Das Rechtsinstitut der umsatzsteuerlichen Organschaft besteht seit 1934 in praktisch unveränderter Form und gehört damit zu den beständigsten Rechtsinstituten des deutschen Steuerrechts. Eine umsatzsteuerliche Organschaft liegt nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 UStG vor, wenn eine juristische Person (Organgesellschaft) nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse finanziell, wirtschaftlich und organisatorisch in ein anderes Unternehmen (Organträger) eingegliedert ist. Auch wenn das Rechtsinstitut der umsatzsteuerlichen Organschaft bereits seit 1934 besteht, heißt das nicht, dass alle Fragestellungen in diesem Zusammenhang abschließend geklärt sind. So ergeben sich z. B. in jüngster Zeit BFH-Entscheidungen im Zusammenhang mit der organisatorischen Eingliederung. Diese müssen von Unternehmen entsprechend umgesetzt werden, damit es nicht zur Gefährdung von bestehenden Organschaften kommt.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der umsatzsteuerlichen Organschaft im Speziellen bei Kreditinstituten.
Die Ausgangsumsätze von Kreditinstituten gehören überwiegend zu den steuerbefreiten Umsätzen nach § 4 Nr. 8 UStG. Das deutsche Steuerrecht sieht in diesem Zusammenhang einen Ausschluss des Vorsteuerabzugs nach § 15 UStG vor. Für Kreditinstitute bedeutet dies im Zweifel hohe Kostenbelastungen, die es zu vermeiden gilt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob und inwieweit sich eine Vorteilhaftigkeit für Kreditinstitute bei Begründung einer umsatzsteuerlichen Organschaft ergibt.
Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick in die wesentlichen Voraussetzungen der Begründung einer umsatzsteuerlichen Organschaft geben und die sich daraus ergebenden Rechtsfolgen sowie Auswirkungen auf Kreditinstitute darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Ziel der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Begriffliche Abgrenzungen und Grundlagen
- Organschaft
- Begriff und Zweck der Organschaft
- Formen der Organschaft im deutschen Steuerrecht
- Allgemeines
- Ertragsteuerliche Organschaft
- Umsatzsteuerliche Organschaft
- Kreditinstitute
- Definition des Kreditinstituts
- Bedeutung der Kreditinstitute in der Volkswirtschaft
- Überblick über das deutsche Bankensystem
- Umsatzbesteuerung bei Kreditinstituten
- Unternehmereigenschaft von Kreditinstituten
- Steuerbarkeit der Umsätze von Kreditinstituten
- Steuerbefreiungen für Finanzumsätze
- Allgemeines
- Voraussetzungen für die Ausübung der Option zur Steuerpflicht
- Übersicht über die Steuerbefreiungen
- Option zur Steuerpflicht nach § 9 UStG
- Vorsteuerabzug bei Kreditinstituten
- Allgemeine Voraussetzungen für den Vorsteuerabzug
- Ausschluss des Vorsteuerabzugs bei steuerfreien Umsätzen
- Die Wirkungen der umsatzsteuerlichen Organschaft auf Kreditinstitute
- Allgemeines
- Voraussetzungen der Begründung einer umsatzsteuerlichen Organschaft bei Kreditinstituten
- Organträger
- Rechtsform des Organträgers
- Unternehmereigenschaft des Organträgers
- Holding als Sonderform des Organträgers
- Organgesellschaft
- Eingliederungsvoraussetzungen
- Allgemeines
- Finanzielle Eingliederung
- Wirtschaftliche Eingliederung
- Organisatorische Eingliederung
- Allgemeines
- Organisatorische Eingliederung durch Personalunion der Geschäftsführungsorgane
- Organisatorische Eingliederung ohne Personalunion der Geschäftsführungsorgane
- Änderung der Rechtsprechung des BFH zur organisatorischen Eingliederung
- Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse
- Beginn und Ende der umsatzsteuerlichen Organschaft
- Beginn der Organschaft
- Ende der Organschaft
- Wegfall einer Eingliederungsvoraussetzung
- Liquidation und Vermögenslosigkeit
- Insolvenz
- Folgen der Beendigung der Organschaft
- Rechtsfolgen der umsatzsteuerlichen Organschaft und die Auswirkungen auf Kreditinstitute
- Allgemeines
- Einheitliche Unternehmereigenschaft
