Einleitung
Das Phänomen des Populismus zu untersuchen, eröffnet dem Forschenden ein schier unerschöpfliche Fülle an Betrachtungen zu verschiedenen Teilaspekten dieser Erscheinung, zu ihrer Geschichte, ihren Strategien, ihren ‚Führern’ und deren Methoden. Politische, psychologische, historische Beobachtungen und Meinungen und solche aus anderen wissenschaftlichen Betätigungsfeldern stehen bereit, nicht zuletzt deshalb, weil nahezu jedwede Bewegung, jeder ‚laute’ Politiker, jeder Standpunkt und jede fixierte Schrift an irgendeinem Ort schon als ‚populistisch’ bezeichnet wurde. Auf die Fülle der populistischen Erscheinungsbereiche soll in dieser Arbeit noch näher eingegangen werden. Will man den Populismus nun aus volkskundlicher Sicht betrachten, so bietet sich ein ganz anderes Bild als das oben beschriebene: Kein Band einer volkskundlichen Bibliothek schein sich mit diesem Thema beschäftigt zu haben, kein Forscher bisher eine Notwendigkeit oder zumindest Eignung gesehen zu haben, unter den Vorgaben der Volkskunde dies Thema zu untersuchen, obwohl gerade die ‚kleinen Leute’ und ihr Umfeld hier eine zentrale Rolle spielen, was in anderen volkskundlichen Untersuchungen stets im Mittelpunkt steht.
Ich selber möchte hier nicht darauf verzichten, grundlegende Erscheinungen im Zusammenhang mit dem Populismus zu behandeln und seine regelmäßigen Symptome darzulegen, doch möchte ich meinen Blick auch ausführlich auf soziokulturelle und gesellschaftspolitische Veränderungen richten, die die Anhänger von Populisten überhaupt zu seinen ‚Lämmern’ werden lassen, denn hier sehe ich den volkskundlichen Ansatz. Es sei darauf hingewiesen, daß ich mich hier in erster Linie auf neuere Entwicklungen stützen möchte, wobei sich gewisse Grundprinzipien erkennen lassen, die anwendbar auch auf lange zurückliegende Fälle von populistischem Erfolg sind. Hier sind insbesondere Begriffe wie ‚Gemeinschaft’, ‚Identität’, ‚Tradition’ und ‚Kontinuität’ von Bedeutung und sollen betrachtet werden. Auch die Frage, inwiefern die Globalisierung einen fruchtbaren Nährboden für den Populismus schafft, möchte ich hier zumindest teilweise zu beantworten versuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Populismus? Was sind Populisten?
- Die Wirkungsfelder der Populisten
- Konstruierte Mythen, Theorien und Ideologien
- Die,,Alte Linke“
- Öko-Populismus
- Religiöser Populismus
- Konservativer Populismus
- Nationaler Populismus
- Die,,Neue Rechte“
- ,Der kleine Mann' und der Populismus. Gründe für den Aufstand
und die Macht der Verführung
- Tradition, Sitten und Bräuche
- Heimat
- Gemeinheit und Gemeinschaft
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Populismus aus volkskundlicher Perspektive. Sie untersucht die soziokulturellen und gesellschaftspolitischen Veränderungen, die die Anhänger von Populisten zu deren Anhängern machen. Dabei liegt der Fokus auf Begriffen wie „Gemeinschaft“, „Identität“, „Tradition“ und „Kontinuität“. Darüber hinaus wird die Frage untersucht, inwiefern die Globalisierung einen Nährboden für den Populismus schafft.
- Definition und historische Entwicklung des Populismus
- Soziokulturelle und gesellschaftspolitische Ursachen für den Aufstieg des Populismus
- Die Rolle von „Gemeinschaft“, „Identität“, „Tradition“ und „Kontinuität“ im Kontext des Populismus
- Der Einfluss der Globalisierung auf den Populismus
- Volkskundliche Perspektiven auf den Populismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert eine Einführung in das Thema Populismus und verdeutlicht die Bedeutung der volkskundlichen Perspektive. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und historischen Entwicklung des Populismus, wobei verschiedene Strömungen wie der American Populism, die russischen Narodniki und der europäische Basis-Demokratie-Diskurs vorgestellt werden. Das dritte Kapitel beleuchtet die Wirkungsfelder der Populisten. Das vierte Kapitel analysiert verschiedene konstruierte Mythen, Theorien und Ideologien im Zusammenhang mit Populismus, darunter die „Alte Linke“, Öko-Populismus, religiöser Populismus, konservativer Populismus, nationaler Populismus und die „Neue Rechte“. Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Gründen für den Aufstieg des Populismus, insbesondere aus der Sicht des „kleinen Mannes“. Dabei werden Themen wie Tradition, Heimat, Gemeinheit und Gemeinschaft behandelt.
Schlüsselwörter
Populismus, Volkskunde, Gemeinschaft, Identität, Tradition, Kontinuität, Globalisierung, Basisbewegung, „kleine Leute“, Soziokultur, Gesellschaftspolitik, Mythen, Theorien, Ideologien, „Alte Linke“, Öko-Populismus, religiöser Populismus, konservativer Populismus, nationaler Populismus, „Neue Rechte“
- Citar trabajo
- Till Hurlin (Autor), 2003, Populismus. Soziokulturelle und gesellschaftspolitische Veränderungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28430