Nichts ist prognostizierbar. Wir müssen uns von der Utopie der Planbarkeit der Zukunft verabschieden (Angela Merkel). Kein Mensch wird als politischer Mensch geboren, deshalb ist die Ausbildung politischer und soziologischer Fantasie, die den Möglichkeits-Sinn der Menschen fördert, ein wesentliches Element demokratischer Gesellschaftsverfassungen (Oskar Negt) Dem Sozialstaat können und dürfen Funktionsdefizite der Tarifautonomie nicht gleichgültig sein. Die demographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland ändern sich bis 2030 grundlegend. Horst W. Opaschowski belässt es aber nicht bei diesem Befund: Um Deutschlandzukunftsfähig zu machen, müssen wir frühzeitig wissen, was heute und morgen zu tun ist. Zukunftsforschung kann nicht meinen, lediglich über Entwicklungen Bescheid zu wissen, vielmehr bildet die Vorausschau auf die Zukunft die Basis, den kommenden Generationen Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Die Prognosen sollen die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger in die Lage versetzen, mit der Zukunft, wie immer sie sein mag, fertig zu werden, also Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Warum sollen sich die Bürger politisch engagieren? Weil es um ihre eigenen Angelegenheiten geht; der lateinische Spruch tua res agitur (es ist deine Sache, die hier verhandelt wird) trifft keine Gesellschaftsordnung so in ihrem Wesenskern wie die Demokratie; sie ist die einzige politisch verfasste Ordnung, die gelernt werden muss – nicht ein für immer als klapperndes Regelsystem von Institutionen, sondern immer aufs Neue, alltäglich und in Praktizierung und Wahrnehmung aller Beteiligungsmöglichkeiten, das macht diese Gesellschaftsordnung beschwerlicher als andere, zum Beispiel autoritär oder totalitär organisierte, aber auch befriedigender und durch ausgeglichene Maßverhältnisse sozialer Gerechtigkeit auch friedensfähiger. Es ist deshalb notwendig, Demokratie wieder als eine Lebensform zu begreifen (Oskar Negt, Der politische Mensch). Ein fundamentales Gemeinwohlanliegen der Nachhaltigkeit ein Bewusstsein, das die Zukunftsfähigkeit von Staat und Gesellschaft insgesamt im Kern betrifft. Ein Verfassungsstaat erweist sich auf Dauer nicht als funktions- und überlebensfähig, wenn die heute Lebenden die Ressourcen der zukünftig Lebenden maßlos konsumieren sowie deren Entscheidungsoptionen und Spielräume durch „Verträge zu Lasten Dritter“ (an Stelle von „Generationenverträgen) drastisch verengen.
Inhaltsverzeichnis
- Normalarbeitsverhältnis oder Prekariat
- Die demographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland ändern sich bis 2030 grundlegend.
- Warum sollen sich die Bürger politisch engagieren?
- Die heilige Kuh Tarifautonomie kann und sollte nicht zum Tanzbär der Politik gemacht werden.
- Partnerschaft will nicht eine Klassengesellschaft, nicht den Kampf zwischen Kapital und Arbeit, sondern den Geist des Ausgleichs und der Zusammenarbeit.
- Entscheidungsträger in die Lage versetzen, mit der Zukunft, wie immer sie sein mag, fertig zu werden, also Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen.
- ,,Der Mensch mit allen seinen Ressourcen wird immer stärker ökonomischen Zielen unterworfen. Damit sind für den Einzelnen nicht nur Chancen, sondern auch Risiken verbunden".
- „Die unzureichende sozialrechtliche Vorsorge erfordert in der Zukunft eine massive steuerfinanzierte Aufstockung der Etats der Sozialversicherungsträger“.
- „,Bei der Regulierung der Leiharbeit, muss der europarechtlich vorgegebene Gleichbehandlungsgrundsatz verwirklicht werden."
- „Mit einem Mindestlohn sollen die negativen Folgen von geringfügiger Beschäftigung für die Gesellschaft beschränkt werden, weil Arbeitnehmer mit Billiglöhnen keine ausreichende Rente aufbauen können“.
- Die Ansatzpunkte für die Zurückholung des Politischen in die Gesellschaft, in die konkrete Erfahrungswelt der Menschen liegen dort, wo die Menschen leben und arbeiten, im Beruf, in der Nachbarschaft, in der Familie, in der Schule.
- Die Arbeitswelt ist einem radikalen Wandel unterworfen. Das Normalarbeitsverhältnis und die Normalarbeitszeit sterben aus.
- Die neuen Beschäftigungsformen sind Ausdruck eines berechtigten Flexibilisierungsbedarfs der Unternehmen, aber auch wirtschaftlicher (Insolvenzen, Konzentrationen, Arbeitsplatzabbau in Deutschland) und gesellschaftlicher (Elternzeiten, alleinerziehende Arbeitnehmer) Veränderungen.
- 2008 arbeitete jeder fünfte Erwerbstätige in einem solchen "atypischen Beschäftigungsverhältnis".
- Die Billiglöhne von heute führ(t)en zu einer niedrigen Grundsicherung im Alter, die später mit Steuergeldern aufgestockt werden muss. Billiglöhne schaden deshalb der Gesellschaft.
- Ertragsschwache Arbeitsverhältnisse sind ein Risiko für eine nachhaltige Beschäftigungspolitik, weil sie in aller Regel kombiniert sind mit Defiziten in der betrieblichen Personalpolitik.