- Einheitlicher Unternehmer
- Einheitlicher Steuerschuldner
- Nichtsteuerbarkeit der Leistungen im Organkreis
- Beschränkung auf das Innenverhältnis
- Vorteile der Organschaft aus Sicht der Banken
- Verwaltungsvereinfachung
- Steuervorteile im Zusammenhang mit steuerfreien Umsätzen
- Problembereiche im Rahmen der Organschaft
- Rechnungsausstellung innerhalb des Organkreises
- Rechnungen im Außenverhältnis
- Rechnungen im Innenverhältnis
- Vorsteuerabzug bei der Organschaft nach § 15 UStG
- Beschränkung des Vorsteuerabzugs
- Berichtigung des Vorsteuerabzugs nach § 15a UStG
- Haftung
- Beschränkung der Wirkung der Organschaft auf das Inland
- Voraussetzungen der umsatzsteuerlichen Organschaft bei Kreditinstituten
- Rechtsfolgen der umsatzsteuerlichen Organschaft für Kreditinstitute
- Steuervorteile und -nachteile im Zusammenhang mit der Organschaft
- Praktische Herausforderungen bei der Anwendung der umsatzsteuerlichen Organschaft im Bankensektor
- Rechnungsstellung und Vorsteuerabzug innerhalb des Organkreises
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die umsatzsteuerliche Organschaft im Kontext von Kreditinstituten. Ziel ist es, die Voraussetzungen, Rechtsfolgen und praktischen Auswirkungen dieser Rechtsfigur auf die Umsatzsteuerpflicht von Banken zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet dabei sowohl die Vorteile als auch die potenziellen Problemfelder.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der umsatzsteuerlichen Organschaft bei Kreditinstituten ein und beschreibt die Problemstellung sowie das Ziel der Arbeit. Es wird der Aufbau der Arbeit skizziert und die Vorgehensweise erläutert.
Begriffliche Abgrenzungen und Grundlagen: Dieses Kapitel legt die grundlegenden Definitionen und Konzepte fest, die für das Verständnis der Arbeit essentiell sind. Es werden die Begriffe Organschaft, ihre verschiedenen Formen im deutschen Steuerrecht, sowie die Besonderheiten von Kreditinstituten im Finanzsektor detailliert erläutert. Hier werden die Unterschiede zwischen ertragsteuerlicher und umsatzsteuerlicher Organschaft hervorgehoben und der Fokus auf die umsatzsteuerliche Organschaft gelegt, da dies der Schwerpunkt der Arbeit ist. Der Abschnitt über Kreditinstitute beinhaltet Definitionen, ihre volkswirtschaftliche Bedeutung und einen Überblick über das deutsche Bankensystem, um den Kontext der späteren Analysen zu schaffen.
Umsatzbesteuerung bei Kreditinstituten: Dieses Kapitel befasst sich mit der Umsatzbesteuerung von Kreditinstituten. Es analysiert die Unternehmereigenschaft von Kreditinstituten, die Steuerbarkeit ihrer Umsätze und insbesondere die Steuerbefreiungen für Finanzumsätze. Die Möglichkeit der Option zur Steuerpflicht nach § 9 UStG wird im Detail erklärt, inklusive der Voraussetzungen und Konsequenzen. Ein wichtiger Aspekt ist der Vorsteuerabzug und dessen Einschränkungen im Zusammenhang mit steuerfreien Umsätzen.
Die Wirkungen der umsatzsteuerlichen Organschaft auf Kreditinstitute: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Es untersucht die Voraussetzungen für die Begründung einer umsatzsteuerlichen Organschaft bei Kreditinstituten, detailliert die Rollen von Organträger und Organgesellschaft, und analysiert die Eingliederungsvoraussetzungen (finanzielle, wirtschaftliche, organisatorische). Die verschiedenen Konstellationen der organisatorischen Eingliederung werden anhand von Beispielen und Rechtsprechungsänderungen beleuchtet. Es wird der Beginn und das Ende der Organschaft sowie deren Rechtsfolgen umfassend erläutert, inklusive der Auswirkungen auf die einheitliche Unternehmereigenschaft, Steuerschuldnerschaft und die Problematik der Rechnungsstellung innerhalb des Organkreises. Schließlich werden Vorteile wie Verwaltungsvereinfachung und Steuervorteile, sowie potenzielle Problemfelder, wie z.B. Beschränkungen beim Vorsteuerabzug und Haftungsfragen diskutiert.
