„Alle menschlichen Handlungen haben eine oder mehrere der folgenden Ursachen: Zufall, Notwendigkeit, Zwang, Gewohnheit, Vernunft, Leidenschaft und Verlangen.“
Die Frage nach den Ursachen von Ereignissen, die Aristoteles auf diese Weise zusammenfassend beantwortete, stellt sich jeder Mensch jeden Tag in vielen verschiedenen Situationen. So fragen wir uns beispielsweise „Warum hat sich diese Person so verhalten?“, „Aus welchem Grund weint das Kind?“, „Ist die Person versehentlich gestolpert oder hat er mich etwa aus Rücksichtslosigkeit angestoßen?“, „Kommt sie immer zu spät oder ist etwas dazwischen gekommen?“ oder auch „Was ist der Grund für den Misserfolg in der Klausur?“.
Dieses Ergründen der Ursachen für beobachtbares Verhalten des Menschen ist Gegenstand der Attributionstheorie. Sie beschreibt die Methode der Ursachenzuschreibung (engl. to attribute = zuschreiben), die der Mensch Ereignissen und Verhalten zuordnet, wie er darauf aufbauend Bewertungen seiner Beobachtungen vornimmt, um seine alltägliche Umgebung zu verstehen, sie kontrollier- und vorhersehbar zu machen.
Zum Verständnis der Auswirkungen von Attributionen auf Erleben und Verhalten ist es besonders wichtig zu verstehen, wie dieser Prozess der Ursachenzuschreibung funktioniert.
Diese Arbeit betrachtet zunächst das grundlegende Konzept der Attributionstheorien und geht dabei auf die naive Handlungsanalyse von Fritz Heider (1958) ein. Anschließend wird der Aspekt der attributionalen Theorien aufgegriffen und anhand des Konzeptes der Kausaldimensionen nach Weiner erklärt, wie sich diese Ursachenzuschreibungen auf das menschliche Leben und Verhalten auswirken.
Im Anschluss wird das Stadienmodell attributionaler Aktivität von Stiensmeier-Pelster dargestellt, sowie ein kurzer Überblick über die Bedeutung der Erwartungsänderung, des Selbstwertes und die verschiedenen Attributionsstile gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition
- 3. Funktion von Attributionen
- 4. Heiders „naive Handlungsanalyse“
- 5. Das Konzept der Kausaldimensionen
- 5.1 Die Lokationsdimension
- 5.2 Die Stabilitätsdimension
- 5.3 Die Kontrollierbarkeitsdimension
- 6. Stadienmodell attributionaler Aktivität
- 7. Attribution und Erwartungsänderung
- 8. Attribution und Selbstwert
- 9. Attributionsstile
- 10. Fazit
- 11. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Attributionstheorie und ihre Bedeutung für das Verständnis menschlichen Verhaltens und Erlebens. Sie beleuchtet den Prozess der Ursachenzuschreibung, seine Auswirkungen auf Motivation und Emotion sowie verschiedene Modelle und Konzepte der Attributionspsychologie.
- Definition und Funktion von Attributionen
- Heiders naive Handlungsanalyse als Grundlage der Attributionstheorie
- Kausaldimensionen nach Weiner und deren Einfluss auf das menschliche Verhalten
- Stadienmodell attributionaler Aktivität
- Bedeutung von Attribution für Erwartungsänderung, Selbstwert und Attributionsstile
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Attributionstheorie ein und stellt die zentrale Frage nach den Ursachen menschlichen Verhaltens. Sie veranschaulicht anhand von Beispielen aus dem Alltag die Relevanz der Ursachenzuschreibung für das menschliche Verstehen und Handeln. Aristoteles’ Überlegungen zu den Ursachen menschlichen Tuns bilden den historischen Ausgangspunkt der Betrachtung. Die Arbeit kündigt ihren Aufbau an und betont die Bedeutung des Verständnisses des Prozesses der Ursachenzuschreibung für das Erleben und Verhalten.
2. Definition: Dieses Kapitel liefert eine prägnante Definition von Attributionen als Zuschreibung von Ursache und Wirkung menschlichen Handelns. Es hebt die entscheidende Rolle von Attributionen für Emotion und Motivation hervor. Der Unterschied zwischen Attributionstheorien (Beschreibung der Wahrnehmung und Ursachenzuschreibung) und attributionalen Theorien (Auswirkungen der Ursachenzuschreibung auf Erleben und Verhalten) wird deutlich herausgearbeitet.
3. Funktion von Attributionen: Der Abschnitt beleuchtet die Frage nach dem „Warum“ hinter dem menschlichen Bedürfnis nach Ursachenerklärungen. Er argumentiert, dass die Fähigkeit zur Attribution essentiell ist für das Verstehen, Kontrollieren und Vorhersagen der Umwelt. Das Beispiel einer nicht bestandenen Prüfung veranschaulicht, wie die Identifizierung der Ursache für Misserfolg die Möglichkeit zur Veränderung und Verbesserung eröffnet.
