Kritisch-kursive Abhandlung der militärstrategischen Doktrin der NATO bis zu den 80er Jahren.
Die strategische Konzeption der NATO stand von Beginn an auf der Grundlage der Ost-West-Polarisierung. Von daher war das strategische Denken stets geprägt von Feindbildern. Dem potentiellen Gegner im Osten wurden die schlimmsten Absichten unterstellt zumindest von den ‚Falken‘ im Bündnis und das stets im Sinne des worst-case-Denkens. Dabei spielte das Prinzip der Abschreckung seit der Gründung der NATO eine fundamentale Rolle. So sollte der Gegner durch Androhung kaum mehr kalkulierbarer Verluste von einem Angriff abgehalten werden.
Für den Fall eines Versagens der Abschreckung zielten alle militärischen Konzepte immer schon darauf ab, den Gegner so weit östlich wie möglich aufzuhalten.
[...] Zweifellos stellt die Nixon-Doktrin eine realistische Antwort auf die veränderte geopolitische Situation zu Beginn der 70er Jahre dar.
Inhaltsverzeichnis
- Die strategische Konzeption der NATO stand von Beginn an auf der Grundlage der Ost-West-Polarisierung.
- Das Prinzip der Abschreckung seit der Gründung der NATO spielte eine fundamentale Rolle.
- Das Prinzip der Vorneverteidigung unterstreicht dabei sowohl das Feindbilddenken – die Aggression geht nicht von der NATO aus als auch den offiziell defensiven Charakter des Bündnisses.
- Der Abwurf der Atombomben auf Nagasaki und Hiroschima bestätigte bereits die immense militärstrategische Bedeutung dieser Waffen.
- Zum ersten Mal fußte das Abschreckungsprinzip in der amerikanischen Doktrin der massiven Vergeltung (massive retaliation) in erster Linie auf nuklearer Gewaltandrohung.
- In dieser etwas später zur ersten offiziellen NATO-Militärdoktrin erhobenen Strategie wurde versucht, den militärischen und politischen Gegebenheiten der frühen 50er Jahre zu entsprechen.
- Überhaupt lebten die NATO-Länder in den 50er Jahren „im Vollgefühl der atomaren Überlegenheit“, so der spätere Bundeskanzler Schmidt.
- Auch Walpuski/Wolf zufolge besaß die Doktrin der Massiven Vergeltung in den frühen 50er Jahren einen hohen Abschreckungswert, der auf dem „sicheren Fundament einer absoluten nuklearen Überlegenheit fußte“.
- Seit spätestens Mitte der 50er Jahre sah sich diese Strategie allerdings einer mannigfachen Kritik ausgesetzt.
- Zwar scheint das Ausufern des nuklearen Rüstungspotentials paradoxerweise durchaus mit dem Prinzip der Abschreckung vereinbar, weil nur so dem Anspruch der Abschreckung genüge geleistet wird, eine beiderseitige second-strike-capability zu gewährleisten.
- Andererseits zeichnete sich schon in den 50er Jahren ab, dass die NATO wegen ihrer konventionellen Unterlegenheit sehr früh zum Einsatz nuklearer Waffen gezwungen wäre.
- Von daher konstatiert die Forschung bei dieser Doktrin ein sogenanntes Irrationalitätsdilemma, da die Glaubwürdigkeit der Abschreckung wegen des hohen Selbstvernichtungsrisikos nur unzureichend gegeben erscheint.
- Zudem offenbarte das erste Eingreifen der USA im Indochinakrieg 1954 die Schwäche dieser Strategie.
- Ebenso waren die USA auch im Koreakrieg nicht bereit, alle Mittel zum Erreichen ihrer Ziele einzusetzen.
- Darüber hinaus wurde auch anhand des 17. Juni 1953 sowie des Ungarn- Aufstandes 1956 offenkundig, dass die Politik des roll-back in Spannungszentren, nämlich dort, wo es sofort zu einer mittelbaren Konfrontation der beiden Supermächte gekommen wäre, trotz des nuklearen Übergewichts der USA nicht realisierbar war.
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung des militärstrategischen Konzepts der NATO im Kontext der amerikanischen Außenpolitik. Sie untersucht die Entstehung und Weiterentwicklung der NATO-Strategie, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Abschreckung und die Bedeutung nuklearer Waffen. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Phasen der NATO-Strategie, von der Doktrin der massiven Vergeltung bis hin zu den Herausforderungen der nuklearen Abrüstung.
- Die Ost-West-Polarisierung als Ausgangspunkt der NATO-Strategie
- Das Prinzip der Abschreckung und die Rolle nuklearer Waffen
- Die Entwicklung der NATO-Strategie von der massiven Vergeltung zur flexiblen Reaktion
- Die Verflechtung der NATO-Strategie mit der amerikanischen Außenpolitik
- Die Herausforderungen der nuklearen Abrüstung und die Zukunft der NATO
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung der NATO und ihre strategische Konzeption im Kontext der Ost-West-Polarisierung. Es wird die Bedeutung des Feindbilddenkens und des Prinzips der Abschreckung für die NATO-Strategie herausgestellt. Das Kapitel analysiert auch die Rolle der Vorneverteidigung und die Bedeutung des NATO-Nordatlantikvertrags.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Doktrin der massiven Vergeltung, die in den frühen 1950er Jahren zur ersten offiziellen NATO-Militärdoktrin erhoben wurde. Es wird die Entstehung dieser Doktrin im Kontext des amerikanischen Atomwaffenmonopols und der konventionellen Überlegenheit des Ostens erläutert. Das Kapitel analysiert auch die Kritik an der Doktrin der massiven Vergeltung und die Herausforderungen, die sich aus der Entwicklung des nuklearen Waffenarsenals der Sowjetunion ergaben.
Das dritte Kapitel untersucht die Entwicklung der NATO-Strategie nach der Doktrin der massiven Vergeltung. Es werden die verschiedenen Phasen der NATO-Strategie, von der flexiblen Reaktion bis hin zur nuklearen Abrüstung, analysiert. Das Kapitel beleuchtet auch die Verflechtung der NATO-Strategie mit der amerikanischen Außenpolitik und die Herausforderungen, die sich aus der Veränderung des internationalen Machtgefüges ergaben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die NATO-Strategie, die Abschreckung, die nukleare Abschreckung, die Doktrin der massiven Vergeltung, die flexible Reaktion, die nukleare Abrüstung, die amerikanische Außenpolitik, die Ost-West-Polarisierung, das Feindbilddenken, die Vorneverteidigung, der NATO-Nordatlantikvertrag, die konventionelle Überlegenheit, das nukleare Waffenarsenal, die zweite Schlagfähigkeit, die Irrationalität, der Indochinakrieg, der Koreakrieg, die Politik des roll-back.
- Quote paper
- Dr. Volker Brand (Author), 1987, Die Entwicklung des militärstrategischen Konzepts der NATO und ihre Verflechtung mit Grundzügen der amerikanischen Außenpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277840