„[...] [W]as ginge uns beim Reden vertrauter und geläufiger vom Munde als ‚Zeit‘? Beim Aussprechen des Wortes verstehen wir auch, was es meint, und verstehen es gleichso, wenn wir es einen andern aussprechen hören. Was ist also ‚Zeit‘? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht.“
Mit diesen Worten leitet Augustinus die Zeitproblematik im XI. Buch seiner Confessiones ein. Dies ist meiner Meinung nach eine sehr kluge Aussage. Jeder Mensch nimmt die Zeit wahr und durch sie können Abfolgen von Geschehnissen erklärt werden. Beispielsweise ist die Zeit daran schuld, dass jeder Mensch älter wird. Doch was genau ist Zeit eigentlich? Jedem Menschen ist dieser Begriff zwar geläufig, doch denkt man genauer darüber nach, ist er sehr schwer zu erklären, da die Zeit unter anderem gegenstandslos ist.
Die folgende Hausarbeit wird sich mit Augustinus’ Gedanken zum Thema der Zeit näher befassen. Bevor jedoch auf die eigentliche Frage nach der Zeit eingegangen werden kann, ist es zunächst einmal wichtig, die Umstände, unter denen sich Augustinus mit diesen Gedanken befasst, kurz zu erläutern. Aus diesem Grund wird ein kurzer Überblick über das Werk der Confessiones gegeben.
Der Hauptteil der Arbeit wird sich mit dem Wesen und der Messung von Zeit beschäftigen. Augustinus greift hierbei immer wieder neue Ansätze auf, die er jedoch wieder verwirft, da sie das Wesen und die Messung der Zeit nicht erklären können. Damit will er erreichen, dass er alle bisher falschen Annahmen auch wirklich ausschließen kann, um am Ende die wahre Lösung für das Wesen und das Messen der Zeit zu finden.
Danach wird der Zeitbegriff im Gegensatz zu Gott und dessen Ewigkeit untersucht, da Augustinus auch herausfinden will, wie die Zeit entstanden ist. Für Augustinus ist Gott der Schöpfer der Welt und somit auch der Zeit. Wie genau hat Gott jedoch beides erschaffen und wie kann es möglich sein, dass Gott, der in der Ewigkeit lebt, sich plötzlich dazu entschlossen hat, die Welt und mit ihr auch die Zeit zu erschaffen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Confessiones
- Das Wesen der Zeit
- Die Messung der Zeit
- Gott, Zeit und Ewigkeit
- Kritik
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Augustinus' Gedanken zur Zeit, ausgehend von seinen Confessiones. Ziel ist es, Augustinus' Philosophie der Zeit zu verstehen und seine Argumentationslinien nachzuvollziehen. Dabei werden seine Ansätze zur Definition von Zeit, ihre Messung und ihre Beziehung zu Gottes Ewigkeit beleuchtet.
- Augustinus' Lebenswerk, die Confessiones, als Kontext seiner Zeitphilosophie
- Die ontologische Frage nach dem Wesen der Zeit bei Augustinus
- Augustinus' Auseinandersetzung mit der Messung und der Dauer von Zeit
- Der Gegensatz zwischen Zeit und göttlicher Ewigkeit
- Die Rolle der Schöpfung in Augustinus' Zeitverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Augustinus'schen Zeitphilosophie ein und benennt die zentrale Frage nach dem Wesen der Zeit. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und hebt die Bedeutung der Confessiones als Kontext für Augustinus' Überlegungen hervor. Die Einleitung stellt die Problematik dar: Zeit ist ein allgegenwärtiger Begriff, der sich jedoch schwer definieren lässt. Die Arbeit soll Augustinus' Versuch nachvollziehen, dieses Problem zu lösen.
1.2. Die Confessiones: Dieses Kapitel beschreibt Augustinus' berühmtes Werk, die Confessiones, als autobiografisches Glaubensbekenntnis. Es beleuchtet die Struktur des Werkes, bestehend aus zwei Teilen: einem autobiografischen Bericht und einer Auseinandersetzung mit der Genesis. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Augustinus' persönlichem Glaubensweg und seiner Hinwendung zu Gott als zentralen Aspekt des Werkes. Die Confessiones werden als einzigartige literarische Leistung im Übergang von der Antike zum Mittelalter beschrieben, in der die menschliche Perspektive zugunsten der göttlichen zurücktritt. Das Kapitel betont die Bedeutung der Confessiones als Grundlage für das Verständnis von Augustinus' Philosophie der Zeit.
