Beim Erlernen einer Fremdsprache stehen oft syntaktische und lexikalische Hindernisse im Weg, um einen ungestörten Fortschritt zu gewährleisten. Hierzu gehören unter anderem die wörtliche oder strukturelle Übernahme aus der Muttersprache in die Zielsprache. Ein Beispiel dafür ist die Polysemie oder Homonymie bei Verben, die in unterschiedlicher syntaktischer Umgebung ihre lexikalische Bedeutung verändern und dementsprechend die erlernte Musterbedeutung ablegen. Es kann dementsprechend auch sein, dass die zu erlernende Sprache nur ein Lexem für zwei oder mehrere, in der Muttersprache existierende Lexeme besitzt. Trifft man als Lerner auf ein Verb, welches in einer anderen syntaktischen Umgebung als in der bereits bekannten Struktur benutzt wird, so kann es zu Fehlern in der Übersetzung und dem Verständnis kommen, da die polyseme Semantik im unbekannten Kontext aktiviert wird. Andere Umgebungen, in die ein Verb sinnvoll eingefügt werden kann bzw. die vom Verb ausgehend strukturiert wird, werden in der sogenannten Valenztheorie erfasst. In dieser Arbeit soll es spezifisch um die Valenz im Europäischen Portugiesisch gehen, wobei vier scheinbar mit dem Deutschen semantisch identische Verben ausgewählt und überprüft wurden. Aus eigener Erfahrung heraus gestalten sich manche Übersetzungsversuche schwieriger als notwendig, weil die vorkommende Polysemie eines Verbs nicht bekannt war. So lässt sich conseguir neben weiteren Bedeutungen beispielsweise mit können und schaffen übersetzen, wobei ein deutscher Portugiesischlerner möglicherweise versucht, für jedes der beiden Verben je ein eigenes Lexem im Portugiesischen zu suchen. Ziel der Arbeit ist es also, die vier ausgewählten Verben in ihren Valenzumgebungen aus einem Valenzwörterbuch (im Folgenden mit VWB abgekürzt) mit den Übersetzungen und Angaben eines Fremdsprachenwörterbuchs (im Folgenden mit WB abgekürzt) zu vergleichen und nach den Kriterien der Vollständigkeit, der Notation und deren markanten Unterschiede in der Realisierung festzustellen. Zuvor gebe ich einen kurzgeschichtlichen Überblick zur Entwicklung der Valenzidee, gehe dann auf spezifische Valenzdefinitionen für das Portugiesische ein und stelle dazu die Valenzgrammatik von Busse/Vilela (1986) und das VWB von Busse (1994) vor. Das Fazit gibt letztendlich einen Überblick über die auffälligsten Punkte der Analyse.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Valenz und Valenztheorie: Kurzgeschichtlicher Überblick
- Valenz im Portugiesischen
- Valenzgrammatik nach Busse/Vilela
- Valenzwörterbuch nach Busse
- Vergleich von VWB- und WB-Einträgen
- sobre viver
- trabalhar
- conseguir
- entregar
- Fazit
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Valenz im Europäischen Portugiesisch und untersucht die Valenzumgebungen von vier Verben, die im Deutschen semantisch identisch erscheinen. Ziel ist es, die Valenzangaben eines Valenzwörterbuchs (VWB) mit den Übersetzungen und Angaben eines Fremdsprachenwörterbuchs (WB) zu vergleichen und Unterschiede in Vollständigkeit, Notation und Realisierung festzustellen.
- Vergleich der Valenzangaben von VWB und WB
- Analyse der Vollständigkeit und Notation der Valenzangaben
- Untersuchung der Unterschiede in der Realisierung der Valenz
- Einordnung der vier ausgewählten Verben in ihre Valenzumgebungen
- Bedeutung der Valenz für das Erlernen des Portugiesischen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Valenz im Portugiesischen ein und erläutert die Problematik der Polysemie bei Verben. Sie stellt die vier ausgewählten Verben vor und beschreibt die Zielsetzung der Arbeit. Das Kapitel "Valenz und Valenztheorie: Kurzgeschichtlicher Überblick" gibt einen Überblick über die Entwicklung der Valenzidee von ihren Anfängen im Mittelalter bis hin zu Tesniéres Valenztheorie. Es werden wichtige Begriffe wie Aktant und Zirkumstant erläutert und die verschiedenen Ebenen der Valenz nach Helbig vorgestellt. Das Kapitel "Valenz im Portugiesischen" stellt die Valenzgrammatik von Busse/Vilela und das Valenzwörterbuch von Busse vor. Es werden die wichtigsten Merkmale der beiden Ansätze erläutert und die Unterschiede zwischen ihnen aufgezeigt. Das Kapitel "Vergleich von VWB- und WB-Einträgen" analysiert die Valenzangaben für die vier ausgewählten Verben in den beiden Wörterbüchern. Es werden die Unterschiede in der Vollständigkeit, Notation und Realisierung der Valenzangaben aufgezeigt und die Bedeutung dieser Unterschiede für das Erlernen des Portugiesischen diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Valenz, die Valenztheorie, das Europäische Portugiesisch, die Valenzgrammatik, das Valenzwörterbuch, die Polysemie, die Übersetzung, die Lexik, die Syntax und die Fremdsprachenlernforschung.
- Quote paper
- Tom Reipschläger (Author), 2013, Valenz im Europäischen Portugiesisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279278
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