Die Johanniter gelten bis heute als eine der wichtigsten karitativen Organisationen. Sie kümmern sich als Hilfetruppe in Kriegsgebieten, in der Altenpflege, in der Lebenshilfe, bei Kindern und in ihren Krankenhäusern, um Bedürftige aller Art. Wobei sie immer wieder auf den Grundgedanken referieren, der ihre Entstehung ermöglichte: Aufopferung für Bedürftige als ein Dienst vor Gott im Sinne der von Jesus geforderten Caritas.
In meiner Arbeit werde ich diese Nächstenliebe, die immer als zentral markiert wird, untersuchen. Bei dem Blick auf die erste erhaltene Regel der Gemeinschaft, welche der Ordensmeister Raimund du Puy wohl in der Zeit von 1125 bis 1153 festgesetzt hat, erschien mir die Zusammenstellung von Bestimmungen, Strafen und Verordnungen eher als Widerspruch zu einer Caritas, die aus freiwilliger Aufopferung basierend auf Nächstenliebe resultiert. Dementsprechend mochte ich untersuchen, ob die Armen- und Krankenpflege im Sinne der Caritas des Ordens tatsächlich der brüderlichen Nächstenliebe entsprungen ist oder ob diese karitative Arbeit eher den Charakter einer Pflicht getragen hat. Die Brisanz dieser Frage ist mir durchaus bewusst, denn auch heute noch lebt der Orden von Freiwilligen und der aufopferungsvollen Pflege der Alten und Kranken. Es ist allerdings weder mein Ziel der Johanniter-Gemeinschaft ihre Berechtigung zu entziehen, noch ihre Leistungen bezüglich der Pflege Bedürftiger durch die Jahrhunderte hinweg zu schmälern. Mir geht es lediglich um einen Abgleich von Idee, Manifestierung dieser in der Schrift und ihrer Umsetzung.
Meiner Arbeit lege ich die ersten erhaltenen Regeln Raimund du Puys und Roger de Molins zugrunde und arbeite an diesen jeweils heraus, inwieweit die Nächstenliebe als Pflicht dargestellt wird. Den Fokus lege ich dabei auf die Anfange der Johannitergemeinschaft im 11. und 12. Jahrhundert und auf die Arbeit im Hospital zu Jerusalem, da diese als erste Institution der johannitischen Caritas und als Vorbildhospital für andere Orden zu kennzeichnen ist. Beginnen werde ich mit der Geschichte des Johanniterordens und dem Hospital von Jerusalem, um die Umstände und Umgebung bezüglich der Entstehung der ersten Regel deutlich zu machen. Weiterhin stehen das Selbstbild und die Ausrichtung der Johanniter im Betrachtungsfeld. Danach stelle ich die erste Regel vor und bewerte daran den Umgang mit Caritas als Nächstenliebe bzw. Pflicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Entstehung der Johanniter
- 2. Die ersten Ordensregeln:
- Nächstenliebe und Pflichtbewusstsein
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Johanniterorden und untersucht, ob die Nächstenliebe als zentraler Bestandteil des Ordens tatsächlich aus freiwilliger Aufopferung resultiert oder ob die karitative Arbeit eher dem Charakter einer Pflicht trägt.
- Die Entstehung und Entwicklung des Johanniterordens
- Die Rolle der Nächstenliebe in der ersten Regel des Ordens
- Der Einfluss der kirchlichen Anerkennung auf die Organisation des Ordens
- Die Bedeutung des Hospitals in Jerusalem als Vorbild für andere Orden
- Die Verbindung des Ordens zu den benediktinischen und augustinischen Kanonikern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Verhältnis von Nächstenliebe und Pflicht im Johanniterorden. Kapitel 1 beleuchtet die Entstehung des Johanniterordens, seine Anfänge im Pilgerhospiz in Jerusalem und seine Entwicklung zur selbstständigen Ordensgemeinschaft. Dieses Kapitel zeigt, dass die Johanniter zunächst nicht als geistlicher Ritterorden entstanden, sondern aus der Tradition der christlich motivierten Hilfe für Bedürftige hervorgingen.
Schlüsselwörter
Johanniterorden, Nächstenliebe, Pflichtbewusstsein, Caritas, Hospital in Jerusalem, Pilgerhospiz, geistlicher Ritterorden, Kreuzfahrer, Benediktiner, Augustiner, kirchliche Anerkennung, Ordensregeln, Geschichte, Mittelalter.
- Quote paper
- Julia Cremer (Author), 2013, Zwischen Nächstenliebe und Pflichtbewusstsein. Die karitativen Tätigkeiten der Johanniter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282971