Als sich 1474 eine der größten und bestorganisierten Armeen des späten Mittealters unter der Führung des burgundischen Herzogs Karl dem Kühnen der kleinen, aber gut befestigten Stadt Neuss näherte, ahnte man dort bestenfalls, wie lange man wohl werde standhalten können und welche Strapazen körperlicher und seelischer Art man werde aushalten müssen. Immerhin konnte der Herzog neben einer für ihre Zeit hochmodernen Artillerie einige der bedeutendsten Söldnerkompanien der Epoche aufbieten, unter anderem die gefürchteten Italiener unter Führung ihrer Condottieri und englische Bogenschützen, die seit ihren ersten größeren Einsätzen in den Schlachten von Crècy, Poitiers und Agincourt einen furchteinflößenden Ruf genossen. Was dann wirklich geschah ging aber weit über das hinaus, was die Konfliktparteien anfangs wahrscheinlich erwartet hatten. Was für die Menschen damals mehr als nur eine schwere Prüfung war, ist für uns eine hervorragende Gelegenheit, einen genauen Blick auf den detaillierten Ablauf einer Belagerung dieser Zeit zu werfen. Denn dieses ganz spezielle Ereignis ist ausgesprochen gut dokumentiert und bietet eine Vielzahl von für Belagerungen des späten Mittelalters charakteristischen Facetten.
In dieser Arbeit soll am Beispiel von Neuss untersucht werden was es bedeutete, in einer spätmittelalterlichen Stadt in Westeuropa einer lange aufrecht erhaltenen Belagerung zu widerstehen. Es soll gezeigt werden, welche Strategien die Verteidiger verfolgten und wie wirksam diese waren. Dies betrifft nicht nur die Abwehr der physischen Gefahren sondern auch den Umgang mit den psychischen Belastungen. Zu diesem Zweck wird, aufbauend auf aktueller Forschungsliteratur, zunächst auf die Grundlagen eingegangen, die essentiell sind für eine Bewertung der in den Quellen enthaltenden Informationen und Schilderungen. Wie sah die Ordnung innerhalb einer Stadt im europäischen Spätmittelalter aus? Mit welchen äußeren Mächten hatten es die Bürger zu tun? Wer waren die Stadtschreiber, die uns ihre Werke hinterlassen haben? Welche diplomatischen Mittel wurden angewandt, wie schützte man sich praktisch vor gewaltsamen Versuchen, die Rechte der Stadt einzuschränken oder sie ihr gänzlich zu nehmen? Auch soll gezeigt werden, welche Mittel eingesetzt wurden, um eine Stadt einzunehmen bzw. diese zu verteidigen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hermann Bote: Der Schreiber und die Stadt
3. Die Darstellung des Krieges in der mittelalterlichen Historiographie
4. Krieg im Mittelalter – Ein historischer Überblick
4.1 Das Söldnerwesen im Mittelalter
4.2 Die Entwicklung der Feuerwaffen im Mittelalter
4.3 Belagerungen im späten Mittelalter
4.4 Die Armee Karls des Kühnen
5. Die politische Vorgeschichte – die Akteure des Konflikts
5.1 Das Herzogtum Burgund von seinen Anfängen bis zu Karl dem Kühnen
5.2 Diplomatie zwischen Burgund und dem Heiligen Römischen Reich vor der Belagerung von Neuss
5.3 Burgund und das Rheinland
5.4 Die Landgrafen von Hessen
5.5 Die Stadt und das Erzbistum Köln
5.6 Die Stadt Neuss
5.7 Ruprecht von der Pfalz, das Kölner Erzstift und Hermann IV. von Hessen
6. Die Belagerung in der Historiographie
6.1 Der Kampf um Neuss in Briefen
6.2 „Dye hystorij des beleegs van Nuys“
6.3 Die Neusser Belagerung in den „Chroniques de Jean Molinet“
6.4 Die Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]
7. Ein abschließender Vergleich
8. Fazit
9. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Als sich 1474 eine der größten und bestorganisierten Armeen des späten Mittealters unter der Führung des burgundischen Herzogs Karl dem Kühnen der kleinen, aber gut befestigten Stadt Neuss näherte, ahnte man dort bestenfalls, wie lange man wohl werde standhalten können und welche Strapazen körperlicher und seelischer Art man werde aushalten müssen. Immerhin konnte der Herzog neben einer für ihre Zeit hochmodernen Artillerie einige der bedeutendsten Söldnerkompanien der Epoche aufbieten, unter anderem die gefürchteten Italiener unter Führung ihrer Condottieri und englische Bogenschützen, die seit ihren ersten größeren Einsätzen in den Schlachten von Crècy, Poitiers und Agincourt einen furchteinflößenden Ruf genossen. Was dann wirklich geschah ging aber weit über das hinaus, was die Konfliktparteien anfangs wahrscheinlich erwartet hatten. Was für die Menschen damals mehr als nur eine schwere Prüfung war, ist für uns eine hervorragende Gelegenheit, einen genauen Blick auf den detaillierten Ablauf einer Belagerung dieser Zeit zu werfen. Denn dieses ganz spezielle Ereignis ist ausgesprochen gut dokumentiert und bietet eine Vielzahl von für Belagerungen des späten Mittelalters charakteristischen Facetten.
In dieser Arbeit soll am Beispiel von Neuss untersucht werden was es bedeutete, in einer spätmittelalterlichen Stadt in Westeuropa einer lange aufrecht erhaltenen Belagerung zu widerstehen. Es soll gezeigt werden, welche Strategien die Verteidiger verfolgten und wie wirksam diese waren. Dies betrifft nicht nur die Abwehr der physischen Gefahren sondern auch den Umgang mit den psychischen Belastungen. Zu diesem Zweck wird, aufbauend auf aktueller Forschungsliteratur, zunächst auf die Grundlagen eingegangen, die essentiell sind für eine Bewertung der in den Quellen enthaltenden Informationen und Schilderungen. Wie sah die Ordnung innerhalb einer Stadt im europäischen Spätmittelalter aus? Mit welchen äußeren Mächten hatten es die Bürger zu tun? Wer waren die Stadtschreiber, die uns ihre Werke hinterlassen haben? Welche diplomatischen Mittel wurden angewandt, wie schützte man sich praktisch vor gewaltsamen Versuchen, die Rechte der Stadt einzuschränken oder sie ihr gänzlich zu nehmen? Auch soll gezeigt werden, welche Mittel eingesetzt wurden, um eine Stadt einzunehmen bzw. diese zu verteidigen. Insbesondere im späten Mittelalter konnten die kriegführenden Parteien auf eine ganze Reihe von technischen Entwicklungen zurückgreifen. Dass diese ihre vor allem psychologische Wirkung nicht verfehlten und durchaus mit traditionellen Taktiken kombiniert wurden, soll in dieser Arbeit gezeigt werden.
Der Schwerpunkt liegt auf der Belagerung von Neuss in den Jahren 1474/75, wenn auch auf die Vorgeschichte, die technischen und sozialen Voraussetzungen sowie die wichtigsten Akteure des Konflikts eingegangen werden soll. Denn deren Handlungsmotivation war letzten Endes entscheidend für den Verlauf der Geschichte. Es soll auf die Soester Fehde (1444 – 1449) eingegangen werden, die für die Entwicklung des Verhältnisses des Erzstifts Köln zum Herzogtum Burgund nicht ohne Bedeutung ist. Um die Belagerung von Neuss näher zu beleuchten, stehen einige sehr umfangreiche Quellen zur Verfügung, deren Inhalt im zweiten Teil der Arbeit dargestellt werden soll. Der Fokus wird hier auf der „Dye hystorij des beleegs van Nuys“ des Christian Wierstraet, mehreren von Adolf Ulrich edierten Briefen und der „Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]“ liegen. Zusätzlich werden die „Chroniques de Jean Molinet“ eine wichtige Rolle spielen, die die Belagerung aus Sicht Karls des Kühnen darstellen. Anschließend sollte es der Vergleich der Quellen unter Berücksichtigung der Forschungsliteratur möglich machen, die eingangs gestellten Fragen zu beantworten.
2. Hermann Bote: Der Schreiber und die Stadt
Da über den Autor der Geschichte der Belagerung von Neuss nicht viel überliefert ist, soll hier Hermann Bote als Beispiel für einen Schreiber des 15. Jahrhunderts in der Stadt dienen. Seine Schriften bieten zudem einen Einblick in die städtische Welt des Spätmittelalters und das Selbstverständnis ihrer Bewohner.
Die Ständeordnung der Stadt fand auch Eingang in die städtische Literatur. Ihre eher statische Darstellung steht dabei ihrer tatsächlichen Dynamik gegenüber. Der Ordo-Gedanke des Mittelalters war hierdurch allerdings nicht gefährdet, sondern konnte angepasst werden.[1]
Hermann Bote bettet in seinen Weltchroniken die weltliche Geschichte in einen religiösen Rahmen ein. Die Geschichte unterteilt er dabei in Reichs- und Landesgeschichte, die sich berühren, aber nie deckungsgleich sind. Diese und ähnliche Schriften wurden als überaus bedeutend angesehen, da man durch sie Wissen bewahren und Identität stiften konnten.[2] Dementsprechend galt es als dumm und nachlässig, die „Lehre der Geschichte nicht zu beachten“[3].
Die Stadt ist zentraler Ort in Botes Chroniken, jedoch nicht losgelöst von ihrem jeweiligen Umland; „sie integriert [feudale] Elemente und wiederholt ihre Strukturen auf einer anderen Ebene“[4]. Die Mauer spielt eine hervorgehobene Rolle, sie charakterisiert die Stadt als Zufluchtsort. In ihrem Schutz fand eine „Synthese von Adel und Handel“[5] statt. Auch war die Stadt der Ort der Kaufleute und der Religion, einer Ordnung, die bereits seit der Antike so Bestand hatte.[6]
Ein wie auch immer gearteter Aufstand innerhalb der Stadt gilt bei Bote als eine Störung der ewigen Ordnung, die entweder durch den besonnenen Teil der Bürger oder von außen beseitigt werden müsse. Er sieht eine „Allianz Gottes mit den besonnenen Stadtbürgern“[7], die als „handelnde Einheit“[8] beschrieben werden. Den Herrschern bzw. dem Stadtrat wird hierbei als einzigen Institutionen die Fähigkeit zuerkannt, für das Wohl der Stadt sorgen zu können.[9] Uneinigkeit innerhalb der Stadtmauern wird bei Bote als eine größere Gefahr angesehen als Bedrohungen von außerhalb.[10]
Dem Rat oblag es aufgrund seiner besonderen Kompetenz, Unruhen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Leitlinie hierfür war das Gemeinwohl, das deutlich vor dem Wohl des Einzelnen angesiedelt war und legitimierende Wirkung haben sollte. Aufstände wurden aus Botes Sicht aus reinem Eigennutz angezettelt und waren damit ethisch verwerflich: „Die Priorität des Gemeinguts schließt die Verfolgung des Eigennutzes aus; umgekehrt gefährdet der Eigennutz das gemeine Gut und folglich die städtische Existenz“[11]. Fürsten von außerhalb der Stadt spricht Bote sowohl den Willen als auch das Recht ab, das Gemeinwohl der Stadt bestimmen zu können.[12]
Tatsächlich geht auch die heutige Forschung davon aus, dass die strenge Ordnung innerhalb der Stadt nicht nur dem Machterhalt einer kleinen Elite diente, sondern dass die Verwirklichung des Gemeinwohls im Zentrum stand. Zu diesem Zweck war es unabdinglich, dass Frieden und Gerechtigkeit innerhalb der Stadt gewahrt wurden.[13]
3. Die Darstellung des Krieges in der mittelalterlichen Historiographie
Die Darstellung bewaffneter Konflikte war stets ein zentrales Thema der mittelalterlichen Geschichtsschreibung.[14] Die Chronisten nahmen den Krieg dabei nicht nur in ihre Schriften auf, um einfach über ihn zu berichten. Der Bericht sollte auch unterhalten. Die aktive Teilnahme an bewaffneten Konflikten war im Mittelalter durchaus Teil der Erfahrungswelt des durchschnittlichen Stadtbürgers. Noch mehr galt dies für den Adel, der sich in den Chroniken auch dementsprechend heroisch dargestellt sehen wollte.[15] Für den Adel galt das heroische Kämpfen für eine gute Sache als sinn- und identitätsstiftend: „Im Krieg werden Helden gemacht und genau davon berichtet die Historiographie“[16]. Auf nicht unbedingt notwendige, ohnehin zum Allgemeinwissen zählende Details und vielleicht nicht herausragend-heroische Taten wurde dementsprechend verzichtet. Wenn Geschehnisse aber allgemein bekannt waren, mussten die Chronisten von allzu offensichtlichen Unwahrheiten absehen.[17]
Eine besondere Rolle spielte der Krieg für die Städte. In den Chroniken zählten vor allem die Belagerungen von Städten zu den besonderen Ereignissen, in denen vor allem der Durchhaltewillen der verteidigenden Bürger hervorgehoben werden sollte. Die städtischen Chronisten hielten ihre Texte im Vergleich zu ihren beim Adel tätigen Kollegen meist schlicht und pragmatisch und schrieben in erster Linie für die Bürger. Selten sind Beschreibungen über ausufernde Gewalt oder unvorhergesehene Ereignisse.[18] Die Darstellung der Toten konzentrierte sich nicht auf deren Verwundungen oder ihre Gewandung. Gefallene wurden meist als nackt dargestellt und sind so keiner der Kriegsparteien zuzuordnen.[19]
Es gilt zu beachten, dass die Chronisten immer ein bestimmtes Ziel erreichen wollten.[20] Zunächst einmal ging es meist darum, dass bestimmte Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten und zukünftigen Generationen als Lehrstoff dienen können.[21] Als weitreichendes Propagandamittel waren die Chroniken zwar eher nicht geeignet, sehr wohl aber als Beweis für Rechtsansprüche in einem möglichen Gerichtsverfahren.[22] Außerdem war die Geschichtsschreibung maßgeblich für die Entwicklung des bürgerlichen Selbstbewusstseins.[23] Adressaten waren dementsprechend vor allem die gesellschaftlichen Eliten.[24] Im Spätmittelalter setzte sich mehr und mehr die Überlieferung in der Volkssprache durch, vor allem in der für den mündlichen Vortrag gut geeigneten Versform.[25]
4. Krieg im Mittelalter – Ein historischer Überblick
Wenn es um den Krieg in der Literatur des Spätmittelalters gehen soll, ist auch der Krieg in der spätmittelalterlichen Realität eine nähere Betrachtung wert. Der hohe Stellenwert von kriegerischen Handlungen in der mittelalterlichen Historiographie deutet bereits an, dass schon seit frühen Zeiten der Krieg ein stetig wiederkehrendes Ereignis in der mittelalterlichen Welt darstellte. Das Rückgrat der mittelalterlichen Heere bildeten lange Zeit die Ritter. Ihre Ausbildung und Ethik war zweifellos auf den Kampf ausgerichtet, trotz aller Versuche der Kirche, die bewaffneten Auseinandersetzungen unter den Christen zumindest einzugrenzen. Meist wurden risikoreiche Feldschlachten vermieden. Vielmehr wurde eine Politik der verbrannten Erde betrieben, um dem Feind zu schaden. Zu einem Wüten unter der Bevölkerung kam es vor allem dann, wenn ein befestigter Ort nicht frühzeitig ohne Gegenwehr kapituliert hatte. Befestigungen dienten in diesen Konflikten vor allem als Verwaltungsstützpunkte, Versorgungslager und Unterkünfte. Die Einnahme dieser Orte war also wichtig, um dem Gegner diese zu entziehen und im gleichen Zuge für sich selbst nutzen zu können. So konnten Versorgungswege drastisch verkürzt werden. Dennoch war es nicht unüblich, dass Herrschern bereits nach wenigen Wochen oder Monaten das Geld ausging, um das Heer gegen Bezahlung aus dem Umland zu versorgen. Plünderungen waren häufig die Folge.[26]
Im frühen Mittelalter stützen sich die Herrscher auf das Lehnsaufgebot. Sie konnten ihre Vasallen für ein bis zwei Monate pro Jahr zum Kriegsdienst verpflichten. War diese Zeit vorbei, durften die Vasallen das Heer wieder verlassen. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft im 12. Jahrhundert entwickelte sich langsam zusätzlich das Söldnerwesen, auf das an späterer Stelle gesondert eingegangen werden soll. Der zu Fuß kämpfende Krieger nahm nach und nach wieder an Bedeutung zu, nachdem im hohen Mittelalter der berittene Krieger eine zentrale Rolle gespielt hatte. Man spricht hier von der „Infanterierevolution des 14. Jahrhunderts“[27]. Im Laufe der Zeit veränderte sich die Strategie des mittelalterlichen Kriegswesens, auch wenn Traditionen weiterhin eine große Bedeutung besaßen.[28] Der kombinierte Einsatz von Schützen und Pikenieren führte dazu, dass die Fußsoldaten auch Angriffen der schwer gepanzerten Ritter wiederstehen konnten. Auch waren die Städte jetzt in der Lage, eigene Kontingente aufzustellen. Die Heere waren zunehmend durchorganisiert und zeichneten sich durch eine deutlich gehobene Disziplin aus.[29]
Der Krieg im späten Mittelalter war durch zahlreiche neue Entwicklungen geprägt, die die Kriegführung auf ein neues Level hoben. Schusswaffen und Artillerie wurden in zunehmendem Maße eingesetzt. Während sich der Adel untereinander auch im Krieg oft gegenseitig schonte, gab es zwischen Rittern und Fußknechten kaum derartige Hemmungen. Seit dem 100-jährigen Krieg setzte außerdem die Entwicklung ein, dass nicht nur die Kämpfer, sondern immer mehr auch die Zivilisten zu Kriegszielen wurden. Neu war zudem der Einsatz von Propaganda, die durch Drucke schnell verbreitet werden konnte.[30]
4.1 Das Söldnerwesen im Mittelalter
Die Praxis, in einem Konflikt Krieger mit speziellen Fähigkeiten anzuwerben, war im Mittelalter keineswegs neu. Es gab sie schon in der Antike. Seit dem 11. Jahrhundert entwickelte sich das Söldnerwesen vor allem in Italien weiter, wo sich mit der Zeit berühmte Söldnergruppen unter der Führung der Condottieri bildeten. Bei verschiedenen Herrschern des Mittelalters wurde es üblich, sich eine Leibgarde aus Söldnern, die vor allem aus Idealismus sowie Hoffnung auf Beute gerne in fremde Dienste traten, aufzubauen.[31]
Aus der wachsenden Professionalisierung des Krieges im späten Mittelalter wuchs bald der Bedarf an Kriegern, die den steigenden Anforderungen gewachsen waren. Die entsprechende kriegerische Kompetenz fand sich zunächst vor allem beim Adel. Insbesondere für die Zweitgeborenen war der Solddienst bald eine attraktive Möglichkeit, Geld zu verdienen und möglicherweise reiche Beute zu machen. Doch nicht nur Ritter verdingten sich als Söldner, auch Bürger und Bauern konnten sich anwerben lassen.[32]
Beim Soldvertrag handelte es sich in erster Linie um eine genaue Festlegung darüber, was der Söldner zu welchen Konditionen leisten sollte. Bei größeren Gruppen von Söldnern wurde die Verhandlung meist mit dem Anführer der Gruppe geführt. Es ist allerdings wichtig anzumerken, dass wir es im 15. Jahrhundert noch nicht mit einem rein kommerziellen und freien Markt zu tun haben. Insbesondere dann nicht, wenn Adlige im Spiel waren, die nach wie vor an alten Bräuchen festhielten.[33] Mit der Zunahme nichtadeliger Söldner kam es aber nach und nach zu einer Verdrängung der alten Ideale aus dem Söldnerwesen. Den neuen Söldnergruppen sagte man eine gewisse Grobheit und Brutalität nach.[34] An Kampfkraft konnten es die zu Fuß agierenden Krieger zu dieser Zeit bereits mit den Reitern aufnehmen.[35]
Auch wenn der Söldnermarkt des 15. noch nicht dem des 16. Jahrhunderts entsprach, galt bereits das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Nachfrager war in der Regel ein Kriegsherr, der für eine bestimmte Unternehmung professionelle Kämpfer benötigte. Dieser konnte sich an die Anführer der Söldnergruppen wenden, um zu verhandeln. Diese sogenannten Söldnerkapitäne hielten dabei nicht nur nach möglichem Bedarf Ausschau, sondern achteten auch darauf, wie zahlungsfähig der jeweilige Interessent voraussichtlich war und wie hoch die Erfolgschancen des Feldzugs waren.[36]
Die interessierten Adligen oder Städte überlegten sich in der Regel sehr genau, wie viele und auch welche Art Söldner sie anwerben wollten. Entsprechende Kontakte konnten auf Großereignissen, beispielsweise Landtagen, hergestellt werden. Auch war es möglich, mit Werbebriefen ausgestattete Gesandtschaften zu Söldnerführern oder Adligen auszuschicken. So war es mittel- und langfristig auch möglich, ein Netzwerk für zukünftige Unternehmungen aufzubauen. Dies war auch im Interesse der Söldner, die so schneller an lukrative Aufträge gelangen konnten.[37]
Die ebenfalls bereits beschriebenen Soldverträge regelten im Detail, was der Söldner für seinen Sold leisten sollte, welche Ausrüstung er mitbringen sollte, wie lange er im Dienst bleiben sollte und was ihm der Kriegsherr seinerseits an Leistungen zusicherte. Dies reichte von der Festlegung der Höhe des Soldes über die zu leistende Versorgung seitens des Herrn bis hin zu dem Versprechen, für sämtliche Schäden an der Ausrüstung des Söldners aufzukommen oder ihn gar aus einer möglichen Gefangenschaft auszulösen.[38] Es konnte mit Söldnerführern auch vereinbart werden, bei Bedarf eine bestimmte Menge an Söldnern bereitzustellen, egal, wann dieser Fall eintreten sollte. Dafür erhielten diese dann regelmäßig Zahlungen. Der jeweilige Herr hatte den Vorteil, schnell und flexibel auf Bedrohungen reagieren zu können. Hierbei handelte es sich um kombinierte Dienst- und Werbebriefe.[39] Kam es zum Abschluss solch eines längerfristigen Vertrages, wurde von den Söldnern ein weit höheres Maß an Loyalität und Folgsamkeit erwartet als normalerweise üblich.[40]
Für die Nichtadligen war aber wohl der zu erwartende Verdienst die Hauptmotivation, sich in den Dienst verschiedener Herren zu stellen. Dazu kam sicherlich Abenteuerlust oder auch die Flucht vor sozialen oder strafrechtlichen Zwängen. Der vertraglich festgelegte Sold war dabei alles andere als sicher, während die mitgeführte und mehr oder weniger teure Ausrüstung ständiger Gefahr ausgesetzt war. Wer garantierte, dass am Ende wirklich gezahlt wurde? Aus diesem Grund muss der möglichen Beute eine weit größere Motivationswirkung beigemessen werden als dem versprochenen Sold.[41]
Eine deutliche Trennlinie zwischen der ländlichen bzw. städtischen Bevölkerung und den Söldnern, wie sie ab dem 16. Jahrhundert bestand, kann dabei nicht gezogen werden. Vielmehr stellte der Solddienst lediglich eine weitere Möglichkeit des Broterwerbs dar.[42]
Das Söldnerwesen des späten Mittelalters führte dazu, dass Kriege nicht mehr auf der Basis der Truppen geführt wurden, die der jeweilige Fürst, König oder Stadt aus seinem Landbesitz aufbieten konnte. Entscheidend war, ob er eine entsprechende Anzahl an Söldnern anwerben konnte. Zudem mussten die gestiegenen Kosten für die modernen Feuerwaffen aufgebracht werden. Das immer professioneller werdende Söldnerwesen führte dazu, dass gewaltsame Konflikte an Ausmaß und Dauer deutlich zunahmen und die Bevölkerung dementsprechend stärker in Mitleidenschaft zogen.[43]
4.2 Die Entwicklung der Feuerwaffen im Mittelalter
Mit Pulver betriebene Waffen sind keine Erfindung des späten 15. Jahrhunderts. Verschiedene Rezepte für Schießpulver gab es in Europa seit dem 13. Jahrhundert, auch wenn es zunächst nur für den Antrieb von Raketen verwendet wurde. Roger Bacon (1214 – 1292)[44] beschrieb bereits, welch großen Schrecken das Pulver auslösen konnte. Einige Zeit später ging man dazu über, Bolzen mit Hilfe des Schießpulvers aus vasenförmigen Gefäßen zu verschießen.