Schlüsselwörter
Umsatzsteuerliche Organschaft, Kreditinstitute, Bankwesen, Steuerrecht, Finanzumsätze, Steuerbefreiung, Vorsteuerabzug, Organträger, Organgesellschaft, Eingliederungsvoraussetzungen, Rechtsfolgen, Steuerschuldner, Rechnungsstellung, § 9 UStG, § 15 UStG, § 15a UStG.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Umsatzsteuerliche Organschaft bei Kreditinstituten
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die umsatzsteuerliche Organschaft im Kontext von Kreditinstituten. Sie analysiert die Voraussetzungen, Rechtsfolgen und praktischen Auswirkungen dieser Rechtsfigur auf die Umsatzsteuerpflicht von Banken, beleuchtet sowohl Vorteile als auch potenzielle Problemfelder.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit deckt folgende Themen ab: Voraussetzungen der umsatzsteuerlichen Organschaft bei Kreditinstituten, Rechtsfolgen der umsatzsteuerlichen Organschaft für Kreditinstitute, Steuervorteile und -nachteile, praktische Herausforderungen im Bankensektor, Rechnungsstellung und Vorsteuerabzug innerhalb des Organkreises.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Begrifflichen Abgrenzungen und Grundlagen (Organschaft, Kreditinstitute), Umsatzbesteuerung bei Kreditinstituten (Unternehmereigenschaft, Steuerbarkeit, Steuerbefreiungen, Vorsteuerabzug), die Wirkungen der umsatzsteuerlichen Organschaft auf Kreditinstitute (Voraussetzungen, Beginn/Ende, Rechtsfolgen) und Rechtsfolgen der umsatzsteuerlichen Organschaft und deren Auswirkungen auf Kreditinstitute (Einheitliche Unternehmereigenschaft, Problemfelder).
Was sind die zentralen Begriffe und Definitionen?
Zentrale Begriffe sind: Umsatzsteuerliche Organschaft, Kreditinstitute, Organträger, Organgesellschaft, Eingliederungsvoraussetzungen (finanzielle, wirtschaftliche, organisatorische Eingliederung), Steuerschuldner, Vorsteuerabzug, § 9 UStG, § 15 UStG, § 15a UStG.
Welche Voraussetzungen müssen für eine umsatzsteuerliche Organschaft bei Kreditinstituten erfüllt sein?
Die Arbeit detailliert die Voraussetzungen für die Begründung einer umsatzsteuerlichen Organschaft bei Kreditinstituten. Dies umfasst die Rollen von Organträger und Organgesellschaft und die Analyse der Eingliederungsvoraussetzungen (finanzielle, wirtschaftliche und organisatorische Eingliederung). Verschiedene Konstellationen der organisatorischen Eingliederung werden anhand von Beispielen und Rechtsprechungsänderungen beleuchtet.
Welche Rechtsfolgen ergeben sich aus einer umsatzsteuerlichen Organschaft für Kreditinstitute?
Die Arbeit erläutert umfassend die Rechtsfolgen einer umsatzsteuerlichen Organschaft. Dies beinhaltet die Auswirkungen auf die einheitliche Unternehmereigenschaft, Steuerschuldnerschaft und die Problematik der Rechnungsstellung innerhalb des Organkreises. Vorteile wie Verwaltungsvereinfachung und Steuervorteile, sowie potenzielle Problemfelder, z.B. Beschränkungen beim Vorsteuerabzug und Haftungsfragen werden diskutiert.
Welche Vorteile und Nachteile bietet eine umsatzsteuerliche Organschaft für Banken?
Die Arbeit beschreibt sowohl die Vorteile einer umsatzsteuerlichen Organschaft für Banken (z.B. Verwaltungsvereinfachung, Steuervorteile im Zusammenhang mit steuerfreien Umsätzen) als auch die potenziellen Nachteile und Problemfelder (z.B. Beschränkungen beim Vorsteuerabzug, Haftungsfragen, Rechnungsstellung innerhalb des Organkreises).
Wie wird die Rechnungsstellung und der Vorsteuerabzug innerhalb einer umsatzsteuerlichen Organschaft behandelt?
Die Arbeit behandelt die Problematik der Rechnungsstellung innerhalb des Organkreises (Rechnungen im Außen- und Innenverhältnis) und den Vorsteuerabzug im Zusammenhang mit der Organschaft nach § 15 UStG, einschließlich der Beschränkung des Vorsteuerabzugs und der Berichtigung nach § 15a UStG.
Wie ist der Beginn und das Ende einer umsatzsteuerlichen Organschaft definiert?
Die Arbeit erläutert den Beginn und das Ende der umsatzsteuerlichen Organschaft und die damit verbundenen Rechtsfolgen. Dies beinhaltet den Wegfall einer Eingliederungsvoraussetzung, Liquidation, Vermögenslosigkeit, Insolvenz und die Folgen der Beendigung der Organschaft.
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- Tetyana Scholz (Author), 2014, Umsatzsteuerliche Organschaft bei Kreditinstituten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282715