Das keltische Königreich Noricum, welches sich nach einer Art Stammeszusammenschluss ca. 200 v. Chr. über große Teile des heutigen Österreichs, Bayerns und Sloweniens erstreckte, ist eines der ältesten staatähnlichen Gebilde, die für den Alpenraum bekannt sind. Jenes regnum noricum entwickelte sich zu einem bedeutenden Faktor auf der alteuropäischen Landkarte und knüpfte ein freundschaftliches Verhältnis zum Römischen Reich. Durch den Alpentransithandel intensivierten sich die Beziehungen im Laufe des ersten Jahrhunderts v. Chr., norisches Eisen wurde im ganzen Römischen Reich gehandelt. Um 49 v. Chr. stellte ein norischer König sogar Auxiliartruppen ab, um Caesar im Kampf gegen Pompeius zu unterstützen. So erfolgte eine Verquickung der Beziehungen auf wirtschaftlicher, militärischer wie auch auf kultureller Ebene – neben Rohstoffen und Gütern wurden Leitbilder und kulturelle Konzepte transferiert, was charakteristisch für zunehmende Kontakte zwischen Mittelmeerraum und Alpenbereich ist. Politische und militärische Entwicklungen erreichten eine neue Dimension, als durch römische Feldzüge die Ordnung im Alpenraum stark verändert wurde. Im Zuge der Eingliederung vieler Siedlungsräume und Stämme geriet auch das norische Königreich - möglicherweise im Zusammenhang mit dem Alpenfeldzug des Kaisers Augustus um 15 v. Chr. - in irgendeine Form von Abhängigkeit dem Römischen Reich gegenüber. Zwischen 15 v. Chr. und der claudischen Zeit wurde Noricum auch als römische Provinz konstituiert – allerdings stellt die exakte Einordnung eine Herausforderung dar, da diese tiefgreifenden Entwicklungen in den Quellen zwar Erwähnung finden, aber oftmals unterschiedlich oder ohne nötige Trennschärfe überliefert werden. Wie lassen sich die Veränderungen in der Macht- und Verwaltungsstruktur sinnvoll in den historischen Kontext einbetten? Wieso lässt sich diese Verwaltungsangelegenheit so schwer greifen? Gilt doch die Rechtsordnung der Römer, die Theodor Mommsen auf den Nenner Staatsrecht bringt , als große zivilisatorische Errungenschaft und maßgebliche Rechtsquelle, die vielfach aufgearbeitet wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen der Themenbearbeitung
- 2.1 Vorüberlegungen
- 2.2 Fragestellung und Aufbau der Arbeit
- 2.3 Untersuchungszeitraum
- 2.4 Quellenlage – Hindernisse und Möglichkeiten
- 2.5 Begrifflichkeiten
- 2.5.1 Noriker und Taurisker
- 2.5.2 Kontinuitäten und Entwicklungen
- 3. Provinz im Fokus
- 3.1 DIE römische Provinz?
- 3.2 [Begriffsbestimmung:] provincia
- 3.3 Grundlegende Möglichkeiten der Herrschaftsausübung in römischen Provinzen
- 4. Noricum wird Provinz - Annexion, Eroberung, Verwaltung und Herrschaft
- 4.1 Untersuchung der Quellen zur Okkupation und deren Interpretation
- 4.1.1 Epigraphik und Archäologie
- 4.1.2 Historiographische Quellen
- 4.1.3 Isolierte Thesen
- 4.2 Die eigentliche Einrichtung der Provinz
- 4.2.1 Augustus? Tiberius? Caligula?
- 4.2.2 Claudius?
- 4.3 Administration und Raumordnung
- 4.3.1 Verwaltung
- 4.3.2 Grenzen
- 4.1 Untersuchung der Quellen zur Okkupation und deren Interpretation
- 5. Zusammenfassung und Schlussbemerkung
- 6. Bibliographie
- 6.1 Literaturverzeichnis
- 6.2 Quellenverzeichnis
- 6.3 Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung des keltischen Königreichs Noricum zur römischen Provinz. Ziel ist es, die Entstehung und Etablierung der Provinz Noricum im Kontext der römischen Expansionspolitik im Alpenraum zu untersuchen. Dabei werden die verschiedenen Phasen der Entwicklung, von der Okkupation des Königreichs bis zur endgültigen Einrichtung der Provinz, anhand der verfügbaren Quellen analysiert.
- Die Rolle des norischen Königreichs im Alpenraum und seine Beziehungen zum Römischen Reich
- Die Annexion Noricums durch das Römische Reich und die Interpretation der Quellen
- Die Einrichtung der Provinz Noricum und die Frage nach der genauen Datierung
- Die Verwaltung und Raumordnung der Provinz Noricum
- Die Bedeutung der Provinz Noricum im Rahmen der römischen Herrschaft im Alpenraum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Provinzwerdung Noricums ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext der römischen Geschichte dar. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des norischen Königreichs und die Beziehungen zum Römischen Reich. Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Themenbearbeitung. Es werden die wichtigsten Quellen für die Untersuchung der Provinzwerdung Noricums vorgestellt und deren Bedeutung für die Arbeit erläutert. Die Quellenlage wird kritisch beleuchtet und die Herausforderungen der Quelleninterpretation aufgezeigt. Zudem werden wichtige Begrifflichkeiten, wie Noriker und Taurisker, sowie Kontinuitäten und Entwicklungen im Zusammenhang mit der Provinzwerdung Noricums definiert.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Begriff der römischen Provinz. Es werden verschiedene Aspekte der römischen Provinzverwaltung beleuchtet und die Möglichkeiten der Herrschaftsausübung in römischen Provinzen dargestellt.
Das vierte Kapitel untersucht die Annexion, Eroberung, Verwaltung und Herrschaft in der Provinz Noricum. Es werden die Quellen zur Okkupation des norischen Königreichs analysiert und deren Interpretation diskutiert. Die Einrichtung der Provinz Noricum wird detailliert betrachtet, wobei die Frage nach der genauen Datierung und den beteiligten römischen Kaisern im Vordergrund steht. Die Verwaltung und Raumordnung der Provinz Noricum werden anhand der verfügbaren Quellen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Noricum, römische Provinz, Annexion, Okkupation, Verwaltung, Raumordnung, Quelleninterpretation, Epigraphik, Archäologie, Historiographie, Augustus, Tiberius, Claudius, Kelten, Alpenraum, römische Expansionspolitik.
- Arbeit zitieren
- Bernhard Weidner (Autor:in), 2011, Raetien und Noricum. Zwei römische Provinzen an der Donau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277512
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