Diese Waffen erfreuten sich bereits früh großer Beliebtheit und sie befanden sich recht bald auch in Besitz verschiedener Städte. Die Leistungsfähigkeit und Präzision dieser Handfeuerwaffen waren wohl wesentlich höher als häufig vermutet. In Tests wurde ermittelt, dass bereits eine effektive Kampfentfernung von 200-300 Meter möglich war und auf 20 Metern mühelos 1,5 mm starker Stahl durchschlagen werden konnte. Das 15. Jahrhundert brachte weitere, leistungsfördernde Entwicklungen wie Haken, bessere Schäfte und Luntenschlösser.[45]
Die rasante Weiterentwicklung der verschiedenen Techniken, ob nun zum Angriff oder zur Abwehr bestimmt, war vor allem ein Ergebnis der ständig schwelenden Rivalitäten zwischen den Mächten Europas. Insbesondere der vermehrte Einsatz von Bombarden führte dazu, dass die Mauern der Burgen und Städte verstärkt werden mussten.[46]
Die verschiedenen Weiterentwicklungen führten nach und nach zu einer Professionalisierung des Krieges. Das Schießpulver musste im richtigen Verhältnis gemischt werden, beim Aufbau der Kanonen musste auf den richtigen Winkel, die Windrichtung und die Entfernung geachtet werden. Zu diesem Zweck war es immer stärker notwendig, im Kriegsfall Spezialisten anzuwerben, die den steigenden Anforderungen gewachsen waren.[47]
Das Mischverhältnis des Schwarzpulvers unterlag immer wieder Veränderungen. Während das von Roger Bacon Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelte Pulver eher zum Anzünden geeignet war als zum Explodieren, wurde erst 25 Jahre später wurde das Mischverhältnis von Albertus Magnus entscheidend verbessert. Das optimale Verhältnis beträgt 75% Salpeter, 10% Schwefel und 15% Kohle. Das burgundische Schwarzpulver bestand im 15. Jahrhundert aus 71,4% Salpeter, 21,4% Schwefel und 7,1% Kohle.[48]
Die Verbreitung der Feuerwaffen nahm einen rasanten Verlauf. 1326/27 wurden sie in Italien und England erstmals verwendet, 1338/39 in Frankreich, 1342 in Spanien und 1346 im Norden des Heiligen Römischen Reiches. Im späten 15. Jahrhundert wurden besonders große Kanonen, die Bombarden, in Frankreich, Spanien, Italien und den Niederlanden entwickelt und gebaut. Auch wenn diese Geschütze bei optimalem Gebrauch und perfekt gemischtem Pulver bereits weiter als 1.000 Meter schießen konnten, so verwendeten die Kanoniere häufig wesentlich weniger Pulver als möglich, um einer Explosion des Geschützes vorzubeugen. Daher wurden sie häufig 200-250 Meter vor der belagerten Befestigung aufgebaut und durch spezielle Schilde von feindlichem Beschuss abgeschirmt. Als Geschosse wurden steinerne Kugeln verwendet. Die Schussfrequenz war allerdings gering, für die großen Geschütze kann man mit maximal sieben Schuss pro Tag rechnen.[49]
Die Belagerungsartillerie war zu Anfang demnach noch nicht allzu effektiv, so dass parallel weiterhin Katapulte eingesetzt wurden.[50] Eine Verbesserung erfolgte erst am Ende des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert wurden erstmals große Bombarden und Mörser eingesetzt, für deren Produktion vor allem die Eisenverarbeitung grundlegend war. Von nun an lösten sie die Katapulte endgültig ab.
Doch nicht nur bei Belagerungen, auch in der Feldschlacht wurden im Spätmittelalter Geschütze eingesetzt. Die burgundische Armee setzte im 15. Jahrhundert Feld- und Salvengeschütze ein. Im gleichen Zuge wurden die bereits angesprochenen Handfeuerwaffen in immer größeren Stückzahlen hergestellt.
Doch trotz aller Steigerung der Effektivität, die Wirkung der Artillerie des 15. Jahrhunderts sollte nicht überschätzt werden. Die mittelalterlichen Mauern konnten mit dieser zwar beschädigt, nicht aber komplett zerstört werden, was auch bei der Belagerung von Neuss deutlich werden sollte.[51]
4.3 Belagerungen im späten Mittelalter
Plante man die Belagerung einer Burg oder einer Stadt, war die Wahl der Jahreszeit entscheidend. Man begann meist in Frühjahr oder Sommer, wenn Erdarbeiten leichter zu bewerkstelligen waren und Trockenheit Feuer innerhalb der Befestigung begünstigte. Regen konnte darüber hinaus den verschiedenen Belagerungsmaschinen und dem Schwarzpulver zusetzen.
Grundsätzlich gab es zwei Vorgehensweisen beim Angriff auf befestigte Stellungen: Der direkte Angriff („oppugnatio“) und die Blockade („obsidio“). Beides war nicht ohne Risiko. Während ein Versuch, die Mauern zu erstürmen, meist mit hohen Verlusten verbunden war, war eine langfristige Blockade sehr teuer. Zudem barg sie das Risiko, dass ein Entsatzheer den Belagerten zu Hilfe kam. Wenn man eine lange Belagerung durchführen wollte, waren strenge Disziplin, ausreichende Verpflegung und regelmäßige Soldzahlungen entscheidend, um das Heer zusammenzuhalten. Auch war Abwechslung wichtig. So wurden gelegentlich sogar Turniere veranstaltet und Spielleute ins Lager eingeladen. Es kam auch vor, dass unter einem Waffenstillstand Belagerer und Belagerte gegeneinander im Wettkampf antraten.[52]
Es gab ein Muster, nach dem bei vielen Belagerungen vorgegangen wurde. Am Anfang stand die Aufforderung, die Stadt kampflos zu übergeben. Wenn darauf eingegangen wurde, konnte die Bevölkerung mit Schonung rechnen und die Garnison die Stadt friedlich verlassen. Wurde die Kapitulation abgelehnt konnten die Angreifer versuchen, die Befestigungen in einem schnellen Überraschungsangriff zu erstürmen. Funktionierte dies nicht, wurden zunächst rund um die Stadt oder Burg befestigte Lager errichtet sowie die Belagerungsmaschinen und Artillerie vorbereitet. Nun mussten die Angreifer versuchen, sich möglichst geschützt den Mauern zu nähern. Auch wurde versucht, Mauern, Türme oder Tore mit Hilfe von Katapulten oder Geschützen zu zerstören oder zumindest zu beschädigen. Waren die Angreifer nahe genug an die Mauer gelangt konnten sie versuchen, diese mit Leitern zu erklettern, sie zu unterminieren oder einen Rammbock zum Einsatz zu bringen.[53] Um eine Befestigung einzunehmen, wurden meist mehrere Strategien parallel verfolgt: Das Ausnutzen von Verrat, das Einnehmen der Mauern durch einen Überraschungsangriff, Aushungern der Verteidiger oder auch das Vortäuschen eines Rückzuges.[54]
Für die Verteidiger war es wichtig, noch vor dem Eintreffen des feindlichen Heeres möglichst viele Versorgungsgüter in die Stadt zu holen sowie Holz, Eisen und die Zutaten für das Schwarzpulver einzulagern. Auch mussten die eigenen Waffen und Geschütze einsatzbereit gemacht werden. Die wehrfähige Bevölkerung wurde organisiert und es wurden Maßnahmen zur Abschreckung von Verrätern und Deserteuren unternommen. Die Vorräte mussten sorgfältig rationiert werden. Auch wurden spezielle Einheiten damit beauftragt, nach Anzeichen für feindliche Stollen Ausschau zu halten. Manchmal konnte man auch eine Prognose dafür abgeben, welcher Mauerabschnitt wahrscheinlich am stärksten angegriffen werden würde. Während der Belagerung waren regelmäßige Ausfälle wichtig, um den Gegner nicht zur Ruhe kommen zu lassen.[55]
In der Regel war es so, dass noch bis ins späte Mittelalter die Verteidiger den Angreifern überlegen waren. Der Fall einer Befestigung wurde meist durch Schwachstellen in der Mauer oder eine unzureichende Garnison ausgelöst.[56]
Das Erstürmen von Mauern war keine einfache Angelegenheit, aber den Angreifern stand eine Reihe von Gerätschaften zur Verfügung. Eine der ältesten war die Belagerungsleiter. Diese musste exakt die richtige Länge haben. War sie zu kurz, konnten die Angreifer die Mauerkrone nicht erreichen. War sie zu lang, konnte sie leicht umgestoßen werden oder unter der Last der Bewaffneten zusammenbrechen. Als Faustregel galt, dass im Idealfall die Entfernung zwischen dem Fuß der Mauer und dem der Leiter die Hälfte der Höhe der Mauer betragen musste. Zur Bestimmung der Mauerhöhe schlägt der römische Militärtheoretiker Vegetius zwei verschiedene Methoden vor. Man konnte eine Schnur mit Hilfe eines Pfeils auf die Mauerkrone schießen und anhand der Länge dieser Schnur und der Entfernung des Schützen zur Mauer konnte man die noch fehlende Seite des so entstandenen Dreiecks berechnet werden. Es war auch möglich, den Schatten der Mauer bei Sonnenuntergang mit dem eines drei Meter hohen Stabes zu vergleichen und die Höhe entsprechend umzurechnen. Zusätzlich zu starren Leitern wurden faltbare Exemplare und Strickleitern verwendet. Die mittelalterlichen Krieger konnten auf diese Weise Befestigungen unglaublich schnell erklettern. Während des 100-jährigen Krieges demonstrierte dies Marschall Boucicaut, der in kompletter Rüstung eine Leiter nur unter Zuhilfenahme seiner Arme erklomm. Allerdings waren sie auf der Leiter vielfältigen Gefahren ausgesetzt, insbesondere Geschossen, Steinen, kochendem Wasser und siedendem Öl.[57]
Bei der Annäherung an die Mauer konnten sich die Angreifer mit mobilen Schilden schützen. Diese wurden in unterschiedlichen Formen seit der Antike verwendet. Sie konnten nicht nur zum Schutz von heranrückenden Truppen, sondern auch zum Abschirmen von Belagerungsmaschinen und -artillerie verwendet werden. Zu diesem Zweck wurden zudem größere, fahrbare Konstruktionen errichtet, die häufig Tiernamen erhielten. Auch wenn diese Technik im 15. Jahrhundert noch Anwendung fand, nahm aufgrund der verbesserten Artillerie die Bedeutung von Gräben und Erdwällen zu.[58]
Nahe an die Mauern heranzukommen war nicht nur für deren Erstürmung entscheidend. Das Unterminieren von Befestigungen bzw. der entsprechenden Fundamente war eine häufig angewandte Strategie. Man grub einen Graben bis an den Fuß der Mauer, des Turms oder des Tores, höhlte den Untergrund aus, füllte diesen dann entweder mit brennbarem Material oder Schwarzpulver und entzündete dieses dann. Im Idealfall brach das darüber liegende Gebäude komplett in sich zusammen. Waren Wassergräben vorhanden, mussten diese zunächst trocken gelegt werden. Die Verteidiger waren dieser Methode allerdings nicht wehrlos ausgeliefert. Sie konnten beim Graben verursachte Vibrationen mit Hilfe von nahe der Mauer aufgestellten Glocken orten und einen Gegenstollen graben. Erreichten sie den Stollen der Angreifer, konnten sie sie entweder unterirdisch bekämpfen oder auch Rauch oder Exkremente in den Gang einleiten.[59]
Gelang es nicht, die Befestigung einzunehmen, konnte es zu einer Verhandlung um einen Waffenstillstand kommen. Bei besonders schwierigen und komplizierten Verhältnissen konnte es sinnvoll sein, einen neutralen Vermittler zu Hilfe zu rufen. Kam es zu einer Einigung, schworen beide Parteien in der Regel, den Vertrag nicht zu brechen.[60]
4.4 Die Armee Karls des Kühnen
Karl der Kühne schien dem Soldatenleben und der Armee gegenüber sehr zugetan gewesen zu sein.[61] Mit großer Liebe zum Detail verfasste er mehrere Schriften, die die Organisation der Armee regeln sollten. Von 1468 bis 1476 verfasste er insgesamt sechs Dokumente, in denen er versuchte, genaue Regeln zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Disziplin in seiner Armee aufzustellen. Diese teilte er in mehrere Kompanien auf, die wiederrum aus mehreren Schwadronen bestanden.[62] Die Berittenen jeder Kompanie wurden in Staffeln eingeteilt, die jeweils aus 25 Mann bestanden, von denen ein jeder eine Lanze anführte. Diese bestand neben dem Anführer aus einem „coustillier“, einem Knappen, drei Bogenschützen auf Pferden, einem Pikenier, einem „culverineer“ und einem Armbrustschützen.[63] Die verschiedenen Truppenteile sollten durch regelmäßiges Exerzieren und durch Manöver daran gewöhnt werden, im Verbund zu operieren und zu kämpfen.[64] Bei diesen Übungen ging es vor allem darum, eine geschlossene Schlachtlinie zu halten. Auch mussten die Bogenschützen trainieren, von ihren Pferden zu steigen und sich anschließend zu formieren. Währenddessen sollten sich die Pikeniere zwischen sie stellen, um sie vor Nahkampfangriffen zu schützen.[65] Von Übungen Belagerungen betreffend ist allerdings nichts bekannt.
Im Jahr 1469 begann Karl der Kühne, Söldner in seinen Dienst zu nehmen und zu dauerhaft bestehenden Einheiten zusammenzufassen. Die Bezahlung erfolgte monatlich.[66] Die Rekrutierung dieser Söldner war keine einfache Angelegenheit. Karl war ein großer Bewunderer der italienischen „Condottieri“, der mächtigen Söldnerkapitäne Italiens. Ab 1472 bemühte er sich verstärkt, diese in seinen Dienst zu nehmen. Hilfe erhielt er vor allem durch Venedig.[67] Zusätzlich warb Karl auch Söldner aus England an, vor allem die im Hundertjährigen Krieg berühmt gewordenen Langbogenschützen. Deutsche Söldner soll es zwar auch gegeben haben, allerdings lediglich in sehr geringer Zahl. Zusätzlich zu den Söldnern konnte Karl auf die Lehnsaufgebote seiner Ländereien zurückgreifen.[68]
5. Die politische Vorgeschichte – die Akteure des Konflikts
Neben den Geschehnissen in und um Neuss 1474/75 ist relevant, wie sich die Machtverhältnisse am Niederrhein, in den burgundischen Landen und im Heiligen Römischen Reich vor und während der Belagerung von Neuss entwickelten. Wer waren die Akteure und was bewegte sie zu ihrem Handeln?
5.1 Das Herzogtum Burgund von seinen Anfängen bis zu Karl dem Kühnen
Das Herzogtum Karls des Kühnen nahm seinen Anfang im Jahr 1363. Der französische König Johann II. (1350-1364) belehnte seinen jüngsten Sohn Philipp mit Burgund. 1369 verheiratete Karl V. seinen Bruder mit der „Erbtochter der französischen Lehen Flandern, Artois und Freigrafschaft Burgund“[69]. 1384 trat der Erbfall ein. Damit fielen nicht nur die erwähnten Ländereien an den burgundischen Herzog, sondern auch die Städte Ypern, Gent und Brügge. Als diese gegen die neue Herrschaft rebellierten, wurde der Aufstand mit Hilfe des französischen Königs niedergeschlagen.[70]
Ein Jahr später fand die Doppelhochzeit von Cambrai statt. Philipps Sohn Johann Ohnefurcht und dessen Schwester Margarete heirateten die Geschwister Margarete und Wilhelm von Ostrevant, den Erbprinzen von Bayern-Straubing und Holland-Hennegau. Diese Gebiete fielen so später ebenfalls an das Herzogtum Burgund.[71]
Zu dieser Zeit wurde damit begonnen, die Verwaltung im Herzogtum effektiver zu gestalten. Wichtige Schritte waren die Einrichtung von Räten und Rechnungskammern in Burgund, Flandern, Dijon, Gent und Lille sowie die Zusammenlegung der Kanzleien von Flandern und Burgund zur Hofkanzlei.
Der burgundische Herzog Philipp der Kühne war von 1380 bis zu seinem Tod 1404 auch wichtigstes Mitglied im französischen Regentschaftsrat. Nach seinem Tod kam es zum Krieg zwischen Philipps Nachfolger Johann Ohnefurcht und Ludwig von Orleans. Dieser Konflikt gipfelte in der durch Johann in Auftrag gegebene Ermordung Ludwigs im Jahr 1407. Johann wiederrum wurde 1419 ermordet, im Auftrag der auf Ludwigs Seite stehenden Armagnacs. Dennoch entwickelte das Herzogtum Burgund sich weiter glänzend. Im Jahr 1420 konnte es erstmals höhere Einkünfte aufweisen als das Königreich Frankreich. Im selben Jahr wurde im Vertrag von Troyes der Sohn des Schwiegersohns Philipps als Nachfolger Karls VI. bestimmt. Eine weitere wichtige Änderung war die Verlagerung des Machtzentrums Burgund von Dijon nach Flandern und in die Niederlande.[72]
Jetzt zahlten sich auch die verschiedenen Hochzeiten der vergangenen Jahre aus. 1430 fiel das Herzogtum Brabant an Burgund, 1433 folgten die Grafschaften Holland und Hennegau und 1443 das Herzogtum Luxemburg.
Auch war Burgund inzwischen in der Lage, eine bedeutende Außenpolitik zu betreiben. Am 21. September 1435 schloss Herzog Philipp der Gute im Vertrag von Arras ein Abkommen mit Frankreich, in dem der König Karl VII. Philipp die Souveränität gewährte.[73] Auseinandersetzungen gab es allerdings weiterhin, insbesondere mit dem deutschen Kaiser Sigmund, bis dieser 1437 starb. 1442 traf sich Philipp erstmals mit dessen Nachfolger Friedrich III. in Besançon; 1447 fanden erste Verhandlungen über die Erhebung des Burgunderherzogs zum König statt. Diese scheiterten aber.
Doch auch in Frankreich blieb der Burgunder weiterhin ein wichtiger Faktor. Nach dem Tod König Karls VII. 1461 wurde der am Hof des Herzogs im Exil lebende Ludwig XI. sein Nachfolger. Philipp der Gute leistete ihm den ligischen Lehnseid. Sein Sohn Karl sah sich aber als ein eigenständiger Herrscher, auch wenn Ludwig versuchte, ihn für sich zu gewinnen. 1465 aber schloss sich Karl den dem König feindlich gesonnenen Fürsten Frankreichs an.
Um die Mentalität und die Handlungen Karls besser verstehen zu können, lohnt ein Blick auf die Erziehung am Hof Burgunds. Karl wurde am 11. November 1433 in Dijon geboren, noch am selben Tag getauft und am 29. November in den Ritterorden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Seine Mutter hatte vor ihm bereits zwei Söhne zur Welt gebracht, die allerdings schon verstorben waren. Am 30. November wurde Karl zum Grafen von Charlois erhoben.[74] Mit dieser Grafschaft wurde der Erbe des Herzogtums Burgund traditionell belehnt.[75]
Im Zuge des Friedensschlusses zwischen Karls Vater Philipp dem Guten und Karl VII. von Frankreich heiratete er im Juni 1439 Catherine de France, welche allerdings 1446 starb. Seine nächste Ehe ging er 1454 mit Isabelle de Bourbon ein. Es folgten zahlreiche Präsentationen in der Öffentlichkeit. 1452 nahm er erstmals an einem Turnier in Brüssel teil, wenig später an einem Kriegszug gegen das rebellierende Gent.
Die Forschung geht davon aus, dass sich die Ausbildung und Erziehung Karls nicht von dem unterschied, was für junge Prinzen üblich war.[76] Anthea Bischof hat den Grundsatz der Erziehung formuliert: „Die Erziehungstraktate sind darauf ausgelegt, einem Heranwachsenden die Fähigkeit zu vermitteln, sich innerhalb der Gesellschaft und ihren verschiedenen Räumen angemessen zu verhalten“[77]. Die erste Lebensphase (bis zum Alter von sieben Jahren) verbrachten Jungen noch im Haushalt ihrer Mutter. Ab dem siebten Lebensjahr wurde von ihnen erwartet, dass sie überlegt sprachen, sich bei Tisch benehmen konnten und andere Personen mit ihrem jeweiligen Rang ansprachen. In der zweiten Phase der Erziehung wurden die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld herausgelöst, das war ein „Übergang in den Bereich ihres zukünftigen Lebens“[78]. Ausgerichtet war die gesamte Erziehung an höfischen Idealen, sie grenzte sich konsequent zu der anderer sozialer Schichten ab.[79]
Es erfolgte, wie für das Mittelalter üblich, eine geschlechtsspezifische Erziehung.[80] Der junge Adlige sollte auf die traditionellen Aufgabenbereiche des Mannes vorbereitet werden. Dazu zählten Schutz, Ordnung, Recht, Sicherheit und Verteidigung, sowohl nach Außen als auch innerhalb der Familie. Die Fähigkeit dazu war wichtig. Männer, die diesen Aufgaben nicht nachkamen, wurden gesellschaftlich ausgegrenzt. Als besonders unmännlich galt es, keine Entscheidungen treffen und Vorhaben nicht umsetzen zu können.[81]
Dementsprechend wichtig war die ritterliche Erziehung bei Hofe. Die Jungen hatten ihre Vorbilder in Gestalt der Ritter stets vor Augen und wurden von diesen auch unterwiesen. Da sie nur mit diesen in Kontakt standen, kamen sie kaum in Versuchung, von ihrem vorbestimmten Weg abzuweichen. Es ging nicht um die Ausbildung von Individualität, sondern um eine kontrollierte Entwicklung. Die Jungen wurden nicht einzeln erzogen, sondern lebten mit Altersgenossen zusammen. Dabei entstanden Freundschaften, wenn auch nicht zwangsläufig. Im Falle des zukünftigen Königs von Frankreich, Ludwig XI., entwickelte sich mit dem mit ihm zusammen aufwachsenden Karl dem Kühnen sogar eine erbitterte Feindschaft, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen sollte.[82]
Neben dem körperlichen Training war die geistige Bildung wichtig. Die Kinder von Herrschern wurden meist in mehreren für die Politik relevanten Sprachen unterrichtet. Dazu kamen Lesen, Schreiben, allgemeine Kenntnisse der Literatur, Latein, Recht und Geschichte.[83]
Karl soll sich insgesamt sehr talentiert gezeigt haben und insbesondere an Musik und Literatur interessiert gewesen sein. Mit selbstständig zu erfüllenden Aufgaben sei er aber zunächst nicht betraut worden, erst 1456 erhielt er einen eigenen Hofstaat und damit eigene Handlungsmöglichkeiten.[84] Allerdings war dieser Hof zunächst in den seiner Mutter, Isabella von Portugal, eingefügt.[85]
Der Herzog von Burgund war sowohl Lehnsmann des deutschen Kaisers als auch des Königs von Frankreich. Ein irgendwie geartetes Zugehörigkeitsgefühl zu den beiden angrenzenden Staatengebilden scheint Karl aber zu keiner Zeit besessen zu haben. Vielmehr ist anzunehmen, dass er sich selbst als potentieller König betrachtete. Auch wenn das Gebiet Burgunds durchaus ein Königreich hätte sein können, gab es doch keine wirklich staatstragende Idee und keiner der Herrscher auf beiden Seiten dieses Territoriums nahm ihn zunächst als König wahr.[86]
Doch nicht nur das mögliche Königtum war Motivation für Karl, seine Ambitionen so ehrgeizig zu verfolgen. Auch wenn die Schlachtfelder seiner Zeit nicht mehr von den Rittern beherrscht wurden, so war der Ritter an sich eines der wichtigsten Leitbilder für den jungen Herzog. Auch war er dem Soldatenleben sehr zugeneigt. Er war außerdem nicht für seine Geduld bekannt. Er war stets bestrebt, seine Vorhaben voranzutreiben, sei es auf diplomatischem Wege oder auch militärisch. Auffällig soll dabei gewesen sein, dass er so viel wie möglich selbst kontrollieren wollte und sein Reich optimal durchstrukturieren wollte. Im Krieg galt Karl als wenig zimperlich, insbesondere bei der Einnahme von Städten.[87]
Auch wenn Karl kein gekrönter König war, so präsentierte er sich als ein königsgleicher Herrscher. Zu diesem Zweck diente unter anderem der Orden vom Goldenen Vlies, der von seinem Vater gegründet worden war. Dieser hatte zunächst die Funktion, den eigenen Adel um den herzoglichen Thron zu versammeln.[88] Zunehmend wurden aber auch ausländische Monarchen aufgenommen, so wie es bei anderen Orden ebenfalls üblich war. So trat Karl beispielsweise dem englischen „Order of the Garter“ bei und trug dessen Insignien öffentlich, um zu zeigen, dass er als Monarch anerkannt wurde.[89]
Als König legitimieren können hätte Karl aber nur der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Friedrich III. Für diesen wäre aber nur ein Lehnskönigtum in Frage gekommen. Außerdem wäre die Zustimmung der Kurfürsten notwendig gewesen. Eben diese Fürsten hatte Karl aber bei verschiedenen Gelegenheiten durch sein bereits angesprochenes, prachtvolles Auftreten verärgert. Nach dem Scheitern des Treffens von Karl und Friedrich in Trier sollte Karl immer mehr auf ein gewaltsames Vorgehen setzen, um seine Ziele zu erreichen.[90]
Anthea Bischof hat eine Charakterisierung des Herzogs vorgenommen, die hier nicht unerwähnt bleiben soll. Er soll ein Herrscher gewesen sein, der durchaus andere für sich gewinnen konnte. Er kombinierte „ritterliche Grundsätze mit unbeherrschtem Jähzorn gegen alle und jeden, ebenso wie eine bemerkenswerte Borniertheit“[91], galt im gleichen Zuge aber auch als sehr gutgläubig. Im höfischen Umgang verlangte er „ein hohes Maß an Loyalität und Verfügbarkeit sowie Höflichkeit bis hin zur Schmeichelei“[92]. Frömmigkeit und Tapferkeit waren ihm sehr wichtig, in besonderem Maße im Angesicht von Rückschlägen.[93] Ein besonderes Verhältnis hatte er zum Bürgertum: „Bei seinen Eroberungen aufstrebender bürgerlicher Gesellschaften in den niederländischen Städten erschien Karl geradezu rachsüchtig“[94].
