« Je n´ai pas de souvenirs d´enfance. » Was impliziert Perec mit diesem Amnesiepostulat, das so gar nicht mit dem Titel «W ou le souvenir d´enfance» zu korrespondierenden scheint? Als sein eigener (Zeit-)zeuge, der als Kind jüdischer Herkunft die „Occupation“ Frankreichs und den Holocaust miterlebte, leistet der Autor kritische Distanzierungsarbeit und de- und rekonstruiert seine Kindheitserinnerungen im Prozess des Wiederfindens einer als Kind verfassten Geschichte fortwährend neu. Der sich zu Lebzeiten aktiv mit der Psychoanalyse auseinandersetzende Perec verfasst mit «W ou le souvenir d´enfance» eine Autobiographie und zugleich eine Autofiktion, als deren Erfinder Serge Dubrovsky gilt, in der die Stimmigkeit von Erinnerung bewusst anhand historischer Situationen, Erinnerungsfähigkeit und verfügbaren Quellen problematisiert wird. Die Autofiktion „[…]als eine spezifisch neumoderne Form autobiographischen Schreibens[…]“ ist ein Texttyp mit verschiedenen Konjunkturzyklen, der nach einer Phase schlechter Reputation in den 1050er Jahren eine „Renaisance“ ab ca. 1980 erlebte. Das Einsetzen multipler „Ich“-Stimmen, deren Erinnerungen durchaus täuschen können sowie der diskontinuierliche Textverlauf lassen in Perecs Werk einen veritablen Interpretationsraum zwischen Fakt und Fiktion, Erinnerung und Fantasie sowie Traum und Wirklichkeit entstehen. Es werden dazu drei erkenntnisleitende Fragen untersucht: 1) Perec- Autobiograph und Shoah Autor? 2) W ou le souvenir d´enfance: zufällgger ode rgearbeiteter Text? 3) Psychoanalyse und Anamnese- Erinnerung oder Fiktion?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Georges Perec- Autobiograph und Shoah Autor?
- W ou le souvenir d'enfance- zufälliger oder gearbeiteter Text?
- Genese und Struktur
- Die Vervielfältigung erzählerischer Identitätsmasken
- Die Bedeutung der erzählerischen ,,silence“
- Psychoanalyse und Anamnese- Erinnerung oder Fiktion?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Werk "W ou le souvenir d'enfance" von Georges Perec und untersucht die komplexe Beziehung zwischen Autobiographie und Autofiktion in diesem Text. Die Arbeit analysiert die Genese und Struktur des Werks, die Rolle der erzählerischen Identitätsmasken und die Bedeutung der "silence" im Kontext von Perecs Kindheits- und Kriegszeit. Darüber hinaus werden die Aspekte von Psychoanalyse und Anamnese im Hinblick auf die Verlässlichkeit der Erinnerungen und die Frage der Fiktion beleuchtet.
- Die Verbindung von Autobiographie und Autofiktion in "W ou le souvenir d'enfance"
- Die Genese und Struktur des Werks
- Die Rolle der erzählerischen Identitätsmasken
- Die Bedeutung der "silence" im Kontext von Perecs Kindheits- und Kriegszeit
- Psychoanalyse und Anamnese als Mittel der Erinnerungsfindung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die zentrale Frage nach der Ambivalenz des Titels "W ou le souvenir d'enfance" in Bezug auf Perecs Amnesiepostulat. Die Arbeit untersucht, wie Perec als Zeitzeuge des Holocausts seine Kindheitserinnerungen de- und rekonstruiert. Der Bezug auf die Autofiktion und die vielschichtigen "Ich"-Stimmen werden als zentrale Elemente von Perecs Werk hervorgehoben.
Georges Perec- Autobiograph und Shoah Autor?
Dieses Kapitel beleuchtet Perecs Lebenslauf und seinen schriftstellerischen Werdegang, mit besonderem Fokus auf seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Es wird auf den Verlust seiner Eltern im Kontext des Holocausts und Perecs Umgang mit dieser traumatischen Vergangenheit eingegangen. Die Arbeit zeigt auf, wie Perecs Kindheit geprägt von Krieg und Verlust war und diese Erfahrungen in seinem Werk Niederschlag finden.
W ou le souvenir d'enfance- zufälliger oder gearbeiteter Text?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Genese und Struktur von "W ou le souvenir d'enfance". Es werden die verschiedenen Ebenen der Erzählung, die Rolle der "Identitätsmasken" und die Bedeutung der "silence" in Perecs Werk untersucht. Der Fokus liegt auf der Frage, ob die Erzählung zufällig oder bewusst konstruiert ist.
Psychoanalyse und Anamnese- Erinnerung oder Fiktion?
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Psychoanalyse und Anamnese in Perecs Werk. Es werden die Identitätskrise und die Gedächtnisstörung des Autors sowie die ambivalente Funktion von Erinnerung analysiert. Es geht um die Frage, inwieweit die Erinnerungen in "W ou le souvenir d'enfance" authentisch sind oder fiktional konstruiert wurden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Autobiographie, Autofiktion, Georges Perec, W ou le souvenir d'enfance, Shoah, Erinnerung, Gedächtnis, Identitätsmasken, "silence", Psychoanalyse, Anamnese, Krieg, Verlust.
- Quote paper
- Laura Baier (Author), 2014, "W ou le souvenir d´enfance" von Georges Perec. Eine Textanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276233