Einleitung
Die Anfänge des staufischen Königtums unter Konrad III. waren maßgeblich gekennzeichnet von einem Konflikt, der die inneren Verhältnisse im Süden des Reiches erschütterte: der Streit um das Herzogtum Bayern. Die enorme Machtkonzentration in den Händen des Welfen Heinrich des Stolzen, den man als natürlichen Thronkandidaten 1138 ausgeschaltet hatte, wollte sein vergleichsweise schwacher Gegenspieler Konrad nicht dulden. Mit dem Entzug von Heinrichs Reichslehen eskalierte eine Auseinandersetzung, die von da an über viele Jahre hinweg die Kräfte der Staufer und Welfen binden sollte. Der Streit konzentrierte sich weitgehend auf das Herzogtum Bayern. Mit den Babenbergern konnte der König hier den Welfen einen kraftvollen Bundesgenossen entgegenstellen. Durch die Belehnung der mächtigen österreichischen Markgrafen fand der welfisch-staufische Gegensatz seine bayerische Entsprechung in der Auseinandersetzung zwischen Welfen und Babenbergern. Der Streit sollte ganze 18 Jahre andauern und in einem für das bayerische Herzogtum einschneidenden Vergleich sein Ende finden: der Lostrennung der bis dahin vom Stammland abhängigen Ostmark im Privilegium minus von 1156. Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, die Ereignisse, welche für die Entstehung des Konfliktes ursächlich waren, aufzuzeigen und den weiteren Verlauf des Geschehens nachzuzeichnen. Den Mittelpunkt der Darstellung soll dabei -soweit möglich- die Auseinandersetzung um die bayerische Frage bilden. Dabei muß der Beilegung des Streits muß besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Die Vorgänge auf den Barbinger Wiesen 1156 sind ein seltenes Beispiel für einen mittelalterlichen Belehnungsvorgang und werfen bereits ein Licht auf die Besonderheiten des Ausgleichs zwischen Babenbergern und Welfen. Größere Bedeutung noch kommt dem wenige Tage später ausgestellten Lehensbrief zu, dem sog. Privilegium minus. Die Urkunde wurde von den österreichischen Herzögen später immer wieder als Legitimation für den gezielten Ausbau ihrer Landeshoheit verwendet. Ihre Bestimmungen wurden daher oftmals verzerrt und daher auch innerhalb der Forschung sehr kontrovers beurteilt. Sie sollen hier detailliert vorgestellt und nach dem derzeitigen Wissensstand diskutiert werden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Zum Verlauf des welfisch-babenbergischen Gegensatzes
2.1 Die Königswahl von 1138 und der Entzug der welfischen Reichslehen
2.2 Der gescheiterte Schlichtungsversuch von 1142 - die Belehnung Heinrichs des Löwen mit Sachsen
2.3 Der Kreuzzug von 1147/48
2.4 Der weitere Verlauf der Auseinandersetzungen bis zum Tod Konrads III
2.5 Die Verständigung zwischen Friedrich I. und den Welfen - Heinrich Jasomirgott verliert Bayern
3. Das Privilegium minus von 1156
3.1 Der Ausgleich auf dem Regensburger Hoftag von 1156
3.2 Der Lehensbrief vom 18. September 1156
4. Zusammenfassung
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Anfänge des staufischen Königtums unter Konrad III. waren maßgeblich gekennzeichnet von einem Konflikt, der die inneren Verhältnisse im Süden des Reiches erschütterte: der Streit um das Herzogtum Bayern. Die enorme Machtkonzentration in den Händen des Welfen Heinrich des Stolzen, den man als natürlichen Thronkandidaten 1138 ausgeschaltet hatte, wollte sein vergleichsweise schwacher Gegenspieler Konrad nicht dulden. Mit dem Entzug von Heinrichs Reichslehen eskalierte eine Auseinandersetzung, die von da an über viele Jahre hinweg die Kräfte der Staufer und Welfen binden sollte.