Karl beließ es im Konflikt mit Frankreich nicht bei symbolischen Handlungen. Er marschierte in Frankreich ein und eroberte die Städte an der Somme. Das burgundische Heer kämpfte in der Schlacht von Mont-Jhény gegen das Her Ludwigs XI. Die Schlacht ging zwar unentschieden aus, Ludwig konnte aber Paris einnehmen. So wurde am 5. Oktober 1465 Frieden geschlossen. Nach Philipps Tod am 15. Juni 1467 übernahm Karl die Regierungsgeschäfte in Burgund. Er erreichte nach Verhandlungen mit Ludwig schließlich den Vertrag von Péronne. Auch wenn dieser von Seiten des französischen Königs widerrufen wurde, war der Herzog von Burgund von da an vom Lehnseid gegenüber diesem entbunden. Von da an nannte sich Karl „souverain seigneur“.[95]
5.2 Diplomatie zwischen Burgund und dem Heiligen Römischen Reich vor der Belagerung von Neuss
Karl versuchte im Vorfeld der Belagerung von Neuss, seine Ziele auf friedlichem Weg zu erreichen. Für 1473 war ein Treffen von Karl und dem Kaiser geplant. Karl verfolgte die Absicht, vom Kaiser zum König gekrönt zu werden. Friedrich III. wiederum hoffte, für seinen Sohn Maximilian die Ehe mit der Erbin Karls, Maria von Burgund, vereinbaren zu können. Ein geplantes Treffen in Metz 1473 konnte allerdings nicht stattfinden, da die Stadt die Aufnahme des großen Gefolges des Herzoges ablehnte, um ihre Eigenständigkeit nicht zu gefährden.[96]
Man einigte sich schließlich auf ein Treffen in Trier, das vom 30.September bis zum 25. November 1473 dauern sollte. Die burgundischen Chronisten ignorierten in ihren Texten das Lehnsverhältnis ihres Herzogs gegenüber dem Kaiser vollständig, auch wenn die allgemein übergeordnete Stellung des heilig-römischen Kaisers anerkannt wurde. Die tatsächliche Überlegenheit des Burgunders wurde von ihnen aber insbesondere an seinem Willen festgemacht, einen Kreuzzug gegen die Türken zu führen. Karl wurde somit als positives Gegenstück zum Kaiser dargestellt. Diesen sahen die Geschichtsschreiber aus Burgund, ebenso wie Karl, vor allem als finanziell und militärisch schwachen Herrscher.[97]
Die erste Woche des Treffens war vor allem für die öffentliche Repräsentation gedacht, bei der sich vor allem Karl der Kühne mit seinen mit Gold und Edelsteinen verzierten Gewändern hervortat. Am siebten Oktober gab der Herzog ein prunkvolles Festmahl im Kloster St. Maximin. Ab der zweiten Woche wurden Geheimgespräche zwischen Friedrich und Karl geführt, während für die Gefolge Turniere veranstaltet wurden. Einmal pro Woche wurde eine öffentliche Sitzung abgehalten, die sich mit der Türkenfrage, der möglichen Belehnung Karls und seine Aussöhnung mit dem französischen König beschäftigte.
Am 23. Oktober aber ließ Karl öffentlich vier Forderungen vortragen. Erstens wolle er mit Savoy belehnt werden, zweitens solle die kaiserliche Acht über die holländischen Untertanen aufgehoben werden, der Pfalzgraf solle eine Amnestie erhalten und Karl solle mit Geldern belehnt werden.[98] Diese Forderungen wurden zunächst nicht erfüllt. Daher wollte Karl am 31. Oktober abreisen, konnte aber durch den Kaiser noch umgestimmt werden. Am sechsten November wurde öffentlich bekannt gegeben, dass Karl mit Geldern belehnt werden solle. Intern hatte es bereits Vorbereitungen gegeben, Karl zum König von Burgund und Friesland zu krönen. Allerdings hatten schon einen Tag zuvor die brandenburgischen Räte sowie die Kurfürsten von Mainz und Trier ihre Zustimmung hierzu verweigert. Der Kaiser wollte Karl zwar notfalls auch eigenmächtig krönen, allerdings nahm der Burgunderherzog hiervon Abstand, nachdem die Kurfürsten ihm am achten November ihren Widerstand persönlich verkündet hatten. Am 25. November reiste Friedrich III. schließlich ab, ohne auf Karl zu warten.[99]
Petra Ehm-Schnocks geht davon aus, dass der Kaiser in diesem Fall gar nicht eigenmächtig hätte handeln können. Karls großspuriges Auftreten sei vermutlich dazu gedacht gewesen, die Kurfürsten in den Schatten zu stellen. Dies sei nicht allzu gut dazu geeignet gewesen, ihre Zustimmung zu erlangen. Das diese aber entscheidend für die weiteren Handlungen des Kaisers gewesen sei und die Kurfürsten bereits über weit mehr Macht und Einfluss verfügten als Karl anfangs angenommen hatte, habe der Burgunder zu spät erkannt.[100]
Darüber hinaus schien Karl nicht verstanden zu haben, dass der Kaiser als Einzelperson schon lange nicht mehr den Willen des gesamten Reiches darstellte.[101]
5.3 Burgund und das Rheinland
Die Verbindung der Fürsten des Niederrheins mit den Burgundern war im traditionell sehr eng und zur gleichen Zeit dem römisch-deutschen Kaiser eher locker, da sich ihre Herrschaftsbereiche sehr nah am burgundischen Machtzentrum befanden. Dazu kam, dass das Reich durch interne Machtkämpfe geschwächt war. So vermochte es Burgund, die Pfandlande am Oberrhein an sich zu bringen.[102] Wichtigster Verbündeter der burgundischen Herzöge war der Herzog von Kleve. Beide Häuser waren dynastisch miteinander verbunden und arbeiteten sowohl im diplomatischen als auch im militärischen Bereich zusammen.[103]
Eine wichtige Episode der Beziehungen zwischen dem Reich und Burgund stellt die Soester Fehde dar. Auslöser für diesen Konflikt war der Übertritt der Stadt Soest vom Erzstift Köln in die Herrschaft des Herzogs Johann von Kleve. Aus diesem Grund verhängte der deutsche Kaiser Friedrich III. am 15. Januar 1445 die Acht über die Stadt. Philipp von Burgund griff zunächst nicht aktiv in die Auseinandersetzung ein, sondern beschränkte sich bewusst auf die Rolle als neutraler Vermittler. Als Leiter der Verhandlungen zwischen dem Erzstift und dem Klever Herzog nahm er allerdings eine Position ein, die eigentlich lediglich einem deutschen König zugestanden hätte. Nach dem Scheitern der Verhandlungen änderte sich Philipps neutrale Haltung merklich. Insbesondere, als sich eine Koalition aus Köln, Trier und Frankreich unter sächsischer Beteiligung im Jahr 1445 formierte. Damit war erstmals burgundisches Territorium in Gefahr. Dies hatte zum Ergebnis, dass Johann von Kleve erstmals mit aktiver burgundischer Hilfe rechnen konnte.
Doch auch jetzt noch versuchte Philipp, den Kölner Erzbischof zum Einlenken zu bewegen, indem er ihm 1446 die volle erzbischöfliche Titulatur zustand. 1448 sandte der Papst schließlich die Kardinallegaten Nikolaus von Kues und Johann Carvajal, um einen Frieden zu vermitteln.
Die Folgen der Soester Fehde sollten entscheidend für die weitere Entwicklung im niederrheinischen Raum sein. Da der Kölner Erzbischof und seinen Verbündeten Soest nicht erobern konnten, blieben sie auf den Kosten für ihre zahlreichen Söldner sitzen. Dies führte zu einer finanziellen Schwächung des Erzstiftes. Zudem festigte sich das klevisch-burgundische Bündnis.[104]
Die hier zum Einsatz gekommenen Söldner waren ursprünglich angeworben worden, um auf der Seite Herzog Wilhelms III. von Sachsen gegen seinen Bruder Friedrich II. zu kämpfen. Doch bereits am 12. Mai 1447 war es zu einem Waffenstillstand gekommen. Der Kölner Erzbischof Dietrich hatte bereits 1445 versucht, die Kurfürsten von Sachsen mit ihren böhmischen Söldnern zu einem Eingreifen in die Soester Fehde zu bewegen. Nach dem Abschluss des Waffenstillstandes unternahm er einen weiteren Versuch. Der Kölner beabsichtigte, die Söldner in seine Dienste zu nehmen. Wilhelm sollte insgesamt 12.000 Mann nach Westfalen bringen. Dietrich verpflichtete sich vertraglich, pro Söldner und Woche einen Gulden zu zahlen. Herzog Wilhelm verlangte 50.000 Gulden, ein Drittel der Beute und der Gefangenen. Auch musste ihm der Erzbischof zusichern, ihm in seinem Streit mit dem Herzog Philipp von Burgund um 120.000 ungarische Gulden beizustehen. Herzog Wilhelm hätte sogar noch einen höheren Gewinn gemacht, da er von Dietrich für jeden einzelnen Söldner mehr erhielt, als er wiederum diesem zu zahlen verpflichtet war. Allerdings musste Wilhelm zunächst zusätzlich zu den 6.000 böhmischen Söldnern weitere 6.000 Männer in Thüringen rekrutieren.[105]
Die Überführung des Heeres nach Westfalen war kein einfaches Unterfangen, zum einen aufgrund der zahlreichen verschiedenen Herrschaftsgebiete, durch die der Weg führte, zum anderen aufgrund der schwierigen Versorgungslage. Schnelle Erfolge waren dementsprechend wichtig. Am 14. Juni 1447 eroberte Dietrich Blomberg vom Grafen von Lippe, was weitere Städte dazu bewegte, Verhandlungen Vorzug vor Widerstand zu geben. Die hier erzwungenen Zahlungen und Proviantlieferungen sicherten schließlich die weitere Versorgung des Heeres. Vom 20. bis zum 29. Juni 1447 wurde Lippstadt mit 15.000 Mann belagert, allerdings erfolglos. Hierfür waren vermutlich auch Versorgungsschwierigkeiten verantwortlich, das Heer konnte aus der Umgebung nicht allzu lange versorgt werden. Doch trotz allem schaffte es der Erzbischof, mit seinen Truppen am 30. Juni vor Soest zu erscheinen. Doch obwohl ein erster Ausfall der Soester Reiter erfolgreich abgewehrt und das vor den Toren der Stadt gelegene Walburgis-Kloster eingenommen worden war, konnte Soest nicht erobert werden. Dies war für die Heerführer insofern besonders problematisch, als sie aufgrund der erwarteten aber nie erlangten reichen Beute aus der Hansestadt den Söldnern diverse große Versprechungen gemacht hatten. Ein Scheitern der Belagerung war nie eine Option gewesen. Dies war ein entscheidender Grund dafür, dass der Kölner Erzbischof und damit das Erzstift eine bedeutende finanzielle Schwächung hinnehmen musste, nachdem die Belagerung am 21. Juli abgebrochen werden musste.[106]
Ein weiterer wichtiger Schachzug Burgunds war die Übernahme des Herzogtums Geldern. Ziel war es zunächst, den altern Herzog, Arnold, durch seinen Sohn Adolf zu ersetzen. Die geldrische Angelegenheit vermischte sich bald mit englischen und französischen Entwicklungen, da Karl nach der Vertreibung von Eduard IV. vom englischen Thron einen Angriff des Grafen von Warwick befürchtete. Dieser war zu dieser Zeit ein entschiedener Gegner Eduards, während Karl ein Verbündeter desselben war. Es stellte sich bald heraus, dass sich Karl der Haltung Adolfs von Geldern keineswegs sicher sein konnte, er ließ den Herzog wenig später gefangen nehmen.[107]
Gleichzeitig bemühte er sich darum, von den Ständen Gelderns die Anerkennung Arnolds zu erreichen. Dieser schloss mit Karl am siebten Dezember 1472 einen Vertrag über die Verpfändung des Herzogtums für 300.000 Rheinische Gulden. Arnold durfte dafür seine Ländereien auf Lebenszeit nutzen. Nach Abschluss des Vertrages war der Weg für Karl frei, seine neu erworbenen Rechte mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Der alte Herzog Arnold starb am 22. Februar 1473, sein Sohn wurde auf Lebenszeit eingekerkert. Kurze Zeit später gab der Adel in Geldern seinen Widerstand gegen den Burgunder auf.[108] Auf dem Tag von Trier wurde Karl von Friedrich III. mit Geldern belehnt und die Eroberung auf diese Weise nachträglich legitimiert.[109]
Burgund hatte nun die direkte Kontrolle über das Herzogtum Geldern- Jülich-Berg war zu schwach, um sich den Interessen Burgunds effektiv zu widersetzen und Kleve war Karls Familie dynastisch verbunden. Herzog Johann von Kleve war zwar gleichzeitig Lehnsmann von Karl dem Kühnen und Friedrich III., Karl machte ihm aber deutlich klar, dass er aufgrund der Lage seines Herzogtums keine andere Wahl habe, als sich auf seine Seite zu stellen.
1463 wurde Ruprecht von der Pfalz zum Erzbischof von Köln gewählt. Johann hatte sich zunächst vertraglich mit ihm verbunden, später aber Verträge gegen ihn geschlossen, um Soest und Xanten für Kleve zu sichern. Herzog Philipp von Burgund verbündete sich allerdings 1465 mit Ruprecht, während sich Neuss auf die Seite Johanns stellte. Geldern, so oder so unter burgundischer Kontrolle, folgte Philipp. Karl übernahm schließlich die Vogtei über das Erzstift. Im Verlauf der wachsenden Konflikte stellte sich Johann zunächst gar auf die Seite Hermanns von Hessen. Er nahm davon allerdings Abstand, nachdem ihm Karl die deutliche Anweisung gegeben hatte, den abgesetzten Ruprecht in seinen Landen aufzunehmen. Im Verlauf der Belagerung von Neuss dienten die klevischen Ländereien vor allem der Versorgung des burgundischen Heeres. Johann befand sich weiterhin in einer schwierigen Lage. So versorgte er auch die Neusser und Kölner mit Lebensmitteln, was ihm Karl aber bald verbot. Auch forderte Friedrich III. ihn auf, sich dem Reichsaufgebot anzuschließen. Dem kam Johann allerdings nicht nach.[110]
5.4 Die Landgrafen von Hessen
Das Haus Hessen war eine sehr alte und traditionsreiche Fürstenfamilie. Ihr Stammland lag im heutigen Niederhessen zwischen Fritzlar und Kassel.[111]
Zum deutschen König und Kaiser hatten die Landgrafen ein gutes Verhältnis. 1417 wurde der Nachfolger des 1413 gestorbenen Landgrafen Hermann, Ludwig, von Kaiser Sigismund belehnt und so offiziell anerkannt. 1420 begleitete er den Kaiser auf seinem Kriegszug gegen die böhmischen Hussiten. 1431 unternahm Ludwig eine Pilgerfahrt zum belgischen Kloster St. Josse. Er wollte in Erfahrung bringen, ob er seine Erbansprüche auf Brabant geltend machen könnte. Der burgundische Herzog Philipp der Gute, der Vater Karls des Kühnen, der der Schwiegersohn des letzten brabanter Erben Philipp von Pol war, kam ihm allerdings zuvor.
Es gelang Ludwig aber immerhin, das hessische Territorium zu konsolidieren. Durch Heirat gelang es, die Werra-Städte zurückzugewinnen. In der 1430er Jahren wurden die Schutz- und Lehnsverhältnisse mit den Nachbarn geklärt. So übertrug 1432 der Abt von Hersfeld die Schirmherrschaft für sein reichsunmittelbares Stift dem Landgrafen. Der Graf von Ziegenhain und die Waldecker begaben sich in ein Lehnsverhältnis zu Ludwig. Ende 1440 folgten die Herren von Plesse bei Göttingen sowie die Grafen von Lippe. Darüber hinaus bestanden Schutzverhältnisse zu mehreren Städten bis hin zu Erfurt, Goslar, Hildesheim und Warburg. 1457 erfolgte die Verbindung mit den Hohenzollern, die die Kurfürsten von Brandenburg stellten.[112]
Die Person des Landgrafen war im Reich hoch geachtet und respektiert. Ludwig wurde gar auf der Reichsversammlung in Frankfurt 1440 als Nachfolger König Albrechts II. gehandelt. Er verzichtete aber zugunsten Friedrichs III.[113]
Ludwig hatte drei Söhne: Ludwig, Heinrich und Hermann. Der zweitgeborene Sohn, Heinrich, war mit Anna von Katzenelnbogen verheiratet. Diese Familie besaß Zollrechte auf dem Rhein von Gernsheim über Mainz bis Rheinfels, über Rolandseck, Bonn und Düsseldorf bis hin zu niederländischen Grenze.
Bedingung für die Hochzeit war, dass nach dem Tode des alten Landgrafen Ludwig Hessen geteilt werden sollte, damit Heinrich weiterhin eine standesgemäße Position innehaben konnte. Trotz dieser Vereinbarung kam es zwischen Ludwig, dem erstgeborenen Sohn und damit Erben, und Heinrich zum Streit. Dieser konnte erst auf dem von Herzog Wilhelm von Sachsen geleiteten Schiedstag von Hersfeld für eine Zeit lang beigelegt werden. Vereinbart wurde eine befristete Teilung zwischen den Brüdern. Ludwig sollte das „Land zu Hessen“ mit der Residenzstadt Kassel erhalten, Heinrich Oberhessen mit Marburg. Der jüngste Bruder, Hermann, war ohnehin für die geistliche Laufbahn bestimmt. Er studierte zunächst in Köln, wurde Stiftsprobst von Fritzlar und war für kurze Zeit als Bischof von Hildesheim im Gespräch. 1473 wurde er Domherr und Dekan in Köln. Nach den Auseinandersetzungen mit Karl dem Kühnen und der Belagerung von Neuss wurde er 1480 Erzbischof von Köln und damit ein Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches.[114]
Acht Jahre nach dieser Einigung kam es wieder zum offenen Konflikt zwischen Ludwig und Heinrich. Hermann vermittelte 1470 einen neuen Frieden zwischen den Brüdern. Doch nur ein Jahr später, 1471, starb Ludwig und sein jüngerer Bruder konnte als Heinrich III. allein regieren.[115]
5.5 Die Stadt und das Erzbistum Köln
Im 10. Jahrhundert zog sich der Herzog von Lothringen aus dem Gebiet links des Rheins zurück. Die Kölner Erzbischöfe mussten daraufhin eine eigene Stellung aufbauen, um sich im Herrschaftsgefüge behaupten zu können. 1059/60 zerschlugen sie die Vormachtstellung der Ezzonen und eroberten von ihnen Tomburg und Siegberg. Später fiel unter Erzbischof Friedrich I. der überwiegende Teil des Besitzes der Grafen von Werl an das Erzbistum.
Wie viele bedeutende Städte lag Köln günstig in Flussnähe. Ihren Ursprung hatte sie in der römischen Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Die bestehenden Befestigungen wurden im Mittelalter mehrfach erweitert, um der wachsenden Bevölkerung Rechnung zu tragen. Am Rhein gab es zahlreiche Anlegestellen, um Handelsschiffe aufnehmen zu können. Diese versorgten die Märkte der Stadt regelmäßig mit neuen Waren.[116]
Die Herrschaft in der Stadt hatte der Rat inne, dessen Mitglieder im 14. Jahrhundert durch die 15 Geschlechter, die vorherrschenden Familien der Stadt, gestellt wurden. Ihre Herrschaft wurde allerdings 1396 durch wirtschaftlich bedeutende Bürgerverbände (Gaffeln) abgelöst. Der neue Rat wurde durch 22 Gaffeln gewählt. Trotz ihrer Bedeutung erreichte Köln den Status als freie Reichsstadt erst nach der Belagerung von Neuss, als Belohnung für ihr Standhalten gegen Karl den Kühnen.[117] Doch hierfür hatte man einen hohen Preis gezahlt. Auch wenn ein auf die Neuss gegenüber liegende Rheinseite entsandtes Kontingent mit 2.000 Fußknechten und 200 Berittenen, das zur Hälfte aus Bürgern bestand, nicht übermäßig groß war, sollte der gesamte Krieg das Erzstift insgesamt 800.000 Gulden kosten.[118]
5.6 Die Stadt Neuss
Das von den Neussern besiedelte Areal hatte im Mittelalter bereits eine lange Siedlungsgeschichte hinter sich. Zur Zeit der Römer hatte es drei Kilometer südlich der heutigen Altstadt Legionslager samt angeschlossenen zivilen Siedlungen gegeben. Auf dem Gebiet des späteren Neuss befand sich ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. die Siedlung Novaesium. Unter den Franken wurde diese Niusa genannt, war 863 Burg und ab 877 Zollstelle. In der folgenden Zeit wurde sie zu einem wichtigen Handelsplatz. Etwa Mitte des 10. Jahrhunderts gelangte sie in den Besitz Kölns. Nach 1200 erhielt das Damenstift der Stadt die Reliquien des Märtyrers St. Quirinius.
Handelsbeziehungen unterhielt Neuss vor allem mit den Niederlanden, in die es rheinische Weine exportierte und aus denen es Salz und Fisch importierte. Auch gab es einen regen Austausch von Vieh und Getreide.
Stadt wurde Neuss aber erst im 12. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Stadtmauer. 1190 wurde Neuss erstmals oppidum genannt und galt als wichtigste kurkölnische Stadt nach Köln. 1255 trat Neuss dem Rheinischen Städtebund bei. 1372 wurde der kurkölnische Rheinzoll von Neuss nach Zons verlegt, was dem Wohlstand der Stadt nicht zuträglich war. Zum wirtschaftlichen Niedergang kam es allerdings erst Ende des 16. Jahrhunderts.[119] Regiert wurde die Stadt durch eine Oligarchie reicher Bürger, die die Macht untereinander aufteilten. Insgesamt gab es eine strenge Trennung zwischen den gesellschaftlichen Schichten.[120]
Im späten Mittelalter verfügte Neuss über zwei Mauerringe. Der innere Ring wurde durch 30 Halbtürme verstärkt, der äußere durch mehrere Türme im Abstand von 40 Metern und mehrere mit Barbakanen versehene Tore. Die äußere Mauer verfügte darüber hinaus über besonders tiefe Fundamente. In sechs Metern Höhe war der Wehrgang angebracht. Zudem konnten Geschütze auf den Türmen platziert werden.[121]
5.7 Ruprecht von der Pfalz, das Kölner Erzstift und Hermann IV. von Hessen
Ruprecht von der Pfalz war am 27. Februar 1427 als Sohn des Pfalzgrafen Ludwig III. geboren worden.[122] Er wurde 1463 zum Nachfolger Dietrichs von Moers zum Erzbischof von Köln gewählt. Ruprecht übernahm alles andere als ein finanziell gefestigtes Erzstift. Beinahe alle landesherrlichen Einkünfte waren verpfändet und einen Teil der Schuldner bildeten die Mitglieder der Landstände, was deren Verhältnis zu Ruprecht von Anfang an belastete. Dieser war wohl vor allem deswegen gewählt worden, weil man glaubte, ihn leicht kontrollieren zu können und gleichzeitig die Unterstützung seines einflussreichen Bruders Friedrich, dem Pfalzgrafen vom Rhein, zu erhalten. Diese Hoffnung sollte sich allerdings nicht erfüllen. Vielmehr legte er alles daran, die Pfandschaften zurück zu bekommen. Dabei schreckte er auch vor der Anwendung von Gewalt nicht zurück. So versuchte er im Mai 1472, die Stadt Neuss durch Verrat an sich zu bringen.[123] Dies ist belegt durch einen Brief der Kölner an Neuss vom 10. Mai 1472, in dem eine Beratung in dieser Angelegenheit und über die in Haft sitzenden Verräter „Buck ind Frederich Schouff“ zugesagt wird.[124]
Ruprecht führte mehrere Fehden gegen das eigene Erzstift, dass ihm bald jede Gefolgschaft verweigert hatte. Schon 1471 hatte sich das Domkapitel offen von ihm abgewandt. Es wurden zwar mehrere Landtage abgehalten, um eine Lösung zu finden, dieses Unterfangen scheiterte aber am Starrsinn Ruprechts. Das Kapitel machte Ruprechts Verfehlungen schließlich öffentlich, um Verbündete gegen ihn zu gewinnen. Die Hoffnung hierauf war nicht unberechtigt: Ruprecht hatte mit seinem gewaltsamen Vorgehen gegen das auf dem Reichstag in Regensburg beschlossene Friedensgebot verstoßen.
