„Mathematikunterricht im 3. Jahrgang: Schriftliche Addition, Lehrer Richter hat verschiedene Materialien vorbereitet, mit denen die Kinder arbeiten. Einige Schüler rechnen mit dem minicomputer von Papy und tragen die Ergebnisse in ihr Heft ein, andere Schüler haben sich den Abakus zur Hilfe genommen. Lehrer Richter selbst sitzt bei vier Schülern, erklärt ihnen in Ruhe den Algorithmus und hilft ihnen beim Lösen der Aufgaben. Auf dem Pult liegt ein Taschenrechner, an dem Schüler ihre Ergebnisse kontrollieren können.
Lehrer Richter sieht, daß den Schülern das Lernen Spaß macht. Nur wenn er an die Noten denkt, bekommt sein Gesicht sorgenvolle Falten. Ist die Arbeit am minicomputer höher einzustufen als die Arbeit mit dem Abakus? Sollen die Kinder bei der Klassenarbeit auch den Taschenrechner als Kontrollmittel benutzen?
Welche Anforderungen soll ich eigentlich als Lehrer stellen, wenn die vorgegebenen amtlichen Lehrpläne Rahmenpläne sind, aus denen ich auswählen muß?
Wenn ich verbindliche Vorgaben zugrunde lege, wie beurteile ich dann mögliche qualitative und quantitativ unterschiedliche Anforderungen an die Kinder?
Wenn ich die Grundanforderungen festgelegt habe, welche Note bekommt dann der Schüler, der sie erfüllt?
Oder verzichte ich aufgrund meines pädagogischen Freiraums ganz auf Noten?“(Preuß, 1994, S.15)
Dieses Beispiel zeigt das Tagesgeschäft eines Grundschullehrers im Fach Mathematik in einer dritten Klasse. Die Aufgabe des Lehrers ist es, den Schülern den Lehrstoff aus dem Lehrplan für dritte Klassen im Fach Mathematik zu vermitteln. Das ist aber nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, was auch die aufgeworfenen Fragen des Lehrers im Beispiel verdeutlichen. Aufgrund der hohen Heterogenität in Bezug auf Voraussetzungen der Schüler einer Grundschulklasse muss man sich klarmachen, ob man mit der Methodik, die man anwendet, auch alle Schüler in einem gewissen Maße ansprechen und mit in den Unterricht einbeziehen kann.
In Bezug auf die Anforderungen, die ein Lehrer an seine Schüler stellen kann, hat der Lehrer einen Freiraum, der nur durch oben genannte Rahmenpläne eingegrenzt wird: Er hat also die Qual der Wahl.
Die individuelle Förderung des Schülers soll gewährleistet sein, der Schüler soll sich selbst entfalten können und somit eigene Lernwege erschließen. Dies sollte durch den Unterricht gefördert werden und am Ende eines Halbjahres durch den Lehrer gerechtet bewertet werden (...)
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Leistungsbegriff in unterschiedlichen Zusammenhängen
2.1 Leistung im soziologischen Zusammenhang
2.2 Leistung als objektive Norm
2.3 Leistung in der Schule
2.4 Gütekriterien einer Messung
3. Funktionen der Notengebung
4. Verschiedene Darstellungen von Leistungsbeurteilungen
4.1 Das Normative Zeugnis
4.2 Das schöne Zeugnis
4.3 Das deskriptive Zeugnis
4.4 Das Zeugnis auf dem Weg zum verbalen Entwicklungsbericht
5. Kritische Hinterfragungen
6. Schluss
7. Quellenverzeichnis
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