Der Krimkrieg steht für eine wichtige Zäsur in der Geschichte Europas im 19. Jahrhundert. Obwohl es sich bezüglich der Ausdehnung lediglich um einen sehr begrenzten Krieg handelte, stellte er doch einen Umbruch in der europäischen Geschichte dar, nicht nur weil es zum ersten Mal seit dem Wiener Kongreß wieder zu einer Konfrontation unter den europäischen Großmächten kam, sondern auch weil die 1815 besiegte Macht Frankreich, die zudem die Restauration erneut abgeschüttelt hatte, nun mit einer Siegermacht von 1815 gege n eine andere kämpfte. Während die Annäherung der beiden Westmächte aneinander in der Literatur recht gur untersucht ist, findet ich relativ wenig zu der grundlegenden Veränderung des Verhältnisses der drei konservativen Ostmächte (Preußen, Rußland und die Habsburger Monarchie) zueinander. Diese Mächte hatten gemeinsam als Troppauer Allianz oder auch als Heilige Allianz die Legitimität der Herrschaft und das Recht der europäischen Großmächte auf Intervention im Falle revolutionärer Ereignisse zum politischen Prinzip gemacht und sich so zunehmend in Opposition zu England begeben. Das noch 1833 erneuerte Bündnis der drei konservativen Ostmächte brach durch den Krimkrieg endgültig auseinander, mit gravierende Auswirkungen für ganz Europa. Dieser Prozeß soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit analysiert werden, wobei der Schwerpunkt der Betrachtung auf den Veränderungen des Verhältnisses von Preußen zu den anderen beiden Mächten liegen soll. Zu diesem Zweck werden zunächst die außenpolitischen Ziele der drei Ostmächte in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet. Darauf aufbauend werden die aus diesen Zielen resultierenden möglichen Konflikte in dem Verhältnis der drei Ostmächte untereinander umrissen, um schließlich auf dieser Grundlage die diplomatischen Beziehungen von Preußen zu den anderen beiden Mächten zu untersuchen. Hierbei soll aber nicht nur die Zeit des Krimkrieges selbst, sondern auch die Vorbedingungen und die Vorphase untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die außenpolitischen Interessen der Ostmächte in der Mitte des 19. Jahrhunderts
- Die außenpolitischen Interessen Preußens
- Die außenpolitischen Interessen Rußlands
- Die außenpolitischen Interessen Österreich-Ungarns
- Interessenkonflikte der östlichen Kontinentalmächte
- Konfliktpotential Österreich-Preußen
- Konfliktpotential Preußen-Rußland
- Konfliktpotential Rußland-Österreich
- Diplomatische Beziehungen Preußens mit den beiden anderen Ostmächten
- Beziehungen zwischen Preußen und Rußland
- Grundlagen der preußischen Neutralität
- Die starke Neutralität
- Isolation oder Neutralität ?
- Konsolidierung der Neutralität
- Beziehungen zwischen Preußen und Österreich
- Österreichische Sachzwänge
- Österreichs Dominanz über Preußen
- Die Dominanz Österreichs relativiert sich
- Beziehungen zwischen Preußen und Rußland
- Schlußfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Prozeß des Auseinanderbrechens der Heiligen Allianz der konservativen Ostmächte (Preußen, Rußland und Österreich) im Zuge des Krimkrieges. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Veränderungen des Verhältnisses von Preußen zu den anderen beiden Mächten. Die Arbeit zeichnet zunächst die außenpolitischen Ziele der drei Ostmächte in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf, um anschließend die daraus resultierenden Konflikte und die diplomatischen Beziehungen Preußens zu Rußland und Österreich im Kontext des Krimkrieges und seiner Vorphase zu untersuchen.
- Die außenpolitischen Interessen der Ostmächte im 19. Jahrhundert
- Die Konflikte zwischen den Ostmächten
- Die diplomatischen Beziehungen Preußens zu Rußland und Österreich im Kontext des Krimkrieges
- Die Rolle Preußens als Vermittler zwischen Rußland und Österreich
- Die Auswirkungen des Krimkrieges auf das europäische Machtgefüge
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Bedeutung des Krimkrieges als Zäsur in der europäischen Geschichte und die Notwendigkeit, die Veränderungen im Verhältnis der drei konservativen Ostmächte zueinander zu analysieren.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den außenpolitischen Interessen der drei Ostmächte in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Fokus liegt dabei auf den jeweiligen innenpolitischen Rahmenbedingungen und den daraus resultierenden außenpolitischen Zielen.
Das dritte Kapitel untersucht die Konfliktpotenziale zwischen den drei Ostmächten. Dabei werden die einzelnen Konfliktlinien zwischen Österreich und Preußen, Preußen und Rußland sowie Rußland und Österreich herausgearbeitet.
Das vierte Kapitel analysiert die diplomatischen Beziehungen Preußens mit den beiden anderen Ostmächten. Es werden sowohl die Beziehungen zwischen Preußen und Rußland als auch zwischen Preußen und Österreich in der Zeit vor und während des Krimkrieges beleuchtet.
Schlüsselwörter
Der Krimkrieg, Heilige Allianz, Ostmächte, Preußen, Rußland, Österreich, außenpolitische Interessen, Konfliktpotenziale, diplomatische Beziehungen, Neutralität, Bundespolitik, Restauration.
- Quote paper
- Ulrich Jacobs (Author), 1998, Die Heilige Allianz (Preußen, Rußland und Österreich) während des Krimkrieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28301