Im Jahr 1472 begann eine letzte Verhandlungsphase, zunächst angeregt durch Ruprechts Bruder Friedrich den Siegreichen. Eine alle Seiten endgültig zufriedenstellende Übereinkunft konnte dennoch nicht erzielt werden.[125] Auch Karl der Kühne versuchte in diesem Jahr, sich in die Verhandlungen einzuschalten. In einem Brief vom 18. März 1472 bietet er sich als Vermittler an. Er betont seine Besorgnis hinsichtlich der Anwendung von Gewalt gegen den Erzbischof. Dies würde ihn in besonderem Maße bedrücken, da er dem Erzbischof und der Kirche „mit eyme dubbelen bande der verbuntniss nyet wenich geneicht syn“[126]. Um die Gewalt beizulegen, schickte er Johann Ostoms, den Probst von Nivelle, als seinen Abgesandten.[127]
Anfang März 1473 kam der Landgraf von Hessen, Hermann IV., nach Köln. Er wurde zunächst offizieller Unterhändler des Domkapitels in den Verhandlungen mit Ruprecht. Nach dem Scheitern der Verhandlungen wurde er am 23. März 1473 zum Stiftsverweser ernannt. Begründet wurde dieser Schritt seitens des Kapitels mit Ruprechts Verstoß gegen den Landfrieden und die Erblandesvereinigung.[128]
Die Stellung Hermanns im Stift war allerdings alles andere als gefestigt. Er war ernannt worden, nicht gewählt, darüber hinaus war er erst 20 Jahre alt und konnte noch keine nennenswerten Erfahrungen vorweisen. Mit Hermanns Bruder, dem Landgrafen Heinrich, hatte man aber einen ähnlich mächtigen Fürsten auf seiner Seite wie Ruprecht mit seinem Bruder Friedrich. Ein derartiges Vorgehen hat es in der Geschichte des Erzstifts bisher allerdings noch nicht gegeben. Ruprecht konnte sich zu Recht darauf berufen, dass das Kapitel offen gegen die göttliche Ordnung und das Kirchenrecht verstieß. Auch wenn die Stände Hermanns Stellung absicherten und den Einsatz hessischer Truppen gegen den Erzbischof legitimierten, entstand Uneinigkeit im Stift: Remagen, Sinzig, Erpel und Unkel stellten sich 1474 auf die Seite Ruprechts.[129]
6. Die Belagerung in der Historiographie
Die Originale der in dieser Arbeit verwendeten Briefe aus der Zeit der Belagerung von Neuss wurden von Dr. Adolf Ulrich ediert und 1889 veröffentlicht. 180 Briefe stammen aus dem Kölner Stadtarchiv, 15 aus dem Staatsarchiv Koblenz und 18 aus dem Staatsarchiv in Düsseldorf. Die Edition wurde anlässlich einer Bearbeitung der Wierstraet-Chronik durchgeführt.[130] Die Briefe sind insbesondere deswegen interessant, weil sie direkt aus den Jahren 1474/75 stammen, im Nachhinein nicht verändert wurden und es so möglich machen, einen realistischen Einblick in den Ablauf des Geschehens sowie die Anweisungen und Pläne der Protagonisten auf beiden Seiten zu erhalten.
Die Quelle „Dye hystorij des beleegs van Nuys“, verfasst vom Neusser Stadtschreiber Christian Wierstraet, liegt als Faksimile der Erstausgabe bei Arnold ther Hoernen, Köln 1476 vor. Dieses wurde von Herbert Kolb, Albert Kreuels und Rudolf Küppers 1974 in Neuss in einer kommentierten Fassung herausgegeben. Da die Belagerung von Neuss in den Jahren 1474 und 1475 stattfand, haben wir es hier mit einer Quelle zu tun, die dem zu untersuchenden Ereignis sehr nahe steht. Es handelt sich um eine Reimchronik in ripuarischer Sprache. Außergewöhnlich an Wierstraets Werk ist, dass es die anfangs gewählte Form nicht dauerhaft beibehält, sondern variiert. Dies geschieht sowohl in der Länge der Strophen (Drei- bis Sechsheber, Vierheber mit Zäsurreim) als auch beim Reimschema. Die Chronik wird im Original von einem umfangreichen Akrostichon durchzogen, das den Namen des Autors, die Datierung und die Widmung enthält. Hierdurch wird das Werk in acht bis zehn Zeilen umfassende Blöcke unterteilt. Diese sind wiederrum zu größeren Gruppen verbunden. Hiervon sind im ersten Drittel fünf zu finden, bis der Autor auf den Reimpaarvers zurückgreift. Erst am Ende des Texts folgt wieder eine kompliziertere Form. Der Text an sich ist betont sachlich gehalten, auf Polemik wird komplett verzichtet. Wierstraets Text diente später der Koelhoffschen Chronik als Vorlage. Auch war er Anregung für den Verfasser der Burgundischen Legende, für Konrad Pfettisheim und Hans Erhart Tüsch.
Verfasst wurde die „Dye hystorij des beleegs van Nuys“ von Christian Wierstraet. Er stammte ursprünglich aus Düsseldorf und war Kleriker sowie kaiserlicher Notar. Zum Zeitpunkt der Belagerung war er Stadtschreiber von Neuss, was aber laut Verfasserlexikon nur durch den Druck der Koelhoffschen Chronik belegt werden kann. Eine durch Wierstraet verfasste Urkunde ist laut dem ²VL nur in einem einzigen Fall sicher nachzuweisen.[131]
Man geht davon aus, dass die Chronik im Auftrag von Kaiser Friedrich III. geschrieben wurde. Wenn auch bewusst schlicht gehalten, geht ihre Darstellung doch über die reine Pragmatik hinaus. Der Wortschatz orientiert sich teilweise an der Heldenepik. Der Gegner wird zwar nicht verteufelt, die Bedrohung durch ihn aber besonders betont, um die Leistung der Verteidiger umso beeindruckender erscheinen zu lassen.[132]
Nicht fehlen bei einer Untersuchung der Neusser Belagerung darf die „Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]“. Das Original befindet sich in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und wurde dort digitalisiert. Sie wurde 1499 vom Kölner Drucker Johann Koelhoff gedruckt.[133] Der Autor ist nicht bekannt. Die Chronik schildert die Ereignisse um die Belagerung von Neuss aus Kölnischer Perspektive.
Eine Chronik aus burgundischer Perspektive hat Jean Molinet verfasst. Er war ein französisch-burgundischer Dichter und Geschichtsschreiber. 1473 war er in die Dienste Karls des Kühnen getreten, 1475 trat er die Nachfolge des offiziellen Geschichtsschreibers Georges Chastellain an. Seine Texte sind bekannt für ihren Detailreichtum und zahlreiche Stilfiguren, bei denen sich Molinet verschiedenster Motive bediente. Interessant ist zudem, dass er sich hierbei nicht nur auf die Herrschenden und den Hof konzentrierte, sondern auch die einfachen Leute und ihre Leiden darstellte und diese entsprechend kommentierte. Dies gilt in besonderem Maße für den Krieg.[134] Die „Chroniques de Jean Molinet“ liegen für diese Arbeit in der Übersetzung von Hans-Georg Loose von 2002 vor. Seine gesamten Chroniken umfassen die Jahre 1474-1506[135], hier sollen aber nur die Ereignisse um die Belagerung von Neuss eine Rolle spielen. Erstmals ediert herausgegeben wurde der Text 1828 durch Jean Alexandre Buchon in der „Collection des Chroniques Nationales Françaises“ Band 45.[136] Die Verwendung dieser Quelle soll ein Gegengewicht zur Neusser und Kölner Darstellung des Konflikts und der Belagerung bilden und so eine eindimensionale Betrachtung der Ereignisse verhindern. Wir können auch von Molinet keinen neutralen Bericht erwarten, ein Vergleich mit den anderen Werken sollte aber die Beantwortung der hier behandelten Fragen möglich machen.
6.1 Der Kampf um Neuss in Briefen
Im Vorfeld und auch während der Belagerung von Neuss gab es einen regen Briefwechsel zwischen den Akteuren des Konflikts. Anfangs ging es vor allem um die Vermittlung zwischen den streitenden Parteien. Am 18. März 1472 schrieb beispielsweise Karl der Kühne an Köln, dass er gerne die Rolle des Vermittlers zwischen dem Domkapitel und Erzbischof Ruprecht übernehmen wolle. Im gleichen Zug betonte er, dass er sowohl der Kirche als auch dem Bischof verbunden sei.[137] Am 07. Juni 1474 erhielt er aber von Papst Sixtus die deutliche Anweisung, sich nicht für Ruprecht einzusetzen.[138] In einem Brief vom 25. Juli 1474 teilte Karl der Kühne Köln dennoch offiziell die Begründung für seinen Kriegszug mit. Er wolle Erzbischof Ruprecht und dessen Bruder, dem Pfalzgrafen vom Rhein, gegen die „ingehoirsamheit etzliger capitulaire ind ander nndersaissen“[139] beistehen, die trotz aller Bemühungen Karls, den Konflikt mit friedlichen Mitteln beizulegen, weiterhin gegen Ruprecht vorgehen würden. Aus diesem Grund sei der Herzog dazu gezwungen, „die allerrechtferdichste ind billlichste wapen zu annemen“[140]. Das Eingreifen Karls könne nur abgewendet und seine Freundschaft bewahrt werden, wenn Köln dem Erzbischof die schuldige Gehorsamkeit entgegenbringe, die von Karl aufgesetzten Verträge akzeptiere und Ruprecht vor jeglicher Gewalt schütze.[141]
Am 29. Juni 1474 unterrichtete Köln den Herzog von Jülich über Gerüchte, „dat in etlichen vill landes groiss volck van wapen vergadert ind zogerust werde in kurzen dagen an den Ryn zo komen ind des lande zo overfallen“[142]. Köln begann daraufhin mit der Werbung von Söldnern und dem Senden von Hilfegesuchen. Am 15. Juli 1474 sandte die Stadt einen Werbebrief an Johann von Gymnich, „dat ir van stunt ansien dis brieffs mit uren ruyteren ind dieneren so vill ir der by uch hait, in unse stat ind hulp koempt“[143]. Auf nur einen Tag später ist ein Hilfegesuch an Kaiser Friedrich III. datiert.[144] Am 17. Juli folgte ein Brief an den Landgrafen Heinrich III. von Hessen mit der Bitte um 800 Reiter und 1.200 Fußknechte mit Harnisch, Arm- und Handbüchsen sowie erfahrene Hauptleute. Vom gleichen Tag existiert ein Werbebrief an Johann Philipp von Virneburg um 1.500 Reiter und 200 Fußknechte. Am 18. Juli richtete Neuss ein Hilfegesuch an Köln. Die Stadt hatte inzwischen Warnungen erhalten, dass Karl der Kühne sie belagern wolle.[145] Auch habe sie Nachricht erhalten, dass „eyn myrcklich houff uff den benen sy ind sull seer heymlich van Hertzoughenbusch herup komen zosampt dem Geldresschen unsß van stunt int yrst zo beryden“[146]. Der Herzog solle zurzeit in Reckhem weilen, sein Heer bei Gülpen. Die Neusser glaubten, diesem nicht widerstehen zu können und baten um 1.000 bis 1.200 Mann Verstärkung.[147]
Währenddessen näherte sich das burgundische Heer weiterhin Neuss. Die Stadt richtete am 26. Juli ein weiteres Hilfegesuch an Köln. Man habe die Nachricht erhalten, dass Karl inzwischen mit 15.000 Mann bei Erkelenz lagern würde. Darum bat man verzweifelt noch einmal um wehrfähige Männer zur Verteidigung der Stadt. Auf dasselbe Datum ist eine Ermutigung datiert, die Köln an Neuss sandte. Die Stadt werde nicht im Stich gelassen und solle weiterhin guten Mutes sein. Immerhin sei Hermann von Hessen zur Verteidigung geeilt, der heilige Quirinius werde die Stadt sicherlich beschützen und Versorgungsgüter sollten regelmäßig über den Rhein geliefert werden.[148] Das Hilfegesuch um weitere Männer musste Köln am 27. Juli ablehnen. Man sei zwar zuversichtlich, Neuss bald mit Pulver versorgen zu können, man habe aber noch nicht genug Kämpfer, um diese zu Hilfe zu schicken. Vom 28. Juli existiert ein Hilfeversprechen von Kaiser Friedrich III., das er aus Augsburg nach Köln sandte.[149]
Karl trieb inzwischen die Ausrüstung seiner Armee für die bevorstehende Belagerung voran. Am 28. Juli schrieb er an den Herzog von Kleve, er möge seine Bombarden und Büchsenmeister in das herzogliche Lager bei Erkelenz entsenden.[150]
Auch Köln blieb nicht untätig. Es versuchte weiterhin, neue Soldaten anzuwerben. Unter anderem auch beim Jungherzog von Jülich-Berg (29. Juli 1474), der zu dieser Zeit aber längst auf der Seite des Burgunderherzogs stand, ohne dass die Kölner dies wussten. In diesem Glauben wollte er die Kölner anscheinend lassen. Zumindest versicherte er in einem Brief vom 01. August 1474, die Burgunder nicht unterstützen zu wollen.[151]
Die Sorge in Neuss wuchs währenddessen. Am 06. August schickte die Stadt ein erneutes Hilfegesuch, dieses Mal an Graf Philipp von Virnenburg, an Köln und an Heinrich III. von Hessen. Die Feinde hätten die Wert eingenommen, so dass Neuss nun von der Außenwelt abgeschnitten sei. Die Stadt sei von mehreren, kleineren Lagern der Burgunder umschlossen. Auch wurde Köln um weiteres Geld gebeten, um die Söldner bezahlen zu können.
Am 10. August folgte eine Warnung Kölns an Neuss. Man habe erfahren, dass die Burgunder eine Brücke bis zur Wert würden errichten wollen.[152]
Kaiser Friedrich III. beließ es weiterhin zunächst bei Zusagen und symbolischen Handlungen. Ein Schreiben vom 22. August, wiederum aus Augsburg, erlaubte den Neussern, das kaiserliche Wappen zu gebrauchen. Auch habe man an viele Personen Briefe geschrieben, um Hilfe für Neuss zu organisieren.[153] Einer dieser Briefe war direkt an die Adligen adressiert, die im Heer Karls gegen Neuss kämpfen, gleichzeitig aber Lehnsmänner des Kaisers waren. Sie sollten sich unverzüglich auf die Seite der Kaiserlichen stellen.
Die Burgunder unternahmen währenddessen weitere Anstrengungen, die Wasserwege um Neuss besser überwinden zu können. In einer Nachricht von Köln an den Erzbischof Johann von Trier vom 26. August ist die Rede von zahlreichen Schiffen, die aus den Niederlanden und Geldern nach Neuss würden gebracht werden sollen.[154] Etwas mehr ins Detail geht ein Bericht von Köln an Strassburg vom 29. August. Neuss sei von fünf verschiedenen Seiten eingeschlossen und es werde „gar seer in die stat geschossen“[155], dabei aber wenig Schaden angerichtet. Die Neusser, angeführt von Hermann von Hessen, würden sich tapfer wehren und hätten den Burgundern Verluste in Höhe von 2.000 Mann zugefügt.[156] Am 21. September 1474 folgte ein weiterer Bericht. Zu diesem Zeitpunkt habe Karl bereits acht Wochen vor Neuss gelegen. Sein Heer habe sich während dieser Zeit alles andere als christlich aufgeführt: „des hertzogen volck bedryfft vill ungotlicher nnchristlicher ind unnatuyrlicher sachen sunden ind ubeldaet“[157]. Karl der Kühne habe am 10. September die Stadt sieben Mal bestürmen lassen und dabei hohe Verluste erlitten. Schon nach dem ersten, gescheiterten, Angriff sei es unter den Engländern in Karls Heer zu Streitigkeiten gekommen, man habe abziehen wollen. Vorerst Abstand von diesen Versuchen habe er erst ab dem 17. September, als bei einem Angriff Bernd von Ramstein und „noch eyn ander eydell manne“ ums Leben gekommen seien.[158]
Der nächste Belagerungsbericht stammt vom 15. Oktober 1474. Der Beschuss durch die Burgunder sei weiterhin aufrechterhalten worden. Auch sei versucht worden, die Befestigungen von Neuss zu untergraben. Hermann von Hessen, die Ritter, Männer und Frauen haben dabei nicht nur standgehalten, sondern auch mehrere Ausfälle durchgeführt. Im Lager der Lombarden sei ein großes Feuer ausgebrochen, das zahlreiche Zelte und Ausrüstungsgegenstände zerstört habe.
Inzwischen begann sich das Reichsheer zu sammeln. Am 16. Oktober informierte Erzbischof Johann von Trier Köln darüber, dass sich die Aufgebote des Markgrafen Albrecht von Brandenburg sowie der Städte Nördlingen, Nürnberg, Wissemburg und Frankfurt bei Montabaur versammeln würden, um Neuss zu Hilfe zu kommen. Albrecht von Brandenburg schickte sogar einen eigenen Brief mit seinem Hilfeversprechen nach Köln.[159]
Dieses wiederrum schickte am 28. Oktober eine Ermutigung an Hermann von Hessen. Der Schwerpunkt wird hier auf die geistige Unterstützung der Belagerten gelegt. Es sei deutlich, dass sie „mit gode getroiste lude“[160] seien. Auf Gott sollten sie auch weiterhin vertrauen: „unser herre got hait uch bisher gehulffen ind sall uch ind uns allen seer kurtz langer helffen“[161].
Am vierten November berichtete Köln in einem weiteren Bericht, diesmal an Peter von der Clocken, über den Verlauf der Belagerung von Neuss. Flamen und Brabander seien in das burgundische Heerlager gekommen und hätten versucht, das Rheintor mit Hilfe einer Katze (Schildkrötenartiger Schutzschirm vor Geschossen der Belagerer) zu stürmen. Der Angriff sei abgewehrt und viele Feinde getötet worden. Auch würden die Kölner hoffen, dass die Neusser die Katze haben an sich bringen können.[162]
Die Belagerung ging trotz allem weiter. Am 18. November 1474 berichtet Köln an Strassburg, dass die Neusser jetzt schon 16 Wochen lang belagert würden. Am 11. November hätten die Burgunder einen großangelegten Angriff unternommen. Die Verteidiger hätten sie über den ersten Wall kommen lassen und sie dann beschossen und im Nahkampf angegriffen. 300 Feinde seien gefallen, darunter drei bis vier Söldnerkapitäne. Die Neusser seien daraufhin „vroelich weder in die stat gegangen“, während bei Karl großer Verdruss geherrscht habe.[163] Weitere Details über diesen Kampf enthält der Belagerungsbericht vom 29. November. Es habe sich um einen Angriff von 6.000 Burgundern gehandelt, der vor allem durch den Einsatz von heißem Pech und Wasser habe abgewehrt werden können.[164]
Inzwischen habe sich auch der König von Dänemark in den Konflikt eingeschaltet, indem er acht Tage lang mit Karl dem Kühnen verhandelt habe. Die Neusser hätten in dieser Zeit weitere Ausfälle durchgeführt, was weitere Belagerer das Leben gekostet habe.[165]
Von einer größeren Schlacht zwischen den Neussern und dem burgundischen Heer berichtet ein Brief vom 29. November 1474. Im Vorfeld seien 600 mit Salpeter beladene Fußknechte aus Köln nach Neuss gelangt. Die Neusser haben etwas später einen Ausfall unternommen, bei dem 400 Feinde erschlagen und zehn bis zwölf Zelte abgebrannt worden seien. Am 24. November habe man zunächst wiederum die Lombarden mit 400 Mann angegriffen und sei dann mit 2.000 weiteren Kämpfern aus Neuss dem Feind entgegengetreten. Von diesen seien zwar nicht mehr als drei gefallen, zwei seien allerdings gefangen genommen worden. Einen der Gefangenen habe Karl befragt, aber lediglich die Auskunft erhalten, dass in der Stadt alles reichlich vorhanden sei.
Zwei Tage später sei ein weiterer Ausfall unternommen worden, bei dem den Burgundern ein Schutzschild entwendet werden konnte.
König Christian von Dänemark habe sich zu dieser Zeit in Düsseldorf befunden, von wo er am 6. Dezember Köln um Geleit in die Stadt gebeten habe.[166]
Die burgundischen Anstrengungen beschränkten sich aber nicht nur auf Neuss. Köln schrieb am 12. Dezember an Johann von Elsig, dass „Oswalt van Berghe, der greve van Hoerne her Johan van Egmont ind der her Johan van Monffort uyss dem lande van Gelre herup komen sollen mit etlichen volk in getzuyge Lynss ind andere slosse ind plege zo neymen ind zo besetzen tgen de macht … des keysers“[167].
Inzwischen scheint es auch zu Problemen hinsichtlich der Soldzahlungen gekommen zu sein. Am 16. Dezember 1474 schrieb Heinrich von Hessen an die Stadt Köln, dass diese doch bitte versprochene Soldzahlungen leisten solle, damit der Landgraf seine bereitgehaltenen Truppen bezahlen könne.[168]
Das burgundische Heer habe auch im Winter weiterhin versucht, Neuss einzunehmen. Zu diesem Zweck habe es die Mauern der Stadt mit Hilfe von Feuer zerstören wollen. Allerdings habe sich der Wind gedreht und die Verteidiger hätten die Gelegenheit zu einem weiteren Ausfall genutzt. Auch erreichte die Neusser am 23. Dezember die ermutigende Nachricht, dass das Reichsheer bereits Koblenz erreicht habe.[169]
Interessant ist ein weiterer Brief vom 08. Januar 1475, in dem Kaiser Friedrich III. sich an eine Charakterisierung Karls des Kühnen wagt. Er hebt die Härte und Strenge des Herzogs hervor, ebenso seinen Hochmut und Stolz.[170]
Obwohl nun Hilfe in Aussicht stand, verschlechterte sich die Lage in Neuss deutlich. Am 09. Januar richtete Köln ein neues Hilfegesuch an den Kaiser, in dem die große Not der Neusser deutlich hervorgehoben wurde. Neuss selbst wandte sich am 13. Januar mit einem dramatischen Appell an Köln. Man sei „seer erschreckt, dat uns der troist des untsetz leyder noch so verre ist“[171]. Die Not sei so groß, „dat wir … werden wir nyet an stunt untsatzt, …mit unsen lieven frunden, by uns synt, lyff gut ind unse stat verliesen oder zo unser ewiger verderffniss overgheven moissen“[172].
Doch auch wenn der Kaiser noch fern war, erhielten die Neusser erste Hilfe durch die Natur. In einem Bericht an Peter van den Clocken wird eine große Überschwemmung durch den Rhein beschrieben, die die Burgunder von der Wert vertrieben und die provisorische Brücke dorthin fortgespült habe.[173]
Friedrich III. machte inzwischen Fortschritte bei seinem Marsch in Richtung Neuss. Am 31. Januar informierte er Hermann von Hessen darüber, dass er Linz möglichst zügig erobern wolle. Hermann solle vor allem dafür sorgen, dass in der Stadt keine Zwietracht ausbreche. Als Belohnung für Neuss versprach der Kaiser besondere Freiheiten.[174] Nur wenige Tage später befahl er den Kölnern, Neuss zu entsetzen und zu unterstützen, bis das Reichsaufgebot der belagerten Stadt zur Hilfe kommen könne.[175] In Neuss selbst wuchs trotz aller Versprechen die Sicherheit, dass man die Stadt nicht länger halten könne, wie auch das Testament des Söldners Nikolaus von Bickerich vom 04. Februar 1475 zeigt, dass er in Neuss aufsetzte.[176]
Am 12. Februar folgte ein erneutes Hilfegesuch der Neusser an Köln, erneut in einem deutlich verzweifelten Ton. Die Belagerer hätten die Bollwerke an Rhein- und Obertor eingenommen. Wenn nicht innerhalb von acht Tagen Hilfe käme, müsse man die Stadt wohl oder übel dem Feind übergeben.[177]
Die Kölner scheint diese Nachricht dazu bewogen zu haben, Neuss schnellstmöglich im Feld beizustehen. In einem Werbebrief vom 17. Februar bekunden die Kölner ihre Absicht, mit 2.000 Mann nach Neuss zu ziehen und bitten um 3.000-4.000 Fußknechte und Reiter, um ihre Truppen weiter zu verstärken. Dieses Vorhaben wurde in die Tat umgesetzt. Am 18. Februar berichtet die Stadt in einem Belagerungsbericht, dass am vorigen Abend die Bewaffneten unter dem Reichsbanner nach Neuss gezogen seien, um die Wert einzunehmen. So solle die Versorgung der Stadt wieder möglich werden. Ein Brief vom 19. Februar berichtet, dass der Herr von Arburg mit 1.500 Mann und 2.000 Kölner auf den Steinen bei Neuss eingetroffen seien und den Burgundern bei ihren Schiffen großen Schaden zugefügt haben. In Neuss habe dies für große Freude und Erleichterung gesorgt. Die Verteidiger haben einen Ausfall auf die Wert und einen weiteren in das Lager der Lombarden unternommen, der nur durch das persönliche Eingreifen Karls und seiner Garde abgewehrt werden konnte. Der Ausfall sei dennoch ein Erfolg gewesen. Zwei burgundische Schiffe seien geentert und Harnische, Proviant sowie Geld erbeutet worden. Dennoch drohte von der Wasserseite her weiter Gefahr. Am 21. Februar warnte Köln die Stadt vor einem Angriff, der mit Hilfe von Booten durchgeführt werden solle.[178]
Am 25. Februar unterrichtete Köln Straßburg vom Verlauf des Konflikts. Der Kaiser und das Reichsheer befänden sich zu diesem Zeitpunkt noch bei Andernach, zehn Meilen von Köln entfernt. Die Fürsten hätten Linz vor vielen Tagen dreimal belagert. Hermann von Hessen, seine Ritter und die Neusser Bürger hätten vom 19. bis zum 25. Februar mehrere Ausfälle unternommen und dabei viele Feinde getötet. Am darauffolgenden Donnerstag habe Karl der Kühne die Stadt an vier Stellen gleichzeitig bestürmen lassen und sei dabei persönlich vor Ort gewesen. Die Angriffe seien aber erfolgreich abgewehrt, viele Feinde getötet und Gerätschaften erbeutet worden. Die Kölner hätten 4.000 Reiter und Fußknechte ins Bergische Land geschickt, um Neuss zu unterstützen. Diese hätten an den burgundischen Schiffen durch Beschuss großen Schaden angerichtet. Der Kaiser habe den Marschall von Pappenheim mit seinen Reitern unter dem Reichsbanner zur Unterstützung entsandt. Am selben Tag erging von Kaiser Friedrich III. die Anweisung an die Ritter von Münster, Neuss zu Hilfe zu kommen.[179]
Das Reichsaufgebot scheint inzwischen von Desertionen betroffen gewesen zu sein. Am 10. März 1475 befahl der Kaiser dem Erzbischof Johann von Trier, sich vom Heer entfernende Truppen aufzuhalten und zurückzuschicken. Allerdings habe man Linz erobert und wolle Verstärkung zu den auf den Steinen lagernden Kölnern schicken.
