Die Etymologie beschäftigt sich mit der Herkunft der Wörter und erforscht verwandte
Wörter und Wortbestandteile sowohl innerhalb einer bestimmten Sprache als auch
innerhalb verschiedener Sprachen und Dialekte. Auf diese Weise versucht man,
Wörter auf eine erste Wortform und eine erste Bedeutung, auf einen Entstehungsursprung
zurückzuführen.
Schaut man sich die Wörter `Bursche´ und `Börse´ der Gegenwartssprache an, so
würde man aufgrund ihrer lautlichen Merkmale kaum erkennen, dass diese Wörter
miteinander verwandt sind und einen gemeinsamen Entstehungsursprung aufweisen.
Dieser Ursprung liegt im mlat. `bursa´ in der Bedeutung `Leder, Lederbeutel´, abgeleitet
von der griechischen Form `byrsa´ `Tierfell, Leder´. Die mlat. Form gibt Anlass
zur Entstehung von `Börse 1´, `Börse 2´, Bursche und Burse mit ihren jeweils unte rschiedlichen
semantischen Bedeutungen.
Die Wörter mit semantisch drei bzw. vier Bedeutungen weisen eine lange, teilweise
holperige und sehr verdunkelte Entwicklung auf.
Doch wie und in welchen Sprachen und Dialekten findet die Entwicklung statt?
Die Aufgabe des Etymologen besteht bei seiner Erforschung darin, ungeklärte Scha tten
zu durchleuchten. Dabei fällt sowohl die lautliche als auch die semantische Entwicklung
in seinen zu untersuchenden Aufgabenbereich. Er begibt sich auf den Weg
der historischen Sprachwissenschaft und versucht, den Entwicklungsweg der Wörter
vom eigentlichen Ursprung ausgehend zu beschreiben.
Dabei muss er die Vorfrage klären, ob es sich beim zu erforschenden Wort um ein
Erbwort1 oder um ein Lehnwort2 handelt.
Dabei stellt er beispielsweise dar, an welcher Stelle sich Wörter auseinanderentwickelt
bzw. aufgespalten haben und inwieweit sich die Bedeutungen geändert haben
und aus einem ursprünglichen Wort mit einer Bedeutung ein Wort mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen entstanden ist. [...]
1 Als Erbwörter bezeichnet man Wörter, die schon immer im Sprachwortschatz vorhanden waren bzw. erwiesenermaßen
nicht entlehnt wurden. Erbwörter sind vor allem Zahlwörter (eins, zwei,...) und Verwandtschaftswörter
(Mutter, Vater...)
2 Das Lehnwort ist ein aus einer anderen Sprache übernommenes Wort, das aufgrund von Anpassung der Betonungs-,
Laut- und Wortbildungsgesetze der jeweiligen Sprache als solches nicht mehr erkannt wird (z.B. Mauer
aus lat. murus).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Börse₁
- `Bursche`
- Übergang von einem Kollektivum zu einem Individuativum
- Bezeichnungsübertragung für etwas Räumliches auf die dabei befindliche Person
- Genusveränderung aufgrund der Numerusfestlegung
- Lautliche Entwicklungen
- `Börse 2`
- These 1
- Zusammenhänge zwischen `Börse 1´ und `Börse 2´
- Verlagerung von einer Gruppenzugehörigkeitsbezeichnung zu einer Räumlichkeitsbezeichnung
- Zwei parallele semantische Bedeutungen der nnl. Form `beurs`
- These 2
- Die Änderung der semantischen Struktur und deren Folge
- Fremdwort oder Entlehnung?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die etymologische Entwicklung der Wörter „Bursche“ und „Börse“, um ihre gemeinsame Herkunft aus dem lateinischen Wort „bursa“ aufzuzeigen und deren unterschiedliche semantische Entwicklungen im Laufe der Sprachgeschichte zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich auf die lautlichen und semantischen Veränderungen der Wörter, die Begriffsveränderungen und die Frage, ob es sich um Lehnwörter oder Fremdwörter handelt.
- Verwandtschaft und gemeinsame Herkunft der Wörter „Bursche“ und „Börse“
- Lautliche und semantische Entwicklungen der Wörter
- Bedeutungswandel und Entwicklung neuer Bedeutungen
- Abgrenzung zwischen Lehnwörtern und Fremdwörtern
- Bedeutung der Homonymie und Polysemie in der Etymologie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit dar. Sie gibt eine kurze Einführung in die Etymologie und die Bedeutung des Forschungsgegenstandes.
- Börse₁: Dieses Kapitel beleuchtet die etymologische Entwicklung des Wortes „Börse“ in seiner ursprünglichen Bedeutung „Geldbeutel“ und verfolgt die sprachliche Entwicklung des Wortes vom Lateinischen über das Altfranzösische und Mittelniederländische bis zum Mittelhochdeutschen.
- `Bursche`: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des Wortes „Bursche“ aus dem ursprünglichen „Börse“ in seiner Bedeutung „Geldbeutel“. Es analysiert die semantischen Veränderungen und die lautlichen Entwicklungen, die zu der heutigen Bedeutung führten.
- `Börse 2`: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung der heutigen Bedeutung von „Börse“ als Ort des Geldhandels. Die Arbeit analysiert die Bedeutungsverschiebung von einer Gruppenzugehörigkeitsbezeichnung zu einer Räumlichkeitsbezeichnung und untersucht die parallele semantische Entwicklung des niederländischen Wortes „beurs“.
Schlüsselwörter
Etymologie, Wortgeschichte, Wortentwicklung, `Bursche`, `Börse`, Lautwandel, Semantik, Bedeutungswandel, Homonymie, Polysemie, Lehnwort, Fremdwort, mlat. `bursa`, afrz. `bourse`, mnl. `Borse/ Burse`, ahd. `bursa`, mhd. `burse`, fnhd. `burse/ borse`, nl. `beurs`.
- Quote paper
- Sabrina Prinzen (Author), 2003, Die etymologische Untersuchung von Bursche und Börse. Verschiedene Wörter - ein gemeinsamer Ursprung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27646