Die Frage nach der Bedeutung der Kunst für eine Gesellschaft findet schon seit längerer Zeit nicht mehr nur in Künstlerkreisen, sondern auch in der Soziologie und anderen Wissenschaften größere Beachtung. In diesem Kontext entstanden eine Reihe von Theorien, die den Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft zu erfassen versuchen, bzw. widerlegen möchten. Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein, verschiedene historische und soziologische Kunstbegriff zu beschreiben und definieren, mit deren Hilfe die Betrachtung von Kunstwerken zu verschiedenen Epochen, in unterschiedlichen geographischen Regionen und mit dem Hintergrund verschiedener politischer Systeme und gesellschaftlicher Formen möglich ist. Basierend auf diesen Betrachtungsformen sollte letztendlich auch die Betrachtung der Kunst der Deutschen Demokratischen Republik möglich sein, deren Interpretation sich heute als nicht unproblematisch darstellt: Die Betrachtung der Kunstwerke eines Staates, der nicht mehr existiert und der eine Reihe von Vorgaben und Forderungen an die Kunstschaffenden richtete, ist für ehemalige Bürger der DDR wie auch für die der BRD nicht einfach.
Im ersten Abschnitt soll ein allgemeiner, geschichtlicher Kunstbegriff definiert werden, um in den folgenden Kapiteln unterschiedliche soziologische Sichtweisen zu betrachten. Beschrieben und auf ihre Anwendbarkeit überprüft werden soll insbesondere eine Sichtweise auf Kunst und den Künstler, wie sie Arnold Hauser in seinem Text Kunst und Gesellschaft formuliert. Hierbei soll vor allem überprüft werden, ob sich sein Ansatz – der auf dem Grundgedanken der Ideologienbildung basiert – zur Interpretation ostdeutscher Kunst eignen könnte. Beispiele aus der Geschichte der DDR-Kunst sollen deshalb immer wieder herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur historischen Definition von Kunst
- Soziologische Sichtweisen von Kunst
- Arnold Hausers Ansatz im Kontext der Kunst der DDR
- Künstler und Ausdruck
- Beispiele aus der Dramengeschichte
- Die Theaterlandschaft der DDR
- Die Wahrheit von Kunst
- Zur Deutung von Kunst
- Die Abhängigkeit künstlerischer Stile von Daseinsbedingungen
- Einwand gegen die ideologische Deutung von Kunst
- Kunsthistorische Betrachtungsmöglichkeiten
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht verschiedene historische und soziologische Kunstbegriffe und deren Anwendbarkeit auf die Kunst der DDR. Ziel ist es, die Betrachtung der DDR-Kunst zu ermöglichen, deren Interpretation heute als problematisch gilt. Der Ansatz von Arnold Hauser, der auf Ideologienbildung basiert, wird auf seine Eignung zur Interpretation ostdeutscher Kunst geprüft.
- Historische Entwicklung des Kunstbegriffs
- Soziologische Perspektiven auf Kunst und Gesellschaft
- Anwendung des Hauserschen Ansatzes auf die Kunst der DDR
- Ideologische Einflüsse auf die DDR-Kunst
- Herausforderungen bei der Interpretation von Kunstwerken eines nicht mehr existierenden Staates
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die zunehmende Bedeutung der Erforschung des Zusammenhangs von Kunst und Gesellschaft in verschiedenen Disziplinen. Sie benennt das Ziel der Arbeit: die Beschreibung und Definition verschiedener Kunstbegriffe, um die Betrachtung von Kunstwerken verschiedener Epochen, Regionen und politischer Systeme zu ermöglichen, insbesondere im Kontext der DDR-Kunst, deren Interpretation als nicht unproblematisch dargestellt wird. Die Arbeit skizziert den Aufbau und die Methodik, die auf einer Analyse historischer und soziologischer Kunstbegriffe beruht, insbesondere des Ansatzes von Arnold Hauser.
Zur historischen Definition von Kunst: Dieses Kapitel bietet eine geschichtliche Betrachtung des Kunstbegriffs, beginnend mit einem engen Zusammenhang zwischen Kunst und Gebrauchsfunktion. Es zeigt die allmähliche Ablösung der Kunst von religiösen und ornamentalen Aspekten und die Entwicklung eines eigenständigen Kunstverständnisses, das sich von Handwerk und Wissenschaft abgrenzt. Die verschiedenen Perspektiven von Kant, dem Geniebegriff des 18. Jahrhunderts, Platon und Aristoteles (Mimesis), der Renaissance (Inventio), sowie Schopenhauer und Nietzsche werden beleuchtet. Der Wandel vom handwerklichen Können zur künstlerischen Idee als charakteristisches Merkmal der Kunst wird hervorgehoben. Abschließend wird der moderne Kunstbegriff als Gestaltung geistig-seelischen Erlebens, vermittelt durch Formen aus der Phantasie des Künstlers, definiert.