Auch das Reichsaufgebot selber machte sich nun auf den Weg. Ein Brief vom 11. März aus Bonn enthält die Anweisung an Köln, das Heer in der Stadt aufzunehmen.[180]
Trotz aller guten Nachrichten blieb die Lage in Neuss kritisch. Hiervon erfuhren die Kölner auch durch zahlreiche Briefe aus der Stadt. Am 18. März folgte ein Hilfegesuch von Hermann an seinen Bruder Heinrich. Es wird betont, dass das beständige Versprechen eines Entsatzheeres die Verteidiger habe durchalten lassen, es sei aber nie eines erschienen. Am Quiriniustor sei die Lage besonders bedrohlich, und wenn nicht sehr bald Hilfe käme, müsse man die Stadt wohl aufgeben.[181]
Die verzweifelte Lage wurde auch außerhalb von Neuss wahrgenommen. Am 27. März schrieb Bürgermeister Gosw. von Straelen an Köln. Die Neusser seien „in groissem kummer ind gebreche“[182]. Man höre nur noch vereinzelt Schüsse aus der Stadt heraus. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Not immer größer werde. Die Burgunder hingegen würden ein stetes Bombardement sowohl der Stadt als auch des Kölner Lagers aufrechterhalten. Die Kölner hätten lediglich 1.200 Mann zu Verfügung, außerdem ginge der Proviant langsam zur Neige. Einen Tag später wurde Köln davon unterrichtet, dass im Heer auf den Steinen Unzufriedenheit darüber herrsche, dass immer noch kein neuer Proviant angekommen sei. Innerhalb von acht Tagen seien viele Bürger und Söldner aus dem Kölner Aufgebot abgezogen, wodurch es inzwischen zu klein geworden sei, um Neuss effektiv zu helfen. Namentlich genannt werden Reynart von Woirsell, Peter Overstoltz, Jakob Vogh, Friedrich Happart, Peter von Gerresheim, Johann von Andernach, Peter von Duyren und Johann Koffersleger: „dese vurschreven schutzen synt verboit up de Steyne van wegen unser heren ind sint ewech gezoegen. man mach sy vragen, wer in urlouff hait geven“[183]. In einem Bericht über das Heer vom 2. April wird ein Söldner mit dem Namen Kessel erwähnt, der durch den Schuss einer Schlange zu Tode gekommen sei. Konkret geht es um seine Tochter, die weder überfallen noch verjagt werden solle, da Kessel sich bei den Büchsen und auch sonst als sehr „gutwillich“[184] gezeigt habe. Als Ersatz für Kessel wird Ebert Pylesticker erbeten, der im Gebrauch der Büchsen unterwiesen werden soll.[185]
Am 3. April wurde in Köln erneut über die Lage vor Neuss berichtet. Das burgundische Heer sei von 100 Lombarden und 30 Wagen verstärkt worden, 500 weitere würden am kommenden Tag erwartet. Auch habe der Pfalzgraf einen in „stygen ind schiessen“[186] erfahrenen Mann, „genant der Kempter“[187] zu Karl entsandt. Dieser solle versuchen, Neuss einzunehmen. Der Herr von Brandenburg habe einen Ritter mit dem Namen Lotschot in seinem Gefolge, der ebenfalls Erfahrung in diesen Dingen vorweisen könne. Dieser solle in dieser Angelegenheit beraten, wie man diese Angriffe am besten abwehren könne. Diese Informationen sollen Neuss über Zons erreichen.[188]
Die Lage des Kölner Aufgebots verbesserte sich zunächst jedoch nicht. Am 5. April berichteten Abgesandte der Stadt Köln hierrüber. Auch wenn man die auf dem Rhein fahrenden Schiffe der Burgunder nach wie vor beschieße, habe man für weitere Aktionen einfach zu wenig Männer. 600 Bürger seien bereits abgezogen und die restlichen könne man kaum noch mit Nahrung und Schwarzpulver versorgen.[189]
Die schlechten Nachrichten rissen auch am 8. April nicht ab. Den Kölnern sei von glaubwürdigen Leuten berichtet worden, dass einer der Neusser über die Mauer geklettert sei und Karl mehrere Geheimnisse verraten habe. Die Burgunder hätten noch in derselben Nacht zwei Mal das Niedertor angegriffen.[190]
Inzwischen versuche man, Briefe aus Neuss den Kölnern zukommen zu lassen. Dies habe man mit Hilfe von Kanonenkugeln versucht, allerdings seien diese im Rhein gelandet.[191]
Langsam aber sicher näherte sich nun endlich das Reichsheer unter Kaiser Friedrich III. Am 7. Mai 1475 sandte er eine Mitteilung an Köln, man solle Kriegsmaterial bereitstellen. An Geschützen solle man 40 Schlangenbüchsen, 60 Steinbüchsen und 400 Hakenbüchsen liefern, dazu Wagen und Zelte für die Wagenburgmeister. In Köln selbst solle man Unterkünfte vorbereiten. Auch brauche man 100 weitere Wagen, da man bisher die Wagenburg um das Lager des Kaisers des Nachts teilweise offen lassen musste.[192] Am 10. Mai wies der inzwischen bei Zons angelangte Kaiser Köln außerdem an, Schiffe zu schicken, damit man 800 Mann des Bischofs von Münster über den Rhein holen könne.[193] Am 12. Mai unterrichtete er Köln darüber, dass er sich nun Karls Heer nähern wolle. Auch bat er um weitere 4.000 Mann Verstärkung.[194] Zwei Tage später befand sich Friedrich allerdings immer noch bei Zons. Er wolle Karl nun angreifen, brauche aber dringend alle verfügbaren Reiter und Fußknechte aus Köln.[195]
Am 21. Mai schrieb der Kaiser von einer Position bei Neuss aus. Er befahl allen seinen Untertanen, sich seinem Kampf gegen Karl anzuschließen. Auf den 24. Mai ist ein Brief des Kaisers an Köln datiert, in dem Köln aufgefordert wird, Deserteure aus dem Reichsheer abzufangen und zu diesem zurück zu schicken.[196]
Am 29. Mai 1475 berichteten Straelen und Lyskirchen Köln von einem geplanten Waffenstillstand. Abgesandte an Köln unterrichteten über dessen Abschluss. Karl verpflichte sich vertraglich, die Belagerung von Neuss aufzuheben, abzuziehen und Köln sowie das Erzstift nicht erneut anzugreifen. Die Angelegenheiten des Stifts sollten zukünftig dem Kaiser und dem päpstlichen Legaten überlassen werden. Das burgundische Heer dürfe im Gegenzug unbehelligt abziehen. Noch am selben Tag haben die Burgunder die Wert geräumt und damit begonnen, ihr Lager abzubrechen.[197]
Am 05. Juni berichten Straelen und v. d. Clocken Köln aus Neuss. Viele Männer hätten die Stadt verlassen und würden sich weigern, sie wieder zu betreten, da sie dort während der Belagerung große Not gelitten und Freunde verloren hätten.[198]
Dennoch, zunächst schien sich die Lage zu beruhigen. Ein Brief vom 11. Juni berichtete, dass Karl mit seinem Heer von Neuss an die Erft gezogen sei. Die Hinterlassenschaften seien verbrannt worden und die früheren Feinde haben sich in Neuss getroffen.[199] Die friedliche Stimmung habe aber nicht lange angehalten. Am 13. Juni wird Köln über den Wiederbeginn der Feindseligkeiten unterrichtet. Zwischen Burgundern und Kaiserlichen sei es erneut zum Streit gekommen. Am selben Tag befahl der Kaiser, die bei den Burgundern gemachte Beute zurück zu geben. Diese war bei den Streitigkeiten erobert worden, insbesondere einige der burgundischen Schiffe. Diese Schiffe sollten aber zunächst auf dem Rhein nach Köln gebracht werden.[200]
Man machte sich nun auch an die Versorgung von Neuss. Der Kaiser befahl Köln am 16. Juni, Lebensmittel zu schicken.[201]
Am 19. Juni erließ der päpstliche Legat, Alexander von Forli, die Anweisung, die erbeuteten burgundischen Schiffe an Karl zurückzugeben. Der Burgunderherzog wolle erst abziehen, wenn er diese samt Ladung zurückerhalten habe. Einen Tag später befahl auch Friedrich III. die Rückgabe der Schiffe. Am 25. Juni befahl er außerdem den Hauptleuten des Reichsheeres, die Fahrt der Schiffe weder zu be- noch zu verhindern.[202]
6.2 „Dye hystorij des beleegs van Nuys“
Schon zu Beginn seines Werkes macht Wierstraet deutlich, dass es ihm ein wichtiges Anliegen ist, von den Schmerzen und der Not der Neusser während der Belagerung durch das Heer Karls des Kühnen zu berichten. Er betont außerdem zwei Mal, dass er dies wahrheitsgemäß tun möchte.[203] Nachdem der burgundische Herold die Übergabe der Stadt verlangt habe und schroff abgewiesen worden sei, sei die burgundische Armee auf die Stadt vorgerückt. Kurz darauf habe der Anführer der Verteidiger, Landgraf Hermann von Hessen, eine aufmunternde Rede gehalten: „Wall uff lyeff feund syt wayll gemoyt; Uns kompt eyn auentuyrliych Schat; Antoyffen layst uns den hoeghsten got; Myt guden hertzen sonder spot; Dayt dryngt heran eyn mechtich tot; Troystlych wyllen wyr uns weren“[204] Diese Ansprache habe ihre Wirkung nicht verfehlt und die Neusser dazu ermutigt, sich entschlossen dem Feind zu stellen. Wierstraet betont ausdrücklich, wie sehr den Bürgern die Rede des Landgrafen gefallen habe: „Uns teuelt ind genoeget wall; Dyffz hessen des fursten moit; Syn moedyge hertz voll truwen; Datt uns in noyt den moydt vernuwen; Dat wyr wer storm noch stryden schuwe; Und tehalden eer und goit“[205]. Nach der Rede des Landgrafen haben die Bürger den Schutzheiligen der Stadt, St. Quirinius, angerufen.[206] Kurz darauf habe sich der Feind der Stadt genähert und die Verteidiger seien ihm entgegengezogen. Wierstraet betont den besonderen Mut derjenigen, die sich hier zum Kampf stellten.[207] Der Ausfall sei allerdings nur von kurzer Dauer gewesen, da die Armee des Feindes zu groß gewesen sei und sich nach dem ersten Schrecken schnell habe formieren können.[208] Nachdem die Burgunder begonnen hätten, die Stadt zu belagern, hätten sich die Neusser auf die ersten Angriffe auf die Mauern vorbereitet. Motiviert seien sie hierbei vor allem durch die Angst vor dem Tod durch die Hände der Belagerer gewesen. Dass diese sie umbringen wollten, habe bei ihnen verschiedene Emotionen ausgelöst.[209] Ihrer Entschlossenheit habe dies allerdings keinen Abbruch getan. Versuche der Belagerer, wichtige Positionen rund um die Stadt zu besetzen, seien wiederum mit einem Ausfall beantwortet worden, der nach Wierstraet ohne Zögern ausgeführt worden sei.[210] Die durch die Kampfhandlungen erlittenen Verluste seien aber in Neuss nicht ohne Trauer wahrgenommen worden. Dennoch seien die bei diesem Ausfall gemachten Gefangenen nicht von wütenden Bürgern hingerichtet worden, sondern sollten so lange eingesperrt werden, bis die Stadt nicht mehr belagert würde.[211] Eine besonders große Steigerung der Moral innerhalb der Stadt habe die Ankunft von Kriegsknechten aus Bonn bewirkt, die tagsüber in die Stadt gelangt seien und den Bürgern neuen Mut gegeben hätten: „Zo sulger zijt beloefft myr das; Wast all verblijt Dayt bynnen was; Man ind frauwen yrre sacht do vyll; Noch sall man schauwen Manch rutt spyll; Uns moydt sall sych reinuwen“[212] Auch die Kriegsknechte aus Bonn und Köln seien hoch motiviert gewesen und hätten dies auch entsprechend zum Ausdruck gebracht, indem sie den Bürgern versprochen hätten, ihr Leben an ihrer Seite zu geben. Die Neusser seien hiervon sehr beeindruckt gewesen und hätten Gott für die zur rechten Zeit erschienene Hilfe gedankt. Dennoch seien, um Unruhen vorzubeugen, „galgh ind rat“ öffentlich aufgestellt worden.[213] Der Kampfesmut der Verteidiger habe nicht gebrochen werden können. Auch wenn sie immer wieder von den Kanonen der Armee Karls des Kühnen beschossen worden seien, hätten die Neusser und ihre Verbündeten immer wieder den Mut dazu gefunden, Ausfälle zu unternehmen und so die Angreifer unter Druck zu setzen. Und auch wenn Wierstraet hier wiederum die Trauer um die Toten beschrieb, sah er die Ausfälle als ein deutliches Zeichen für das Selbstvertrauen der Kämpfer. An dieser Stelle sparte er auch nicht aus, welchen Anblick die in ihrem Blute liegenden Gefallenen boten. Ein relativ großer Abschnitt beschäftigt sich mit den Schmähungen und Drohungen, die sich die Verteidiger etwas später anhören mussten. Die Belagerer seien guten Mutes gewesen, da sie immer näher an die Stadt heranrückten. Sie riefen zu den Neussern hinüber, dass sie jetzt die Stadt nicht mehr verlassen könnten und dass sie geschlagen und gehängt werden würden, während man ihre Frauen behalten würde. Wenn sie sich nicht ergeben würden, würden sie alle sterben sobald die Stadt eingenommen werde.
Doch auch hiervon hätten sich die Neusser nicht einschüchtern lassen. Sie hätten den Drohenden geantwortet, dass sie diese selbst in Ketten legen würden und sie noch lange nicht besiegt seien. Außerdem hätten sie ihnen zugerufen, dass die noch prächtig dastehende Stadt ihnen noch lange Widerstand werde leisten können.
Als Antwort hätten sie noch deutlichere Drohungen erhalten. Die Feinde hätten immer wieder damit gedroht, sie zu erhängen, zu ertränken oder ihnen die Kehle durchzuschneiden. Wierstraet bezeichnet das wilde Rufen aus dem Lager der Belagerer als „frembt geklaff“.[214] Der anschließende Beschuss der Stadt sei für die Verteidiger eine schwere Prüfung gewesen. Der Autor hob hervor, dass Hermann eine der in der Stadt gelandeten Kanonenkugeln demonstrativ unbeeindruckt aufgehoben haben solle. Anschließend habe er St. Quirinius ein Meßopfer dargebracht. Der Beschuss aber sei Tag und Nacht fortgeführt worden, was innerhalb der Stadt zu Opfern geführt habe. Dort habe sich zwar allmählich Verzweiflung breit gemacht, allerdings betont Wierstraet zugleich, dass Einigkeit darüber bestanden habe, die Stadt nicht aufzugeben. Da immer größere Teile der Befestigung durch den Beschuss zerstört worden seien, unter anderem das Rheintor und der Taubenturm, hätten sich die Verteidiger daran gemacht, behelfsmäßige Wälle aus Erde und Strohballen zu errichten, auch wenn viele dabei erschossen worden seien. Wierstraet hebt an dieser Stelle hervor, dass es neben den Rittern und Kriegsknechten auch die Bürger von Neuss gewesen seien, die sich dem Feind offen zum Kampf stellten. Den nun folgenden Sturmangriff des burgundischen Heeres, das die entstandenen Breschen erstürmen wollte, stellt der Autor sehr dramatisch dar. Sieben Stunden habe der Kampf gedauert und sieben Mal seien die Feinde abgewehrt worden. Doch auch wenn die Lage verzweifelt erschienen sei, hätten die Verteidiger den Mut nicht verloren. Wierstraet bedauert, dass so viele der Feinde so grausam ums Leben kamen, auch wenn er Verständnis für die daraus entstehende Freude der Verteidiger äußert.