4. Heiders „naive Handlungsanalyse“: Dieses Kapitel widmet sich Fritz Heiders Konzept des „naiven Wissenschaftlers“. Es erläutert den Ansatz, dass Menschen als intuitive Psychologen ihre Umwelt verstehen und kontrollieren wollen, indem sie Erklärungen für beobachtete Ereignisse konstruieren. Heiders naive Handlungsanalyse wird als Beschreibung der intuitiven Annahmen über das Zusammenspiel von Ursachen und Handlungsergebnissen vorgestellt.
Schlüsselwörter
Attributionstheorie, Ursachenzuschreibung, naive Handlungsanalyse, Kausaldimensionen, Lokation, Stabilität, Kontrollierbarkeit, Stadienmodell attributionaler Aktivität, Erwartungsänderung, Selbstwert, Attributionsstile.
Attributionstheorie: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Attributionstheorie. Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, und ein Stichwortverzeichnis. Die Arbeit untersucht den Prozess der Ursachenzuschreibung, seine Auswirkungen auf Motivation und Emotion sowie verschiedene Modelle und Konzepte der Attributionspsychologie.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Kernbereiche: Definition und Funktion von Attributionen, Heiders naive Handlungsanalyse, Kausaldimensionen nach Weiner (Lokation, Stabilität, Kontrollierbarkeit), Stadienmodell attributionaler Aktivität, sowie den Einfluss von Attribution auf Erwartungsänderung, Selbstwert und Attributionsstile.
Was ist unter "Attribution" zu verstehen?
Attribution bezeichnet die Zuschreibung von Ursache und Wirkung menschlichen Handelns. Die Arbeit betont die entscheidende Rolle von Attributionen für Emotion und Motivation und unterscheidet zwischen Attributionstheorien (Beschreibung der Wahrnehmung und Ursachenzuschreibung) und attributionalen Theorien (Auswirkungen der Ursachenzuschreibung auf Erleben und Verhalten).
Welche Funktion haben Attributionen?
Die Fähigkeit zur Attribution ist essentiell für das Verstehen, Kontrollieren und Vorhersagen der Umwelt. Durch die Identifizierung von Ursachen für Ereignisse (z.B. Misserfolg) eröffnet sich die Möglichkeit zur Veränderung und Verbesserung.
Was ist Heiders "naive Handlungsanalyse"?
Heiders Konzept des "naiven Wissenschaftlers" beschreibt den Ansatz, dass Menschen als intuitive Psychologen ihre Umwelt verstehen und kontrollieren wollen, indem sie Erklärungen für beobachtete Ereignisse konstruieren. Die naive Handlungsanalyse beschreibt die intuitiven Annahmen über das Zusammenspiel von Ursachen und Handlungsergebnissen.
Welche Kausaldimensionen werden betrachtet?
Die Arbeit behandelt die Kausaldimensionen nach Weiner: Lokation (internal/external), Stabilität (stabil/instabil) und Kontrollierbarkeit (kontrollierbar/unkontrollierbar). Diese Dimensionen beeinflussen das menschliche Verhalten.
Gibt es ein Stadienmodell der attributionalen Aktivität?
Ja, die Arbeit beschreibt ein Stadienmodell, das den Prozess der Ursachenzuschreibung in verschiedenen Phasen darstellt. (Genaueres Detail zum Modell ist nicht im FAQ enthalten, sondern nur im Text selbst).
Wie beeinflusst Attribution den Selbstwert?
Die Art und Weise, wie wir Ereignisse attribuieren, hat einen starken Einfluss auf unseren Selbstwert. Die Arbeit untersucht diesen Zusammenhang genauer. (Genaueres Detail zum Zusammenhang ist nicht im FAQ enthalten, sondern nur im Text selbst).
Was sind Attributionsstile?
Die Arbeit behandelt verschiedene Attributionsstile, also individuelle Muster der Ursachenzuschreibung. (Genaueres Detail zu den Attributionsstilen ist nicht im FAQ enthalten, sondern nur im Text selbst).
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Attributionstheorie, Ursachenzuschreibung, naive Handlungsanalyse, Kausaldimensionen, Lokation, Stabilität, Kontrollierbarkeit, Stadienmodell attributionaler Aktivität, Erwartungsänderung, Selbstwert, Attributionsstile.
- Quote paper
- Bachelor of Science Katrin Anna Gruber (Author), 2012, Das Konzept der Attributionstheorien und die Auswirkungen auf das menschliche Leben und Verhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283200