Immer wieder berichten Medien von Überfällen und Gewaltakten in der Öffentlichkeit. Obwohl oft eine Vielzahl von Passanten zu Zeugen solcher Taten wird, greifen die wenigsten dieser Menschen in die jeweilige Situation ein, um dem Opfer oder den Opfern zu helfen. So geschieht es auch am 11. Februar 2011 als sich der Maler- und Lackierermeister Marcel R. zusammen mit einem Kollegen auf dem Heimweg von der Arbeit befindet: In der Berliner U-Bahn-Station „Lichtenberg“ werden sie von vier Jugendlichen überfallen. Während sein Kollege fliehen kann, wird Marcel R. von den Tätern brutal zusammengeschlagen. Selbst als er am Boden liegt, treten die jungen Männer weiter auf ihn ein, bis er schließlich ins Koma fällt. Anschließend wird er von seinen Peinigern ausgeraubt. Das Video der Überwachungskamera des U-Bahnhofs dokumentiert dieses Szenario und zeigt darüber hinaus auch Passanten, die den Vorfall ignorieren. Lediglich ein Pärchen leistet Hilfe, indem es die Polizei ruft.
Damit half das Pärchen auf indirekte Weise: Bei dieser berichtenden Art der Hilfestellung teilt man einer anderen, qualifizierteren Person seine Beobachtungen mit und überträgt ihr so die Verantwortung. [...] Konträr zu dieser Form von Hilfeverhalten ist der direkte Weg: Dabei hilft man, indem man unmittelbar in die Situation eingreift. [...] Diese Art zu helfen, zeichnet sich dadurch aus, dass sie oftmals bestimmte Fähigkeiten, Wissen und körperliche Kraft voraussetzt und darüber hinaus ein gewisses Gefahrenpotential für den Helfer beinhalten kann (Darley & Latané, 1968).
Der zuvor geschilderte Fall von Marcel R. ist nur eins von vielen Beispielen, in denen Menschen zu Zeugen einer Straftat wurden und dennoch nicht einschritten. Dieses Verhaltensmuster ist sogar weitreichender als man zunächst denken könnte: Im Rahmen der sozialpsychologischen Forschung wurden viele Studien zu diesem Thema durchgeführt, die dazu dienten, das oben beschriebene Phänomen zu identifizieren und zu erklären. John M. Darley und Bibb Latané gelten als Pioniere auf diesem Gebiet und prägten durch ihre Untersuchungen den Begriff des „Bystander-Effekts“ (zu Deutsch: „Zuschauer-Effekt“).
Gegenstand dieser Hausarbeit ist der Hintergrund und die Entdeckung des Bystander-Effekts. Gründe, die dieses Phänomen verursachen, werden aufgeführt. Darüber hinaus wird auf Faktoren eingegangen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Effekts erhöhen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- 1. Einleitung
- 2. Der Bystander-Effekt
- 2.1 Geschichtlicher Hintergrund
- 2.2 Die Entdeckung des Bystander-Effekts
- 2.3 Gründe für das Auftreten des Bystander-Effekts
- 3. Beeinflussende Faktoren
- 3.1 Persönliche Einflussgrößen
- 3.2 Situative Einflussgrößen
- 4. Resumé
- 5. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Bystander-Effekt, einem sozialpsychologischen Phänomen, das beschreibt, warum Menschen in Notfällen weniger bereit sind zu helfen, wenn andere Personen anwesend sind. Die Arbeit analysiert die Ursachen des Bystander-Effekts, insbesondere die Verantwortungsdiffusion und die pluralistische Ignoranz. Darüber hinaus werden persönliche und situative Faktoren untersucht, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Bystander-Effekts beeinflussen. Die Arbeit zielt darauf ab, das Phänomen des Bystander-Effekts zu erklären und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um es in zukünftigen Situationen zu verhindern.
- Der Bystander-Effekt: Definition und Ursachen
- Geschichtlicher Hintergrund und die Entdeckung des Bystander-Effekts
- Persönliche und situative Einflussfaktoren auf das Hilfeverhalten
- Maßnahmen zur Vermeidung des Bystander-Effekts
- Praktische Implikationen des Bystander-Effekts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Bystander-Effekts ein und stellt den Fall von Marcel R. als Beispiel für das Phänomen vor. Es wird zwischen direkter und indirekter Hilfeleistung unterschieden und die Bedeutung des Bystander-Effekts für die Sozialpsychologie hervorgehoben.
Kapitel 2 beleuchtet den geschichtlichen Hintergrund des Bystander-Effekts, insbesondere den Fall von Kitty Genovese. Es werden die Studien von Darley und Latané (1968, 1970) vorgestellt, die den Begriff des Bystander-Effekts prägten und die Ursachen für das Phänomen untersuchten.
Kapitel 3 befasst sich mit den Einflussgrößen, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Bystander-Effekts beeinflussen. Es werden sowohl persönliche Faktoren (z.B. die Persönlichkeit des Individuums) als auch situative Faktoren (z.B. die Anzahl der anwesenden Personen) betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Bystander-Effekt, Hilfeverhalten, Verantwortungsdiffusion, pluralistische Ignoranz, persönliche Einflussfaktoren, situative Einflussfaktoren, Kitty Genovese, Darley & Latané, Sozialpsychologie.
- Arbeit zitieren
- Caren Hilger (Autor:in), 2011, Der Bystander-Effekt. Wie persönliche und situative Faktoren unser Hilfeverhalten beeinflussen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276450
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