„In demselben Jahre sind um unserer Sünden willen unbekannte Stämme gekommen. Niemand hat recht gewußt, wer sie sind und von wo sie aufgebrochen sind, welches ihre Sprache ist, aus welchem Geschlecht sie stammen und welcher ihr Glauben ist. Man nennt sie Tataren, andere aber sagen, sie heißen Taurmenen, noch andere sagen, Petschenegen. Wiederum etliche behaupten, es wären diejenigen, von welchen Methodius von Patara gesagt hat, sie kämen von der Etriw- Wüste, welche zwischen Ost und Nord liegt. Denn Methodius sagt, wenn das Ende der Zeiten käme, dann würden diejenigen erscheinen, welche Gideon vertrieben hatte. Sie würden den ganzen Erdkreis vom Osten bis zum Euphrat und vom Tigris bis zum Pontischen Meer – außer Äthiopien – erobern. Nur Gott allein weiß, wer sie sind und von wo sie aufgebrochen sind. Das werden wohl die weisen Männer, welche die Bücher verstehen, gut begreifen; wir aber wissen nicht, wer sie sein könnten. Hier tragen wir es nur zum Gedächtnis der Not ein, welche sie über die russischen Fürsten gebracht haben.“ (Zenkovsky, Serge A. (Hrsg.): Aus dem alten Russland. Epen, Chroniken und Geschichten, München / Wien 1968, S. 167)
Mit diesen Worten berichten die russischen Chronisten vom ersten Zusammentreffen mit dem fremden Reitervolk der Mongolen, welche, nahezu unbemerkt von der abendländischen Welt, unter ihrem Anführer Cingiz-Chan ein Reich errichtet hatten, das nicht nur von seiner Ausdehnung her nichts Vergleichbares kannte, noch von seiner politischen Organisation her Vergleiche mit anderen Hochkulturen scheuen muss. Ihre Ankunft in Europa im 13. Jahrhundert wurde von vielen als Strafe Gottes der Sünden wegen – die Überlieferungen haben einen apokalyptischen Grundton – angesehen. Sicherlich bedeutet sie einen enormen Einschnitt in die Geschichte Europas, welche dadurch nicht nur beeinflusst, sondern nachhaltig geprägt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Vorgeschichte
- 1. Die Situation in der Kiever Rus' vor dem Einbruch der Mongolen
- 2. Die Entwicklung des Mongolischen Reichs unter Cingiz-Chan
- II. Erster Zusammenstoß
- 1. Die Schlacht an der Kalka
- 2. Innenpolitische Auswirkungen auf die Rus'
- 3. Weitere Entwicklung des Mongolischen Reichs
- III. Der Europafeldzug
- 1. Die Unterwerfung der Rus'
- 2. Die Folgen des Falls der Rus' für Europa
- 3. Folgen für die Rus'
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte des Mongolensturms auf die Kiever Rus' im 13. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Vorgeschichte des Ereignisses, die Situation in der Kiever Rus' vor dem Einbruch der Mongolen sowie die Entwicklung des Mongolischen Reichs unter Cingiz-Chan. Die Arbeit analysiert die Folgen des mongolischen Einfalls auf die Rus' und auf Europa, und betrachtet die dauerhaften Auswirkungen des Sturms auf die Geschichte des Landes.
- Der Niedergang der Kiever Rus' vor dem Mongolensturm
- Die Entstehung und Entwicklung des Mongolischen Reichs unter Cingiz-Chan
- Die Auswirkungen des mongolischen Einfalls auf die Kiever Rus'
- Die Folgen des Mongolensturms für Europa
- Die langfristigen Auswirkungen des Sturms auf die Geschichte der Rus'
Zusammenfassung der Kapitel
I. Vorgeschichte
Dieses Kapitel beleuchtet die Situation in der Kiever Rus' vor dem Einbruch der Mongolen im 13. Jahrhundert. Es analysiert die interne Zerrissenheit und Schwäche des Reiches, die durch die komplizierte Erbfolgeordnung und die ständigen Bruderkriege entstanden sind. Das Kapitel untersucht die politische und soziale Struktur der Rus', die Rolle der Städte und die Entstehung des landbesitzenden Adels, der Bojaren. Zudem beleuchtet es die Bedrohung durch die Kumanen oder Polovcer, die ab 1061 zunehmend Probleme bereiteten.
II. Erster Zusammenstoß
Dieses Kapitel schildert die erste Begegnung der Rus' mit den Mongolen. Es analysiert die Schlacht an der Kalka im Jahre 1223, in der die Mongolen einen entscheidenden Sieg errangen. Das Kapitel untersucht auch die innenpolitischen Auswirkungen des Kampfes auf die Rus' und die weitere Entwicklung des Mongolischen Reichs unter Cingiz-Chan.
III. Der Europafeldzug
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die mongolische Eroberung der Rus'. Es schildert die Unterwerfung des Landes durch die Mongolen und die Auswirkungen dieser Eroberung auf Europa. Der Fokus liegt auf den Folgen des Falls der Rus' für die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Kontinents. Das Kapitel befasst sich ebenfalls mit den dauerhaften Folgen des Sturms für die Rus', die einen bedeutenden Einschnitt in die Geschichte des Landes markierten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der osteuropäischen Geschichte, wie dem Niedergang der Kiever Rus', der Mongolenherrschaft, den Folgen des Mongolensturms auf die Rus' und Europa, und dem Einfluss der Mongolen auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Kontinents. Wesentliche Schlüsselbegriffe sind: Kiever Rus', Mongolen, Cingiz-Chan, Schlacht an der Kalka, Erbfolgeordnung, Bojaren, Kumanen, Polovcer, Russland, Europa.
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- Peter Brendebach (Autor), 2004, Der Mongolensturm, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28538