Die gemischte Kapitallebensversicherung ist die in Deutschland populärste Versicherungsform, da diese sowohl die Sicherungs- als auch die Sparfunktion miteinander kombiniert und somit eine sichere Alters- und Hinterbliebenenvorsorge ermöglicht. In Deutschland umfasst der Bestand an Lebensversicherungen im Jahr 2011 knapp 94 Mio. abgeschlossene Verträge. Die enorme Kapitalanhäufung infolge des langwierigen Sparprozesses begründet die ökonomisch entscheidende Rolle deutscher Lebensversicherer als Kreditgeber des Staates. Die Kapitalanlage dieses beträchtlichen Vermögens zum quasi risikolosen Zinssatz in öffentliche Anleihen leistet daher einen entscheidenden Beitrag zur deutschen Wirtschaftsleistung und führte in der Vergangenheit vielfach zu einer steuerlichen Begünstigung. Ein wesentliches Element der klassischen Lebensversicherung stellt dabei die garantierte Mindestverzinsung der Versicherungsprämien über die gesamte Vertragslaufzeit dar, die den Versicherungsnehmern eine langfristige Planungssicherheit ermöglicht. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld infolge der europäischen Schuldenkrise sowie die anstehenden aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen durch Solvency II erschweren die Erwirtschaftung der Garantiezusagen am Kapitalmarkt erheblich und stellen die Lebensversicherer vor eine große Herausforderung. Im Kontext dieser Rahmenbedingungen stellt sich die Frage nach der künftigen Umsetzbarkeit des klassischen Geschäftsmodells der Lebensversicher. Die vorliegende Arbeit befasst sich einerseits mit den Auswirkungen der aktuellen Rahmenbedingungen auf den Garantiezins und stellt andererseits eine ausgewählte Alternative zur Begegnung der Problematik vor.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Grundlagen
- 3 Aktuelle Rahmenbedingungen im Lebensversicherungsbereich
- 3.1 Anhaltendes Niedrigzinsumfeld
- 3.2 Bevorstehende Einführung von Solvency II
- 4 Ausgewählte Herausforderungen im Lebensversicherungsbereich
- 4.1 Wiederanlagerisiko als ökonomische Herausforderung
- 4.2 Zinszusatzreserve als handelsrechtliche Herausforderung
- 4.3 Solvency II als aufsichtsrechtliche Herausforderung
- 5 Zeitlich begrenzte Garantien als Zukunftsperspektive des Garantiezinsmodells
- 5.1 Handelsrechtliche Restriktionen bzgl. modifizierter Zinsgarantien
- 5.2 Vorschlag des zweistufigen Rechnungszinsmodells der DAV
- 5.3 DAV-Modellvorteile unter aktuellen Rahmenbedingungen
- 6 Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen aktueller Rahmenbedingungen, insbesondere des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und der Solvency II-Richtlinie, auf den Garantiezins in der deutschen Lebensversicherung. Sie analysiert die Herausforderungen für Lebensversicherungsunternehmen und präsentiert eine mögliche Zukunftsperspektive für das Garantiezinsmodell.
- Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds auf die Lebensversicherung
- Herausforderungen durch Solvency II für die Garantiezinsgestaltung
- Analyse des Wiederanlagerisikos und der Zinszusatzreserve
- Bewertung zeitlich begrenzter Garantien als alternative Lösung
- Diskussion des zweistufigen Rechnungszinsmodells der DAV
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt die Bedeutung der gemischten Kapitallebensversicherung in Deutschland. Es hebt die enorme Kapitalanhäufung durch Lebensversicherungen und deren Rolle als Kreditgeber hervor. Die Bedeutung des Garantiezinses für die Planungsicherheit der Versicherungsnehmer wird betont, ebenso wie die Herausforderungen durch das Niedrigzinsumfeld und Solvency II, welche die zukünftige Umsetzbarkeit des klassischen Geschäftsmodells infrage stellen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Kalkulationszinsen für die Beitrags- und Deckungsrückstellungsbemessung in der konventionellen Lebensversicherung mit Garantieleistung.