- Beschäftigte mit einem Gehalt von 7,50 Euro hätten selbst nach 45 Jahren nur eine monatliche Rente von 620 Euro erhielten und damit noch unter der Grundsicherung von rund 670 Euro, vgl. Budras/Jahn, FAZ-NET vom 23.09.2010.
- Die Tarifautonomie ist von zentraler Bedeutung für unser Arbeits- und Wirtschaftsleben. Sie ist ein Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft.
- „Mit der Aushöhlung der Tarifautonomie haben die Gespräche im Rahmen der Konzertierten Aktion überhaupt nichts zu tun. - Alles, was dort besprochen wird, ist für die Tarifvertragsparteien ohne jedes Obligo. Ich sagte oft nach gewissen allgemeinen Verständigungen: Gehen Sie in Freiheit in die eigentlichen Tarifvertragsverhandlungen! Es kann gar keine Rede davon sein, dass es irgendwo Beschränkungen gibt.
- Normalarbeitsverhältnis oder Prekariat
- Das Normalarbeitsverhältnis, das dem Arbeitenden eine soziale Sicherung und einen Rahmen gibt, in dem er sein Leben planen kann, ist eine wichtige kulturelle Errungenschaft der modernen Gesellschaft.
- Die groben sozialen Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Klassen und Schichten gewinnen wieder an Bedeutung, vgl. Dörre, APUZ 33-34/2008.
- Prekär Beschäftigte sind nach der Internationalen Arbeitsorganisation diejenigen, die nur ,,partiell im arbeitsrechtlichen Schutzkreis stehen“, deren Chance auf materielle Existenzsicherung durch Arbeit in der Regel schlecht sind und die nur wenig Einfluss auf die Ausgestaltung ihrer Arbeitssituation haben, vgl. Vogel, Prekariatät und Prekariat, Signalwörter neuer sozialer Ungleichheiten, APUZ 33-34/2008, S. 12f.
- Der 68. Deutsche Juristentag fasste den Beschluss gegen eine Lockerung des Kündigungsschutzes im Austausch gegen einen Ausschluss der sachgrundlosen Befristung.
- Der Umbruch der Arbeitswelt ist seit der Sozialenzyklika "Rerum novarum", dem Gründungsdokument der Katholischen Soziallehre, zentrales Thema kirchlicher Lehrverkündung.
- Die Arbeit ist um des Menschen da und nicht umgekehrt, der Mensch um der Arbeit willen.
- Die Anthropologie der Arbeit findet ihren Widerhall in "Laborem exercens": Die Arbeit ist ein Gut für den Menschen - für sein Menschsein - weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen Bedürfnissen anpasst, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewissermaßen "mehr Mensch wird§, (LE Nr. 9).
- Gerechter Lohn und gute Arbeit gegen alle Kritik könnte sich die kirchliche Soziallehre auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 berufen.
- Die aktuelle Debatte der Lohngerechtigkeit spitzt sich gegenwärtig auf die Frage des Mindestlohns zu.
- Res novae: Prekariat - nicht jede atypische Beschäftigung ist prekär. Prekär ist Arbeit dann, wenn der Lohn deutlich unter dem Durchschnitt liegt, keine zuverlässige Zukunftsplanung für den Einzelnen ermöglicht und Arbeitnehmerschutzrechte reduziert sind.
- Das Phänomen von Armut und Unsicherheit trotz Arbeit ist zu einer zentralen politischen Herausforderung geworden.
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entwicklung der Arbeitswelt in Deutschland und den Herausforderungen, die sich aus dem Wandel des Normalarbeitsverhältnisses zum Prekariat ergeben. Er analysiert die Folgen der Prekarisierung für die Gesellschaft und die Wirtschaft, beleuchtet die Rolle der Tarifautonomie und diskutiert die Bedeutung eines gesetzlichen Mindestlohns.
- Wandel des Normalarbeitsverhältnisses
- Prekarisierung der Arbeitswelt
- Soziale Folgen der Prekarisierung
- Rolle der Tarifautonomie
- Bedeutung des Mindestlohns
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einleitung, die die demographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland bis 2030 beleuchtet. Anschließend werden die Herausforderungen der politischen Partizipation in einer demokratischen Gesellschaft diskutiert.
Im weiteren Verlauf des Textes wird die Bedeutung der Tarifautonomie für die soziale Marktwirtschaft und die Herausforderungen, die sich aus der Prekarisierung der Arbeitswelt ergeben, beleuchtet. Die Folgen der Prekarisierung für die Gesellschaft und die Wirtschaft werden analysiert, und es wird die Frage diskutiert, ob und wie die Gesellschaft mit den neuen Beschäftigungsformen umgehen soll.
Der Text beleuchtet auch die Rolle des Mindestlohns als Instrument zur Bekämpfung von Armut und zur Sicherung der sozialen Gerechtigkeit. Die Auswirkungen des Mindestlohns auf die Arbeitswelt und die Wirtschaft werden diskutiert, und es werden verschiedene Perspektiven auf die Frage der Lohngerechtigkeit vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Normalarbeitsverhältnis, Prekariat, Tarifautonomie, Mindestlohn, soziale Marktwirtschaft, Arbeitswelt, Gesellschaft, Wirtschaft, soziale Folgen, politische Partizipation, Lohngerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Beschäftigungsformen, Deutschland, Zukunft der Arbeit.
- Quote paper
- Prof. Dr. Dr. Assessor jur., Mag. rer. publ. Siegfried Schwab (Author), 2014, Normalarbeitsverhältnis oder Prekariat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281730
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