3. Das Wesen der Zeit: Dieses Kapitel befasst sich mit Augustinus' ontologischer Auseinandersetzung mit der Zeit. Augustinus' Frage „Quid est ergo ,tempus?“ steht im Mittelpunkt. Er analysiert die gängige Dreiteilung der Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und hinterfragt deren Sinnhaftigkeit. Die Schwierigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu definieren, da sie nicht mehr bzw. noch nicht existieren, wird erörtert. Augustinus' Argumentation konzentriert sich auf die Gegenwart, die selbst aber nur als ein sich ständig verändernder Punkt erscheint. Das Kapitel beleuchtet Augustinus' Versuch, das Wesen der Zeit aus der Perspektive des göttlichen Schöpfungsaktes zu verstehen.
Schlüsselwörter
Augustinus, Confessiones, Zeitphilosophie, Ewigkeit, Schöpfung, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, ontologische Frage, Gotteserkenntnis, Glaubensbekenntnis.
Häufig gestellte Fragen zu Augustinus' Zeitphilosophie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Augustinus' Philosophie der Zeit, hauptsächlich basierend auf seinen „Confessiones“. Sie untersucht seine Definition von Zeit, deren Messung und ihre Beziehung zur göttlichen Ewigkeit.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hauptquelle ist Augustinus' Werk „Confessiones“. Die Arbeit betrachtet dieses autobiografische Glaubensbekenntnis als zentralen Kontext für das Verständnis von Augustinus' Zeitphilosophie.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Augustinus' „Confessiones“ als Kontext, die ontologische Frage nach dem Wesen der Zeit, die Messung und Dauer der Zeit, der Gegensatz zwischen Zeit und göttlicher Ewigkeit, und die Rolle der Schöpfung in Augustinus' Zeitverständnis.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, den „Confessiones“, dem Wesen der Zeit, der Messung der Zeit, Gott, Zeit und Ewigkeit, Kritik und Zusammenfassung. Jedes Kapitel behandelt einen Aspekt von Augustinus' Zeitphilosophie.
Wie definiert Augustinus Zeit?
Augustinus hinterfragt die gängige Dreiteilung der Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er konzentriert sich auf die Gegenwart, die er als einen sich ständig verändernden Punkt beschreibt. Sein Verständnis der Zeit ist eng mit dem göttlichen Schöpfungsakt verbunden.
Welche Rolle spielt die göttliche Ewigkeit?
Die Arbeit untersucht den Gegensatz zwischen der menschlichen, begrenzten Zeit und der göttlichen, unendlichen Ewigkeit. Augustinus' Verständnis der Zeit ist untrennbar mit seinem Glauben an Gott und dessen Schöpfung verbunden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Augustinus, Confessiones, Zeitphilosophie, Ewigkeit, Schöpfung, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, ontologische Frage, Gotteserkenntnis, Glaubensbekenntnis.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, Augustinus' Philosophie der Zeit zu verstehen und seine Argumentationslinien nachzuvollziehen. Die Arbeit beleuchtet seine Ansätze zur Definition, Messung und der Beziehung der Zeit zu Gottes Ewigkeit.
Wie wird die Arbeit die Thematik einführen?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, benennt die zentrale Frage nach dem Wesen der Zeit, skizziert den Aufbau der Arbeit und hebt die Bedeutung der „Confessiones“ hervor. Sie stellt die Problematik dar, Zeit zu definieren.
Welche Bedeutung haben die Confessiones für diese Arbeit?
Die „Confessiones“ bilden den zentralen Kontext für das Verständnis von Augustinus' Zeitphilosophie. Das Werk wird als autobiografisches Glaubensbekenntnis beschrieben, das Augustinus' persönlichen Glaubensweg und seine Hinwendung zu Gott darstellt.
- Quote paper
- Susanne Zocher (Author), 2009, Der Zeitbegriff nach Augustinus im XI. Buch der Confessiones, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279641