Demonstrationen, facebook, Regimesturz. Die Umbrüche in Nordafrika und dem Nahen Osten Ende 2010 kamen ganz plötzlich und unverhofft.
Nach Tunesien und Ägypten, protestierten im Januar auch in Libyen die Bürger gegen ihre Regierung. Nur wenige Wochen vergingen,
bis sich die Proteste zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausweiteten. Stand der Mord eines blutrünstigen Diktators am eigenen Volk kurz bevor?
Die „Responsibility to Protect” (RtoP) ermöglichte eine humanitäre militärische Intervention unter der „Koalition der Willigen”,
die NATO „Operation Unified Protector” (OUP) und mit der Liquidierung al-Gaddafis schließlich einen Regimewechsel.
Die RtoP zum Schutz der Menschenrechte in Libyen - Vorgriff auf eine neue politische Weltordnung (vgl. Senghaas: 1992, 649-52)?
Im Vergleich zum Umgang mit analogen Bewegungen, wie in Saudi Arabien, Qatar oder Bahrain, aber auch bezüglich Syrien ist anzunehmen,
dass moralische Argu- mente allein möglicherweise notwendig, nicht aber hinreichend sind für die Erklärung einer Intervention.
Anthony Lake, ehemaliger Sicherheitsberater der Clinton Regierung sprach bezüglich humanitären Engagements eher von einer
„pick and choose Strategie” (Lake: 1993). Die vorliegende Arbeit fragt nicht im Sinne einer idealistischen, sondern eher realistischen Tradition:
„Wie lässt sich Frankreichs offensives Verhalten im Libyenkrieg 2011 unter neorealistischer Sichtweise interpretieren”?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept der Responsibility to Protect
- Entstehung der RtoP
- Das Drei-Stufen-Modell der RtoP
- Die Libyen Intervention 2011
- Der Neorealismus
- Theoretische Grundannahmen
- Motivation Humanitärer Militärischer Interventionen
- Machtpositionen im internationalen System
- Frankreich
- Libyen
- Frankreichs Interessen
- Französische Sicherheitsstrategie
- Nordafrika und Libyen
- Europa
- Resüme und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Intervention Frankreichs im Libyenkrieg 2011 aus neorealistischer Perspektive. Ziel ist es, die Motivation Frankreichs für dieses Engagement zu analysieren und die Rolle der „Responsibility to Protect" (RtoP) als Legitimationsgrundlage zu bewerten.
- Die Entstehung und Entwicklung des RtoP-Konzepts
- Die Intervention Frankreichs in Libyen und die Rolle der NATO
- Neorealistische Annahmen und die Motivation humanitärer Interventionen
- Die Machtpositionen Frankreichs und Libyens im internationalen System
- Die Interessen Frankreichs im Kontext seiner Sicherheitsstrategie
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Konzept der RtoP ein und beleuchtet seine Entstehung und Entwicklung. Es werden die drei Stufen der RtoP, „Responsibility to Prevent", „Responsibility to React" und „Responsibility to Rebuild", vorgestellt. Kapitel 2 skizziert die Intervention in Libyen, wobei der Fokus auf dem Verhalten Frankreichs liegt. Die Rolle der NATO und die Reaktion der internationalen Gemeinschaft werden ebenfalls beleuchtet. Kapitel 3 stellt die Grundannahmen des Neorealismus dar und untersucht mögliche Motivationen für humanitäre militärische Interventionen. Kapitel 4 analysiert die Machtpositionen Frankreichs und Libyens im internationalen System. Kapitel 5 untersucht die Interessen Frankreichs im Kontext seiner Sicherheitsstrategie. Dabei werden die strategischen Ziele Frankreichs in Nordafrika, Libyen und Europa beleuchtet.
Schlüsselwörter
Responsibility to Protect, humanitäre Intervention, Libyenkrieg 2011, Neorealismus, Frankreich, Machtpositionen, Sicherheitsstrategie, Nordafrika, Europa.
- Quote paper
- Sarah Ultes (Author), 2014, Krieg für Menschenrechte? Frankreich und die "Responsibility to Protect" im Libyschen Bürgerkrieg., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279151