Der Streit konzentrierte sich weitgehend auf das Herzogtum Bayern. Mit den Babenbergern konnte der König hier den Welfen einen kraftvollen Bundesgenossen entgegenstellen. Durch die Belehnung der mächtigen österreichischen Markgrafen fand der welfisch-staufische Gegensatz seine bayerische Entsprechung in der Auseinandersetzung zwischen Welfen und Babenbergern. Der Streit sollte ganze 18 Jahre andauern und in einem für das bayerische Herzogtum einschneidenden Vergleich sein Ende finden: der Lostrennung der bis dahin vom Stammland abhängigen Ostmark im Privilegium minus von 1156.
Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, die Ereignisse, welche für die Entstehung des Konfliktes ursächlich waren, aufzuzeigen und den weiteren Verlauf des Geschehens nachzuzeichnen. Den Mittelpunkt der Darstellung soll dabei -soweit möglich- die Auseinandersetzung um die bayerische Frage bilden. Dabei muß der Beilegung des Streits muß besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Die Vorgänge auf den Barbinger Wiesen 1156 sind ein seltenes Beispiel für einen mittelalterlichen Belehnungsvorgang und werfen bereits ein Licht auf die Besonderheiten des Ausgleichs zwischen Babenbergern und Welfen. Größere Bedeutung noch kommt dem wenige Tage später ausgestellten Lehensbrief zu, dem sog. Privilegium minus. Die Urkunde wurde von den österreichischen Herzögen später immer wieder als Legitimation für den gezielten Ausbau ihrer Landeshoheit verwendet. Ihre Bestimmungen wurden daher oftmals verzerrt und daher auch innerhalb der Forschung sehr kontrovers beurteilt. Sie sollen hier detailliert vorgestellt und nach dem derzeitigen Wissensstand diskutiert werden.
2. Zum Verlauf des welfisch-babenbergischen Gegensatzes
2.1 Die Königswahl von 1138 und der Entzug der welfischen Reichslehen
Auf der Rückkehr von seinem Italienzug verstarb Kaiser Lothar von Supplinburg am 3. 12. 1137. Noch auf dem Totenbett belehnte er seinen Schwiegersohn Heinrich den Stolzen mit Sachsen, übergab ihm die Reichsinsignien und designierte ihn damit zu seinem Nachfolger. Der zweifellos mächtigste Reichsfürst erhob nun seinen Anspruch auf die Königskrone. Heinrich vereinigte zwei Stammesherzogtümer und darüberhinaus ungeheuren Privatbesitz in seiner Hand. Doch scheint es eben diese Machtkonzentration gewesen zu sein, welche die Fürsten von der Wahl des Welfen zurückhielt.[1] Auch Papst Innozenz II. opponierte gegen Heinrich den Stolzen, da dieser während des letzten Italienzuges mehrmals erfolgreich die Rechte des Reiches gegen Ansprüche der Kurie verteidigt hatte.[2]
Erzbischof Albero von Trier ignorierte den auf Pfingsten 1138 angesetzten Wahltermin und berief eigenmächtig eine Wahlversammlung nach Koblenz. Dort wählte eine Minderheit von Reichsfürsten am 7. 3. 1138 Konrad von Staufen zum deutschen König.
Heinrich der Stolze war offensichtlich zunächst entschlossen, seine Ansprüche notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Doch als König Konrad schon bald allgemeinen Zuspruch fand, lenkte er ein und lieferte ihm die Reichsinsignien aus. Da sich aber schon bald abzeichnete, daß Konrad die Herzogtümer Bayern und Sachsen nicht beide in der Hand Heinrichs belassen wollte, verweigerte der Welfe dem neuen König die Huldigung. Als Konsequenz daraus verfiel er auf dem Würzburger Reichstag 1138 der Reichsacht. Das Herzogtum Sachsen wurde ihm aberkannt und an den Askanier Albrecht den Bären, den Markgrafen der Nordmark, vergeben.
