- Quote paper
- Joscha Rascho (Author), 2013, Partizipation als zu forderndes Kernelement der Integrationspraxis in der heterogenen Einwanderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285703
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