Der folgende Abschnitt beinhaltet ein Loblied auf die Frauen von Neuss. Der Autor dankt zunächst der heiligen Maria dafür, dass sie den Frauen ihre Stärke verliehen habe. Er beschreibt, wie die Frauen während des Kampfes Steine und Wasser auf die Mauern getragen, die Verwundeten gepflegt und die Männer angefeuert hätten. So groß sei ihre Leistung gewesen, dass man sie durchaus zu Rittern hätte schlagen können. Umso mehr habe es aber die Neusser bedrückt, dass viele der Frauen ihren Einsatz nicht überlebt hätten. Die Trauer um alle Toten sei groß gewesen, und Wierstraet bittet Maria darum, sie Gottes Gnade zuzuführen.[215]
Den Autor haben auch Gedanken an die vor der Stadt liegenden Söldner beschäftigt. Er schreibt, diese hätten sich inzwischen auch ihre Gedanken über die Belagerung gemacht, die jetzt schon sechs Wochen dauern würde und die bereits vielen von ihnen das Leben gekostet habe.[216]
Währenddessen sei in der Stadt das erste Mal die Hoffnung aufgekommen, dass Neuss demnächst vom Kaiser entsetzt werden könne. Die Belagerten haben St. Quirinius darum gebeten, ihre Angst und Leiden in Freude zu verwandeln und die Feinde zur Aufgabe der Belagerung zu bewegen. Zwölf Wochen habe sich diese Hoffnung gehalten. Um den Stadtpatron gnädig zu stimmen, sei eine Prozession mit den Reliquien des Heiligen veranstaltet worden.[217]
Die Neusser und ihre Verbündeten seien laut Wierstraet weiterhin voller Hoffnung und guten Mutes gewesen. Sie hätten sich nicht nur in der Stadt verschanzt, sondern einen weiteren Ausfall durchgeführt. Ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen werden dabei besonders hervorgehoben. Der Überraschungsangriff auf das feindliche Lager unweit der Stadtmauern sei erfolgreich gewesen und es sei reichlich Beute gemacht worden. Die erfolgreichen Kriegsknechte seien in euphorischer Stimmung in die Stadt zurückgekehrt. Allerdings sei auch die Wut der Feinde weiter angestachelt worden. Anschließend haben die Neusser St. Quirinius für seine Unterstützung gedankt.[218]
Die Belagerten seien in den nächsten Tagen und Nächten zu unablässigen Schanzarbeiten gezwungen gewesen, da der Feind versucht habe, die äußeren Bollwerke der Stadt zu zerstören oder einzunehmen.[219]
Wierstraet zeigt sich in seiner Beschreibung der Ereignisse beeindruckt und zugleich beängstigt von all den Belagerungsmaschinen und Waffen, die zum Einsatz gekommen seien. So beschreibt er sehr detailliert den Aufbau und den Einsatz von Sprengrohren: „Heultzen pyffen vast umbunden; Wurden zu den grauen unden; Behentlych ingestossen; Myt donrekruyd gewullet seer; Idt bracht den greyfften groys eureer; Ind hedt sy wayll verdrossen“[220]. Diese und andere Gerätschaften bezeichnete er als „frembd instrumenten“[221] und es sei nur Gott zu verdanken, dass bei deren Einsatz keiner der Neusser getötet worden sei.[222]
Er betonte auch die große Belastung, die von dem andauernden Beschuss der Stadt mit Kanonenkugeln und brennenden Pfeilen ausgegangen sei. Sechs Wochen habe der Beschuss gedauert und es habe durchaus Grund bestanden, sämtliche Hoffnung aufzugeben. Noch schlimmer sei gewesen, dass in Folge des Beschusses ein großes Feuer in der Stadt ausgebrochen sei. Dies habe bei den Verteidigern für großen Schrecken, bei den Angreifern für große Freude gesorgt. Diese hätten sich auch gleich darangemacht, einen Angriff zu unternehmen. In der Stadt sein man inzwischen gar von einem Verrat ausgegangen: „Verraeden syn wyr offenbayt“[223]. Ans Aufgeben hätten die Neusser aber zu keinem Zeitpunkt gedacht. In der Stadt sei das Feuer bekämpft worden, während die Kämpfer den Angriff von außen abgewehrt hätten. Wierstraet betont, dass sie selbst dann noch weiter gekämpft hätten, wenn die Stadt komplett abgebrannt wäre. Das Feuer sei gelöscht worden, dafür sei aber im Feindeslager ein Brand ausgebrochen, was Wierstraet als ein Zeichen Gottes wertet. Aufgrund des Brandes hätten die Belagerer von ihrem Angriff auf die Stadt abgelassen.[224] Stattdessen hätten diese damit begonnen, in der Dunkelheit Angriffe vorzutäuschen.[225]
Nach und nach seien den Verteidigern das Schießpulver und die Pfeile ausgegangen. Dieser Umstand habe zu großen Sorgen auf Seiten der Belagerten geführt, insbesondere bei den Anführern. Wierstraet beschreibt, dass den Neussern hier deutlich geworden sei, dass es bei dieser Belagerung nicht allein um die Stadt an sich, sondern um ihre Leben ginge. Umso größer sei die Erleichterung gewesen, als erbetene Verstärkung und Nachschub aus Köln die Stadt erreichte.[226]
Bei einem anschließenden Ausfall seien viele Söldner verwundet worden und später an ihren Wunden gestorben, was der Autor beklagt. Dennoch sei es immer wieder gelungen, bei Angriffen auf das gegnerische Lager reiche Beute zu machen.[227]
Wierstraet geht auch auf einen weiteren Aspekt der Kriegführung ein, nämlich den schrecklichen Anblick, den die von den zahlreichen Geschossen getöteten Menschen geboten haben. Diese seien von den Geschützen der Feinde in Stücke gerissen worden, die man nun zusammensuchen und in Körben zum Friedhof habe tragen müssen. Dies habe die Menschen in Schrecken versetzt und zu einer allgemeinen Niedergeschlagenheit geführt.[228]
Zusätzlich zu den in der Stadt entstandenen Schäden sei es über einen Zeitraum von 25 Wochen notwendig gewesen, Häuser abzubrechen, um Material für die Ausbesserung der Befestigungen zu bekommen. Dabei sei keinerlei Unterschied zwischen arm und reich gemacht worden. Noch schlimmer sei gewesen, dass der Nahrungsvorrat langsam zur Neige gegangen sei. Dies habe besonders den Verwundeten zu schaffen gemacht. Um an Nahrungsmittel zu kommen, seien gründliche Beschlagnahmungen durchgeführt worden. Zum Weihnachtsfest seien zwar noch einmal Sonderrationen ausgeteilt worden, danach sei man aber auf Erbsensuppe und aus Roggen gebrautem Bier angewiesen gewesen. Die Kranken und Verwundeten haben zwar mit Kräutern und Wein versorgt werden können, aber nicht mit der für ihre Genesung so dringend benötigten Nahrung. Erschwerend sei hinzugekommen, dass einige der hessischen Kriegsknechte sämtliche Hühner geschlachtet hätten und somit die Versorgung mit Eiern nicht mehr möglich gewesen sei. Auch habe man nun dazu übergehen müssen, den Baumbestand innerhalb der Stadt für Ausbesserungsarbeiten an den Befestigungen zu verwenden. Dies habe auch Bäume betroffen, die Früchte hätten tragen können. Darüber hinaus hätten die Neusser Bürger alles von ihrem Eigentum zur Verfügung gestellt, was benötigt worden sei, wenn es nur der Verteidigung dienlich gewesen sei. Trotz aller Widrigkeiten seien die Neusser aber auf die von Karl dem Kühnem angebotenen Übergabeverhandlungen nicht eingegangen.[229]
Doch nicht alle Neusser seien so standhaft geblieben. Einer von ihnen, „Dan eynte der dayt bynnen was; Kundych ind etlygen gehas“[230] sei zu den Feinden übergelaufen und habe ihnen verraten, wie man das Wasser aus dem vor dem Obertor verlaufenden Graben ablassen könne. Das Ablassen habe dazu geführt, dass die äußere Mauer in sich zusammengestürzt sei. Doch auch wenn der Schrecken groß gewesen seien, so sei die Bresche durch unermüdliche Arbeiten die ganze Nacht hindurch gestopft worden.[231]
Ein kurz darauf einsetzendes Hochwasser, welches einen Teil der Belagerer am 20. Januar von einer kleinen Insel weichen ließ, habe die Neusser mit neuer Hoffnung erfüllt. Es sei gar geäußert worden, dass bald das Ende der Belagerung kommen würde. Frischen Mutes seien einige Neusser mit Booten zu der aufgegebenen Insel hinüber gefahren und hätten dort einiges an zurückgelassenen Gegenständen als Beute aufbringen können. Als Dank für das Hochwasser habe man zu Mariä Reinigung zusätzlich zum Bild der Mutter Gottes die Reliquien von St. Quirinius der festlichen Prozession voran getragen.[232]
Der stetige Beschuss der Stadt wurde dennoch fortgesetzt. Nach Wierstraet haben die Geschützmannschaften so lange gefeuert, bis eine der größten Belagerungsbüchsen geborsten sei, was die Neusser erleichtert zur Kenntnis genommen hätten.[233]
Doch auch auf der Seite der Verteidiger habe es weiterhin Verluste gegeben, besonders unter den Kriegsknechten und jungen Männern. Dies habe innerhalb der Mauern für großes Leid und große Schmerzen gesorgt.[234]
Die Stimmung innerhalb der Stadt sei nicht gut gewesen, und eigentlich sei es keine Situation gewesen, in der freudige Spiele angemessen gewesen wären. Dennoch, zu Fastnacht hätten die jungen Herren Reiterspiele veranstaltet. Der damit verbundene Lärm sei so groß gewesen, dass er sogar über die Stadtmauern hinweg vernommen worden sei. Ein englischer Söldner habe die Männer auf der Mauer daraufhin gefragt, was denn in der Stadt los sei. Die Belagerer würden sich nämlich fragen, was in der Stadt vor sich ging. Die Wachtposten sollen ihm wahrheitsgemäß geantwortet haben, dass Reiterspiele veranstaltet würden, um für ein wenig Erholung und Ablenkung zu sorgen, da man ja nicht die ganze lange Zeit über in Anspannung und Trauer leben könne. Den Engländer habe dies zunächst verwundert und zu der Frage bewegt, ob die Belagerten denn gar keine Angst vor der mächtigen Armee Karls des Kühnen hätten. Ihm sei geantwortet worden, dass die Situation zwar bedrohlich und schwer zu ertragen sei, aber man die Stadt sicher nicht einen Tag länger halten könne, wenn man nicht von Zeit zu Zeit Mittel und Wege fände, die Menschen auf andere Gedanken zu bringen und so die Moral zu heben, denn: „Dat eyn moys by dem andren stayn“[235]. Dies habe der Engländer verstanden und eingesehen: „Addeuw nater ghy duedt yem recht“[236]. Damit sei die Unterhaltung zu Ende gewesen.[237]
Auf Reiterspiele musste aber wohl in Zukunft verzichtet werden, da aufgrund der immer knapper werdenden Lebensmittelvorräte die Pferde geschlachtet worden seien. Zudem sei man sehr erfinderisch gewesen bei der Beschaffung von Essbarem und habe auch vor Dingen nicht halt gemacht, die man ansonsten wohl eher nicht gegessen hätte.[238]
Trotz dieser Schwierigkeiten hätten die Neusser bald einen Grund dafür gehabt, neue Hoffnung zu schöpfen. Mit 24 Kriegsknechten, die als Verstärkung in die Stadt gekommen seien, hätten die Verteidiger auch Nachricht darüber erhalten, dass der Kaiser bereits in Briefen versprochen habe, Neuss zu entsetzen und er bereits Linz mit dem Reichsaufgebot belagern würde.[239]
Bei einem bald darauf folgenden Angriff auf die Mauern hätten die Verteidiger dementsprechend unerschütterlich reagiert und drei aufeinanderfolgende Angriffe erfolgreich abgewehrt. Das Rheintor sei allerdings bereits in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Aus diesem Grund habe man die Reliquien von St. Quirinius zum Tor getragen und seine und Gottes Hilfe erbeten. Einige Zeit später, am 12. Februar 1475, habe man aus Richtung des Bergischen Landes eine Armee heranrücken sehen. Hierbei habe es sich um die Kölner gehandelt, die Neuss zu Hilfe kommen wollten. Die Kölner hätten die Burgunder vom anderen Rheinufer aus mit ihren Geschützen beschossen und den Neussern damit etwas Erleichterung verschafft. Auch Wierstraet scheint sehr dankbar für das Erscheinen der Kölner Truppen gewesen zu sein, denn er betont die außergewöhnliche Dankbarkeit gegenüber den Ratsherren von Köln. Doch trotz aller Hoffnung sei die Stimmung innerhalb der Stadt weiterhin von Angst geprägt gewesen. Man habe daher zwei berittene Boten ausgesandt, die bei den Kölnern um Verstärkung bitten sollten. Diese seien allerdings von den Burgundern getötet worden. Zur großen Erleichterung der Verteidiger habe aber in den nächsten Tagen ein Kriegsknecht die Botschaft in die Stadt gebracht, dass der Kaiser Linz eingenommen habe und mit dem Reichsaufgebot bereits nahe Köln lagern würde.[240]
Doch immer noch habe es am Rheintor große Probleme gegeben. Lombardische Truppen hätten sich fast bis an das Tor herangearbeitet und es habe große Gefahr bestanden, dass sie es bald einnehmen würden. Dies habe in der Stadt zu großer Angst und bedrückter Stimmung geführt. Zum wiederholten Male habe man die Reliquien von St. Quirinius an das Tor getragen und seine Hilfe erbeten. Zusätzlich habe man das Tor in Quiriniustor umbenannt. Im Laufe der Zeremonie habe man auf den Gesichtern vieler Menschen das „besunder lyden“ erkennen können.[241]
Auch die Hungersnot sei immer schlimmer geworden. Inzwischen sei man dazu übergegangen, Pferdefleisch zu essen, was nicht jedem gut bekommen sei. Auch Hermann von Hessen habe diese Kost nicht allzu gut vertragen. Bald habe man sogar die Kriegspferde geschlachtet, um Nahrung zu erhalten.[242]
Ausgelöst durch die andauernden Belastungen sei es letzten Endes auch innerhalb der Stadt zu Uneinigkeit und Streit gekommen. Es sei vor allem um die Frage gegangen, ob man sich ergeben solle oder nicht. Dem Streit sei vorausgegangen, dass die Feinde einen Stollen gegraben hätten, um in die Stadt zu gelangen. Doch noch einmal haben sich diejenigen behaupten können, die auf keinen Fall aufgeben wollten. Diese seien es auch gewesen, die bereitwillig einen Gegenstollen gegraben hätten, um den beinahe sicheren Fall von Neuss zu verhindern. Bevor die Verteidiger den Stollen betreten hätten, hätten sie Gott, Maria und St. Quirinius um Unterstützung und Schutz gebeten. Außerdem habe jeder fünf Vaterunser gebetet, dazu fünfmal das Ave Maria. Zudem habe man für den nächsten Samstag ein gemeinsames Fasten vereinbart. Daraufhin seien sie in den Stollen hinab gestiegen und haben die Angreifer erfolgreich bezwungen. Der Stollen sei versiegelt und der Fall der Stadt so erfolgreich verhindert worden. Dieser Erfolg habe zu großer Erleichterung und Freude unter den Verteidigern geführt und die Einigkeit sei wiederhergestellt worden. Wierstraet betont, dass der Stollen bisher die größte Gefahr für die Stadt gewesen sei und seine Eroberung einem Wunder gleichkäme. Bei den Feinden habe der Erfolg der Neusser zu großer Wut geführt, sie haben den Stollen allerdings aufgrund der erbitterten Gegenwehr nicht zurückgewinnen können.[243]
Doch trotz der großen Erleichterung sei es am nächsten Sonntag, den 9. April 1475, zu einem ernsthaften und gefährlichen Streit in Neuss gekommen. Sechshundert bewaffnete Männer haben sich auf dem Markt versammelt und seien kurz davor gewesen, sich gegenseitig anzugreifen. Auch Schlichtungsversuche hätten keinen Erfolg gezeigt. Wierstraet erwähnt allerdings nicht, was der Auslöser des Streits gewesen ist. Bald sei Hermann von Hessen herbei geeilt, um die Menschen zur Besinnung zu bringen. Die Lage sei ernst gewesen, denn wäre der Streit offen ausgebrochen, wäre die Stadt mit Sicherheit gefallen. Hermann sei jedoch zunächst nicht erfolgreich gewesen und sogar beschimpft und verschmäht worden. Er habe daraufhin befohlen, die Alarmglocke zu läuten. Die Streitenden hätten hierauf voneinander abgelassen und ihre Posten bemannt. So habe Hermann den offenen Kampf innerhalb der Verteidiger verhindert und die Stadt gerettet.[244]
Da ein Teil der Mauer nicht mehr intakt gewesen sei und hier große Gefahr gedroht habe, habe sich große Angst und Berückung unter den Verteidigern verbreitet. Die entsprechende Stelle sei ständig ausgebessert worden, doch habe es auch immer wieder Angriffe gegeben, weswegen die Alarmglocke immer wieder habe geläutet werden müssen.[245]
Die Verteidigung sei zunehmend verzweifelter geworden. Auf den Mauern seien viele Kriegsknechte erschossen worden und man habe sich Angriffen aus vielen verschiedenen Richtungen erwehren müssen. Letztendlich sei der Mut der Neusser und ihrer Helfer immer weiter gesunken, die ständige Gefahr habe ihren Tribut gefordert. Selbst Hermann habe mit Zweifeln zu kämpfen gehabt. Daher sei beschlossen worden, geistigen Beistand zu suchen. In der Woche vom 16. bis zum 22. April habe man eine Prozession veranstaltet. Einer der Bürgermeister von Neuss habe währenddessen die Heilige Jungfrau um Hilfe gebeten. Er habe sie gebeten, die Stadt vor dem Fall zu bewahren und die Feinde zur Umkehr zu bewegen. Als Gegenleistung solle ihr jeden Samstag in der beim Tor gelegenen Kapelle eine Messe gelesen werden. Zudem solle der hier gelegene Wall und das Tor nach ihr ‚Unserer Lieben Frau Tor‘ genannt werden. Kurz darauf hätten die Kölner drei Kanonenkugeln in die Stadt geschossen. Zwei hiervon seien allerdings im Wasser, die dritte auf einer kleinen Insel gelandet. Der Versuch, diese zu bergen, sei von den Belagerern verhindert worden. Durch den anschließenden Spott der Feinde („Dye bumbard heesst brieff geschreuen“[246] ) motiviert hätten sie allerdings eine der anderen Kugeln aus dem Wasser bergen können. Im Inneren habe sich ein Brief mit der Nachricht, dass Neuss bald errettet werden solle, befunden. Dieser sei öffentlich verlesen worden und habe zu einer wesentlichen Verbesserung der Stimmung geführt.[247]
Doch trotz allen neugewonnenen Zutrauens sei die Lage gefährlich geblieben. Es sei einer großen Anzahl von Feinden gelungen, durch den gerade umbenannten Wall zu brechen und so in die Stadt zu gelangen. Sie seien glücklicherweise von einem Wächter gerade noch rechtzeitig entdeckt worden. Wierstraet meint, dass die Stadt nie in größerer Gefahr gewesen sei. Die nun heranstürmenden Neusser hätten die Feinde aber wieder vertreiben oder töten können.[248]
Auch seien weiterhin Kugeln mit Briefen nach Neuss geschossen worden. Die Neusser haben zwar ebenfalls versucht, das rechtsrheinische Lager der Kölner mit Hilfe dieser speziellen Übermittlungsmethode zu erreichen, sie seien aber aufgrund des Mangels an Schießpulver gescheitert. Dennoch hätten die Briefe dazu beigetragen, die Moral in der Stadt aufrechtzuerhalten. Noch erfreuter seien die Neusser aber darüber gewesen, dass schon bald das Heer des Kaisers in der Nähe von Zons habe ausgemacht werden können. Auch aus östlicher Richtung sei Rauch sichtbar gewesen, Anzeichen für die näher rückenden Aufgebote der Städte östlich des Rheins. Am darauffolgenden Tag sei die Arbeit der Belagerer in den Belagerungsgräben abgebrochen und ein dazu aufgestellter Schutzschild abgezogen worden.[249]
Man habe die Nachricht erhalten, dass Neuss binnen einer Woche von der Belagerung befreit sein werde. Und schon bald sei das Feldlager des Kaisers ausgemacht worden. Dies habe bei den Neussern zu großer Freude geführt, die nun die Erlösung aus ihrer schweren Lage haben näher kommen sehen. Auch die Kranken hätten wieder neue Hoffnung geschöpft und man habe Gott und die heilige Jungfrau darum gebeten, den Kaiser in seiner Sache beizustehen und so dafür zu sorgen, dass das Vergießen von christlichem Blut ein Ende finde und Frieden geschlossen werde.[250]
Wierstraet schreibt, dass die Hilfe bitter nötig gewesen sei. Seiner Meinung nach wäre es nicht möglich gewesen, Neuss auch nur eine Woche länger zu verteidigen.[251]
Kurze Zeit später sei es zu einer Schlacht zwischen dem Heer Karls und dem Reichsaufgebot gekommen, die scheinbar vom Kaiser gewonnen worden sei. Dieser habe nämlich nach der Schlacht eine Waffenruhe verordnet. Auch sei ein päpstlicher Legat als Vermittler eingetroffen, der beide Parteien zu einem Friedensschluss habe bewegen können. Daraufhin hätten sich beide Seiten friedlich in Neuss getroffen und offen miteinander gesprochen. Die Stadt selbst habe sich freiwillig Papst und Kaiser unterstellt, bis die Stiftsfehde beigelegt wäre. Doch trotz aller Friedensbekenntnisse sei es zu weiteren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Soldaten des Herzogs und denen des Kaisers gekommen. Als Reaktion darauf hätten die Neusser beschlossen, die sich in der Stadt befindenden Burgunder gefangen zu nehmen. Dies sei lediglich durch das besonnene Eingreifen Hermanns und des Neusser Rates verhindert worden. Allerdings hätten die Neusser Kriegsknechte die Waid und dort vertäute burgundische Schiffe erobert, woraufhin das Lager der Feinde an die Erft verlegt worden sei. Später sei es zu einer weiteren Schlacht zwischen Kaiser und Herzog gekommen, die für beide Seiten große Verluste bedeutet habe. Daraufhin habe man auf beiden Seiten beschlossen, abzuziehen.[252]
Anfang September sei der Kaiser in einer feierlichen Prozession in die Stadt eingezogen. Elf Neusser, die sich während der Belagerung besonders ausgezeichnet hätten, seien von ihm zu Rittern geschlagen worden. Auch habe er der Stadt neue Rechte verliehen. Die Neusser dürften von jetzt an Zölle auf dem Rhein erheben, die Stadt sei wie eine freie Hansestadt zu behandeln, sie dürfe eine eigene Gerichtsbarkeit besitzen und eigene Münzen prägen. Auch habe der Kaiser eine Entschädigung für die entstandenen Schäden versprochen. Zudem dürfe Neuss im Jahr fünf Jahrmärkte abhalten und solle ein Wappen erhalten, nämlich einen goldenen Adler auf schwarzem Schild mit einer goldenen Krone darüber. Auch dürfe Neuss zukünftig in rotem Wachs siegeln. Dies alles sei der Dank dafür, dass sie die Stadt 46 Wochen lang gehalten und sich nicht von Köln losgesagt hätten.[253]
Christian Wierstraet schreibt am Ende seiner Chronik über die Anzahl der Gefallenen und die Höhe der Schäden, gibt Empfehlungen für die Vorbereitung auf eine Belagerung und schließt mit einem Friedensgebet. Er betont außerdem, dass sein Bericht der Wahrheit entspräche und er diesen dafür geschrieben habe, wahrheitsgetreu über die Geschehnisse zu berichten und sie für lange Zeit in Erinnerung zu halten. Dies schwört er auf seine Treue und seine Eide.
Im Laufe der Belagerung seien 16 Herren aus Hessen gefallen, 700 Bürger und Kriegsknechte, 17 Bürger aus Bonn und elf Neusser Frauen. In Neuss seien 17 Türme durch die burgundische Artillerie zerstört worden, 300 Häuser und Scheunen seien abgebrochen worden. Verbraucht habe man 700 Fuder Wein, 10.000 Ahmen Bier, 12.000 Malter Roggen und 500 Fass Honig. An Sold habe man 24.000 Gulden bezahlt. Die gesamten Kosten hätten bei ca. 150.000 Gulden gelegen.
Wierstraet empfiehlt, ausgehend von seinen Erfahrungen, Zwietracht in einer belagerten Stadt unbedingt zu vermeiden und gleichzeitig auf Gott zu vertrauen. Auch brauche man einen hochgestellten Anführer, der gleichzeitig mit einer großen Machtfülle ausgestattet sein sollte. Zudem solle dieser über eigene Kriegsknechte und Ritter verfügen. Auch brauche man viele Fußknechte, Feldgeschütze, Haken- und Handbüchsen und Armbrüste. Nicht abzugrabende Wassergräben seien von großem Vorteil, dazu starke Dämme und Mauern. Diese seien besonders wichtig, um das Selbstbewusstsein der Verteidiger zu erhalten. Salpeter, Schwefel und Kohle solle man immer in ausreichenden Mengen vorrätig halten, genauso Holz für die Produktion von Bolzen und Pfeilen. Geschützführer, Pfeilmacher und Schmiede seien ebenfalls essentiell. Holz unterschiedlichen Formats sowie Stroh und Seile seien wichtig, um mit ihnen beschädigte Bollwerke ausbessern zu können. Ärzte samt genügenden Heilkräutern seien unerlässlich, um die Verwundeten angemessen versorgen zu können. Zimmerleute wären vor allem deswegen notwendig, weil sie alle möglichen Arbeiten mit Holz ausführen können. Besonders wichtig sei ausreichender Proviant, denn Mangel daran brächte eine belagerte Stadt in ernste Schwierigkeiten und wäre dem Kampfesmut abträglich. Wichtig seien auch Materialien, mit denen man Kleidung ausbessern oder neu herstellen könne. Auch Brennstoff sei entscheidend, beispielsweise um Bäckereien, Brauereien und Schmieden betreiben zu können.[254]
6.3 Die Neusser Belagerung in den „Chroniques de Jean Molinet“
Es ist sinnvoll, die Belagerung nicht nur aus Neusser und Kölner Sicht zu beleuchten, sondern auch aus burgundischer Perspektive. Karl dem Kühnen schien es wichtig gewesen zu sein, die dortigen Ereignisse detailliert schriftlich festhalten zu lassen.
Als Auslöser des Konflikts nennt Molinet ebenfalls den Disput zwischen dem Erzstift und Erzbischof Ruprecht von der Pfalz. Die Schuld habe allerdings nicht bei ihm, sondern auf deutscher Seite gelegen, die Hermann von Hessen an seiner Stelle habe einsetzen wollen. Daher habe sich Karl ritterlich und gütig bereit erklärt, ihm bei der Wiederherstellung des Rechts beizustehen.[255] Insbesondere die Stadt Neuss sei eine „Heimstatt der Unruhestifter“[256]. Molinet betont besonders die Stärke der sandsteinernen Befestigungen, Wassergräben, Geschütze und Vorwerke. Zudem werde es durch den heiligen Quirinius und die besten Ritter und Kriegsknechte des Reiches geschützt. Karl habe zwar Köln als eigentliches Ziel gehabt, hätte aber zuvor Neuss einnehmen müssen.[257] Die Neusser seien allerdings außerordentlich treffsicher mit ihren Geschützen und ausreichend mit Proviant versorgt gewesen.[258] Der Anmarsch der burgundischen Armee sei nicht behindert worden und Karl habe ungehindert sein Quartier im Oberkloster aufschlagen können. Der Graf von Campo Basso habe mit 400 Reitern und deren Knappen das Rheintor belagert. Zu diesem Zweck seien dort zwei große Bombarden, eine kleinere hiervon sowie Feldgeschütze in Stellung gebracht worden. Das Niedertor sei von Jacques Galeotto mit 200 italienischen Lanzen samt Knappen, von 200 Langbogenschützen und von Jacques Valperga mit 50 Kämpfern aus Piemont und diversen Geschützen belagert worden. Man habe mehrere Laufgräben angelegt, um nicht von der Mauer aus getroffen zu werden. Neben diesem Lager habe Bernhard von Ravestain mit 100 Lanzen, 300 Bogenschützen und 300 Fußknechten Quartier bezogen. In der Nähe habe sich ein Ritter mit Namen Broekhuizen mit 200 Büchsenschützen aus Geldern befunden. Das Zolltor sei von Baudouin von Lannoy mit 300 Lanzen, 300 Bogenschützen und 300 Fußknechten belagert worden. Das restliche Gebiet bis zu Karls Lager sei vom Knappen Lancelot von Berlaimont mit 50 Lanzen und 200 Bogenschützen sowie dem Landvogt von Brabant, dem Knappen Marbais mit 400 Fußknechten, Pikenieren, Büchsenschützen und Bogenschützen aus Brabant belegt gewesen. Das Obertor sei von Philippe von Poitiers sowie Ferry de Clisance mit je 100 Lanzen der Ordonnanzen, 300 Bogenschützen, Bewaffneten aus Burgund und Bogenschützen aus der Pikardie und dem Hennegau belagert worden. Zudem seien auch hier mehrere Geschütze aufgestellt worden.[259]
Vor Neuss habe es zwei Inseln gegeben, auf denen zu seiner Zeit nicht einmal Karl der Große habe Fuß fassen können. Tatsächlich sei der erste Versuch des Grafen von Campo Basso gescheitert, mit Booten überzusetzen. Molinet hebt hervor, dass einige ins Wasser geflohene Italiener von den Neussern unter Versprechungen zurückgelockt worden seien, nur um dann umgebracht zu werden. Karl habe daraufhin eine bestimmte Art Schiff kommen lassen, mit der er 100 Lanzen, 300 Bogenschützen und 500 Fußknechte der Ordonnanzen übersetzen ließ. Diese haben es vermocht, die Inseln einzunehmen. Nun habe man auch hier Geschütze aufstellen können.[260] Um die Inseln besser erreichen zu können, habe man Schwimmbrücken errichtet.[261] Diese hätten zusätzlich verhindert, dass Köln Neuss weiterhin durch Schiffe mit Proviant versorgen konnte. Die Kölner hätten zwar versucht, diese durch den Einsatz eines Branders zu zerstören, was aber durch aufmerksame Wachen verhindert worden sei.[262]
Neuss sei von da an von allen Seiten umschlossen worden, es habe aber nicht aufgeben wollen: „Trotz der gefährlichen Angriffsmaschinerie, trotz des Verlusts von Teilen des Verteidigungswerks und trotz der Härte des todbringenden Hungers wollte es seinen Mut weder sinken lassen noch vor Angst erbleichen“[263].
Karl habe nun einen 30 Fuß hohen Belagerungsturm errichten lassen, um das Bollwerk am Rheintor einzunehmen. Zusätzlich seien Gräben angelegt worden, um sich diesem nähern zu können. Der anschließende Sturm auf die Befestigung habe zwei Stunden gedauert, sei aber erfolglos geblieben. Die Verteidiger hätten sich mit Geschossen, siedendem Öl und brennenden Reisigbündeln erfolgreich gewehrt. Außerdem seien die Leitern der Angreifer 10 Fuß zu kurz gewesen. Auf beiden Seiten habe es 300 Tote gegeben.[264] Auch der Einsatz einer auf Rädern bewegbaren Rampe und einer Katze, einem hölzernen Kastell auf Rädern, sei aufgrund von technischen Schwächen der Geräte erfolglos geblieben. So sei die Rampe zu kurz gewesen, was auf den Mauern für großes Gelächter gesorgt habe. Vom Kastell sei ein Rad abgebrochen, wodurch es nicht mehr zu bewegen gewesen sei. Diese Gerätschaften seien Karl durch einen Ritter aus Kastilien vorgeschlagen worden, der ein Anhänger der Lehre der „Doctores“ gewesen sei.[265]
Für die vor dem Rheintor lagernden Truppen sei es noch ungemütlicher geworden. Ein nach Neuss gelangter Überläufer aus Lüttich habe den Verteidigern verraten, an welcher Stelle die Italiener einen Stollen graben würden. Die Neusser hätten daraufhin einen Gegenstollen gegraben und es sei zu Kämpfen unterhalb der Erde gekommen.