Soziologische Sichtweisen von Kunst: Dieses Kapitel beleuchtet soziologische Betrachtungsweisen der Einbettung von Kunst in die Gesellschaft. Der Fokus liegt auf einer makrostrukturellen Beschreibung der Zusammenhänge, die Kunst als ausdifferenziertes System der Gesellschaft betrachtet. Die Kunst wird als ein unabhängiges Teilsystem beschrieben, das sich an seinem eigenen Sinnzusammenhang orientiert und sich von „kunstfernen Sinnrationalitäten“ abgrenzt. Niklas Luhmann's Reduktion dieses Sinnzusammenhangs auf die Kunstherstellung und die Differenz zwischen Kunstwerk und dem Ausgeschlossenen wird erläutert.
Arnold Hausers Ansatz im Kontext der Kunst der DDR: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse von Arnold Hausers Ansatz zur Kunstinterpretation und dessen Anwendbarkeit auf die Kunst der DDR. Es wird detailliert untersucht, inwiefern Hausers auf Ideologienbildung basierender Ansatz zur Interpretation der ostdeutschen Kunst geeignet ist. Durch die Analyse von Künstlern und deren Ausdruck, Beispielen aus der Dramengeschichte und der Theaterlandschaft der DDR, wird der Zusammenhang zwischen Kunst und dem politischen System der DDR beleuchtet. Die Frage nach der „Wahrheit“ von Kunst in diesem Kontext wird ebenfalls diskutiert.
Zur Deutung von Kunst: Dieses Kapitel befasst sich mit der Deutung von Kunst und analysiert die Abhängigkeit künstlerischer Stile von Daseinsbedingungen. Es wird ein Einwand gegen die rein ideologische Deutung von Kunst vorgebracht und kunsthistorische Betrachtungsmöglichkeiten werden diskutiert. Der Abschnitt vereint verschiedene Perspektiven auf die Interpretation von Kunstwerken, unter Berücksichtigung sowohl der gesellschaftlichen Einflüsse als auch der autonomen Aspekte des künstlerischen Schaffens.
Schlüsselwörter
Kunstbegriff, Soziologie der Kunst, DDR-Kunst, Arnold Hauser, Ideologie, Kunst und Gesellschaft, Künstler, Ausdruck, Dramengeschichte, Theaterlandschaft DDR, Kunsthistorie, ideologische Deutung von Kunst.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Kunst der DDR im Kontext verschiedener Kunstbegriffe
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht verschiedene historische und soziologische Kunstbegriffe und deren Anwendbarkeit auf die Kunst der DDR. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit der Interpretation von DDR-Kunst und der Prüfung der Eignung von Arnold Hausers Ansatz, der auf Ideologienbildung basiert, für die Interpretation ostdeutscher Kunst.
Welche Kunstbegriffe werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt und definiert verschiedene Kunstbegriffe, beginnend mit einer geschichtlichen Betrachtung, die den Wandel vom handwerklichen Können zur künstlerischen Idee als charakteristisches Merkmal der Kunst hervorhebt. Soziologische Perspektiven, insbesondere die von Niklas Luhmann, werden ebenfalls einbezogen. Der Ansatz von Arnold Hauser spielt eine zentrale Rolle.
Welche Rolle spielt Arnold Hauser in dieser Arbeit?
Arnold Hausers Ansatz zur Kunstinterpretation, der auf Ideologienbildung basiert, wird detailliert analysiert und auf seine Eignung zur Interpretation der Kunst der DDR geprüft. Seine Theorie bildet einen wichtigen Rahmen für die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Kunst und dem politischen System der DDR.
Wie wird die Kunst der DDR in dieser Arbeit betrachtet?
Die DDR-Kunst wird im Kontext verschiedener Kunstbegriffe und soziologischer Perspektiven analysiert. Die Arbeit untersucht den Einfluss des politischen Systems auf die Kunst und beleuchtet die Herausforderungen bei der Interpretation von Kunstwerken eines nicht mehr existierenden Staates. Beispiele aus der Dramengeschichte und der Theaterlandschaft der DDR werden herangezogen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Zur historischen Definition von Kunst, Soziologische Sichtweisen von Kunst, Arnold Hausers Ansatz im Kontext der Kunst der DDR, Zur Deutung von Kunst und Schluss. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Kunstbegriffs und deren Anwendung auf die Kunst der DDR.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit beruht auf einer Analyse historischer und soziologischer Kunstbegriffe. Die Methodik umfasst die Untersuchung von Künstlern und deren Ausdruck, die Analyse von Beispielen aus der Dramengeschichte und der Theaterlandschaft der DDR sowie die Diskussion der „Wahrheit“ von Kunst im Kontext des politischen Systems.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind nicht im Inhaltsverzeichnis explizit genannt, aber die Arbeit zielt darauf ab, die Herausforderungen bei der Interpretation von DDR-Kunst zu beleuchten und die Anwendbarkeit verschiedener theoretischer Ansätze zu bewerten.)
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kunstbegriff, Soziologie der Kunst, DDR-Kunst, Arnold Hauser, Ideologie, Kunst und Gesellschaft, Künstler, Ausdruck, Dramengeschichte, Theaterlandschaft DDR, Kunsthistorie, ideologische Deutung von Kunst.
- Quote paper
- Michael Kaiser (Author), 2003, Kunst und Gesellschaft - Zur Interpretation der Kunst der Deutschen Demokratischen Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28204