Im Dezember 1138 wurde Heinrich dem Stolzen auch noch das Herzogtum Bayern entzogen. König Konrad III. sprach es im darauffolgenden Frühjahr seinem Halbbruder Liutpold IV. von Babenberg zu.[3]
Der österreichische Markgraf war nach dem Herzog der mächtigste Herrscher in Bayern gewesen. Durch seine Berufung sollte den Welfen ein wirksamer Gegenspieler gegenübergestellt werden, der zur wichtigsten Stütze der staufischen Politik im Südosten des Reiches wurde. Liutpold war bislang zwar nominell dem Herzog unterstellt gewesen, durch seine besonderen Aufgaben als Markgraf hatte er aber weitgehend freie Hand bei der Verwaltung seines Gebiets. Seine Bestellung zum neuen Herzog barg zugleich die Möglichkeit, die bereits seit längerer Zeit auseinanderstrebenden Teile des alten Stammesherzogtums und der Mark wieder unter einer einheitlichen Führung miteinander zu verschweißen.[4]
Liutpold konnte sich in Bayern offenbar schon bald durchsetzen. Die bayerischen Großen huldigten ihm in der Residenzstadt Regensburg. Auch der Episkopat stand geschlossen hinter dem neuen Herzog.[5]
Der Entzug der beiden Reichslehen Heinrichs des Stolzen führte zwangsläufig zum offenen Kampf zwischen ihm und der staufischen Partei. Der Welfe konzentrierte seinen Widerstand zunächst auf Sachsen und blieb dort siegreich. Albrecht der Bär schaffte es nicht, sich gegen Heinrich zu behaupten. Er unterlag in der militärischen Auseinandersetzung und zog sich aus dem Herzogtum zurück.[6]
Der Konflikt schien seinen Höhepunkt erreicht zu haben, als Heinrich der Stolze am 20. 10. 1139 unerwartet verstarb. Doch auch durch seinen Tod kam keine wirkliche Entspannung der Lage zustande. In Sachsen fanden die Ansprüche seines 10jährigen Sohnes Heinrich des Löwen auf das Herzogtum bald allgemeine Zustimmung beim landsässigen Adel. Die nötige Unterstützung bekam der junge Welfe von seiner Mutter Gertrud und mehr noch von seiner Großmutter, der Kaiserwitwe Richenza, welche die Interessen ihres Enkels mit großer Umsicht verteidigte.[7]
In Bayern versuchte Heinrichs Onkel Welf VI., die Interessen seines Neffen zu wahren. Er schreckte ebensowenig wie sein Bruder Heinrich der Stolze vor kriegerischen Auseinandersetzungen zurück und wagte die offene Konfrontation mit den Babenbergern. In der Folgezeit wurde ganz Bayern von schweren Kämpfen und Aufständen heimgesucht. Durch anfängliche Waffenerfolge Welfs schien sich schon das Blatt zugunsten des alten Herzogshauses zu wenden. Doch mit der Niederlage gegen Konrad III. im November 1140 in Weinsberg war Liutpold IV. die Herrschaft in Bayern zunächst gesichert.[8] Die Gefechte fanden allerdings auch nach diesem Teilerfolg der Babenberger eine Fortsetzung.
Am 18. 10. 1141 starb Herzog Liutpold IV. auf der Heimreise nach Österreich im Kloster Niederaltaich. Sein älterer Bruder Heinrich Jasomirgott trat unverzüglich die Nachfolge in der Markgrafschaft Österreich an. Er mußte dafür aber die nur ein Jahr zuvor erhaltene Pfalzgrafschaft bei Rhein wieder aufgeben.[9] Das Herzogtum Bayern wurde vorerst nicht wieder ausgegeben, sondern verblieb für einige Zeit in der Hand des Königs.[10]
[...]
[1] Vgl. SPINDLER I, S.338.
[2] Vgl. Gebhardt I, S.376.
[3] Beider Mutter Agnes war in erster Ehe mit Friedrich II. von Staufen, dem Herzog von Schwaben und Vater Konrads verheiratet. Nach dessen Tod 1105 ging sie eine Verbindung mit dem Markgrafen Liutpold III. von Babenberg ein. Vgl. Gebhardt I, S.376.
[4] Vgl. SPINDLER I, S.338.
[5] Vgl. Lechner, Babenberger, S.145.
[6] Vgl. Gebhardt I, S.376.
[7] Vgl. ebd. S.376.
[8] Vgl. Lechner, Babenberger, S.145.
[9] Vgl. ebd. S.147.
[10] Vgl. SPINDLER I, S.339.
- Quote paper
- Christian Plätzer (Author), 1997, Entstehung und Verlauf des welfisch-babenbergischen Gegensatzes und das Privilegium minus von 1156, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28079
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