Die Sumerer, von welchen bereits 4000 vor Christus Schriftstücke gefunden wurden, gelten heute als die Erfinder der Schrift. Grundlage unseres Alphabets sind allerdings die ägyptischen Hieroglyphen aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, welche erstmals Zeichen abstrahierten, sowie die Phönizischen Schriftzeichen, welche als Basis der lateinischen Schriftzeichen um 1300 vor Christus entstanden. Das Thema „Schrift“ entwickelt sich also schon seit langem und erhält immer mehr Aktualität. Die Entdeckung des Buchdrucks durch Johannes von Gutenberg in der Mitte des 15.Jahrhunderts, sowie die Einführung der allgemeinen Schulpflicht am Anfang des 18. Jahrhunderts, die alle Kinder zum Erlernen des Lesens und Schreibens verpflichtet, sind wichtige Etappen auf dem Weg der Schrift, ohne die heute nichts mehr denkbar ist. Im Jahr 1880 entstand Konrad Dudens „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der Deutschen Sprache“, welches heute als „Urduden“ bezeichnet wird und durch seine einfache Zugänglichkeit zur Rechtschreibung ein Verkaufsschlager wurde. Die Menschen mussten sich nun nicht mehr mit komplizierten Rechtschreiberegeln befassen, sondern konnten einzelne Worte in ihrer richtigen Schreibweise nachschlagen. Doch nicht für alle Menschen ist Lesen und Schreiben so einfach, einige durchaus intelligente Menschen scheinen die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens trotz enormer Bemühungen einfach nicht vollständig erlernen zu können. Bereits 1916 befasste sich Pál Ranschburg, ein ungarischer Psychologe mit diesen Problemen und prägte die Begriffe „Legasthenie“ und „Arithmasthenie“, die wörtlich übersetzt soviel wie „Leseschwäche“ und „Rechenschwäche“ bedeuten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren es hauptsächliche Ärzte und sonstige Mediziner, die dieses Phänomen „Wortblindheit“ nannten. Diese Bezeichnung kam daher, dass all diese Menschen zwar Bilder benennen, allerdings Schriftzeichen und einfache Zusammensetzungen nicht betiteln konnten. Einige Jahre später, 1951, wollte Maria Lindner, eine Schweizer Psychologin, diese Handhabung entkräften und untersuchte daher leseschwache Kinder auf ihre Intelligenz, wobei sie zu folgendem Ergebnis kam:
Diese Kinder waren alle nicht unterdurchschnittlich begabt, sondern befanden sich in einem mittleren bis hohen Intelligenzbereich.
Inhaltsverzeichnis
- I. Hinführung
- II. Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung
- III. Symptome
- IV. Ursachen
- V. Diagnostik
- VI. Therapie und Förderung
- 1. Etablierte Trainingsverfahren
- 2. Alternative Trainingsverfahren
- VII. Rechte Legasthener Schüler
- VIII. FremdsprachLegasthenie
- IX. Resümee
- X. Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörungen (LRS), ihren Ursachen, Symptomen und Therapiemöglichkeiten. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieser Schwierigkeiten zu vermitteln und die Unterschiede zwischen LRS und Legasthenie zu klären.
- Definition und Abgrenzung von Legasthenie und LRS
- Symptome und Erscheinungsformen der Störungen
- Ursachen und neurobiologische Grundlagen
- Diagnostische Verfahren und Fördermaßnahmen
- Rechte von betroffenen Schülern
Zusammenfassung der Kapitel
I. Hinführung: Dieses Kapitel liefert einen historischen Überblick über die Entwicklung der Schrift und des Schriftspracherwerbs. Es wird die Bedeutung des Buchdrucks und der allgemeinen Schulpflicht hervorgehoben und der lange Weg zur Erforschung und zum Verständnis von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten beleuchtet. Die Arbeit von Pál Ranschburg und Maria Lindner wird als Meilenstein in der Forschung zu Legasthenie und LRS dargestellt, wobei die Bedeutung der Diskrepanztheorie von Lindner betont wird. Die zunehmende Bedeutung des Themas im Kontext der PISA-Studien wird ebenfalls angesprochen.
II. Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung: Hier werden Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung (LRS) differenziert. Während LRS als vorübergehende Schwäche beschrieben wird, die in Krisensituationen auftreten kann, wird Legasthenie als dauerhafte, zentralnervöse Störung charakterisiert, die mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems einhergeht. Die WHO-Kriterien für LRS werden vorgestellt, und die Häufigkeit beider Störungen wird diskutiert. Der Unterschied in der betroffenen Bevölkerungsgruppe (Jungen vs. Mädchen) wird ebenfalls thematisiert. Der Text betont den Unterschied zwischen Legasthenie, LRS und Schwierigkeiten im Lesenlernen im Einschulungsalter, die oft durch mangelnden Kontakt mit Büchern entstehen und selbstständig überwunden werden können.
III. Symptome: Dieses Kapitel beschreibt die typischen Symptome von Legasthenie und LRS, die sich meist nach der Einschulung manifestieren. Es werden Schwierigkeiten in der optischen Differenzierung (z.B. Verwechslung ähnlicher Buchstaben), Lautunterscheidung und Raumorientierung (z.B. Verwechslung von „b“ und „d“) erläutert. Besonders hervorgehoben wird die Wortbildschwäche, also die Schwierigkeit, die graphische Repräsentation eines Wortes aus dem Lautbild abzuleiten (Graphem-Phonem-Korrespondenz).
Schlüsselwörter
Legasthenie, Lese-Rechtschreibstörung (LRS), Symptome, Ursachen, Diagnostik, Therapie, Förderung, neurobiologische Grundlagen, Diskrepanztheorie, Schriftspracherwerb, PISA-Studie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung"
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörungen (LRS). Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Die behandelten Themen reichen von der Definition und Abgrenzung der beiden Störungen über Symptome und Ursachen bis hin zu Diagnostik, Therapie, den Rechten betroffener Schüler und dem Thema Fremdsprach-Legasthenie.
Was sind die wichtigsten Themenschwerpunkte?
Die zentralen Themen sind die Definition und Abgrenzung von Legasthenie und LRS, die Beschreibung der Symptome und Erscheinungsformen, die Erläuterung der Ursachen und neurobiologischen Grundlagen, die Vorstellung diagnostischer Verfahren und Fördermaßnahmen sowie die Rechte betroffener Schüler. Der Unterschied zwischen Legasthenie als dauerhafter Störung und LRS als vorübergehender Schwäche wird besonders hervorgehoben.
Wie werden Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung (LRS) unterschieden?
LRS wird als vorübergehende Schwäche beschrieben, die auch in Krisensituationen auftreten kann, während Legasthenie als dauerhafte, zentralnervöse Störung charakterisiert wird, die mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems einhergeht. Die WHO-Kriterien für LRS werden vorgestellt, und der Unterschied in der betroffenen Bevölkerungsgruppe (Jungen vs. Mädchen) wird diskutiert. Der Text betont auch den Unterschied zu Schwierigkeiten im Lesenlernen im Einschulungsalter, die oft selbstständig überwunden werden können.
Welche Symptome werden beschrieben?
Typische Symptome, die sich meist nach der Einschulung zeigen, sind Schwierigkeiten in der optischen Differenzierung (z.B. Verwechslung ähnlicher Buchstaben), Lautunterscheidung und Raumorientierung (z.B. Verwechslung von „b“ und „d“). Eine besondere Rolle spielt die Wortbildschwäche, also die Schwierigkeit, die graphische Repräsentation eines Wortes aus dem Lautbild abzuleiten (Graphem-Phonem-Korrespondenz).
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument gliedert sich in folgende Kapitel: I. Hinführung, II. Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung, III. Symptome, IV. Ursachen, V. Diagnostik, VI. Therapie und Förderung (mit Unterkapiteln zu etablierten und alternativen Verfahren), VII. Rechte Legasthener Schüler, VIII. FremdsprachLegasthenie, IX. Resümee und X. Quellenangabe.
Was wird im Kapitel "Hinführung" behandelt?
Das einführende Kapitel gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung der Schrift und des Schriftspracherwerbs, betont die Bedeutung des Buchdrucks und der allgemeinen Schulpflicht und beleuchtet den Weg zur Erforschung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Die Arbeiten von Pál Ranschburg und Maria Lindner sowie die Bedeutung der Diskrepanztheorie und der PISA-Studien werden hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Legasthenie, Lese-Rechtschreibstörung (LRS), Symptome, Ursachen, Diagnostik, Therapie, Förderung, neurobiologische Grundlagen, Diskrepanztheorie, Schriftspracherwerb, PISA-Studie.
- Quote paper
- Katharina Los (Author), 2007, LRS und Legasthenie im Kindesalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278990