Wenig später hätten die Neusser um eine Unterredung mit Karl gebeten, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Doch sei dies nur ein Vorwand gewesen, um während der Gespräche einen Überraschungsangriff auf das burgundische Lager durchzuführen. Diese Hinterhältigkeit habe das Heer in große Wut versetzt. Man habe später versucht, die Stadt in Brand zu setzen. Das Feuer sei allerdings stattdessen, durch einen Sturm begünstigt, im italienischen Lager ausgebrochen.[266]
Nach und nach sei Neuss das Pulver ausgegangen. Johann von Erprath sei daher aus der Stadt in das Herzogtum Jülich entkommen, wo er 500 Soldaten angeworben habe. Diese habe Köln mit Salpeter ausgestattet und aufgrund der trägen und pflichtvergessenen Wachen der Burgunder hätten diese wieder nach Neuss gelangen konnten. Molinet meint, dass ansonsten der Kampf sehr bald zu Ende gewesen wäre.[267]
Die inzwischen unter Karls Leitung durchgeführten Erdarbeiten vor Neuss seien eine enorme Leistung gewesen. Wie schon die Armee des Perserkönigs Xerxes haben auch die Burgunder ganze Flussläufe trocken gelegt, die Überwindung diverser Höhenunterschiede sei eine größere Leistung gewesen als Hannibals Alpenüberquerung.[268]
Nach und nach seien der burgundischen Armee tatsächlich Fortschritte gelungen. Philippe von Poitiers habe das Bollwerk vor dem Obertor einnehmen und die Neusser Wassermühlen zerstören können. Einen weiteren Versuch habe Aimè de Valperga mit den Truppen der Ordonnanz unternommen, geschützt durch mehrere Schutzschilde. Man habe zwar den ersten Mauerring durchbrochen, sei dann aber durch steten Beschuss zurückgedrängt worden. Eine der burgundischen Bombarden sei explodiert. Die Bresche sei durch die Neusser durch einen Erdwall repariert worden, auf dem sie sogar Geschütze platziert hätten. Vom Lager der Lombarden aus habe man nun begonnen, einen weiteren Stollen in Richtung Stadt zu graben.[269]
Die Verteidiger hätten inzwischen mehr und mehr mit dem Hunger zu kämpfen gehabt. Am 15. Februar 1475 habe ein Heer aus Köln ein Lager am anderen Rheinufer aufgeschlagen, so dass die Waid zwischen ihnen und Neuss gelegen habe. Die Kölner hätten zwar versucht, das Lager auf der Waid zu beschießen, aber nicht getroffen und sogar in Neuss selbst Schaden angerichtet. Ein erneuter Versuch, Neuss mit Schiffen zu versorgen, sei ebenfalls gescheitert.[270]
Dies sei für die Verteidiger umso tragischer gewesen, als dass sie sich von den Kölnern einiges an Hilfe erhofft hätten. Der Hunger sei stärker, die Bollwerke und Verteidiger schwächer geworden. Man habe Ausfälle unternommen, um sich ein wenig Ruhe und Zuversicht zu verschaffen. Allerdings sei nun bei den Burgundern bekannt geworden, dass sich der Kaiser mit wichtigen Fürsten auf dem Weg befände, nachdem er zunächst durch die Belagerung von Linz aufgehalten worden sei. Er hielte sich inzwischen in Köln auf, wo er lediglich noch auf Verstärkung warten würde. Auch habe der König von Frankreich militärische Hilfe versprochen.[271] All dies habe Karl durch abgefangene Briefe erfahren. Unter Folter befragte Gefangene aus Neuss haben allerdings genau das Gegenteil behauptet. Die Kölner seien, nachdem ihre Boten gefangen genommen und vor ihren Augen am anderen Rheinufer ausgeplündert worden seien, dazu übergegangen, Briefe in ausgehöhlten Kanonenkugeln nach Neuss zu schießen.[272]
Nach zwei Monaten harter Arbeit sei der lombardische Stollen vollendet worden. Die Neusser hätten allerdings die Lombarden mit einem Gegenstollen überrascht, aus dem sie nach dem Mittagessen der Italiener heraus gestürmt seien und „nur vier oder fünf feige Italiener mit wenig Tatkraft und ohne Mut vorfanden“[273]. Die Versuche, den Stollen zurückzuerobern, seien gescheitert. Man habe daher einen neuen Stollen begonnen, um aus einem Wassergraben das Wasser herauszulassen. Aber auch dieser Versuch sei durch Gegenstollen vereitelt worden.[274]
Ein auf der Flucht gefasster Büchsenschütze aus Neuss habe kurze Zeit später unter Druck ausgesagt, dass die Stadtmauer neben dem Mühlenturm am schwächsten sei. Karl habe daraufhin eine der großen Bombarden dorthin verlegen lassen, mit der die Windmühle zerstört worden sei. Die Burgunder haben nun den dortigen Graben aufgefüllt und eine befestigte Stellung errichtet, um die innere Mauer von dort aus unter Beschuss nehmen zu können. Die Neusser hätten diese aber durch mit Erde gefüllte Weinfässer schützen und die burgundische Stellung mit Hilfe von Zugbrücken stürmen können.[275]
Den Neussern kam nun auch die Natur zur Hilfe. Molinet schreibt, dass man den Rat des Vegetius nicht befolgt habe, ein Lager immer auf flutsicherem Terrain zu errichten. Zwischen der Mitte der Fastenzeit und Ostern habe der Rhein die gesamte Werd und einen Teil der Waid überschwemmt. Dies hätten die Verteidiger dazu genutzt, mit Booten einen Ausfall zu machen. Ein erneuter Versuch der Kölner, Nahrung mit Schiffen nach Neuss zu bringen, sei dennoch abermals verhindert worden.[276]
Doch langsam aber sicher näherte sich das Reichsaufgebot unter Friedrich III. Der Kaiser habe bei Bonn eine große Armee versammelt, sei dann nach Köln gezogen, dann habe man ihn bei Zons gesehen und nun eine Meile vor dem Lager der Kölner bei Neuss. Das Lager habe viele prächtige Zelte umfasst, die Rheinseite des Lagers sei durch zwei- und dreistöckige Schiffe gesichert gewesen. Über den Rhein sei das kaiserliche Heer regelmäßig mit Vorräten versorgt worden. Die Armee Karls des Kühnen habe inzwischen mit Versorgungsproblemen zu kämpfen gehabt.
Vor der bevorstehenden Schlacht habe Karl eine Rede gehalten, um seine Männer mit Mut und Zuversicht zu erfüllen. Wenn sie wie Löwen kämpften, würden sie in dieser gerechten Sache den Sieg davon tragen. Die Soldaten seien hiervon begeistert und bereit gewesen, ihr Leben für Karl und die Sache der Kirche einzusetzen.[277] Wenig später habe sich die Garde des Burgunderherzogs erste Scharmützel mit kaiserlichen Truppen geliefert. Der Papst habe inzwischen den Legaten Alexander Nanni, den Bischof von Forli, als Vermittler gesandt. Allerdings haben sich die Deutschen nicht an vereinbarte Waffenstillstände gehalten. Aus diesem Grund habe Karl seine Armee in voller Formation antreten lassen, um dem Feind dessen Stärke und Disziplin zu demonstrieren. Zur Schlacht sei es aber nicht gekommen.[278] Am 23. Mai 1475 habe der Kaiser mit einem Teil seiner Truppen ein Lager in der Nähe der Burgunder aufgeschlagen. In der anschließenden Schlacht sei es zu mehreren Manövern gekommen, die aber keiner Seite einen klaren Sieg verschafft hätten. Der Kaiser habe aber an Fronleichnam aufgrund seiner Verluste um einen Waffenstillstand bitten lassen.[279]
Während des dreitägigen Waffenstillstands habe man einen für alle Parteien annehmbaren Vertrag ausgearbeitet. Neuss solle in der Hand des Legaten bleiben, der Papst solle in der Sache des Erzbischofs entscheiden. Für Neuss sei es die Rettung gewesen. Man habe zwar noch Getreide für ein Jahr gehabt, dazu Rheinwein, Malvisowein und Bier, aber keine Milchspeisen, Eier und Früchte mehr. Auch Medizin habe es in der Stadt nicht mehr gegeben. Die Soldaten hätten ihre Rationen in Neuss im Hof des Erzbischofs erhalten, das übrige Volk von zwei verschiedenen Bürgern. Von den 1400-1500 Verteidigern seien noch ca. 500 am Leben gewesen. Die gesamten Verluste in Neuss hätten sich auf etwa 3.000 Personen belaufen. Überhaupt seien die Burgunder bei der Besichtigung der Verteidigungsanlagen sehr verwundert darüber gewesen, dass sie diese nicht haben einnehmen können.[280]
Zuletzt sei es noch zum Streit darüber gekommen, wer die Ehre haben solle, als letzter abzuziehen. Zudem hätten die Deutschen mehrere Schiffe samt wertvoller Ladung gekapert. Ein Teil des kaiserlichen Heeres habe gar das Lager der Burgunder angegriffen, sei aber durch den Einsatz der herzoglichen Garde abgewehrt worden. Friedrich III. habe anschließend dafür gesorgt, dass Karl die Schiffe und die Ladung zurückerhalten habe. Daraufhin seien beide Armeen abgezogen.[281]
6.4 Die Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]
Diesem Reimgedicht ist zu entnehmen, dass Karl der Kühne 1474 mit einer großen Armee vor Neuss erschienen sei und dort sein Lager im direkt vor der Stadt liegenden Oberkloster aufgeschlagen habe.[282]
Uns ist hier die gesamte Liste der Ordonnanz Karls überliefert. In seinem persönlichen Umfeld befunden hätten sich der Herr von Symay, der Herr von Hemenfort, der Herr von Vermaile, Herr Jakob von Lutzenburg, Herr Engelbrecht von Nassanwe, der junge Herr von Kleve und der Junker Friedrich von Segemont, dazu seien in seiner Nähe 3.000 Reiter und 8.000 Kriegsknechte zu Fuß untergebracht gewesen.
Außerdem hätten folgende Truppen vor Neuss gelagert:
- Balduin von Lannaw mit 800 Reitern und 700 Kriegsknechten zu Fuß
- Reymer von Broichhusen mit 700 Reitern und 300 Kriegsknechten zu Fuß
- Die Lombarden mit insgesamt 3.000 Reitern und Kriegsknechten zu Fuß
- Der Herr von Montfort und der Herr von Allcyn mit insgesamt 700 Reitern und 600 Kriegsknechten zu Fuß
- Insgesamt 2.000 englische Reiter und Kriegsknechte zu Fuß
- Büchsenmeister mit ihren Knechten, insgesamt 200 Personen
- Zur breiten Masse des Volkes gehörend, wahrscheinlich Trossknechte, 2.000 Personen
- 1.000 Frauen
- 400 Geistliche
Insgesamt umfasste Karls Heer der Quelle nach 23.400 Personen, davon 19.800 Kämpfer. Zudem habe Karl verfügt, dass sich in seinen Landen alle bereithalten sollten, dem Heer nach Neuss zu folgen.
Etwa zur gleichen Zeit sei Landgraf Hermann von Hessen, jetzt auch Stiftsverweser des Erzstiftes Köln, des Stifts wegen mit den seinen nach Neuss gekommen. Er habe sich den Neussern gegenüber sehr trefflich und fürstlich gezeigt, so dass diese sich gerne gegen den Feind haben wehren wollen. Zusätzlich hätten sie Gott, Maria und St. Quirinius um Hilfe angerufen.
All dies sei auch notwendig gewesen, da es Karl mit der Belagerung sehr ernst gewesen sei. Er habe Neuss immer wieder stark bestürmen und zudem Gräben anlegen lassen, durch die die Belagerer haben dichter an die Stadtmauer heran gelangen können. Ein Jahr lang habe diese Belagerung gedauert und in deren Verlauf sei Neuss nach und nach der Proviant ausgegangen.[283]
Die Neusser und insbesondere Hermann seien aber entschlossen gewesen, die Stadt nicht aufzugeben. Durch mehrere Ausfälle sei es den Verteidigern gelungen, im burgundischen Lager große Schäden anzurichten. Dem hessischen Landgrafen sei durch Karl gar Gold angeboten worden, wenn er ihm die Stadt übergeben würde. Auf dieses Angebot sei er aber nicht eingegangen, da er auf keinen Fall zum Verräter werden wollte. Der Autor betont, dass er für diese Standhaftigkeit nicht nur im Erzstift Köln, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum gelobt werde. Denn wäre Neuss eingenommen worden, wären noch weit größere Landstriche und Städte an Karl gefallen.[284]
Am 10. August seien die Söldner der Stadt Köln nach Neuss gezogen, hätten den Burgundern Verluste zugefügt und einige Pferde erbeutet. Die Belagerung sei zwar nicht gebrochen worden, aber Verstärkung und Salpeter sei erfolgreich nach Neuss gelangt. Dies sei bitter nötig gewesen, da in der Stadt große Not geherrscht habe.[285]
In der Zwischenzeit sei aus Flamen und Gent auch auf Seiten der Burgunder Verstärkung eingetroffen. Die Versuche der neu Eingetroffenen, die Stadt zu erstürmen, seien allerdings nicht erfolgreich gewesen.
Im Jahr 1475 habe sich Friedrich III. mit einem Heer Neuss genähert. Zuvor habe er aber Linz belagern müssen. Noch vor Ankunft des Kaisers seien die Kölner nach Neuss gezogen, hätten die Burgunder beschossen und ein Schiff versenkt. Auch hätten sie fünf weitere Schiffe, beladen mit zahlreichen wertvollen Dingen, in ihre Gewalt gebracht. Nicht viel später habe der Kaiser mit seinem Heer Neuss erreicht.[286]
Schon kurz nach der Ankunft des Reichsaufgebotes sei es zu ersten Scharmützeln gekommen. Man habe sich aber bald in Neuss getroffen, um zu verhandeln. Zu dieser Zeit sei endlich neue Verpflegung in die Stadt gebracht worden. Das burgundische Heer sei inzwischen von Neuss an die Erft gezogen. Doch auch jetzt noch sei es zu weiteren Kämpfen gekommen, in deren Verlauf die Burgunder den kaiserlichen Truppen einige Verluste beigebracht hätten. Allerdings seien fünf weitere Schiffe in die Hände der Kaiserlichen gefallen, beladen mit sechs großen Kanonen, vielen Stangen- und Hakenbüchsen, einem großen Schutzschirm und viel unbekanntem Belagerungsgerät. Am Freitag seien diese Schiffe nach Köln gebracht worden. Karl habe sie aber später zurück erhalten, wie es im bald vereinbarten Frieden festgelegt worden sei. Letzten Endes sei der burgundische Herzog abgezogen, ohne einen wirklichen Gewinn verbuchen zu können, obwohl er Neuss ein ganzes Jahr lang belagert habe.[287]
7.Ein abschließender Vergleich
Die detaillierte und weitgehend nüchterne Darstellung der Belagerung versetzt uns in die günstige Lage, ein sehr akkurates Bild von den Ereignissen zeichnen zu können. Dafür spricht auch, dass sich die aktuellen Sichtweisen der Forschung mit dem decken, was in den Quellen berichtet wird.
Dies lässt sich bereits am diplomatischen Vorspiel erkennen. Die Briefe Karls des Kühnen vor der Belagerung zeigen deutlich, dass er dringend einen legitimierenden Grund brauchte, gegen das Erzstift militärisch vorgehen zu können. Der Streift zwischen dem Domkapitel und Ruprecht von der Pfalz kam ihm da sehr gelegen. Wie wichtig dieser Grund war, wird auch daran deutlich, dass er die Anweisung des Papstes ignorierte, nicht in den Konflikt einzugreifen. Aufschlussreich ist, wie deutlich Jean Molinet diesen Punkt hervorhebt, Neuss als Heimstatt der Unruhestifter darstellt und es auch im weiteren Verlauf seiner Erzählung als zwar tapfer, aber hinterlistig und bösartig bezeichnet.
Köln und Neuss scheinen über die Bewegungen des burgundischen Heeres frühzeitig gut informiert gewesen zu sein. Es war noch Zeit, mit Werbebriefen Söldner anzuwerben oder verbündete Adlige darum zu bitten, dies für Köln zu tun. Dies wird vor allem durch die Briefwechsel vor dem Beginn der Belagerung deutlich. Der Respekt vor den militärischen Möglichkeiten Burgunds schien groß gewesen zu sein, was sich an den zahlreichen Hilfegesuchen zeigen lässt. Die „Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]“ berichtet von einer Armee aus 19.800 Kämpfern. Neuss nennt in einem Hilfegesuch 15.000 Mann. Auch wenn die Größenangaben mittelalterlicher Armeen in den Quellen immer mit Vorsicht zu genießen sind, scheint es sich hier um eine sehr detaillierte Aufzählung zu handeln. Zumindest dürften die Verteidiger, deren Zahl Jean Molinet mit ca. 1.500 angibt, deutlich in der Unterzahl gewesen zu sein.
Dementsprechend schnell konnten die Söldner Burgunds Neuss einschließen. Einig sind sich die Quellen darin, dass sich der Stiftsverweser Hermann von Hessen in der Stadt einschließen ließ, um die Verteidigung persönlich anzuführen. Die Betonung in den Quellen der kampfwertsteigernden Wirkung dieser mutigen Maßnahme ist sehr eindrücklich. Ebenso zeigen die Texte sehr schön, dass das Eingreifen der Anführer auf beiden Seiten immer wieder schwierige Situationen auflöste und die eigenen Kämpfer motivierte. Dennoch, vor Desertion war keine der Kriegsparteien gefeit. Man verließ sich beim Schutz vor Unruhe und Verrat aber nicht nur auf aufmunternde Worte. Wierstraet erwähnt die Aufstellung von Rad und Galgen in Neuss, um Unruhestifter abzuschrecken. Diese drastische Maßnahme zeigt, welch große Gefahr hiervon für Neuss ausgegangen wäre. In der Tat beschreibt Wierstraet mehrere Situationen, in denen Uneinigkeit beinahe zur Niederlage geführt hätte. Als mindestens genauso bedrohlich stellte sich aber die Möglichkeit des Verrats dar. Sowohl Wierstraet als auch Molinet beschreiben Menschen aus Neuss und dem burgundischen Heer, die zur jeweils anderen Seite übergelaufen waren und Geheimnisse verraten haben.
Aufschlussreich ist auch Molinets Schilderung, dass der Proviant in Neuss an zentralen Plätzen ausgegeben wurde. Dies lässt auf eine strenge Bewachung der Vorräte und eine geregelte Rationierung schließen. Dass Aufmunterung bitter nötig war, zeigen die Schilderungen über die Versuche der Angreifer, die Stadt in ihren Besitz zu bringen. Es lassen sich hier nahezu alle Aspekte finden, die auch die heutige Forschung als typische Belagerungstechniken nennt. Der Sturm auf die Mauern mit Hilfe von Leitern, der massive Einsatz von Belagerungsgeschützen und das Graben von Gräben und Stollen finden sich in allen Quellen. Allerdings stellten sich die Leitern als zu kurz heraus und die Geschütze konnten die Mauern nicht ausreichend zerstören, was die Forschung vor allem mit eine geringen Schussfrequenz und Durchschlagskraft begründet. Auch scheinen einige der Geschütze explodiert zu sein. Wierstraet beschreibt, wie der tagelange Beschuss vor allem an den Nerven der Verteidiger gezehrt habe. Zerstörungen gab es so viele, dass die Bürger große Opfer an Gebäuden und wertvollen Bäumen bringen mussten, um die Mauern ausbessern zu können. Besonders beeindruckend sind die Schilderungen Wierstraets über die psychischen Belastungen, die durch den Anblick der durch die Geschosse zerfetzten Körper, die in Einzelteilen bestattet werden mussten, entstanden seien.
Die Abwehr funktionierte „nach Lehrbuch“: Geschütze auf den Mauern und Türmen, das Graben von Gegenstollen, regelmäßige Ausfälle und auf die Angreifer gegossenes heißes Öl bzw. Wasser ließen die Stadt standhalten. Als besonders effektiv scheinen die zwei Mauerringe der Stadt gewesen zu sein. Den ersten konnten die Söldner Burgunds zwar mehrmals durchbrechen, sie gerieten aber stets ins Kreuzfeuer, wenn sie die zweite Mauer angreifen wollten. Auch wurden die Angreifer mehr als einmal durch die Wassergräben um Neuss behindert. Interessant sind Schilderungen von Methoden, die eher ungewöhnlich anmuten. So beschreibt Jean Molinet gar den Einsatz von Belagerungsmaschinen, deren Baupläne einer der Gefolgsleute Karls anscheinend aus einem militärtheoretischen Buch kannte. Als praxistauglich erwiesen sich diese allerdings nicht, sondern sorgten für große Erheiterung bei den Verteidigern. Umso effektiver waren die durchaus modern anmutenden Schwimmbrücken der Burgunder, mit denen man die Wasserwege absperren konnte. Doch auch die Neusser setzten teilweise sehr ungewöhnliche Waffen ein. So lassen sich in Wierstraets Schilderungen Sprengrohre identifizieren – eine Waffe, die erst im 20. Jahrhundert unter dem Namen „Bangalore“ wiedererfunden werden sollte. Mit ausgehendem Pulver musste man auf andere Mittel zurückgreifen. Man leitete in Wasser erhitzte Fäkalien in die Gräben des Feindes, was sich als sehr effektiv erwies. Interessant ist, dass sich die Neusser Frauen aktiv an der Verteidigung beteiligten und ihre Männer anfeuerten, was deren Moral nach Wierstraet deutlich angehoben hat. Umso schlimmer, wenn die Frauen durch Beschuss zu Tode kamen. In allen Quellen wird zudem aufgeführt, dass es großen Mangel an Nahrung und Medizin in Neuss gegeben habe. Kein Wunder also, dass die Vorräte gut bewacht werden mussten. Wie groß dieser Mangel war, zeigt die Schlachtung der Schlachtrösser, die einen sehr großen Wert besaßen. Eine zusätzliche Belastung sei nach Wierstraet von Schmähungen und Drohungen durch die Belagerer ausgegangen, die allerdings aus der Stadt heraus entschlossen beantwortet wurden. Dennoch war man sich in Neuss vollkommen im Klaren darüber, dass es um das nackte Überleben ging. Dabei lässt sich der Umgang mit Gefangenen nicht eindeutig deuten. Wierstraet betont, dass diese lediglich eingesperrt und einige auf der Flucht getötet wurden. Molinet schreibt, dass die Neusser Tricks anwendeten, um ihre Gegner in falscher Sicherheit zu wiegen und zu töten. Auch berichtet er vom Foltern gefangener Neusser durch die Burgunder.
Alle Autoren sind sich darin einig, dass die Neusser recht bald Hilfe durch die Kölner erhalten hätten. Einigkeit besteht aber auch darüber, dass diese Hilfe in erster Linie moralischer Natur gewesen sei. Für mehr war das Aufgebot der Kölner einfach zu klein. Eine Neuerung stellte das Verschießen von Nachrichten in ausgehöhlten Kanonenkugeln dar – eine Improvisation, um die Verteidiger durch aufmunternde Nachrichten zum Durchhalten zu bewegen.
Von regelmäßigen, meist erfolgreichen Ausfällen der Neusser berichten aber alle Autoren übereinstimmend. Ihr Erfolg lässt darauf schließen, dass die einzelnen Lager nur wenig befestigt und bewacht waren. Auch die erfolgreiche Erstürmung des lombardische Stollens spricht dafür.
Einen zentralen Aspekt des erfolgreichen Widerstands stellt das Vertrauen in Gott und insbesondere den Stadtpatron St. Quirinius dar. Ihm wurde regelmäßig gehuldigt, in besonderem Maße in bedrohlichen Situationen. Auch die Umbenennung sehr bedrohter Teile der Stadtbefestigung in die Namen von St. Quirinius und der Heiligen Jungfrau Maria spricht eine deutliche Sprache.
Die Durchführung von Reiterspielen in der Stadt zeigt sehr schön, dass eine weltliche Ablenkung von den Schrecken des Krieges von Zeit zu Zeit nötig war.
Wirkliche Erleichterung brachte aber erst das Erscheinen des Reichsaufgebots unter Friedrich III. Nach über einem Jahr war es nun einsatzbereit, auch wenn es nicht stark genug war, Karls Heer zu besiegen. Zu einem Kompromiss sollte es aber reichen, vermittelt durch den päpstlichen Legaten Alexander Forli. Der durchaus freundliche Umgang der ehemaligen Feinde beim Treffen in Neuss ist sehr interessant. Alle Autoren betonen zunächst eher eine Bereitschaft zur Versöhnung als zur Rache, beispielsweise bei dem Treffen aller Parteien innerhalb von Neuss. Auf der anderen Seite kam es immer wieder zu Scharmützeln und Raubzügen, ausgehend von den kaiserlichen Truppen. Es könnte durchaus sein, dass die Anführer demonstrativ Frieden schließen wollten, es zwischen den einfachen Kämpfern aber durchaus noch böses Blut gab. Letzten Endes würde das nicht verwundern, hatten doch beide Parteien einiges durchgemacht. Dies lässt sich besonders deutlich daran erkennen, dass die Verteidiger Neuss nach dem Aufheben der Belagerung zunächst nicht wieder betreten wollten.
