Nach der modernen finanzwissenschaftlichen Theorie besitzt der Staat im wesentlichen drei Aufgaben. Diese Aufgaben bestehen in der Erfüllung einer Allokationsfunktion, also in der Gewährleistung einer effizienten Verwendung volkswirtschaftlicher Ressourcen. Zweitens hat der Staat die Aufgabe der Distribution. Er soll eine gerechte Verteilung von Gütern herbeiführen. Und drittens soll der Staat zyklischen Schwankungen entgegenwirken und so eine Stabilisierungsfunktion erfüllen.
In der Bundesrepublik Deutschland (BRD) besteht ein föderalistisches Staatssystem. Die Aufgaben sind auf die verschiedenen Gebietskörperschaften, d. h. auf den Bund, die Länder und die Gemeinden verteilt. Das Grundgesetz (GG) der BRD sichert in Art. 28 Abs. 2 GG den Gemeinden eine eigenverantwortliche Regelung der „Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft“ zu. Diese Selbstverwaltung schließt eine finanzielle Eigenverwaltung ein (jur.: Finanzhoheit der Gemeinden). Zur Wahrnehmung dieser Selbstverwaltung werden den Gemeinden verschiedene Instrumente zur Verfügung gestellt. Insbesondere regelt Art. 106 GG den „Instrumenten-Mix“. Mit dieser Arbeit soll untersucht werden, ob mit den vorhanden Instrumenten, im speziellen mit dem Instrument der Gewerbesteuer, eine Gemeinde, die sich im kommunalen Standortwettbewerb mit anderen Gemeinden befindet, in die Lage versetzt wird, eine Effizienz sichernde Besteuerung durchzuführen und damit die Bedingungen effizienter Allokation zu erfüllen. Für die nachfolgenden Betrachtungen ist einführend die Frage zu klären, was unter einer effizienten Allokation zu verstehen ist. Ein Maßstab für Effizienz ist das Kriterium der Pareto-Optimalität. Ein Pareto-Optimum liegt vor, wenn ausgehend von einem Zustand – dem Pareto-Optimum – kein Individuum besser gestellt werden kann, ohne dass ein anderes schlechter gestellt wird. Eine Allokation soll demnach als effizient bezeichnet werden, wenn sie Pareto-optimal ist, also durch eine Reallokation kein Individuum besser gestellt werden kann, ohne ein anderes schlechter zu stellen. Der Standortwettbewerb kommunaler Regionen ist durch die hohe interregionale Mobilität der Haushalte, Unternehmen und des Kapitals gekennzeichnet. Im folgenden ist die Betrachtung auf Unternehmen und Kapital beschränkt, weil für die Bewertung der Gewerbesteuer die Analyse der Haushalte eine untergeordnete Rolle spielt.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Vorgehensweise
- Die effiziente interregionale Allokation
- Die effiziente räumliche Kapitalallokation
- Die effiziente räumliche Unternehmensallokation
- Zwischenergebnis zu den Bedingungen effizienter Allokation
- Das Effizienz sichernde regionale Steuersystem
- Die effiziente Kapitalbesteuerung
- Die effiziente Unternehmensbesteuerung
- Zwischenergebnis zur Effizienz sichernden Besteuerung
- Das Effizienz sichernde Steuersystem und kommunaler Standortwettbewerb
- Die Folgen eines unzureichenden Instrumentariums
- Das Problem des Landrentenabflusses aus einer Region
- Das Vorliegen ungleicher Regionengrößen im Standortwettbewerb
- Die Gewerbesteuer: ein effizientes Instrument?
- Einzelbewertung des Instruments der Gewerbesteuer
- Kontextbewertung des Instruments der Gewerbesteuer
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, ob Gemeinden im kommunalen Standortwettbewerb mit Hilfe der Gewerbesteuer eine effizienzsteigernde Besteuerung durchführen können, um die Bedingungen effizienter Allokation zu erfüllen. Sie analysiert die Bedingungen für eine effiziente räumliche Allokation von Kapital und Unternehmen, untersucht die Rolle des Staates bei der Bereitstellung lokaler öffentlicher Güter und beleuchtet die Auswirkungen von Wettbewerb auf die Effizienz der Besteuerung.
- Bedingungen effizienter räumlicher Allokation von Kapital und Unternehmen
- Effizienz sichernde Besteuerung durch Gemeinden
- Einfluss des kommunalen Standortwettbewerbs auf die Effizienz der Besteuerung
- Bewertung der Gewerbesteuer als effizientes Instrument
- Korrekturen durch übergeordnete Gebietskörperschaften im Standortwettbewerb
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problemstellung und Vorgehensweise der Arbeit dar. Es definiert den Begriff der effizienten Allokation und erläutert die Rolle des Staates bei der Bereitstellung lokaler öffentlicher Güter. Das zweite Kapitel untersucht die Bedingungen effizienter räumlicher Allokation von Kapital und Unternehmen. Dabei wird gezeigt, dass unter idealen Bedingungen eine effiziente Allokation auch ohne den Staat möglich ist. Allerdings sind diese Bedingungen in der Realität nicht gegeben. Das dritte Kapitel widmet sich der effizienzsteigernden Besteuerung durch Gemeinden. Es werden die Kriterien für eine effiziente Besteuerung analysiert und die Rolle des Staates bei der Sicherstellung dieser Kriterien betrachtet. Das vierte Kapitel beleuchtet die Auswirkungen von Wettbewerb auf die Effizienz der Besteuerung. Es wird untersucht, ob Gemeinden im Wettbewerb durch Bedingungen des Wettbewerbs an einer effizienten Besteuerung gehindert werden können. Das fünfte Kapitel wendet die Ergebnisse der vorherigen Kapitel auf die Gewerbesteuer an und bewertet diese als effizientes Instrument.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der effizienten Allokation, der kommunalen Selbstverwaltung, dem Standortwettbewerb, der Gewerbesteuer, der Pareto-Optimalität und der Bereitstellung lokaler öffentlicher Güter.
- Quote paper
- Benjamin Moche (Author), 2004, Gewerbesteuer Kommunaler Standortwettbewerb und effizienzorientierte Besteuerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28226