In dem 1931 verfassten Aufsatz „Kleine Geschichte der Photographie“ räumt Walter Benjamin dem Portraitfotografen August Sander verhältnismäßig viel Platz ein, um dessen Arbeit zu würdigen. Sicherlich kann auch das kurz zuvor erschienene Werk von August Sander, „Antlitz der Zeit“ als einer der Anstoßpunkte gelten, warum Benjamin diesen Aufsatz überhaupt verfasste. Darüber hinaus lässt sich aber auch eine erstaunliche parallele in Benjamins und Sanders Denkbewegung feststellen. Diese gemeinsamen Denkbewegungen herauszustellen ist eine zentrale Zielperspektive der hier vorliegenden Arbeit. Das man einem bildenden Künstler wie Sander mit einem Theoretiker wie Benjamin Gemeinsamkeiten in ihrem Denken wissenschaftlich gleichwertig zuweisen will, kann auf den ersten Blick etwas irritierend erscheinen. Diese Konsequenz scheint aber in sofern notwendig, als dass sie damit der Einsicht Rechnung trägt, dass Kunst und Theorie keine Dualismen sind, sondern philosophische Betrachtungen für die Kunst ebenso fruchtbar sind, wie sich Kunst bzw. Fotografie für die Philosophie ebenso gut zur Theoriebildung eignen. Diese Tendenz in den Geisteswissenschaften grenzüberschreitend Synergien zu schaffen, prägte sich in den letzten Jahren immer stärker aus. Dieser Ansatz scheint auch für die hier gegebene Thematik durchaus geeignet zu sein. So war es Sander ein Anliegen seine Fotografie als eine Art Projektionsfläche für verschiedene Rezeptionsweisen zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- B August Sanders „Antlitz der Zeit“
- I. Perspektive auf eine arbeitende Gesellschaft
- II. Passanten der Stadt und Arbeit
- C Walter Benjamins „Kleine Geschichte der Fotografie“
- I. Zur Konzeption von Benjamins Aufsatz
- II. Benjamins Sander Rezeption - „Zarte Empirie“ und „Übungsatlas“
- D Archäologie als Einschreibung in die Moderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Gemeinsamkeiten des Denkens von August Sander und Walter Benjamin, insbesondere im Kontext der Fotografie. Sie analysiert Sanders Werk „Antlitz der Zeit“ im Licht von Benjamins Überlegungen zur Fotografie und erkundet die Möglichkeiten einer weiteren Synergie zwischen diesen beiden Denkern.
- Die Rezeption von Sanders Werk durch Benjamin
- Die Bedeutung der Arbeit als Kulturphänomen
- Die Verwendung von Fotografie als Mittel der Sozialkritik
- Die philosophische Betrachtung von Fotografie als künstlerisches Medium
- Die Synergie zwischen Kunst und Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die methodische Vorgehensweise. Sie zeigt die Parallelen im Denken von Sander und Benjamin auf und verdeutlicht die Relevanz einer interdisziplinären Betrachtungsweise.
- B. August Sanders „Antlitz der Zeit“
- I. Perspektive auf eine arbeitende Gesellschaft: Dieser Abschnitt untersucht Sanders „Antlitz der Zeit“ als eine fotografische Darstellung der arbeitenden Gesellschaft im 20. Jahrhundert. Es werden die Konzeption des Werks, die Inszenierungsstrategien und die Bedeutung von Arbeit in Sanders Fotografien beleuchtet.
- II. Passanten der Stadt und Arbeit: Hier wird erläutert, was Benjamin an Sanders Schaffen interessierte und welche Aspekte seiner Arbeit in Benjamins „Kleine[n] Geschichte der Fotografie“ reflektiert werden.
- C. Walter Benjamins „Kleine Geschichte der Fotografie“
- I. Zur Konzeption von Benjamins Aufsatz: Dieser Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über Benjamins Aufsatz und seine grundlegenden Gedanken zur Fotografie.
- II. Benjamins Sander Rezeption - „Zarte Empirie“ und „Übungsatlas“: Hier wird Benjamins Rezeption von Sanders Werk in seiner Vielfältigkeit analysiert und die Bedeutung von „zarter Empirie“ und „Übungsatlas“ für Benjamins Verständnis von Fotografie erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Fotografie, Sozialkritik, Kunst und Theorie, „Antlitz der Zeit“, August Sander, Walter Benjamin, „Kleine Geschichte der Fotografie“, Arbeit als Kulturphänomen, „Zarte Empirie“, „Übungsatlas“.
- Quote paper
- Bernard Hoffmeister (Author), 2012, Sinngebung durch einen fotografischen Blick. Walter Benjamin und August Sander in ihrer Tätigkeit als Analytiker der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280473