Hermann Hesse erzählt in seinem Roman „Unterm Rad“ die Geschichte von Hans Giebenrath, der am Ausgang des 19. Jahrhunderts, „als in Stuttgart noch die Pferdebahn fuhr“, durch einen Sprung ins Wasser umkommt. Aus dem Romanende geht die Frage hervor, ob der Tod nun ein tragischer Unfall im noch kurzen Leben eines strebsamen Knaben war, oder ob Hans, „unverstandene[s] Kind als Opfer falscher Erziehung von Schule und Elternhaus“ sinnbildlich zur „Anklage gegen die Bedrückung der Jugend in einem inhumanen Erziehungssystem“ der wilhelminischen Ära avanciert.
Ein Erziehungssystem mit „reaktionäre Pädagogik“, die eine Individualisierung junger Zöglinge zu Gunsten der Gesellschaft unterbindet und diese stattdessen nicht nur erzieht, sondern vielmehr nach eigenem Ermessen formt. Wurde Hans Giebenrath durch dieses Systemgeflecht so intensiv geprägt und in die Ecke gedrängt, dass ihm, seiner Ansicht nach, keine andere Wahl als der Selbstmord blieb?
Diesen Fragen geht die folgende Hausarbeit nach und untersucht dabei drei für Hans prägende Abschnitte seines Lebens: Seine Kindheit und deren Entfremdung, den Aufenthalt und die Einflüsse im Maulbronner Seminar sowie schließlich seine Rückkehr in die Heimat. Anhand dieser drei Szenerien und ihren spezifischen Personenkonstellation soll der Untergang von Hans als Objekt der Gesellschaft festgemacht werden. Darüber hinaus soll der Versuch unternommen werden Hans Seminarfreund Hermann Heilner sowie den Schuster Flaigals zwei dem System entgegenstehende Personen zu charakterisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hans Werdegang
- Kindheit und Entfremdung
- Einflüsse der Maulbronner Klosterschule
- Die Heimkehr und Tod
- Hermann Heilner und Schuster Flaig
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob der Tod von Hans Giebenrath im Roman „Unterm Rad“ von Hermann Hesse als tragischer Unfall oder als Selbstmord zu verstehen ist. Die Arbeit untersucht, inwieweit Hans' Lebensgeschichte als Anklage gegen das repressive Erziehungssystem der wilhelminischen Ära gelesen werden kann.
- Das repressive Erziehungssystem der wilhelminischen Ära
- Die Rolle der Familie und Schule in der Persönlichkeitsentwicklung
- Die Folgen von Überforderung und Isolation für die jugendliche Psyche
- Die Suche nach Identität und Selbstfindung in der Adoleszenz
- Das Spannungsverhältnis zwischen Individualität und gesellschaftlichen Erwartungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit vor. Sie bietet eine kurze Zusammenfassung des Romans „Unterm Rad“ und der wichtigsten Figuren.
Hans Werdegang
Kindheit und Entfremdung
Dieser Abschnitt analysiert Hans' Kindheit und die Einflüsse seines Elternhauses. Er untersucht, wie Hans durch die Erwartungen seines Vaters und die starren Strukturen seines Umfelds zunehmend isoliert und entfremdet wird.
Einflüsse der Maulbronner Klosterschule
Dieser Abschnitt beleuchtet Hans' Zeit im Maulbronner Seminar. Er zeigt, wie die strenge Disziplin und das repressive Erziehungssystem zu Hans' emotionaler Verarmung beitragen.
Die Heimkehr und Tod
Dieser Abschnitt untersucht die Ereignisse, die zu Hans' Tod führen. Er analysiert die Gründe für seinen Selbstmordversuch im Kontext seiner Lebensgeschichte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Hermann Hesse, Unterm Rad, Selbstmord, Adoleszenz, Erziehungssystem, wilhelminische Ära, Familie, Schule, Identität, Isolation, Überforderung, Individualität, Gesellschaft.
- Quote paper
- Thomas Aengeneyndt (Author), 2014, Suizid und Identitätsraub in Hermann Hesses "Unterm Rad", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285425