„Die alteuropäische Ökonomik erscheint unter modernen Gesichtspunkten als ein Komplex von Lehren, die der Ethik, der Soziologie, der Pädagogik, der Medizin, den verschiedene Techniken der Haus und Landwirtschaft angehören. Sie ist weder Volkswirtschafts- noch Betriebwirtschaftslehre, noch auch bloße Lehre von der Haushaltung oder Konsumtion.“
„Die Ökonomik als Lehre vom Oikos umfasst eben die Gesamtheit der menschlichen Beziehungen und Tätigkeiten im Hause.“
So formulierte der Historiker Otto Brunner in Anlehnung an alte griechische Ökonomiken von Gesellschaftsphilosophen wie Aristoteles oder Xenophon, eine Konzeption der Sozial- und Wirtschaftsstrukturen im Mittelalter. Mehrere seiner Begriffe und Modelle haben eine enorme Tragweite in der Geschichtswissenschaft erlangt und finden auch heute noch ihre Verwendung in wissenschaftlichen Abhandlungen oder als Diskussionsgegenstand.
Dies gilt auch für die Vorstellung vom ganzen Haus, in dem Brunner den Schlüsselbegriff zur Beschreibung der grundlegenden Einheiten vormoderner Gesellschaften sehen wollte. Ob dieses Konzept tatsächlich der historischen Praxis entspricht und die zentrale Gültigkeit hatte, welche Otto Brunner dafür beanspruchte und ob dieses Konzept auch heute noch bedenkenlos verwendbar ist, wird in dieser Arbeit zu untersuchen sein. Nicht zuletzt unter dem Aspekt, inwieweit Brunners Konzepte von Ideologien beeinflusst worden sind, wird seine Ausführung „Das ganze Haus und die alteuropäische Ökonomik“ betrachtet werden. Der Fokus wird hier bei auf das ganze Haus als soziales und wirtschaftliches Ordnungsmuster gelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Otto Brunner und das „ganze Haus“ - Zum Umgang mit einem Deutungsmodell mittelalterlicher Gesellschaftsordnung
- Das,,Ganze Haus“ und die alteuropäische Ökonomik
- Der Fall Otto Brunner – ein ideologisches Problem?
- Kritische Betrachtungsweisen
- Claudia Opitz
- Hans Derks
- Perspektiven
- Zusammenfassung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept des „ganzen Hauses“, welches Otto Brunner als Schlüsselbegriff zur Beschreibung der grundlegenden Einheiten vormoderner Gesellschaften vorschlug. Ziel ist es, die Gültigkeit dieses Modells zu untersuchen und seine möglichen ideologischen Einflüsse zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet dabei kritische Betrachtungsweisen und hinterfragt die Aktualität und Anwendbarkeit von Brunners Konzepten in der heutigen Zeit.
- Das Konzept des „ganzen Hauses“ bei Otto Brunner und seine Bedeutung für die mittelalterliche Gesellschaftsordnung.
- Der Vergleich zwischen der „alteuropäischen Ökonomik“ und der modernen Wirtschaft.
- Kritische Analyse der ideologischen Einflüsse auf Brunners Modell.
- Die Frage nach der Aktualität und Anwendbarkeit des Modells im 21. Jahrhundert.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Bedeutung des „ganzen Hauses“ als Modell für die mittelalterliche Gesellschaftsordnung. Sie stellt die zentralen Fragen der Arbeit dar.
- Im zweiten Kapitel wird das Konzept des „ganzen Hauses“ im Detail betrachtet, wobei Brunners Ausführungen zur „alteuropäischen Ökonomik“ und die Entwicklung des Begriffs „Wirtschaft“ im Kontext der vormodernen Gesellschaft beleuchtet werden.
- Kapitel 2.1 untersucht das „ganze Haus“ als soziales und wirtschaftliches Ordnungsmuster, wobei die Familie, der Betrieb und die Subsistenzwirtschaft im Vordergrund stehen.
- Kapitel 2.2 geht der Frage nach, ob Brunners Modell von ideologischen Einflüssen geprägt ist. Es wird untersucht, inwieweit seine Konzepte auf bestimmte Wertvorstellungen und politische Strömungen zurückzuführen sind.
- In Kapitel 2.3 werden verschiedene kritische Betrachtungsweisen zu Brunners Modell vorgestellt, wobei die Ansichten von Claudia Opitz und Hans Derks hervorgehoben werden.
- Kapitel 2.4 bietet verschiedene Perspektiven auf Brunners Konzept und untersucht seine Auswirkungen auf die historische Forschung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie „ganze Haus“, „alteuropäische Ökonomik“, „Subsistenzwirtschaft“, „Hausvater“, „familia“, „Herrschaft“ und „Ideologie“. Es wird untersucht, inwieweit Brunners Konzepte den Wandel der Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen im Mittelalter widerspiegeln und welche Bedeutung sie für die heutige Zeit haben.
- Citar trabajo
- Bernhard Weidner (Autor), 2009, Otto Brunner und das „ganze Haus“. Zum Umgang mit einem Deutungsmodell mittelalterlicher Gesellschaftsordnung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277495