2 Grundlagen: Dieses Kapitel erläutert die grundlegenden Mechanismen der klassischen Lebensversicherung, insbesondere die garantierte Mindestverzinsung der Versicherungsprämien. Es beschreibt den Zusammenhang zwischen Prämienzins, Diskontierung, und der bilanziellen Verbindlichkeit der garantierten Versicherungssumme. Die Bedeutung des Kalkulationszinsfußes bei der Beitragsberechnung wird detailliert dargestellt und der Zusammenhang zwischen Garantiezins und Rechnungszins wird erklärt. Der Begriff der Deckungsrückstellung wird eingeführt und ihre Funktion als Spiegelbild der Leistungsverpflichtungen gegenüber dem Versicherungsnehmer beschrieben.
Schlüsselwörter
Garantiezins, Lebensversicherung, Niedrigzinsumfeld, Solvency II, Wiederanlagerisiko, Zinszusatzreserve, Deckungsrückstellung, Rechnungszins, Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), zweistufiges Rechnungszinsmodell, Risikomanagement.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Auswirkungen aktueller Rahmenbedingungen auf den Garantiezins in der deutschen Lebensversicherung
Was ist das zentrale Thema des Dokuments?
Das Dokument analysiert die Auswirkungen des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und der Solvency II-Richtlinie auf den Garantiezins in der deutschen Lebensversicherung. Es untersucht die daraus resultierenden Herausforderungen für Lebensversicherungsunternehmen und schlägt eine mögliche Zukunftsperspektive für das Garantiezinsmodell vor.
Welche Rahmenbedingungen werden im Dokument betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die bevorstehende Einführung von Solvency II als zentrale Rahmenbedingungen, die die deutsche Lebensversicherungsbranche beeinflussen.
Welche Herausforderungen für Lebensversicherungsunternehmen werden diskutiert?
Das Dokument behandelt das Wiederanlagerisiko, die Zinszusatzreserve und die aufsichtsrechtlichen Herausforderungen durch Solvency II als zentrale Probleme für Lebensversicherer im Kontext des Garantiezinses.
Welche Zukunftsperspektive für das Garantiezinsmodell wird vorgeschlagen?
Als mögliche Zukunftsperspektive werden zeitlich begrenzte Garantien diskutiert, insbesondere im Kontext des zweistufigen Rechnungszinsmodells der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV).
Was ist das zweistufige Rechnungszinsmodell der DAV?
Das Dokument beschreibt den Vorschlag der DAV für ein zweistufiges Rechnungszinsmodell als alternative Lösung, um den Herausforderungen des Niedrigzinsumfelds und Solvency II zu begegnen. Details zu den Vorteilen dieses Modells unter den aktuellen Rahmenbedingungen werden ebenfalls erläutert.
Welche handelsrechtlichen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet handelsrechtliche Restriktionen bezüglich modifizierter Zinsgarantien und deren Auswirkungen auf die Gestaltung des Garantiezinsmodells.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Dokument relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Garantiezins, Lebensversicherung, Niedrigzinsumfeld, Solvency II, Wiederanlagerisiko, Zinszusatzreserve, Deckungsrückstellung, Rechnungszins, Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), zweistufiges Rechnungszinsmodell und Risikomanagement.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument beinhaltet Kapitel zu Einführung, Grundlagen, aktuellen Rahmenbedingungen im Lebensversicherungsbereich, ausgewählten Herausforderungen, zeitlich begrenzten Garantien als Zukunftsperspektive und einer Schlussbemerkung. Jedes Kapitel wird im Dokument zusammengefasst.
Für wen ist dieses Dokument relevant?
Dieses Dokument richtet sich an Personen, die sich mit den Herausforderungen des Garantiezinses in der deutschen Lebensversicherung auseinandersetzen, insbesondere Akteure in der Versicherungsbranche, Wissenschaftler und Studenten.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen können in Fachliteratur zur Lebensversicherung, Solvency II und Risikomanagement gefunden werden. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) kann ebenfalls eine nützliche Informationsquelle sein.
- Quote paper
- Nina Donath (Author), 2012, Der Garantiezins in der deutschen Lebensversicherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278791