Der Begriff Neurose wurde erstmals von dem schottischen Arzt William Cullen (1710-90) im Jahre (1769) eingeführt. Er wurde von ihm als Bezeichnung für alle Erkrankungen des Nervensystems, auch der peripheren Nerven, eingesetzt, ohne dass dabei der Nachweis einer Ursache geführt wurde. Das 19. Jahrhundert verstand unter Neurosen „Organstörungen ohne Läsionen der Organstruktur.“ Benannt wurden sie nach einem Organsitz, wie es am Beispiel der Herzneurose deutlich wird. Als Organsitz der Hysterien wurde die Gebärmutter gesehen und für die Hypochondrie der Verdauungskanal. Außerdem wurden Erkrankungen des Nervensystems als Neurosen bezeichnet. Je nach Sitz wurde von peripheren, spinalen und cerebralen Neurosen gesprochen. In Anlehnung an Cullens Definition vertrat auch Charcot (1825-93) die Auffassung „von Neurosen als funktionellen, also nicht strukturell-verankerten Störungen des Nervensystems.“ Der Begriff <funktionell> darf jedoch nicht mit <psychogen> verwechselt werden. Mit funktionell wurden „unentdeckte, möglicherweise erbliche Funktionsstörungen des Nervensystems“ bezeichnet.
Sigmund Freud (1856-1939) entwickelt ein Gegenmodell zu der seinerzeit noch populären Auffassung von Geistes- oder psychischen Krankheiten als Gehirnkrankheiten. Dies Gegenmodell ist ein eigenes „psychogenetisch ausgerichtetes Neurosenkonzept.“
Inhaltsverzeichnis
- Der Zwang als lebenserhaltendes Prinzip – ein ideengeschichtlicher Hintergrund.
- Neurose
- Historische Anmerkungen zum Neurosenbegriff.
- Der Neurosenbegriff Sigmund Freuds
- Freuds Neurosenklassifikation
- Charakterneurose und Symptomneurose im Vergleich.
- Differenzierungen und Modifikationen von Freuds Neurosenkonzept.
- Freuds drei Faktoren zur Entstehung einer Neurose.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Neurosenbegriff bei Sigmund Freud und untersucht dessen Entwicklung und Bedeutung. Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext des Begriffs, analysiert Freuds Neurosenklassifikation und stellt die wichtigsten Faktoren für die Entstehung von Neurosen dar.
- Der historische Kontext des Neurosenbegriffs
- Freuds Neurosenklassifikation und seine Abgrenzung von anderen Ansätzen
- Die Rolle von Zwang als lebenserhaltendes Prinzip
- Psychogenetische Faktoren bei der Entstehung von Neurosen
- Die Bedeutung von Konflikten und Abwehrmechanismen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den ideengeschichtlichen Hintergrund des Zwangs als lebenserhaltendes Prinzip. Es wird die Bedeutung von Wiederholung und Ritualen für die menschliche Psyche diskutiert und der Zusammenhang zwischen Zwang und Angstbindung hervorgehoben.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Neurosenbegriff. Zunächst werden historische Anmerkungen zum Begriff und seine Entwicklung dargelegt. Anschließend wird Freuds Neurosenkonzept vorgestellt und mit anderen Ansätzen verglichen. Das Kapitel beleuchtet auch Freuds Klassifikation von Neurosen und die Faktoren, die zu ihrer Entstehung beitragen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind: Neurose, Zwang, Sigmund Freud, Neurosenklassifikation, Psychogenese, Konflikt, Abwehrmechanismen, Angstbindung, Wiederholung, Ritual, Strukturstörung, Charakterneurose, Symptomneurose, Existenzsicherung.
- Quote paper
- Ortrud Neuhof (Author), 2004, Der Neurosenbegriff bei Sigmund Freud, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284259