Wie wirken sich grundsätzliche parteipolitische Positionen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur auf den bundespolitischen Einfluss auf die deutsche Erinnerungskultur aus? Um dieser Frage nachzugehen, muss zuerst festgestellt werden, dass und in welcher Art die Bundespolitik Einfluss auf die Erinnerungskultur nimmt. Weiterhin sollen die jeweiligen geschichtspolitischen Positionen der Parteien, die an der Bundespolitik mitwirken, unter besonderer Berücksichtigung des Bezugs auf die Erinnerung an die DDR, dargestellt und verglichen werden. Die abschließende Beurteilung ausgewählter politischer Maßnahmen im Spiegel der parteipolitischen Positionen dient der Bewertung der Wirkung dieser auf die deutsche Erinnerungskultur.
Um die Aussage zu begreifen, dass die Bundespolitik Einfluss auf die deutsche Erinnerungskultur nimmt, muss begriffen werden, auf was die Bundespolitik Einfluss nimmt, nämlich auf die Erinnerungskultur. Erinnerungskultur ist ein wissenschaftlich definierter, auch umkämpfter Begriff, der mit anderen geschichtswissenschaftlichen Konzepten zusammenhängt.
Sich zu erinnern setzt voraus, eine Plattform für das Erinnern zu besitzen, ein Gedächtnis. Wenn auch Anhänger bestimmter geschichtswissenschaftlicher Strömungen exklusiv Individuen als Besitzer eines Gedächtnisses benennen – so Marc Bloch, Reinhart Koselleck oder Jan Philipp Reemtsma – entwickelte sich ein Konsens, der Gruppengedächtnisse zulässt, indem das individuelle um das kollektive und kulturelle Gedächtnis erweitert wird. Unabhängig von Benennung, Überschneidungsfreiheit oder Kopplungseffekten ist ein „Pluralismus der Vergangenheitsbezüge“ die entscheidende Annahme, auf die sich geeinigt wurde. Das, hier vor allem relevante, kulturelle Gedächtnis hat nach Assmann den Zweck, die Erinnerung an die Vergangenheit in der Gegenwart zu nutzen, um die Zukunft zu bestreiten , was auch mit dem Begriff „Geschichtsbewusstsein“ einer Gruppe verstanden werden kann.
Der Rückgriff auf die Vergangenheit geschieht durch den Rückgriff auf bewahrte oder geborgene Informationen und Ressourcen. Etwas zu bewahren ist immer eine Entscheidung der früher gegenwärtigen Kultur, etwas zu vergessen ebenso. Etwas zu bergen hingegen ist eine Entscheidung der dann gegenwärtigen Kultur und mit eine der wichtigsten Aufgaben der Geschichtswissenschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Einfluss der Bundespolitik auf die deutsche Erinnerungskultur
- Erinnerungskultur und Geschichtspolitik
- Die Bundespolitik und die Erinnerung an die DDR
- Nach den Enquete-Kommissionen: Der Status quo 1998
- Parteipolitische Grundsätze zur deutschen Erinnerungskultur
- CDU
- SPD
- PDS/DIE LINKE
- Grüne
- Geschichtspolitische Maßnahmen nach 1998
- Einführung Kulturstaatsminister
- Erneuerung der Gedenkstättenkonzeption
- Fazit
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht den Einfluss der Bundespolitik auf die deutsche Erinnerungskultur im Spiegel parteipolitischer Konflikte. Sie analysiert, wie die Bundespolitik die Erinnerung an die DDR beeinflusst und welche Rolle parteipolitische Positionen in diesem Prozess spielen. Die Arbeit beleuchtet die geschichtspolitischen Grundsätze der wichtigsten deutschen Parteien und untersucht, wie diese sich in konkreten Maßnahmen niederschlagen.
- Der Einfluss der Bundespolitik auf die deutsche Erinnerungskultur
- Die Rolle parteipolitischer Konflikte in der deutschen Erinnerungskultur
- Die geschichtspolitischen Positionen der wichtigsten deutschen Parteien
- Die Auswirkungen der Bundespolitik auf die Erinnerung an die DDR
- Die Bedeutung von Gedenkstätten und Geschichtspolitik für die deutsche Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit vor. Sie beleuchtet die Bedeutung der Unabhängigkeit von Gedenkstätten von politischen Weisungen und die Rolle der Bundespolitik in der deutschen Erinnerungskultur.
Das zweite Kapitel analysiert den Einfluss der Bundespolitik auf die deutsche Erinnerungskultur. Es definiert den Begriff der Erinnerungskultur und untersucht die verschiedenen Ebenen des Erinnerns, vom individuellen Gedächtnis bis zum kulturellen Gedächtnis. Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Geschichtswissenschaft und die Bedeutung des Pluralismus in der Erinnerungskultur.
Das dritte Kapitel stellt die geschichtspolitischen Positionen der wichtigsten deutschen Parteien vor. Es analysiert die Positionen von CDU, SPD, PDS/DIE LINKE und Grünen zur Erinnerung an die DDR und zeigt die unterschiedlichen Perspektiven auf die Aufarbeitung der Vergangenheit auf.
Das vierte Kapitel untersucht konkrete geschichtspolitische Maßnahmen der Bundespolitik nach 1998. Es beleuchtet die Einführung des Kulturstaatsministers und die Erneuerung der Gedenkstättenkonzeption.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die deutsche Erinnerungskultur, die Bundespolitik, die Erinnerung an die DDR, parteipolitische Konflikte, Geschichtspolitik, Gedenkstätten, Kulturstaatsminister, Enquete-Kommissionen, Geschichtsbewusstsein, Erinnerungskultur, und die Aufarbeitung der Vergangenheit.
- Quote paper
- Justus Lindl (Author), 2014, Der Einfluss der Bundespolitik auf die deutsche Erinnerungskultur im Spiegel parteipolitischer Konflikte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282236
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