Jean Molinet gibt den Verlust unter den Verteidigern mit 800 Männern an, Wierstraet mit 744. Jean Molinet erwähnt zusätzlich, dass darüber hinaus 2.200 Neusser „Zivilisten“ gefallen seien. Dies scheint unwahrscheinlich, da sich alle Personen an der Verteidigung beteiligten. Auch wird Wierstraet keinen Grund gehabt haben, Opfer zu verschweigen.
8. Fazit
Wie zu sehen war, waren die Verteidiger des spätmittelalterlichen Neuss einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt. Diese mussten ihnen umso größer erscheinen, da sie es in Karl dem Kühnen mit einem äußerst mächtigen Gegner zu tun hatten, der sich im Umgang mit widerspenstigen Städten bereits im Vorfeld recht gnadenlos gezeigt hatte und der bereit zu sein schien, seine Machtinteressen entschlossen durchzusetzen. Dazu kam, dass seine Söldner es auf Plünderung abgesehen hatten, was sie die Verteidiger auch wissen ließen.
Die bei dieser Belagerung verwendeten Waffen waren in ihrer Wirkung zwar furchteinflößend, im späten 15. Jahrhundert aber keineswegs eine neue Erfindung. Dennoch lassen die Schilderungen der zerrissenen und in Einzelteilen bestatteten Körper Bilder von modernen Kriegen aufkommen und lediglich erahnen, wie diese Erfahrung auf die Menschen gewirkt haben muss. Insgesamt lässt sich in den Quellen ein Nebeneinander von traditionellen und neueren Technologien beobachten. Schwerter und Spieße finden sich genauso wie die bereits erwähnten Stabbomben und Grabensysteme, die auch in späteren Jahrhunderten noch eine wichtige Rolle spielen sollten. Zu sehen ist auch, dass traditionelle Belagerungsmethoden wie Leitern, Belagerungstürme und Stollen inzwischen nicht mehr zum Erfolg führen, da die Abwehrtechnik und -strategie hierauf inzwischen gut vorbereitet war.
Die Verteidiger waren der äußeren Bedrohung nicht wehrlos ausgeliefert. Die Bürger waren es gewohnt, ihre Rechte und ihr Leben selbst zu verteidigen. Wie in den Werken Hermann Botes zu sehen ist, war dies ein zentraler Aspekt des städtischen Selbstbewusstseins. Gleichzeitig hatten sie stets die Hoffnung, Hilfe von außen zu erhalten – sei es von Köln oder vom Kaiser. Hermann von Hessen spielte als starker und charismatischer Anführer ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ohne ihn wäre Neuss bei mehreren Gelegenheiten in Uneinigkeit verfallen und erobert worden. Gleichzeitig gab ihnen das Erscheinen der Kölner Auf den Steinen weitere Hoffnung. Doch verließ man sich nicht nur auf das Charisma eines Anführers. Das Aufstellen von Galgen und Rad als Drohung und die streng bewachten Vorräte waren weitere, entscheidende Strategien, die Belagerung durchzustehen. Beinahe noch wichtiger erscheint das Vertrauen auf Gott und St. Quirinius gewesen zu sein, was die zahlreichen Prozessionen und die Umbenennungen von Teilen der Stadtbefestigung belegen.
Abschließend ist zu sagen, dass die Neusser eine außerordentliche Resilienz besaßen. Mit einer Kombination aus Aggressivität, Humor sowie Handlungs- und Opferbereitschaft waren sie in der Lage, einer der größten und bestorganisierten Armeen des späten Mittelalters mehr als ein Jahr lang zu widerstehen. Sie hielten Hunger, Verrat, Verwundung, Tod, ständiger Bedrohung und Beschuss stand, obwohl sie sich gleich zu Beginn kampflos hätten ergeben können. Letzten Endes zeigte sich, dass ihre Entschlossenheit und Disziplin, aber auch die Stadtbefestigungen, der aus vielen Landen zusammengezogenen Armee Karls überlegen war. Sie verteidigten ihre Heimat, ihre Familien und ihr Zuhause, während die Söldner in erster Linie auf finanziellen Gewinn aus waren, den sie notfalls auch anderswo finden konnten. Nicht zuletzt zeigte sich, dass das von Karl so hoch geschätzte Idealbild des Ritters nicht mehr zur Realität des Krieges passte, sondern längst in diese integriert war. Auch die so hoch gelobten und teuren Söldnerkompanien konnten ihrem Ruf bei der Belagerung von Neuss nicht gerecht werden, was bei Karl zu besonderer Enttäuschung führte.
Letzten Endes sollte sich der Durchhaltewillen der Verteidiger lohnen, auch wenn der Preis an Menschenleben hoch war. Die Stadt war zwar stark zerstört, die vom Kaiser gewährten Privilegien ließen Neuss aber wieder erstarken. Die Expansionspläne Karls des Kühnen im Rheinland waren zum Erliegen gekommen und es blieb somit Teil des Heiligen Römischen Reiches. Hermann von Hessen wurde schließlich neuer Erzbischof von Köln, womit sich auch sein heldenhafter Einsatz in Neuss auszahlte. Nicht zuletzt prägten die Neusser durch ihre Taten in den Jahren 1474 und 1475 den Verlauf der Geschichte des Rheinlands entscheidend – bis heute.
9. Quellen- und Literaturverzeichnis
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Paravicini, Werner: Einen neuen Staat verkünden: Frankreich und Burgund im 15. Jahrhundert, in: Karl der Kühne von Burgund. Fürst zwischen europäischem Adel und der Eidgenossenschaft, hg. von Klaus Oschema und Rainer C. Schwinges, Zürich 2010, S. 23-40.
Prestwich, Michael: Die Schießpulver-Revolution, 1300-1500, in: Die Welt im Mittelalter. 1000 Jahre Kriegsgeschichte, hg. von Matthew Bennett, München 2010, S. 183-205.
Remmen, Karl: Neuss. Eine kleine Stadtgeschichte, Erfurt 2009.
Rettelbach, Johannes: Die belagerte Stadt, in: Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Horst Bruno, Wiesbaden 2000, S.73-94 (=Imagines medii aevi 6).
Rill, Bernd: Friedrich III. Habsburgs europäischer Durchbruch, Graz [u.a.] 1987.
Rüther, Stefan: Alltäglichkeit und Entgrenzung. Zum Bild des Krieges in der spätmittelalterlichen Chronistik, in: Kriegs/Bilder in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Birgit Emich und Gabriela Signori, Berlin 2009, S. 33-60 (=Zeitschrift für historische Forschung Beiheft 42).
Schanze, Frieder. Christian Wierstraet, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Band 10. Spalte 1055-1058. 2., völlig neu bearb. Auflage. Berlin 1999.
Schenk, Gerrit Jasper: Friedrich III. in Besançon 1442 und in Metz 1473 oder: Von geglückten und gescheiterten Herrschertreffen mit dem Burgunderherzog, in: Aussenpolitisches Handeln im ausgehenden Mittelalter: Akteure und Ziele, hg. von Sonja Dünnebeil und Christine Ottner, Wien [u.a.] 2007, S. 97-141.
Schlachtfelder. Codierung von Gewalt im medialen Wandel, hg. von Steffen Martus und Marina Münkler, Berlin 2003.
Schnurrer, Ludwig: Vom reichsstädtischen Söldnerwesen im späten Mittelalter, in: Die Linde: Blätter für Geschichte u. Heimatkunde von Rothenburg o. T. Stadt und Land. Band 86, Rothenburg o. T. 2004.
Strickhausen, Gerd: Bemerkungen zu frühen Feuerwaffen im 14. Jahrhundert, in: …wurfen hin in steine/groze und niht kleine…, Belagerungen und Belagerungsanlagen im Mittelalter, hg. von Olaf Wagener und Heiko Laß, Frankfurt a.M. [u.a.] 2006, S. 47-57 (=Beihefte zur Mediaevistik. Monographien. Editionen. Sammelbände 7).
Tresp, Uwe: Söldner aus Böhmen. Im Dienst deutscher Fürsten: Kriegsgeschäft und Heeresorganisation im 15. Jahrhundert, Paderborn 2004 (=Krieg in der Geschichte (KRiG) 19).
Vaughan, Richard: Charles the Bold. The last Valois Duke of Burgundy, Woodbridge 2002 (=The Dukes of Burgundy 1).
Vom Stadtsoldaten zum Roten Funken. Militär und Karneval in Köln, hg. von Heinz-Günther Hunold und Michael Euler-Schmidt, Köln 2005.
Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Horst Bruno, Wiesbaden 2000 (=Imagines medii aevi 6).
…wurfen hin in steine/groze und niht kleine…, Belagerungen und Belagerungsanlagen im Mittelalter, hg. Olaf Wagener und Heiko Laß, Frankfurt a.M. [u.a.] 2006 (=Beihefte zur Mediaevistik. Monographien. Editionen. Sammelbände 7).
4. Hilfsmittel
Groth, Simon; Schlotheuber, Eva; Schrör, Matthias: Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte, 6. überarb. Auflage 2010, Münster 2007.
Kornmeier, Martin: Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht für Bachelor, Master und Dissertation, 3., aktualisierte und erweiterte Auflage, Bern [u.a.] 2008.
Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, München 2009.
[...]
[1] Vgl. Kirschner, Carola (1996). S. 77-78.
[2] Vgl. Ebd. S. 112-125.
[3] cf. Ebd. S. 128.
[4] cf. Ebd. S. 131.
[5] cf. Ebd. S. 137.
[6] Vgl. Ebd. S. 134-138.
[7] cf. Ebd. S. 138.
[8] cf. Ebd. S. 143.
[9] Vgl. Ebd. S. 138-144.
[10] Vgl. Ebd. S. 147.
[11] cf. Kirschner, Carola (1996). S. 155.
[12] Vgl. Ebd. S. 150-156.
[13] Vgl. Groten, Manfred (2013). S. 246-247.
[14] Vgl. Clauss, Martin (2010). S. 34.
[15] Vgl. Ebd. S. 37-40.
[16] cf. Ebd. S. 43.
[17] Vgl. Clauss, Martin (2010). S. 43/45.
[18] Vgl. Rüther, Stefan (2009). S. 58-60.
[19] Vgl. Groebner, Valentin (2003). S. 29.
[20] Vgl. Graus, František (1987). S. 12.
[21] Vgl. Ebd. S. 18-24.
[22] Vgl. Ebd. S. 30.
[23] Vgl. Ebd. S. 50/51.
[24] Vgl. Klein, Dorothea (2006). S. 114.
[25] Vgl. Ebd. S. 168-169.
[26] Vgl. Heuser, Beatrice (2010). S. 68-74.
[27] cf. Ebd. S. 122.
[28] Vgl. Heuser, Beatrice (2010). S. 121-122.
[29] Vgl. Prestwich, Michael (2010). S. 198-200.
[30] Vgl. Alberth, John. (2001). S. 61-64.
[31] Vgl. Ohler, Norbert (1997). S. 149-151.
[32] Vgl. Schnurrer, Ludwig (2004). S. 82-85.
[33] Vgl. Tresp, Uwe (2004). S. 96-97.
[34] Vgl. Ebd. S. 123-124.
[35] Vgl. Ebd. S. 126.
[36] Vgl. Ebd. S. 169.
[37] Vgl. Tresp, Uwe (2004). S. 229-233.
[38] Vgl. Ebd. S. 223.
[39] Vgl. Ebd. S. 225.
[40] Vgl. Ebd. S. 227.
[41] Vgl. Ebd. S. 99-100.
[42] Vgl. Tresp, Uwe (2004). S. 97/101.
[43] Vgl. Ebd. S. 126-127.
[44] Erfinder des Schwarzpulvers in Europa; vgl. Nossov, Konstantin (2012). S. 205.
[45] Vgl. Strickhausen, Gerd (2006). S. 47-57.
[46] Vgl. Ohler, Norbert (2000). S. 4.
[47] Vgl. Ebd. S. 5.
[48] Vgl. Nossov, Konstantin (2012). S. 205-206.
[49] Vgl. Ebd. S. 209-222.
[50] Vgl. Prestwich, Michael (2010). S. 185.
[51] Vgl. Ebd. S. 194-197.
[52] Vgl. Nossov, Konstantin (2012). S. 233-234.
[53] Vgl. Ebd. S. 234-241.
[54] Vgl. Ebd. S. 253-255.
[55] Vgl. Nossov, Konstantin (2012). S. 243-249.
[56] Vgl. Ebd. S. 65-68.
[57] Vgl. Ebd. S. 75-78.
[58] Vgl. Nossov, Konstantin (2012). S. 81-88.
[59] Vgl. Ebd. S. 123-131.
[60] Vgl. Ohler, Norbert (1997). S. 284-288.
[61] Vgl. Vaughan, Richard (2002). S. 197-198.
[62] Vgl. Vaughan, Richard (2002). S. 204-205.
[63] Vgl. Ebd. S. 209.
[64] Vgl. Ebd. S. 204-205.
[65] Vgl. Ebd. S. 210.
[66] Vgl. Ebd. S. 211.
[67] Vgl. Ebd. S. 214.
[68] Vgl. Ebd. S. 217-218.
[69] cf. Paravicini, Werner (2010). S. 24.
[70] Vgl. Ebd. S. 24-25.
[71] Vgl. Ebd. S. 25.
[72] Vgl. Paravicini, Werner (2010). S. 25-26.
[73] Vgl. Ebd. S. 26-27.
[74] Vgl. Oschema, Klaus (2010). S. 56-60.
[75] Vgl. Bischof, Anthea (2008). S. 114.
[76] Vgl. Oschema, Klaus (2010). S. 56-60.
[77] cf. Bischof, Anthea (2008). S. 25.
[78] cf. Ebd. S. 26.
[79] Vgl. Ebd. S. 26-28.
[80] Vgl. Ebd. S. 30.
[81] Vgl. Bischof, Anthea (2008). S. 31-32.
[82] Vgl. Ebd. S. 57-58.
[83] Vgl. Ebd. S. 65.
[84] Vgl. Oschema, Klaus (2010). S. 56-60.
[85] Vgl. Bischof, Anthea (2008). S. 115.
[86] Vgl. Rill, Bernd (1987). S. 216-219.
[87] Vgl. Ebd. S. 219-223.
[88] Vgl. Kintzinger, Martin (2010). S. 128-130.
[89] Vgl. Ebd. S. 130-135.
[90] Vgl. Müller, Heribert (2010). S. 153-160.
[91] cf. Bischof, Anthea (2008). S. 121.
[92] cf. Ebd. S. 120.
[93] Vgl. Ebd. S. 120-126.
[94] cf. Ebd. S. 124.
[95] Vgl. Paravicini, Werner (2010). S. 29-30.
[96] Vgl. Schenk, Gerrit Jasper (2007). S. 131-136.
[97] Vgl. Ehm-Schnocks, Petra (2007). S. 145-147.
[98] Vgl. Ebd. S. 149-150.
[99] Vgl. Ehm-Schnocks, Petra (2007). S. 150.
[100] Vgl. Ebd. S. 150-156.
[101] Vgl. Dücker, Julia (2011). S. 160.
[102] Vgl. Ehm-Schnocks, Petra (2002). S. 27.
[103] Vgl. Ebd. S. 28-29.
[104] Vgl. Ehm-Schnocks, Petra (2002). S. 38-43.
[105] Vgl. Tresp, Uwe (2004). S. 139-143.
[106] Vgl. Ebd. S. 145-150.
[107] Vgl. Ehm-Schnocks, Petra (2002). S. 46-54.
[108] Vgl. Ebd. S. 55-62.
[109] Vgl. Ebd. S. 66.
[110] Vgl. Ehm-Schnocks, Petra (2002). S. 66-72.
[111] Vgl. Franz, Eckhart G. (2005). S. 13.
[112] Vgl. Franz, Eckhart G. (2005). S. 28.
[113] Vgl. Ebd. S. 30.
[114] Vgl. Ebd. S. 32-33.
[115] Vgl. Ebd. S. 34-35.
[116] Vgl. Groten, Manfred. LexMA, Bd. 5, Sp. 1256-1257.
[117] Vgl. Ebd. Sp. 1259.
[118] Vgl. Dietmar, Carl (2005). S. 30.
[119] Vgl. Huck, J. LexMA, Bd. 6, Sp. 1107-1108.
[120] Vgl. Remmen, Karl (2009). S. 28-30.
[121] Vgl. Ebd. S. 36-37.
[122] Vgl. Janssen, W. LexMA, Bd. 7, Sp. 1111.
[123] Vgl. Fuhs, Maria (1995). S. 44-45.
[124] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 7.
[125] Vgl. Fuhs, Maria (1995). S. 46-50.
[126] cf. Ulrich, Adolf (1889). S. 7.
[127] Vgl. Ebd. S. 6-7.
[128] Vgl. Fuhs,Maria (1995). S. 52-53.
[129] Vgl. Ebd. S. 55-58.
[130] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 1.
[131] Vgl. Schanze, Frieder (1999). ²VL, Bd. 10, Sp. 1055-1058.
[132] Vgl. Rettelbach, Johannes (2000). S. 78-79.
[133] Vgl. http://dbs.hab.de/katalog/entrysearch.php?ppn=38529722X&nr =3&mat=Oau&hits=3&lastrecord=3&sid=0dbfe630-0&set=1&cookie=&PHPSESSID=804853584afe128142beee2e1fd05ee6 (26.02.2014).
[134] Vgl. Jung, M.-R. LexMA, Bd. 6, Sp. 726-727.
[135] Vgl. Jung, M.-R. LexMA, Bd. 6, Sp. 726.
[136] Vgl. https://archive.org/details/chroniquesdejea04buchgoog (07.02.2014).
[137] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 6-7.
[138] Vgl. Ebd. S. 9.
[139] cf. Ebd. S. 12.
[140] cf. Ebd. S. 13.
[141] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 12-13.
[142] cf. Ebd. S. 9.
[143] cf. Ebd. S. 10.
[144] Vgl. Ebd. S. 10.
[145] Vgl. Ebd. S. 11.
[146] cf. Ebd. S. 11.
[147] Vgl. Ebd. S. 11-12.
[148] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 14.
[149] Vgl. Ebd. S. 15.
[150] Vgl. Ebd. S. 15-16.
[151] Vgl. Ebd. S. 16-17.
[152] Vgl. Ebd. S. 17-18.
[153] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 22.
[154] Vgl. Ebd. S. 23.
[155] cf. Ebd. S. 24.
[156] Vgl. Ebd. S. 23-24.
[157] cf. Ebd. S. 29.
[158] Vgl. Ebd. S. 29-30.
[159] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 31-32.
[160] cf. Ebd. S. 32.
[161] cf. Ebd. S. 32.
[162] Vgl. Ebd. S. 33.
[163] Vgl. Ebd. S. 34-35.
[164] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 38.
[165] Vgl. Ebd. S. 35-36.
[166] Vgl. Ebd. S. 38-39.
[167] cf. Ebd. S. 41.
[168] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 42.
[169] Vgl. Ebd. S. 44.
[170] Vgl. Ebd. S. 46-47.
[171] cf. Ebd. S. 49.
[172] cf. Ebd. S. 50.
[173] Vgl. Ebd. S. 50.
[174] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 52.
[175] Vgl. Ebd. S. 54.
[176] Vgl. Ebd. S. 55.
[177] Vgl. Ebd. S. 57-58.
[178] Vgl. Ebd. S. 60-63.
[179] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 64-67.
[180] Vgl. Ebd. S. 68-69.
[181] Vgl. Ebd. S. 71-72.
[182] cf. Ulrich, Adolf (1889). S. 78.
[183] cf. Ebd. S. 80.
[184] cf. Ebd. S. 81.
[185] Vgl. Ebd. S. 79-81.
[186] cf. Ebd. S. 83.
[187] cf. Ebd. S. 83.
[188] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 81-83.
[189] Vgl. Ebd. S. 84-85.
[190] Vgl. Ebd. S. 86-87.
[191] Vgl. Ebd. S. 103.
[192] Vgl. Ebd. S. 104-105.
[193] Vgl. Ebd. S. 106-107.
[194] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 108-109.
[195] Vgl. Ebd. S. 112.
[196] Vgl. Ebd. S. 115-116.
[197] Vgl. Ebd. S. 118-119.
[198] Vgl. Ebd. S. 120-121.
[199] Vgl. Ebd. S. 122-123.
[200] Vgl. Ulrich, Adolf (1889). S. 124-125.
[201] Vgl. Ebd. S. 128.
[202] Vgl. Ebd. S. 132-136.
[203] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 29-32.
[204] cf. Ebd, Z. 63-68.
[205] cf. Wierstraet, Christian. Z. 83-88.
[206] Vgl. Ebd. Z. 89-96.
[207] Vgl. Ebd. Z. 97-110.
[208] Vgl. Ebd. Z. 121-125.
[209] Vgl. Ebd. Z. 137-152.
[210] Vgl. Ebd. Z. 177-196.
[211] Vgl. Ebd. Z. 212-226.
[212] cf. Ebd. Z. 246-251.
[213] Vgl.Wierstraet, Christian. Z. 275-298.
[214] Vgl. Ebd. Z. 302-420.
[215] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 475-644.
[216] Vgl. Ebd. Z. 673-674.
[217] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 677-698.
[218] Vgl. Ebd. Z. 716-759.
[219] Vgl. Ebd. Z. 770-772.
[220] cf. Ebd. Z. 791-796.
[221] cf. Ebd. Z. 808.
[222] Vgl. Ebd. Z. 807-814.
[223] cf. Wierstraet, Christian. Z. 855.
[224] Vgl. Ebd. Z. 815-895.
[225] Vgl. Ebd. Z. 897-918.
[226] Vgl. Ebd. Z. 1000-1093.
[227] Vgl. Ebd. Z. 1145-1162.
[228] Vgl. Ebd. Z. 1238-1244.
[229] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 1250-1364.
[230] cf. Ebd. Z. 1401-1402.
[231] Vgl. Ebd. Z. 1401-1446.
[232] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 1446-1484.
[233] Vgl. Ebd. Z. 1555-1563.
[234] Vgl. Ebd. Z. 1570-1574.
[235] cf. Wierstraet, Christian. Z. 1654.
[236] cf. Ebd. Z. 1655.
[237] Vgl. Ebd. Z. 1605-1657.
[238] Vgl. Ebd. Z. 1660-1684.
[239] Vgl.Ebd. Z. 1685-1699.
[240] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 1729-1819.
[241] Vgl. Ebd. Z. 1835-1890.
[242] Vgl. Ebd. Z. 1935-1969.
[243] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 2055-2167.
[244] Vgl. Ebd. Z. 2175-2224.
[245] Vgl. Ebd. Z. 2225-2244.
[246] cf. Wierstraet, Christian. Z. 2405.
[247] Vgl. Ebd. Z. 2280-2424.
[248] Vgl. Ebd. Z. 2440-2464.
[249] Vgl. Ebd. Z. 2468-2544.
[250] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 2575-2648.
[251] Vgl. Ebd. Z. 2649-2653.
[252] Vgl. Ebd. Z. 2691-2915.
[253] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 2967-3059.
[254] Vgl. Wierstraet, Christian. Z. 3060-3168.
[255] Vgl. Molinet, Jean. S. 13-14.
[256] cf. Ebd. S. 15.
[257] Vgl. Molinet, Jean. S. 15-16.
[258] Vgl. Ebd. S. 16.
[259] Vgl. Ebd. S. 20-21.
[260] Vgl. Molinet, Jean. S. 23-26.
[261] Vgl. Ebd. S. 27.
[262] Vgl. Ebd. S. 28-29.
[263] cf. Ebd. S. 33.
[264] Vgl. Ebd. S. 34-36.
[265] Vgl. Ebd. S. 38-39.
[266] Vgl. Molinet, Jean. S. 41-44.
[267] Vgl. Ebd. S. 51-53.
[268] Vgl. Ebd. S. 61-63.
[269] Vgl. Molinet, Jean.. S. 67-69.
[270] Vgl. Ebd. S. 82-83.
[271] Vgl. Ebd. S. 85-88.
[272] Vgl. Ebd. S. 90-91.
[273] cf. Ebd. S. 92.
[274] Vgl. Molinet, Jean. S. 91-95.
[275] Vgl. Ebd. S. 95.
[276] Vgl. Ebd. S. 96-97.
[277] Vgl. Ebd. S. 109-113.
[278] Vgl. Molinet, Jean. S. 114-116.
[279] Vgl. Ebd. S. 118-124.
[280] Vgl. Ebd. S. 126-127.
[281] Vgl. Ebd. S. 128-131.
[282] Vgl. Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]. 678.
[283] Vgl. Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]. 679.
[284] Vgl. Ebd. 680.
[285] Vgl. Ebd. 681.
[286] Vgl. Cronica van der hilliger Stat va[n] Coelle[n]. 682.
[287] Vgl. Ebd. 683.
- Quote paper
- B.A. Daniel Ossenkop (Author), 2014, Die Belagerung von Neuss 1474/75, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278300
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